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DaS ist verdächtig! meinte der Advokat deS Herrn Dick.

Es beweist Nichts! sagte ruhig Paul Noland, der seinen ganzen Schaissinu ent­wickelte. Franz Wiemann hat dem Freunde den Rest des Geldes übergeben wollen, da er wegen der Aufbewahrung besorgt ge­wesen.

Dem Fälscher mußte daran liegen, daß der junge Mann verschwinde.

Nein, ihm liegt Alles daran, daß er erscheine. Sein Verschwinden ist das Werk des Zufalls.

Der Rechtsanwalt des Kassiers erließ in den öffentlichen Blättern gleichfalls eine Bekanntmachung, wonach dem, der über Anselm Diek Nachricht bringe, eine Summe von tausend Thalern zugesichert würde. Aber weder bei der Familie noch bei dem Rechtsanwalt liefen Nachrichten ein. Der Prozeß war verwickelt, und deßhalb stand das Ende in weiter Aussicht.

Um diese Zeit saß Gertrud eines Tages allein in ihrem Zimmer; sie war emsig an einer feinen Stickerei beschäftigt, denn sie mußte nun allein für sich und ihr Kind sorgen. Maria» das blühende, blonde Mädchen, der Liebling des eingekerkerten Vaters, spielte singend mit ihrer Puppe. Dieselbe Sauberkeit, die wir bei dem ersten Besuche hier wahrgenommen, finden wir noch vor. Nichts hatte sich verändert, selbst Gertrud war dieselbe geblieben. Ruhig und ernst lag sie der Arbeit ob; kalt und streng überwachte sie das Kind. Ihr Ge­sicht war ein wenig blaß geworden, aber diese Blässe erhöhte ihre Schönheit.

Da ward die Klingel gezogen. Gertrud ging hinaus und öffnete die Thür des Vorsaales. Paul Roland, der Advokat, trat ein.

Ich bitte Sie in Geschäftrangelegen- heiten um eine Unterredung, Madame, sagte er sehr artig; wenn Sie mir jetzt eine Viertelstunde widmen können. . .

Gertrud führte den Besuch in das Zimmer.

(Fortsetzung folgt.)

Reutlingen, 6. Juli. (Land« w i r t h s ch a st l i ch e s). Das Auftreten der Blutlaus ist Heuer in vielen Gemein­den stark vorhanden. Bei genauer Untersuch­ung findet man Aepfelbäume davon befallen, wo früher noch keine Spur war, und ist es im Interesse der Obstkaumbesitzer vom höchsten Werth, ihre Apfelbäume genau zu untersuchen. Die Blutlaus ist eine Rin­denlaus, d. h. man findet sie bloß auf der Rinde der Baumstämme und Neste, und zwar nur an den Apfelbäumen und in der Regel, wo der Baum Narben von ab- geschnittenen Aesten oder Zweigen hat, in Riffen der Bäume, oder auch an Narben von Hagelschlag. Endlich sitzt die Blutlaus auch an den Zweigen, und zwar meist an den inner», den Wasserschossen, oder aber auch auf der untern Seite, in langen Linien der äußeren Zweige, die eine etwas wind­stille, geschützt Stelle einnehmen.

Die Blutlaus ist, wenn man unter dem Baum steht, gar leicht zu entdecken durch den weißen baumwollartigen Flaum, den

sie ausschwitzt, unter dessen Schutz sie ihre, verderbliche Thätigkeit ausführt. Dl^ dieselbe meistens nur auf der untern Seite der Zweige sitzt, so findet man bald das Vorhandensein dieses, dem Apfelbaum schäd­lichsten Insekts. Dieselbe ist winzig klein, I'/r2 Millimeter lang; aber sie schadet in ungeheurer Vermehrung durch die große Masse, die sich unter günstigen Witterungs­verhältnissen entwickelt. Die Blutläuse, wie alle Pflanzenläuse, legen den Sommer über keine Eier, sondern bringen lebendige Junge zur Welt. In 12 14 Tagen, nach der vierten Häutung, ist sie ausge­wachsen und sortpflanzungsfähig und bringt dann innerhalb 45 Tagen 4050 leben­dige Junge, und zwar lauter Weibchen, zur Welt. Erst im Herbst erscheinen Männ­chen, und dann werden Eier gelegt, die in den Ritzen der Baumstämme oder Aeste den Winter bleiben. Nehmen wir nun an, aus einem Ei sei eine Blutlaus ausge- schlüpft, diese ist in 14 Tagen foripflanz« ungsfähig, und bringe dann etwa 50, wir wollen aber nur sagen 30 Junge, die lauter Weibchen sind, zur Welt. In 14 Tagen sind diese wieder sortpflanzungsfähig und bringen diese jede wieder 30 Junge, also 900. In 14 Tagen bringen diese 900 wieder Junge je 30, macht zusammen 27,000, nach 14 Tagen sind aus dieser Zahl, 30mal vermehrt 810,000 Insekten und noch einmal nach 14 Tagen 30- mal mehr, macht über 24 Millionen aus einer einzigen Stammmutter, in einer Zeit von etwa 10 Wochen.

Diese nähren sich bloß vom Saft der Apfelbäume, indem sie mit ihrem hornar­tigen Schnabel, der beinahe so lang als das Insekt ist, die Rinde durchbohren, dann ihre Saugborsten in die Bast und Splint­schichte einsetzen und dem Baum den Saft entziehe». Tausende von Apfelbäumen in der Normandie, im Rheingau sind schon zum Opfer durch dieses schädliche Insekt gefallen, auch bei uns in Württemberg mußte schon mancher Apfelbaum in Folge dieses Insekts gefällt werden.

Mitte Sommers wird ein Theil der Blutläuse beflügelt, diese schwärmen dann aus und es ist kein Apfelbaum, in dessen Nähe bis zu einer halben Stunde Ent­fernung Blutläuse sind, davor sicher, daß er nicht von denselben befallen wird. Deß­halb, wo diese schädlichen Insekten auf- treten, ist für jeden Baumbesitzer die Gefahr vorhanden, daß auch seine Apfelbäume heimgesucht werden.

Fleißige Beobachtung der Obstbäume ist deßhalb geboten, und wo man die weißen Flocken am Stamm, den Aesten oder Zweigen sieht, säume man nicht, diese schädlichen Insekten zu zerstören. Das Zerreiben mit einer steifen Lodenbürste ist in vielen Fällen genügend, und bilden sich dabei bräunlich rolhe Flecken, daher der Name Blutlaus". In zweiter Linie ist eine sehr schnell und für die Insekten tödtlich wirkende, dem Baum aber nicht schadende Baumsalbe zu empfehlen, wozu das Recept in den Apotheken, namentlich bei Herrn Apotheker Kachel niedergelegt ist.

(Schm. Krztg.)

Einfluß der Kuhmilch aus schwache Mägen. Einem ehemaligen Apotheker begegnete während seiner neun­jährigen Praxis als solcher öfter die Klage, daß Kuhmilch von schwachen Mägen nicht gut ertragen werde. Er beseitigte dieses Uebel bei seiner Person im eintretcnden Falle dadurch, daß er vor oder nach dem Genuß von Milch etwas Brod mit Salz genoß. Mögen Magenleidende hiernach eine Probe machen.

Einem amtlichen Ausweise zufolge starben während des vorigen Jahres in London 77 Personenaus Mangel und Entbeh­rung", d. h. an Hunger, lieber die Hälfte dieser Unglücklichen gehörte dem weiblichen Geschlechts an, und im Allgemeinen läßt sich sagen, daß die Mehrzahl der Fälle entweder im zarten Kindes- oder im hohen Greisenalter vorkam. Wie Viele aber wohl aus Mangel zu Grunde gingen, ohne daß die Behörden darum wußten!

(Die chinesische Mauer). Die Groß­artigkeit dieses Riesenwerkes überlrifft alles, was die alte und neue Zeit in der Bau­kunst auszuweisen Hot. Die egyptischen Pyramiden, die große.,römische Wasserleitun­gen, unsere Brücken und Eisenbahntunnels sind nichts dagegen. Ein amerikanischer Ingenieur, Undank (dem Namen nach ein Deutscher), der in China den Bau einer Eisenbahn leitet, hat die große Mauer näher untersucht und gibt davon folgende Be­schreibung : Sie ist 360 d. Meilen lang, 18 Fuß hoch und oben 15 Fuß breit. Das Fundament besteht durchweg aus solidem Granit, das übrige aus festem Mauerwerk. In Zwischenräumen von 2300 Schritten befinden sich feste, 2530 Fuß hohe und 24 Fuß im Geviert messende Thürme. Oben auf der Mauer befinden sich auf beiden Seiten Brustwehren, so daß die. Vertheidiger von einem Thurm zum andern gehen können, ohne dem Anblick der Feinde ausaesetzt zu sein. Die Mauer ist ohne Rücksicht auf das Terrain über Berge, Thäler und Ebenen oft an 1000 Fuß tiefen Abgründen vorüber ousgesührt, Bäche und kleinere Flüsse sind überbrückt, große Ströme an beiden Ufern mit starken Tkürmen flankirt. Die Mauer wurde etwa 200 Jahre vor Ehr. Geburt gegen die Einfälle der Tortaren gebaut. Die Zeit, welche die Ausführung dieses kolossalen Werkes in Anspruch nabm, und die Kosten, die es verursachte, entziehen sich jeder menschlichen Berechnung. Jeden­falls müssen viele Mill. Menschen dabei thätig gewesen sein.

Ein Gast machte einem Wirthe Vor­würfe über seine Getränke.Es ist zu viel Wasser in diesem Wein", bemerkte er. Im Gegentheil", sagte ein Anderer,es ist zu wenig Wein in diesem Wasser."

Frankfurter Courfc vom 8. Juli

Geldsorten. »k 20-Frankenstücke.16

Englische Souvereigns Ruß. Imperiales . . Holland. 10 fl.-Stück. Dukaten . . . . . Dollars in Gold . .

20

16

9

4

1879 .

-z.

19-20

36-41

6974

5963

18-2.1

Äedaktiön, Druck und Verlag von Ä a t. Dkeeh in Reuenbürg.