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17 Stunden auf den Marsch und 4 Stunden auf die Erholung verwendet wurden.

Der Pforz. Beob. schreibt: Verschiedene unliebsame Vorkommnisse veranlassen uns, noch besonders, darauf aufmerksam zu machen, daß der Raum, auf welchem der sog. würit. Babnhof stand, von der Außen­seite vollständig abgesperrt ist, daß die Billete für die würtlembergischen Strecken an den badischen Billetschaltern zu haben sind und der Ausgang nach dem Perron durch die Wartesäle und Restauration statt- sindet. Ebenso machen wir darauf auf­merksam, daß während früher die württem- dergischen Züge, besonders nach Wildbad, mitunter eine Viertelstunde nach der fest­gesetzten Zeit abgingen, dieselben jetzt auf die Minute abfahren. Da nun die würt- tembergische Bahnzeit nach hiesigen Uhren um etliche Minuten früher eintritt als die badische, so werden Reisende gut thun, etwas vor der gewohnten Zeit die Billete zu lösen. Ob aber die peinliche Genauig­keit der Abfahrt, die besonders Paffagieren, die mit andern hie und da verspäteten Zügen ankommen und sich vielleicht hier noch Billete lösen müssen, gerade noth- wendig ist, oder ob nicht ein Paar Mi­nuten auf der Fahrt einzubringen wären, ist eine andere Frage, die wir nicht beant­worten können.

Am 19. Juli findet eine ringförmige Sonnenfin sterniß statt, welche aus der Erde überhaupt um 6 Uhr 47 Min. Morgens beginnt und 12 Uhr 35 Min. endigt. Es wird jedoch nur im südlichen Deutschlano ein sehr kleiner Theil der Sonne verfinstert erscheinen.

Württemberg.

Das Regierungsblatt Nr. 16 vom 7. Juli enthält eine Verfügung des Ministe- riums des Innern, betr. die Wanderlager Und eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, betr. die Erlassung besonderer Vorschriften für die Beschäftigung jugend­licher Arbeiter in Spinnereien.

Nach einer Bekanntmachung des König!, evangel. Consistoriums sind zufolge abge­hobener Prüfung zu Versetzung von Schul­diensten u. A. für befähigt erklärt worden: A. I. Bauser, Schulamtsverweser in Mundelsheim (früher Unterlehrer in Feld rennach); Val. Bürk, Unter­lehrer in Herren alb.

Stuttgart, 9. Juli. Unsere Feuer­wehr hat wieder ein Vertrauensvotum ersten Ranges erbalten, man hatte als Stistungs- kapital für Verunglückte und Hinterbliebene auf eine Summe von acht- bis zehntausend Mark gezählt. Heute ist bereits die Summe von mehr als 23000-zlL erreicht und noch ist der letzte der Geber nicht dagewesen.

Stuttgart, 10. Juli. Gestern Abend wurde in Gablenberg ein Mann verhaftet, welcher 2 Schweine für 140«U gekauft und mit falschen 100 Markscheinen ausbezahlt halte. Derselbe hat nämlich als Pflasterer hier gearbeitet und in einem Laden 4 werlhlose Scheine für 20 gekauft, um mit denselben sein Brod leichter verdienen zu können. Derselbe sieht nun seiner Strafe entgegen. Derartige Scheine findet man gewöhnlich bei gewerbsmäßigen Glücksspie- lern. Dieselben zeigen auf der Vorderseite das Gepräge eines blauen 100 Markschei­

nes und auf der Rückseite ein Monats« und Tagsverzeichniß.

Der Württembergische Gartenbauverein hat das Programm zur Herbstausstellung im Kursaale zu Cannstatt ausgegeben. Danach veranstaltet der Verein im Sep tember d. I. in Verbindung mit dem land wirthschaftlichen Hauptseste unter Beihilfe der K. Centralstelle für die Landwirthschaft eine Ausstellung von: Pflanzen, insbeson­dere Neuheiten, Culturpflanzen, Blatt- und Dekorationspflanzen, blühenden Pflanzen; abgeschnittenen Blumen und Bindereien; Tafelsrüchten, Taseltrauben rc.; Obstform­bäumen und -Hochstämmen; Gemüsen und Speisekartoffeln, mit Berücksichtigung neuer Züchtungen; gartenwirthschaftlichen Sä­mereien und Gartengerähen. Dxr Kursaal in Cannstatt wird einen Anbau mit Oberlicht zur Ausstellung der Pflanzen erhalten. Die Ausstellung wird am Donnerstag den 25. September Nachmittags 2 Uhr eröffnet und am Montag den 29. September Abends 6 Uhr geschloffen. Die ausgestellten Gegenstände werden der Beurtheilung eines Preisgerichts unterworfen, welches aus 12 Sachverständigen gebildet wird. Die Prä- miirung ausgezeichneter Ausstellungsgegen­stände geschieht mittelst Diplomen in drei Abstufungen.

Reutlingen, 2.Juli. DieSchwarz­wälder Kreiszeitung" macht auf einen Auf­satz des Reichstagsabgeordneten Grote im 19. Hefte der Sammlung wissenschaftlicher und kritischer Schriften aus dem Gebiet der Lolkswirthschaft und Technologie auf­merksam, in welchem sich derselbe über die Reutlinger Webschule folgendermaßen aus­spricht:Die Reutlinger Webschule strebt nach Ertheilung umfassender Kenntnisse und beansprucht eine Schulzeit von 23 Jahre». Alle Einrichtungen sind vorzüglich bemessen und geboten. Ich erkläre offen, daß ich die Reutlinger Webschule in ihrem Pro­gramm für die vollkommenste in Deutschland erachte. Die bedeutende Frequenz der An­stalt beweist auch, daß sie ihrer Aufgabe gerecht wird."

Kißlegg, 5. Juli. Heute Vormittag wollte, demO.A." zofolge, hier ein Metzger in seinem Metzgerladen vergiftete Wurst- waaren zur Vertilgung der Ratten legen. Er wurde daran durch einen Käufer gestört. Er stellte das dazu verwendete Gift so lange bei Seite. Von dem Metzger un­bemerkt, kam unterdessen sein etwa dreijäh­riger Knabe hinein, erwischte das Giftfläsch chen und trank davon. Trotz schnellster beigeholter ärztlicher Hilfe war das Kind nach einer halben Stunde eine Leiche. Man ksnn sich die Verzweiflung der Eltern denken. . . ^ (N. T.)

U l m , 7. Juli. Der kürzlich in Phila­delphia verstorbene Konsul Kiderlen (geb. Ulmer)i hat dem dortigen Deutschen Hospital 68,000. Dollars für wohlthätige Zwecke und zur Unterstützung Deutscher vermacht, welch' edle Handlung dem Verblichenen rühmend. anzuerkennen ist.

Eine Corresp. des N. Tagbl. will nicht unterlassen, Durchreisende, die in Mühl­acker öfters Aufenthalt haben, auf die herr­liche Obst- und Blumengärtnerei des dor­tigen Mühlenbesitzers Bauer aufmerksam zu machen, die vor einigen Jahren von

Herrn Gaucher aus Cannstatt eingerichtet wurde. Der Besitzer ist so freundlich allen Fremden Zutritt zu gestalten, was gewiß Manchem, der langweilige Anschlußzeit ab> warten muß, angenehm sein wird.

Oesterreich.

Karlsbad, 5. Juli. Bei einer Spazierfahrt, welche in zweispännigem Miethwagen am Montag zwischen Karlsbad und Gießhübel die Fürstin Metternich- Winneburg, zwei andere Damen und Graf Octavio Kinsky unternahmen, scheuten die Pferde plötzlich und jagten einem jähen Abgrund zu. Sie zu Hallen war unmöglich, und in wenigen Augenblicken lag das Fuhrwerk total zertrümmert in der Tiefe; die Pferde, wie leider auch der eine der zwei Kutscher, der noch im letzten Augen- blick die Stränge lösen wollte, lag todt bei den Trümmern. Im letzten gräßlichsten Augenblicke gelang es den Insassen des Wagens und dem Kutscher, welcher fuhr, demselben zu entspringen und so sich vom sichern Tod zu retten. Der letzterwähnte Kutscher ist trotzdem schwer verletzt.

Miszellen.

Berliner Schlagfertigkeit. Eine Berlinerin verlangt in einem Bäcker­laden einDreigroschenbrod". Da ihr das verabreichte zu dünn und leicht vorkommt, fragte sie:Ist denn dat wirklich een Dreijrofchenbrod?"Wenn's ihr nicht recht ist" , meinte trocken der Bäcker,so lasse Sie's liegen".I, Er verkneeteter Teig-Affe", schreit die Beleidigte,besiehe Er doch seine Knirpsbrode mit Wasser, dat se wachsen, und laß Er seinen Schafskopp mit inbacken, dat se je Jewicht kriegen!"

(Fleisch mürbe zu machen.) Das Fleisch von alten oder zu frisch geschlachteten Thie- ren verliert nur selten durch Kochen seine Zähigkeit, wird fast nie mürbe. Es läßt sich aber doch mürbe machen. wenn man es gründlich auswässert und Abends zuvor, ehe es gebraucht werden soll, über Nacht an eiiien warmen Ort, etwa in einen halb ausgekühlten, lauwarmen Brat- oder Back­ofen legt. Kocht man sodann am andern Tage das Fleisch bei einem guten Feuer und setzt es zeitig bei, so kann man zu Mittag auf ein gutes, mürbes Stück Fleisch rechnen.

(Ueber das Klopfen des Fleisches.) Ochsen-, Kalb- und Hammelfleisch, sowie Zunge muß vor dem Gebrauch mittelst eines Fleischklopfers (Klopfholz) gut ge­klopft werden, jedoch nicht so stark, daß es zerreißt oder die ursprüngliche Form wesentlich verändert. Das Klopsen bewirkt, daß der rohe Fleischsaft, welcher gern die Fleischmuskelnverläßt, um, Cannäle bildend, abzufließen, soviel als möglich zurückgedrängt wird. resp. in die bereits entleerten Zellen theilweise zurückweicht; dadurch wird das Fleisch zarter und schmackhafter.

Ein Pfarrer fragte einen Bauernknaben beim Religions-Unterrichte:Was hast du mit deinen Sünden verdient?"Ach", ant­wortete dieser,ich verlange gar nichts dafür"..

_ Kiezu eine Aeikage. _.

Redaktion, Druck und Vertag von Z ak. Meeh in Neuenbürg.