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wühle der Danquicr, der ihm Tausende überleben haben würde.
Gertrud erzählte kurz, was sie von der Sache wugie, und forderte, dah man in ihrem Beisein Anselm Diek fragen solle, der gestern Nachmittag unzweifelhaft ihren Mann in der Absicht gesucht habe, das Geld in Empfang zu nehmen.
— Anselm hat Ihren Mann gesucht? fragte Herr Roland noch einmal.
— Ja.
Wann?
— Gestern Nachmittag vier Uhr.
— Wo?
— In unserer Wohnung.
— Und Franz?
— Machte eben seinen gewöhnlichen Spaziergang. Herr Anselm äußerte, er würde ven Freund diesen Morgen in dem Comptoir sprechen.
In diesem Augenblicke trat Herr Diek, der Vater ein. Der sonst so heitere Mann war ängstlich bewegt.
Ich habe Ihren Brief diesen Morgen erhalten, sagte er. Mein Gott, was ist das für eine traurige Geschichte! Der eigene Kassier Kat unsere Unterschriften gefälscht. Sehen wir nach, ob nicht noch andere Betrügereien verübt sind.
Die Kasse ist in Ordnung; es fehlt nichts. Ein Glück, daß ich den Banquicr gestern gesprochen habe, der des Wechsels und der ihm verdächtig scheinenden Unterschrift erwähnte. Ich lieh mir das Papier vorlegen, von dem ich nichts muhte, und das Falsum war sofort entdeckt. Der Kassier ist bereits verhaftet; auch hat man den größten Theil des Geldes in seiner Tasche vorgefunden — dreihundert Thaler hat er bereits zu seinem Bortheile verwendet.
— Wer ist diese junge Dame? fragte Herr Diek.
— Die Gattin des FalsariuS, antwortete Herr Noland. Sie behauptet, dah ihr Mann das Papier von Ihrem Sohne erhalten und aus Gefälligkeit verwerthel habe.
— Von meinem Anselm?
-- Ja, mein Herr! rief Gertrud. Und ich fordere, daß man ihn sofort befrage.
Herr Diek stand auf und flüsterte seinem Eompagnon in das Ohr:
— Anselm ist seil vorgestern nicht gesehen worden. Sein Ausbleiben beunruhigt mich.
Roland sagte kalt und kurz zu der jungen Frau:
— Man wird den jungen Herrn Diek befragen, verlassen Sie sich darauf. Also gestern Nachmittag vier Uhr war er in Ihrer Wohnung?
— Ja, mein Herr.
— Die Untersuchungsdehörde wird Sie benachrichtigen lassen.
— Mit diesen Worten war Gertrud entlasten. Kaum hatte sie sich entfernt, als Roland fragte:
- Ihr Anselm ist seit vorgestern nicht zu Hause gewesen?
— Nein.
— Diese Frau sagte, sie habe ihn gestern bei sich gesehen. Bergesten wir das nicht. Mir scheint, es können diese Worte von Wichtigkeit für uns werden. Daß jene Frau daraus besteht, Ihren Sohn zu de. frage» . . . die Sache kommt mir verdächtig
vor. Nun, wir werden bald Ausschluß erhalten, die Behörde ist bereits tbülig. Franz, der mir Donk schuldet, dat mich schmählich betrogen. Ich habe Sie, mein lieber Freund, rufen lasten, weit ich heute zum ersten Male Ihrer Thäligkeit bedarf. Es ist, nach dem Betrüge, eine genaue Geschäftsrevision nöthig. Helfen Sie, arbeiten Sie diesen Morgen mit mir.
Während die beiden Compagnons mit der Revision beginnen, begleiten mir Gertrud, die Herr Roland mit der trostlosen Aussicht auf eine Benachrichtigung seitens der Untersuchungsdehörde entlasten hatte.
II.
Die Gattin des verhafteten Kassiers ging zuerst nach ihrer Wohnung zurück. Ihr Gesicht war kalt und unbeweglich, nichts verrielb den erschütternden Schlag/ der sie getroste» halte. Es stand nicht allein die Quelle auf dem Spiele, aus der ihre Subsistenzmittel geflossen, sondern auch die Ehre des Mannes, an den sie für die Zeit ihres Lebens gefesselt war. Jede andere Frau, vorzüglich wenn sie ven Galten liebte, würde selbst in dem Falle niedergebeugt gewesen sein, daß der Auge- klagte unschuldig im Gefängnisse schmacblete. Gertrud betrat ruhig das kleine freundliche Zimmer und wollte sich auskleiden, um der Wirthschaft obzuliegen, als ein Bote erschien, der sie zu Fra», in das Gesängniß beschied.
— Ich werde kommen, gab Sie kalt zur Antwort.
Sie untersuchte ihre Koste, die nahe an hundert Thaler enthielt, dann ging sie. Welch ein schwerer Gang für eine junge Frau, der zum Gefängnisse des Gotten! Gertrud ging ruhig nach dem Poiizeige- bäude und ließ sich ruhig von dem Schließer in das Gesängniß führen, das zur Untersuchungshaft bestimmt war. Franz befand sich in einem Saale zwischen angeklaglen Verbrechern mancherlei Art. Entsetzliche Gesichter bewegten sich in diesem dunstigen Raume. Diebe, Vagabunden, Betrüger, vielleicht auch Mörder waren hier beisammen. Wie nahm sich die schlichte, anständige Gestalt des Kassiers in einer solche» Umgebung aus! Jedes Glied dieser Ge sellschast, die einige dreißig Personen stark war, unterhielt sich je nach seinem Character. Einige führten heitere Gespräche, andere saßen sinnend auf ihrem Lager. wieder andere gingen schweigend auf und nieder. Jeder der Köpfe war eine Studie tür den Physiologen. Gertrud trat durch die Thür in einen Raum, den ein hohes Eisengitter von dem Saale schied. Die ganze Welt der Verbrecher lag vor ihr. Mehrere Ge. statten, schmutzig und gemein, näherten sich neugierig dem Gitter, als sie die junge Frau erblickten. Der Schließer ries laut! den Namen des Kassiers, Franz erschien.! Bewegt streckte, er beide Hände dprch dies Eisenstäbe und drückte innig die seiner! Gattin.
Gertrud, Gertrud, hättest du doch meine Marie mitgedrachi! rief er schluchzend. Ich bedarf des Trostes in dieser schreck! chen Umgebung. Ach. verzeihe mir, daß ich Dich an diesen Ort bescheiden mnßle. der uns Beide» ewig hätte fremd bleiben sollen
Die Hände der jungen Frau zitterten heftig.
— Franz, fragte sie, was hast du mir zu sagen?
— Nicht viel, denn du darfst nur einige Minute» bleiben, und was ich dir sage, muß der Schließer hören. Gehe zu H-rrn Roland.
— Ich bin schon dort gewesen; er weiß Alles. Die Behörde würde mich benachrichtigen, sagte er.
— Gehe zu Herrn Diek! fuhr Franz dringend fort.
— Er befand sich bei Herrn Roland, als ich in dem Comptoir war. Der Mann verschmähte es, sich in das Gespräch zu mischen. Man will Anselm fragen, sobald er kommt. Und wenn er nun leugnet? sagte Gertrud. Wenn er die Sache nicht auf sich nehmen will?
Franz ward noch bleicher, als er bereits war.
— Ich bedarf eines Rechtsanwalts! murmelte er. Meine Verlheivigung muß in geschickte Hände gelegt werben, sonst bin ich verloren. Der Schlag ist. wie mir scheint, vordereitel. Großer Gott, wen habe ich Venn veieivigl? Soll ich einem Begünstigten weichen — warum hat man mich entlassen?
Der arme Mann bedeckte sein bleiches Gesicht mit beide» Händen. Sein ganzer Körper bebte wie im Krampfe.
— Gertrud, fuhr er plötzlich auf, der Himmel sendet mir einen Gebanken! Gott möge mir verzeihen, daß ich zu solchen Mitteln greile; aber ich kann nicht anders. Meine Zukunft, meine Eüre, das Glück meiner Fanüle — Alles steht ja auf dem Spiele. Ich weiß, daß Paul Roland, der Sohn meines früheren Prinzipals, ein tUchliger Sachwaller ist. Gehe auf der Stelle zu ihm I
(Fort setzung fo lgt.)
Kaliforniens Honigreichthum. Die San Francisko „Abendpost" schreibt: „Kein Staat der Well produzirt jährlich so große Quantitäten Honig, wie Kalifornien, hauptsächlich die südlichen CouutieS. Im letzten Jahre zählte San Diego County 24,000 Bienenstöcke, die über eine Million Pfund Honig lieferten, und der starke Regeniall diefer Saison stellt noch stärkere Erträge in Aussicht. Dabei aber schlagen die Bienenzüchter die Hände zusammen und fragen sich ängstlich : „Wohin mit dem Honigreichtbum? Die Exportkosten verlheuern den Honig so sehr, daß Scheibenhonig nur mehr noch im Staate selbst einen Markt suchen kann. Im letzten Jahre haben einige Bienenzüchter Versuche mit dem Exporte von ausgelassenem Honig in groben Fässern angestellt, die befriedigende Resultate lieferten."
Frankfurter Course vom 2. Juli lS79.
Geldsorten. -4L
20-Frankenstülke.16 17-21
Englische Souvereigns . . . . Lo 36-41 Ruß. Imperiales ...... 16 68—73
Holland. 10 fl.-Stück.— —
Dukaten.9 34—69
Dollars in Gold.4 18—21
Rrdchjtion, Druck und Vorlagen Jak! Meeh in Neuenbürg.
GoldkurS der Staotökaffenverwaltuug
vom l. Juli 1879
20-Frsnkenstücke . . 16 18