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Kostgeld für mich, bis ich mir meinen Lebensunterhalt erwerben koiinte. Madame Roland ist eine gute Frau.

Wer zweifelt daran? Auch Herr Roland ist gul, ich bin ihm zu Danke verpflichtet. Nun ehre ich zwar deine Gesinnung, aber ich bin doch der Ansicht, daß du dich mehr mit der Gegenwart be­schäftigen solltest.

Was soll daS heißen, Franz?

Willst du mich immer noch nicht verstehen?

Du bist nicht zufrieden mit deiner Frau.

Gertrud, liegt dir etwas auf dem Herzen, so theile es mir mit?

Ich wüßte Nichts. Ader sage mir, was ich tvun soll u»v es wird geschehen.

Mein Gott! Mein Gott! riet Franz. Thun und immer thun! Du thnst mehr als mir lieb ist; bemühe dich, mir mehr eine Lebensgefährtin, als eine Wirth schafterin zu fein. Ich fordere von der Mutter meines Kindes, daß sie liebevoll mit ihm umgehe, daß sie auf Herz und Gemülh wirke. Gertrud, du könntest mich glücklich machen, wenn du wolltest.

Sie begann zu weinen, indem sie flüsterte:

Diese Vorwürfe verdiene ich nicht!

Franz batte Muhe, sie zu beruhigen. Wo>ür sollte er diesen Ausbruch der Thronen halten? Halle er ihr Gemüth oder ihren Stolz verletzt? Er wußte es nicht. Was würde er darum gegeben haben, wenn er hätte einen Blick in ihr Inneres werfen könne»? Beide saßen wieder ruhig am Tische; sie strickend, er lesend.

Ich habe vergessen, dir zu sagen, begann sie nach einer langen Pause, daß Anselm Diek mährend deiner Abwesenheit hier gewesen ist. Er sah bleich und ver Hört aus. Als ich ihn fragte, ob er krank fei, antwortete er, daß er die Nacht durch­schwärmt habe. Dann ging er wieder. Er wird dich morgen in dem Comptoir sprechen.

Der Kassier schwieg; er bedauerte den Freund, der sich einem leichtfertigen Leben hingab, und nahm sich vor, ihm nächsten Morgen die Moral zu lesen. Pünktlich um zehn Uhr gingen die beiden Gatten zu Bette. Gertrud hatte eine religiöse Er­ziehung genossen; sie betete halblaut und schlief ein. Franz wachte noch lange.

(Fortsetzung folgt.)

Der Carao als Genuß- und Nahrungs- Mittrl.

Von allen Gennßmitteln, auf welche der Mensch gleichsam instinklmäßig hinge­wiesen wurde, hat Keines außer dem Cacao die Eigenschaft der direkten Ernäh- rungssähigkcit. Der Kaffee, der chinesische und Paraguay - Thee, die Guarana der Fahan und die Coca, alle entbehren das Vermögen, die Ernährung direkt zu unter­stützen. Sie wirken auf der einen Seite nur vurch Verlangsamung des Stoffwechsels, wodurch eine Verminderung der Bedürf­nisse nach Nahrung und somit nur eine scheinbare Sättigung bedingt wird; aus der anderen Seile ist ihre Einwirkung eine direkte, wodurch eine erhöhte geistige Thätig-

keit hervorgerufen wird. Der Genuß des Cacao ober das Cacao Getränk, die Choko- lade hat eine Eigenschaft, welche dem Kaffee und dem Thee rc. vollständig abgeht. Während die letzteren nur die Stoffwechsel verlangsamen und bei mäßigem Genuß wohlihätig anregend auf das Nervensystem einwirken, ernährt die Chocolade direkt. Das nur in der Cacaobohne enthaltene von Woskresensky im Jahre I84l entdeckte sehr sllckstoffreiche Theobroma», neben Pflanzen­eiweiß und Legumin, bilden mit dem in dem Cacao so reichlich enthaltenen Fette, ver Cacaobutter, eine zur Ernährung des Menschen sich vorzüglich eignende Mischung. Da die direkte Ernährungsfähigkeit der Chokolade zum größten Theil auf dem Tbeobromin beruht, und diese Substanz nur in dem Cacao vorkommt, so kan» selbst verständlich von einem eigentlichen Surro­gate , welches die Chokolade vollständig ersetzt, keine Rede sein. Der hohe Gehall an phosphorsauren Erden, (Kalk und Mag nesia) welche der Cacao als Aschenbestand- theile enthält, befähigt denselben ebenfalls bei der Bildung der Knochen thätigen An theil zu nehmen; es kann deßhalb besonders der entölte Cacao bei der Kinderernährung mit großem Vorlheil zur Anwendung kom­men. Selbst bei Knochenkrankheiten (Er­weichen der Knochen) hat man den Cacao bei der Kinderernährung mit gutem Erfolge angewandt. Der eigentliche Nährwerth der Nahrungsmittel steht mit dem Slick- stoffgehalt in direktem Verhätiniß, so daß der Slickstoffgehakl eines Nahrungsmittels den wahren Nährwerth angibt. Nach Play fair und Boeckmann enthält das absolut trockene, von allem Wasser bei 100" 0 befreite Fleuch 17,rs °/i> Stickstoff. Da nun das frische Ochienfleisch 75 °/ Wasser enthält, so berechnet sich der Stickstoffge­hall desselben zu 4,r»75 °/. Vergleicht man damit die Nähriähigkeit des Cacao, so erhält man folgende Zahlen. Der Cacao enthält durchschnittlich 17 °/o Pflanzenei­weiß. welches I8,s Vo Stickstoff enthält und 3,» "/» Theobromin mit einem Stick stoffgehalt 35,, °/o. Es berechnet sich somit der Slickstoffgehalt des Cacao zu 4,ss» "/» oder um 0,,-ss höher, wie der des besten Ochsenfleisches, welches bekannt iich nach Marchal (cempt. rend. XXXIV 591) von allen Fleischsorten den höchsten Nährwerlh hat. Außerdem enthält der Cacao ca. 40 °/o Cacaobutter, welche ein vorzügliches Respirations - Nahrungsmittel >st. Wird dem Cacao das Fett entzogen, so steigert sich dadurch der Stickstoffgehal! und somit der Nährwerth um das Doppelte und enthält reiner entölter Cacao somit zwischen 8 und 9°/°! Holländischer Puder- Cacao, welche stets mit Stärkemehl und gemahlenen Cacaoschalen untermischt wird, hat nach Untersuchung mehrerer Gelehrten nur 5,s bis 5,s "/o Stickstoff ergeben, ein Beweis, welchen Abbruch die Verfälschung der Waare herbeisührt, abgesehen von den kaum ausbleibe,-den Indigestionen. Noch sei ermahnt, daß die Spanier um das Jahr 1520 zuerst den Cacao ru Mexiko kennen lernten und densetben nach Europa brachten. Der Genuß des Cacao's in Mexiko reicht bis in das graueste Alterthum. Sie bil­dete und bildet noch heute den Mundvor-

rath der Reisenden und befähigt zur Ueber- Windung der größten Strapazen. Beson­ders wurde der Cacao von den alten Mexikanern auf ihren Kriegszügen als Proviant mitgesührt. Daß bei außerge­wöhnlichen anstrengenden größeren Berg- parthien die Touristen, namentlich Englän­dern sich ausschließlich des Cacao als Nah­rung bedienen, ist eine bekannte Thatsachs und schon durch sein geringes specifisches Gewicht im Verhältniß znm Nährwerth be­gründet. In Deutschland ist der Gebrauch c>es Cacao und zwar vornehmlich aus dem Grunde geringer als in anderen Ländern, weil er in der Zollbehandlung als Luxus- gegenständ betrachtet und dem Kaffee gleich gestellt wird; ein ziemlich vereinzelt stehender national - ökonomischer Fehlgriff welcher. wie beim Kaffee die Fabrika zahlreicher Surrogate fördert. Hi" best t nur der wesentliche Unterschied, daß Ke-ee- Surrogate als solche bezeichnet und v-r» kaust werden, während dies bei den Choko­lade > Surrogaten nicht der Fall ist. Es wird vielfach als Chokolade eine Mischung verkauft zu Preisen, zu welchen die geringsten Rohmateriaten gar nicht zu beschaffen sind und welcher neben jedem Wohlgeschmack eben so sehr jeder Nährwert!) abgeht. Bon allen Ländern konsumiren Spanien und Portugal den meisten Cacao nach Verhäll- » der Kopfzahl, dann folgt Holland, Frai , reich, England und Italien; hinter Deuts, land steht nur noch Oesterreich im Consnn. als civilisirtec Staat zurück. Interessant ist wohl jedenfalls die Tbatiache, daß im Jahre 1865 das in Paris konsumi«. Cacaoquanturn höher war, als die Gesammt- eüisuhr in den Zoll-Verein. Da ein Preis­unterschied im Genosse von Kaffee und Chokolade kaum noch besteht, so ist es nicht anzunchmen, daß die Ursache des unvel- hältnißmäßig geringen Consumes in Deutsch land auf den vor angeführten Ursachen allein beruhe; sollte nicht der Umstand, daß der beispiellos hohe Nährwerth des Cacao un­genügend gewürdigt wird, einen mindestens ebenso großen Antheil an dieser Erscheinung haben?

Ein Blick auf das Schicksal der Thron­erben Frankreichs in den letzten 90 Jahren. Der Sohn Ludwigs XVIII. endet im Ge­fängnisse unter den rauhen Händen des Schusters Simon. (Beide Eltern wurden hingerichtet.) Der Sohn Napoleons I., der Herzog von Reichstädt, findet von Ehrgeiz verzehrt und unter vernachlässigter Erziehung, ein frühes Ende auf fremder Erde. (Der Vater stirbt verbannt auf dem Eilande St. Helena, die Mutter, vergessend der einstigen Größe, sinkt tief herab.) Der Nachkomme der folgenden Bourbonen lebt im Exile; der älteste Sprosse der Orleans Louis Philipp zerschellt das Haupi durch einen Sturz aus dem Wagen; sein Sohn lernte auch das Exil kennen, in welchem die Großeltern starben; der Sohn des dritten Napoleon endet sein junges Leben in Afrika in frem­dem Dienste, von Zulukaffern erschlagen. (Der Vater, vom Throne gestürzt, stirbt im Exil; die Mutter, eigene Schuld schwer büßend, steht, aller Hoffnungen beraubt, einsam und verbannt vielleicht am Rands des Grabes). _ ,

Redaktion, Druck und Vertag von Jak. Meeh in Neuenbürg.