Vaihingen a. E., 16. Juni. Hier und in der Umgegend konnte man gestern einzelne blühende Trauben, sowie auch reife Kirschen sehen.

Calw, 16. Juni. Ein fleißiger soli­der iialieniscker Steinhauer kehrte von dem Frohnleichnamsfest in Weilderstadt zurück. Er hatte mit Frau und Kindern die Bahn nur bis Althengstett benützt und trat von da den Heimweg zu Fuße an. Unterwegs begegneten ihm mehrere Burschen von jenem Dorfe, die ihn wegen seines Glaubens hänselten und als er sie ausforderte, ruhig ihres Weges zu gehen und ihn in Ruhe zu lasten, in den Graben warfen. Dieser Angriff auf den friedlichen Mann hatte aber die Folge, daß derselbe den Fuß brach und die eingeleitele Untersuchung wird er­geben, ob dieß eine Folge des Falles war oder ob ihm derselbe abgeschlagen wurde.

Die Tr a u b e n b l ü t h e ist überall in der Entwicklung begriffen. Dasmaste" Wetter hat nach demD. V." die leidige Wirkung, daß da und dort die Blüthen- ansätzeschießen", d. h. in stengelsörmige Stiele auswachsen, ohne daß die Blüthe sich entfaltet. (St. Ztg.)

Die Sch m e t t er l i ngs z ü g e, welche in jüngster Zeit schon soviel von sich reden machten und nun am letzten Sonntag auch bei Ludwigsburg sich zeigten, wur­den, wie uns mitgetheilt wird, auch im südlichen Frankreich, so z. B. in Albi (der Heimath der Albigenser), sowie in Montpellier und Marseille be­obachtet.

Ausland.

Wohl gibt es in den Ver. Staaten von Nordamerika, wo über 4 Mist. Deutsche wohnen, und wo von mehr als 6 Mist. Personen die deutsche Sprache gesprochen wird, keinen deutschen Verein, der hinsicht­lich seines Wohlthätigkeitssinns und des Geschicks, womit er milde Gaben aus die anständigste Weise einsammelt und praktisch verwendet, so erfolgreich ist, auch unter allen Nationalitäten sich Freunde und Sym­pathien erwirbt, als der C a n n st a t l e r Volksfestverein in Philadelphia. Derselbe wurde vor wenigen Jahren von einigen Württembergern gegründet, ist aber jetzt bedeutend angewachsen, und es haben sich demselben eine große Anzahl anderer Lan- desangehörigen angeschloffen, so daß sein guter Nus durch das ganze Land dringt. Die Leiter dieses so hochherzigen Vereins sind noch immer Württemberger, brave Schwaben, welche das Herz aus dem rechten Fleck haben, und kein Opfer scheuen, den guten Ruf des Vereins noch zu heben. Daß die Cannstatter etwas tüchtiges aus­zuführen vermögen, zeigt das Fest, welches sie am Himmelsabrtötag zum Besten des so bedürftigen deutschen Hospitals von Phila­delphia, in dem großartigen Ausstellungs­gebäude aus dem Cenrenaiol Park veran­staltet haben. An 25,000 Personen ver­schiedener Nationalitäten, waren auf dem herrlichen Festplatz, dabei ein wahres Babylon von Sprachen; ich bemerkte neben den dunkeln Negern, den gelben Chinesen und Japanesen, auch einige recht schöne Jndianermädchen, Töchter von Häuptlingen aus den Indianerreservationen, welche in

Philadelphia die Schule besuchen. Alle kamen, um für den schönen Zweck ihr Schärflein beizutragen. Otto Schüttle, ein geborener Württemberger, ein sehr geachteter Bürger Philadelphias, war der Festpräsidenl und hielt in deutscher Sprache die Festrede, die großen Anklang fand, indem sie die Deutschen aneiferte, für das Hospital zu wirken. Ihm folgte in einer Anrede in englischer Sprache der hochge­achtete und beliebte Präsident des Cann statter Volksfestvereins, Gottfried Kübler, ebenfalls ein Württemberger, der schon als kleine: Knabe nach Amerika kam, aber noch mit voller Liebe an seinem deutschen Vaterlande hängt. Stürmischer Beifall folgte auch dieser Rede. Wie Alles, was die Cannstatter angreifen, zu gelingen pflegt, war auch dieses Fest, welches bis 12 Uhr in der Nacht dauerte, ein sehr bedeutender Ersolg iür unser Hospital.

London, 14. Juni. Graf Schuwalow wird in etwa vierzehn Tagen zum Kurge­brauche nach Wildbad und von dort nach St. Petersburg gehen.

Miszellen.

Der Ausbruch der Aetna.

(Schluß).

Der Aschenregen lobte noch immer her­nieder, uns zu Füßen hörte man das Ge­brüll der Eruption, ohne daß wir auch nur deren Feuerschein hätten sehen können; eine dumpfe Schwüle erfüllte die aschen­schwangere Luft, welche dermaßen von Elek­trizität durchdrungen war, daß an den Drahtspitzen der Regenschirme elektrische Lichtbüschel heransströmten.

Nach kurzer Rast traten wir den Heim weg an; da jedoch der Aschensturm alle Fährten verweht und ausgefüllt hatte, so verirrten wir uns und irrten, trotz unseres tüchtigen Führers, lange herum, ohne auf den richtigen Weg zu kommen. Endlich ge­langten wir, durch einen glücklichen Zufall, an eine geschützte Stelle im Walde, wo mir unsere eigenen Fährten, die wir beim Auf­stieg hinterlassen, wieder fanden, welchen wir beim Licht einer Kienfackel folgten, und so kamen wir schließlich müd und ermattet,

i doch begeistert von dem wunderbaren Schau« spiele, welches wir genossen, bei unserer Köhlerhütte wieder an.

Nach einigen Stunden Ruhe brachen wir wieder auf, um in das Thal hinab, zusteigen, und langten in Linguaglossa um 7 Uhr an, fast aufgerieben von den über­standenen Mühsalen, mit zerfetzten Kleidern und vor Schmutz und Asche fast unkennt­lichen Gesichtern, allein gehoben von dem Bewußtsein, einem Schauspiel beigewohnt zu haben, wie es schöner und großartiger wohl nie mehr geboten werden wird.

Indessen fährt der Berg fort zu arbeiten und seine Lavamassen haben schon grauen­hafte Verwüstungen angerichtet. Fichten-, Eichen- und Haselnußmälder, Weingärten, Landhäuser und Bauernhöfe sind in Menge dem verheerenden Element zum Opfer ge­fallen, welches seinen Weg gerade nach dem Städtchen Mojo nimmt. Dieser Ort liegt zwischen Castiglione und Randazzo auf dem jenseitigen Ufer des Alcantara-Flusses und scheint sehr bedroht zu sein, da der Lava­strom kaum 1500 Meter mehr davon ent» sernt ist. Ein Glück ist es noch, daß die Lava nun die flachere Gegend erreicht, in welcher sie sich mehr nach der Breite aus­dehnen kann; wäre dem nicht so, so würden die Gluthen bald den Alcantara erreichen, dessen Bett ausfüllen, und wenn Mojo von den dabei zu erwartenden Explosionen noch nicht zerstört wäre, so würbe das freund­liche Städtchen dann doch noch ein Opfer des Ausbruchs werden. Das Stauen des Al- cantara durch den Lavastrom würde ein furchtbares Unglück für die gesammte Um­gegend werden, da der Beschaffenheit des Terrains nach sich ein See bilden müßte, welcher viel mehr bebautes Land verschlingen würde, als die Lava bis jetzt zerstört.

Die jetzige Eruption soll die beiden letzten bedeutenden Ausbrüche von 1865 und 1852 um Vieles an Großartigkeit übertreffen und wird wahrscheinlich in ihren Folgen noch viel mehr Unglück und Elend über die armen Bewohner jener Gegend bringen, als die beiden letzten Eruptionen zusammengenommen.

für das dritte und vierte Quartal 1879.

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