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lagerten sich jedoch in solchen Massen über dem Gipfel des Monte nero, daß an ein Besteigen desselben gar nicht zu denken war. Wir suchten uns daher einen anderen, wenn auch 'weniger günstigeren Aussichtspunkt, welchen wir auch schließlich, nach vieler Muhe und Anstrengung erreichten. Welche Belohnung aber erwartete uns dort für die ausgestandenen Mühsale: das Panorama des großartigsten Ausbruches lag kaum einige hundert Fuß entfernt vor uns. Der Berg hatte sich von oben nach unten auf einer Länge von etwa 1000 Metern ge« spalten, an dem Anfang der Spalte nach oben hin hatte sich ein 500—600 Fuß hoher Eruplionskrater gebildetschroff und mit zackigen Contouren in die Höhe steigend, aus dessen oberer Oeffnung ein'korttinuir- sicher Lavastrom seinen Weg nach dem Thale zu nahm.
Mehrere hundert Schritte weiter entwickelte ein zweiter Krater eine Entsetzen erregende Tbätigkeil; von Sekunde zu Sekunde stieb derselbe mit donnerähnsichem Gebrüll ungeheure Massen glühender Lava- Blöcke mit gigantischer Kraft mehrere hu», der! Fuß in die Höhe, welche sich dann Sternschnuppen ähnlich in weitem Bogen in das zwischen uns und den Kratern befindliche Thal senkten, wo sie, ausschlagend, gleich riesigen Leuchtkäfer» weiterglühteu.
(Schluß folgt.)
Postalisches. Es besteht fast all gemein die Ansicht, daß durch das „Ein schreiben" (Rekoinmandireu) der Briese eine beichleunigie Ueberkunrt und Bestellung derselben stattfinde. Diese Annahme ist eine durchaus irrige; das „Einschreiben" ver bürgt blos die sichere Ueberkunft, die schnellere jedoch nur relativ dadurch, daß das ohnehin äußerst seltene Verschlagen von Briefen bei eingeschriebenen Sendungen noch seltener vorkommt. — Nachtheilig wirkt der Vermerk „Eingeschrieben" in allen de» Fällen, wenn man kurz vor Abgang einer Post oder eines Zuges noch einen Brief befördert haben möchte, denn meist ist die Mttgabe der besonders einzuiragenden und zu verpackenden Einschreibbriefe bis zu einer halben Stunde vor Abgang nicht mehr möglich, während noch gewöhnliche oder „durch Eilboten zu bestellende" Briefe bis zum letzten Augenblick Beförderung erhallen. Der Vermerk „durch Eilboten sofort zu bestellen" wird sich also in allen Fallen empfehlen, sobald es sich um möglichst rasche Postbeförderung und Bestellung handelt. Tie Gebühren für einen Eilbrief im Ortsbezirk betragen außer dem Briefporto (io bezw. 20 ^Z.) 25 für den Boten und können vorausbezahtt werden. (St. Z.)
. Gemüsebau auf dem Fel d- e. Als Mittel zur Erzielung einer höheren Bodenernte in dicht bevölkerten Gegenden bezeichnet K. v. Langsdorfs in der „Sachs, laudw. Zeitschrift" hauptsächlich eine weitere Ausdehnung des seldmäßig betriebenen Gemüsebaues. Den durchschnittlichen Rohertrag per Hektar veranschlagt er: von Waizen an' 470 Roggen 520 Gerste 349 Haber 412 Kartoffeln 540 -/-L. Dagegen (nach genauen Erhebungen des preußischen Gartenbauvereins) von Schwarzwurzel, Kohlrabi auf 720 c-iL, rothe und Telkomer Rüben 720^, Weißkohl 1020^,
Blumenkohl 1296 Kocherbsen 1440^ Lpeisebohuen 1800 viL, Sellerie, Möhren 2160 l/fL, Zwiebeln 2400'eM, Meerreltig 2592 Rosenkohl 3420 Spargel» 3456 ckkL, Gurken 3600 Durch
Zwischenbau anderer Pflanzen, z. B.: Salat und Verbindung mit Obst-, insbesondere Beerenodstbau, lassen sich diese Erträge noch wesentlich erhöhen. Durch Einbau eines Theiles der Fläche mit Gemüse wird das Betriebskapital erhöht und dadurch der Ertrag auch der übrigen Fläche gesteigert. Die meisten Arbeite» bei dem Gemüsebau sind so leicht , daß sie durch Frauen und Kinder verrichtet werden können. Bei kleinem Besitz kann daher die Arbeitskraft der eigenen Familie hoch verwerthe! werden und kommt der Reinertrag dem Rohertrag ziemlich nahe. Zahlreiche Kinder, sonst häufig eine Last, gewähren bei dem Gemüsebau eine willkommene Hilft. Lohnarbeiter können im Besitze eines kleinen Grundstückes durch ihre Familie aus diese Weise ein so reichliches Einkommen erwerben, daß sie sich weniger versucht süblen, in die Stadt zu ziehen und daber leichter der Lundivirthschast erhalten bleiben.
(Wochenbl. f. Landw.)
Von einem enormen Maikäserfang wird aus Goslar geschrieben: Nach einer Be kanntmachung des Magistrats vom 23. v. M. zahlt der dazu beauftragte Herr Landgraf dort für ein Pfund Maikäfer sechs Pfennige; die eingesammelten Maikäfer mußten im dortigen Verwaltungsbezirke gefangen worden sein und sich in lodlem Zustande befinden. Herr Landgraf hat nun an 6 Tagen vom (26. bis 31. Mai) die eingefangenen Maikäfer in Empfang genommen, die das erstaunenswerlhe Gewicht von 13 Clr. 97 Pfund haben, wofür derselbe oft Summe von 83 82 ausgegeben
bat. Sämmlliches Gethier wurde durch Verbrühen getödtet und 400 dieser wohl noch etwas nassen Maikäfer wogen 1 Psd.; somit sind in den letzten sechs Tagen dort, abgesehen von den Thieren, welche man den Hühnern als willkommene Speise vor- geworsen, 1397 X 400 — 558,800 Maikäser abgeliefert worden.
Wie aus einem Privatbrief zu ersehen, hat die große Cbocoladesabrik Pb. Suchard in Neuchatel die Absicht, in Süddeutschland, und zwar wahrscheinlich in Württemberg, eine Chocoladefabrik zu errichten, da sie in Folge der neuen Zölle nicht mehr konkurrenzfähig wäre und in Deutschland sehr großen Absatz hat.
Ein einftcher Milchprobirer ist eine blanke Stricknadel, welche man senkrecht in die Milch steckt. Bleibt beim Herausziehen Milch an der Nadel haften, so hat man es mit unverfälschter Milch zu thun. Es bleibt nichts an der Nadel haften, wenn auch nur wenig Wasser begemischt ist.
Zürich,?. Juni. Die älteste Bürgerin der Stadt Zürich, Frau Marianne Römer, geb. Heinz, ist am 5. Juni in Iverdon gestorben. Sie stammt von Ulm und ist den 4. November 1780 geboren und seit 1858 Wittwe des Zürcher Kaufmanns Hans Jakob Römer.
Die Sage von -er EnHungsrau.
(Schluß).
Der Jäger willigt endlich Bach langem Zögern ein,
Daß er die Jungfrau wolle Von ihrem Bann befrei'n.
Nachdem er dicß versprochen,
Die Jungfrau schnell verschwand,
Der Jäger kehrt nach Hause Still von des Ufers Rand.
Als dann am andern Tage Der Abend zieht Heran,
Da stieg der Jäger rüstig Den steilen Berg hinan.
Er kommt zu den Ruinen Im klaren Mondenschein,
Doch schien von dem Gemache Hier keine Spur zu sein.
Er suchet lang vergeblich,
Bis mit dem Zwölfuhrschlag Die Thür zu einem Gange Urplötzlich vor ihm lag.
Er stieg auf einer Treppe Tief in der Erde SchooS,
Und kam zu einem Saale,
Bewundernd schön und groß.
Es brannten in demselben Viel hundert Kerzen hell,
Bei deren Glanz der Jäger Nun eilte zu der Stell,
Da in des Saales Mitte Zwei große Körb' er fand,
Mit purem Gold und Silber Gesüllet bis zum Rand.
Doch wie er seine Hände Nach ihnen strecket aus.
Da rauschet eine Schlange Aus einem Korb heraus.
Ihr Auge leuchtet Helle Gleich einem Feuerschein,
Mit Eisen schien gepanzert Ihr ganzer Leib zu sein.
Sie sperret ihren Rachen Auf nach dem Jäger weit,
Der jetzt sie zu umarmen Sich doch vor Schrecken scheut.
Ec denkt nicht mehr der Worte,
Die jüngst die Jungfrau sprach.
Und fliehet mit Ensietzen Hinweg aus dem Gemach.
Er schaut nicht, daß verwandelt Die Schlange schnell sich hat,
Und eine Jungfrau stehet Nunmehr an ihrer Statt.
Er achtet nicht derselben So düsterer Schmerzensklag,
Daß sie nun warten müsse Auf's Neue bis zum Tag,
Da sie von ihrem Banne Ein Jüngling werd' befrei'n,
Der sich vor ihr als Schlange Nicht gleichfalls werde scheu'n.
Herm. Fröhlich.
Stuttgart onck sVeueitdürx.
» Vervanäten unä b'rsunäen geben vir äie sebmerrlieks Haebriebt, I äass unser lieber unvergsssliebsr 4 6atts, Vater nnä Lruäer
im 4I1sr von 42 äabren beute iilittag übsrrascbenä scbnell versckieäen ist. Vir bitten um stille Vbeilnabms.
Den 13. äuni 1879.
ttnns Mkelm, geb. Leibis mit ibren Linäsrn. ver Lruäer Paul Wilkslm. Lssräignng in Stuttgart, 8onn- tag Uaokmittag.
Rehaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.