und geschrieben worden! Mit den schwär­zesten Farben hat man ausgemalt, was für gefährliche Feinde in dem lodten Haare, mit welchem man die Frisur behängt, nisten, Ungeheuer, die unter dem Mikroskop fürchterlich anzuschauen sind und unter dem natürlichen Haarwuchs, in welchen sie über siedeln, schlimmere Verwüstungen anrichten,

als der Cöloradorkäfer im Kartoffelfelde-

Vergebliche Mühe! Mit lächelnder Ungläu­bigkeit lauschten die holden Frauen den Schauerberichien.Wie, in dieser herr­lichen Chevelure, welche so graziös Haupt und Nacken umrankt, sollte häßliches Un­kraut wuchern, in diese goldenen Locken, mit denen entzückt der Gatte, der Geliebte zu tändeln pflegt, sich ein unheimliches Gewürm eingeschlichen haben? Unmöglich, denn soiist müßte man schon früher von diesen abscheulichen Dillgen gehört haben, und da der Gebrauch des Chignons schon ein paar hundert Jahre alt ist, niemals aber über ihu eine anoere Klage verlaut- dart hat, als aus mißgünstigem Männer­munde, so müssen jene Berichte erfunden sein!" . . . Richtig, der Chignon ist schon ein paar hundert Jahre alt und nicht nur feine Geschichtschreiber, sondern auch seine Dichter hat er gefunden, z. B. Voltaire, welcher an einer Stelle sagt:Ein kleiner Kamm, geschmückt mit Diamanten, war die Zierde ihres reizenden Chignons", aber der Chignon, welchen man in älteren Zeiten kannte, war kein fremdes Anhängsel, sondern festgewachsenes eigenes Haar, und allein unserer Epoche gehört die von Frankreich imporlirte Sitte an, mit einem Wulst falschen Haares die Mängel des eigenen zu ver­decken oder seine Pracht in thörichter Eitel­keit zu erhöhen.Es ist kein falsches Haar", wird manche Leserin erwidern,sondern wirkliches, das früher aus meinem eigenen Haupte gewurzelt hat!" Als ob durch diesen Einwand etwas widerlegt würde, als ob es nicht doch todtes, dem Verwesungsprozeß unterworfenes Haar bliebe! . . . Wie wir so urplötzlich zu dieser kleinen Philippika gegen den Chignon kommen ? Durch einen Bericht amerikanischer Blätter, welcher von einer neuen Erfindung erzählt, die dazu bestimmt sein soll, nicht den Chignon zu beseitigen denn das vermag gegen den Willen der Königin-Mode keine menschliche Macht sondern für die bisher verwen­deten falschen Haare ein Surrogat einzu- sühren. Aus dem 8oup-root, dem Seifen­wurz, einer faserigen Pflanze, hat man, Gott weiß durch welche Verarbeitungen und chemischen Prozesse, ein Material her- geüelll, das dem menschlichen Haare täuschend ähnlich sein soll und demgemäß mit vielem Erfolg zu Chignons verarbeitet wird. Namentlich in San Franzisko soll diese neue Industrie blühen und in ganz Kali­fornien keine Däme mehr mit falschem Haar, sondern nur mit soap-root einyer- stolziren. Es sei ganz merkwürdig, meinen die überseeischen Blätter, wie üppig seit kurzer Zeit in der Frauenwelt des Gold­landes der Haarwuchs gedeihe; Locken und Zöpfe von einer Pracht, wie sie vorher nie gesehen worden, seien gleichsam über Nacht den Häuptern der schönen Kalisornierinnen entsprossen.Welch' herrliche Erfindung!" werden die Leserinnen rufen und nach dieser

Aufklärung vielleicht sogar zugeben, daß möglicher Weise doch in dem lodten Haare irgend ein Würmlein vastutrix Hause; aber", werden sie hinzufügen,in Zukunft brauchen wir uns nicht mehr zu fürchten, va der edle Seifenwurz uns vor jeder Gefahr schützen wird!" Nicht vor jeder, wie folgendes Histörchen beweist. Fährt neulich in Sakraments eine stolze Dame daher und nimmt auf der Straße eine! Freundin wahr. Sie läßt halten und steigt aus, um ei» wenig mit ihr zu plaudern. Plötzlich aber unterbrach sie den plätschern­den Strom der Rede mit gellendem Auf­schrei und sinkt halb ohnmächtig zu Boden: Mit jähem Griff hatte ein Unhold ihr den äußeren Theil ihres prächtigen Blondhaares entrissen. In wild brausendem Gemisch von Zorn, Scham und Nachegefühl richtet sie sich wieder empor und späht nach dem frechen Gesellen umher, und ach, es war die gutmüthige Fuchsstute ihres eleganten Koupees, welche das Gras gerochen hatte und nun, behaglich kauend, ihre schöne Herrin dankend anblickr. Also auch gegen den Seifenwurz, so vorzüglich ihm auch die Imitation gelingen mag, erheben sich schwere Bedenken, zumal in einer Stadt, wo es so viele hungrige Droschkengäule gibt. Deshalb dürfte es immer das Beste bleibe», wenn unsere Frauen zu der einfachen Methode der göttlichen Aphrodfte zurückkehrten. Als die Tochter des Zeus dem Weibe das wallende Haargelock als Geschenk verlieh, wußte sie von keinen künstlichen Verschürz- ungen und Beimischungen, sondern sie lehrte ihre sterblichen Lchwestern nur, das Haar schlicht über dem Scheitel zusammen zu fasse«, und so trägt sie selbst sich bis auf den heutigen Tag, die Schönste der Schönen.

Einen einfacken Wetterpropheten, welchen sich jeder Bauer selbst anfertigen kann, lernten mir auf der Pariser Welt­ausstellung kennen. Die Bewohner des französischen Jura bedienen sich eines sehr einfachen Hygrometers, welcher aus einem kurzen Stammabschnittte der Weißtanne besteht, der mit einem seitlich abstehenden dünnen Zweige versehen ist. Dieser Abschnitt wird in senkrechter Richtung in der Weise auf ein Brett oder an eine Thüre außer­halb des Hauses genagelt, daß der Zweig sich vollkommen frei bewegen kann, und man wird nun beobachten, wie sich derselbe, dem Feuchtigkeitsgrade der Luft folgend, um so mehr hebt, je trockener, und um so mehr senkt, je feuchter dieselbe ist und dem­nach Regen zu erwarten steht. Man kann nun ebenfalls eine Gradeintheilung anbrin­gen, um das Steigen und Fallen genauer controliren zu können.

Dieser Vorgang beruht darauf, daß die Zellgewebe, mittelst welchen der Zweig mit dem Stamme verbunden ist, am oberen Theile enger und deßhalb weniger leicht zusammenziehbar und ausdehnbar sind, als am unteren, was das Heben und Senken des Zweiges verursacht. (W. W. f. L.)

(Das Lüften der BettenZ Gewöhnlich legt man die Beiten, um sie zu lüften, in die größte Sonnenhitze. Dadurch trocknen aber die Federn zu sehr aus, werden ihrer Elastizität beraubt und spröde gemacht.

Besser ist es, die Belten bei trockener, be­deckter Luft, und wenn die Sonne nicht eben stark scheint, herauszulegen und sie dann, wie dies gewöhnlich geschieht, tüchtig auszuklopfen. Ebenso ist es zu tadeln, wenn das Belt besonders im Sommer, wo der Körper stark ausdünstet, nachdem es am Morgen gemacht ist, zugedeckt und noch mit einer Decke verschloffen wird. Man lasse das Bett, nachdem es am Mor­gen gemacht wird, offen stehen und das Oberbett oder die Decke zurückgeschlagen, ! denn dadurch wird man erreiche», daß es gehörig ausdünstet; kann man dasselbe den ! Tag über noch dem Luftzuge aussetzen, so ! ist das um so viel besser.

(Sturm in Amerika). Aus Phila­delphia l. Juni meldet Times: Am Freitag Abend zog ein schrecklicher Cyclone über Osikansas, tödtete mehr als 50 Menschen, beschädigte über 100 und zerstörte viel Eigenthum. Der Sturm ging von Westen nach Osten. Der Hauptschaden ward in Marsball County angerichlel, längs der Union Pazificbahn, auf eine Strecke von 30 engl. Meilen, beginnend 90 Meilen westlich von der Ostgrenze von Kansas. In Irving wurden 12 Menschen getödlet und 40 verletzt; fast die ganze Stadt zerstört.

Aie Liiz.

Im Schwarzwaldthal so still und klein Hat sie das Licht der Welt erblickt;

Ihr hat der Tannenwald allein Als stummer Pathe zugenickt.

So erbte sie ein rauh' Gemüth Und floh, der Heimathliebe baar Von jäher Wanderlust durchglüht Den Forst, der ihre Wiege war.

Sie war ein führerloses Kind,

Drum hat sie selbst den Weg gewählt:

Von ihr, vom Regen und vom Wind So manches Baumes Fall erzählt.

Die Kindheit schwand, sie wuchs heran.

Der Wald entwich von ihrem Rand,

Da trat zu ihr der Wiesenplan Und führte sie mit sanfter Hand.

Das milderte sie mehr und mehr.

Sie zog nun stetiger dahin Und rief den Blumen ringsumher Und koste im Vorüberziehn.

Da grüßten von den Bergen laut Der Reben fruchtbeladne Reih'n:

Du bist so schön wie eine Braut,

Fahr wohl, schon reift der Hochzcitswein."

Und endlich sang der Vögel Schaar: Juchhe, der Jubelmorgen tagt!

Schau hin, dort glitzert golden klar Der Fürst, der dich zu freien wagt."

Und fleh, es rauschte durch die Au Der Neckar freudig stolz heran, Willkommen allerschönste Frau,

Auf ewig will ich dich umfah'n!"

7K. l-utr.

GoldkurS der Staatskaffenverwaltung

vom 1. Juni 1879.

20-Frsnkenstücke . . 16 18 ^

Reduktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Reuenbürg.