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lich verstorbenen Tochter, seinem einzigen Kind, gelebt hat, zu einer hier lebenden Enkelin, die im nächsten Jahre auch schon ihre silberne Hochzeit zu feiern gedenkt, übergksiedelt ist. Er überstand die ganze weite Reise, die erste Eisenbahnfahrt in seinem Leben, an Einem Tage und befindet sich heute munter und wohl. (S. M/

Wildbad, 27, Mai. Die Erhebung der Taxe fürProduktionen der Kurkapelle in den K. Anlagen und im oberen Conversationssaal ist von Personen, welche eineKur« taxe nicht b e z a h l t h a b e n in fol­gender Weise festgesetzt worden: l) für Tageskarten auf 40 ^ für die Person. 2) für Abomiementskarlen aut die ganze Saison 1879 a. für eine einzelne Person 6 b. für eine Familie bis zu 3 Mit- gliedern 10 ^ Die Abonnementskarten können bei der Badkasse auf den Namen ausgestellt bezogen werden; die Tageskarten zu den Einzelproduktioncn werden an der Badkasse, auch von den an den Eingängen ausgestellten Einnehmern ausgegeben.

Wildbad. Die K. Badoerwaltung bringt das Verbot das Milbringens von Hunden in die Trinkhalle und deren Umgebung, sowie in die K. Anlagen in Erinnerung.

Calw, 28. Mai. Eine höchst interes­sante Einrichtung ist gegenwärtig in nächster Nähe der Station Teinach zu sehen. Es werden nämlich dort 8000 Telegraphenstan gen für Rechnung der Reichspostverwaltung mit einer Lösung von Kupfervitriol impräg- nirt, wodurch ihre Dauerhaftigkeit um das 3 4>'ache erhöbt wird. Die Stangen werden möglichst frisch mit der Rinde auf Gestelle gelegt mit einer leichten Neigung zum Boden; das dicke Ende ist durch Guttaperchaschläuche, welche in ein mit dichtem Verschlüsse aus demselben befestigten Dielstück einmünden, in Verbindung mit der Leitung gebracht, durch welche die Lös­ung mittelst Wasserdrucks in die Stämme getrieben wird, so daß am dünnen Ende der aus den Zellen verdrängte Saft und die überschüssige Lösung herauslaufen. Der Wasserdruck wird dadurch gewonnen, daß auf einen leicht gebauten Wasserlhurm das Wasser aus der Nagold in Fässer hinaus­gepumpt wird, um von dort aus seine Wirkung zu üben. Die interessante Ein­richtung unter der Leitung des Hrn. Schulz wird bis Ende August im Gange sein, und verdient von Jedermann besucht zu werden.

(C. W.)

Von der Jagst, 27. Mai. Heute Abend ging starker Hagelschlag von Saver- wang bis Schönau und Ellwangen mit Schloffen von Haselnuß- bis Taubeneier- größe nieder. Die berührte Gegend glich einer Winterlandschaft. Hagel strichweise.

Ausland.

Rom, 28. Mai. Der Aetna ist im Ausbruch begriffen. In Messina und Reggio sehr starke Steinregen. Gestern in Reggio Erdbeben. (Die Köln. Z. meldete schon aus Messina den 25. d.: Heute Abend 6 Uhr fand ein großer Ausbruch des Aetna Statt, der von Taormina her einen pracht­vollen Anblick darbot. Die letzte bedeuten­der- Eruption, die namhafte Veränderungen

in der Gestalt des Berges zur Folge hatte, ereignete sich am 29. August 1874.)

Das Wetter in den Vereinigten Staaten war im April und Anfang Mai frühlings­mäßig warm und schön, man bereitet sich allgemein auf einen heißen Sommer vor.

Nem - Aork, 18. Mai. In religiösem Wahnsinn schlachtete kürzlich Charles Free- man zu Pocasset, im Staate Massachusetts, Ber. St., sein kleines Töchterchen Edith und behauptete damit ein Gott gefälliges Werk gethan zu haben. Die Thal hat eine ungeheure Aufregung im ganzen Lande hervorgerufen, um so mehr, als dieselbe von verschiedenen Adventiste», zu welcher Sekte sich Freeman bekennt, ganz offen vertheidigt und als berechtigt hingest-lll wird.

Im elisawetpolschenGouvernement haben sich in diesem Jahre riesenhafte Heuschrecken- schwärme niedergelaffen und die ganze dor­tige Gegend verheert. Anfangs blieben die Einwohner sehr kalt gegen die unge­betenen Gäste; als dieselben aber anfinge», in die Straßen der Städte und Dörfer selbst einzufallen, so daß die Herren Bauern und Bürger durch Heuschreckenwolken hin­durch spazieren mußten, da kam Leben in die Menschheit. Es wurde nun gegen die Vielfraße zu Felde gezogen; indessen die Weinstöcke und ein großer Theil der Ernte waren bereits vernichtet.

MisMen.

L i n d e r h o f.

(Fortsetzung.)

Früh morgens verlassen wir das ein- ame Gehöft und wandern durch den mit Gestrüppe bewachsenen Thalgrund, und er­reichen eine einfache Holzbrücke, welche über das Bett eines kleinen, zu Zeiten des Schnee- ganges und bei Gewittern höchst wilden Gebirgsflüßchens führt. Jenseits der Brücke ist der Weg durch ein Thor abgesperrt, an welches sich links und rechts ein hoher Pallisadenzaun anschließt, welcher die An­lagen vollständig gegen fremde Eindring, linge schützt. Wir stehen am Linderhof, dem B-rgschloß König Ludwigs von Bayern.

Geschützt durch unsere feuilletonistische Unsichtbarkeit treten wir durch das Thor und gewahren linker Hand ein größeres Gebäude, ähnlich einem oberbayerischen Bauernhause, in welchem sich Pferdestall­ungen und Wohnungen für das Dienstper­sonal befinden. Weiter vordringend auf dem nun sanft ansteigenden Wege gewahren wir links ein kleineres Gebäude in ober­bayerischer Bauart, aus Holz hergestellt; es ist der frühere Linderhof, welcher von seinem ursprünglichen, etwa 380 Meter entfernten Platze, auf welchem jetzt der neue Bau steht, hierher versetzt wurde. In diesem Gebäude hielt sich seiner Zeit der verstorbene König Maxmilian bei seinen Jagdausflügen auf.

Noch hundert Schritte weiter, wir ha­ben eine kleine Bodenerhebung erreicht, und iehen vor dem im Stile Ludwig XIV. entworfenen neuen Schlosse Linderhof, das in einer Einbuchtung des Terrains erbaut ist. Das sogenannte Schloß, eigentlich nur eine Villa, steht vollkommen frei. Da das Terrain auf drei Seiten ansteigt, so kann

man bequem in die Fenster der ersten und einzigen Etage sehe», aus welchen uns schwer vergoldete Möbel der Renaissance­zeit entgegenblicken.

Von dem Schlosse fuhrt eine Freitreppe zu einem ringsum von Statuen und gro­ben Vasen umringten Bassin hinab, in dessen Mitte sich eine vergoldete Gruppe Neptun mit den Najaden auf einer Felseninsel dar­stellend, erhebt. Aus dieser Gruppe springt ein Wasserstrahl von 23 Ceutimeler Durch­messer hervor, welcher sich bis zur Höhe von 34 Meter erhebt, um als Staub wie­der in das smaragdgrüne Wasser herabzu« fallen. Hoch im Gebirge sind große Re­servoirs zur Speisung dieser vielleicht auf der ganzen Erde einzig dastehenden Fontaine hergestelll. Man darf jedoch diese Riesen- fontaine nur bei ganz ruhigem Weiter springen lassen, da bei nur etwas Wind die herabfallende kolossale Wass-rmaffe die das Bassin umgebenden Anlagen arg ver­wüsten würde. (Fortsetzung folgt.)

Das berühmte Reitpferd Sadowa, das den Kaiser am Schlachttage von Königs- grütz durch die Reihen der kämpfenden Schaaren trug, ist an Altersschwäche ver­endet. In Babelsberg bei Berlin erhielt das treue Roß seit einer Reihe von Jahren bei sorgfältiger Pflege das Gnadenbrot,. Der Kaiser ertheilte die Erlaubniß zur Ausstopsung des Thieres, und wird das­selbe, nach Vollendung dieser Arbeit, an- gethan mit dem Zaum- und Sattelzeug, welches es an dem glorreichen Tage ge­tragen hatte, dem Hohenzollern - Museum überwiesen werden.

(Zum Wundermittel-Schwindel.) Nach Anzeigen in öffentlichen Blättern sollte es in Frankfurt a. M. einen Mann geben, der einen munderwirkenden Balsam herzu­stellen versteht, nach dessen Anwendung Rheumatismus und Gicht sofort verschwin­den. Ein Einwohner Königsbergs faßte den Muth, sich dieses Universalmittel zu verschreiben, und empfing darauf, und zwar der Kürze halber unter Postvorschuß, ein Schächtelchen mit Getreidesamen! Aber auch diesen nicht etwa nochpräparirt", sondern in unveränderter Gestalt.

Chinin ist eine der theuersten Droguen auf dem amerikanischen Markte in Folge des darauf gelegten hohen Zolles, im In­teresse einer diesen Artikel monopolisirenden Firma in Philadelphia, zum Nachtheile vieler Tausende von Menschen, die durch schwer zu erschwingende Preisfordcrnngen für dieses Heilmittel an Gesundheit und Leben ge­fährdet werden.

Pfingsten.

Es quoll und quillt auf jedes Flehen Hera- aus Christus Strahlen'yöhen Der Geist der Weisheit und der Kraft,

Der Geist, der alle Herzen reinigt,

Durch eine Liebe Alles einigt,

Durch einen Glauben neu erschafft.

O ström' in Schwachheit, Angst un-> Leiden, O Du, der Alles herrlich macht,

Redaktion, Druck und Berlag von I a M e e h in Neuenbürg

Stets mächtiger in unsre Nacht.

(St. d. A