Ueberrascht blieben die Männer in der Thür stehen.
„Was ist das? Was gibt es?" riesen viele Stimmen durcheinander. — Man wandte sich an Buchen.
Dieser stand bleich, zitternd da. Ver gebens rang er nach Fassung. Zu plötzlich, zu unerwartet kam dies. Mitten aus seinem Himmel herausgerissen!
„Ich weißes nicht!" stammelte er müh sam, halb flüsternd. Angstschweiß stand ihm aut der Stirn.
Niemand begriff ihn. Frau von Friesen war entsetzt aufgesprungen und zu ihm getreten. Sie legte die Hand auf seinen Arm — er bemerkte es nicht.
Die Männer wurden unwillig über die Störung. Was wollten die Gendarmen? Ein lautes „Hinaus!" ertönte von mehreren Seilen.
Ein Gerichtsbeamter trat in den Saal und erkläite, daß er den Auftrag habe, den Herrn von Buchen zu Verhalten.
Frau von Friese» schrie erschreckt aus und sank zurück auf einen Stuhl. Allgemeiner Schrecken verbreitete sich durch den Saal. Buchen stand bleich, zitternd, kraftlos.
Einige Männer drängten sich zu de», Beamten vor und verlangten den Grund der Verhaftung zu wissen. Dieser zuckte die Achseln. „Mein Befehl lautet nur, den Herrn von Buchen zu verhaften."
Frau von Friesen raffte sich wieder empor. Sie ergriff BuchenL Hand, als wollt« sie ihn schützen, zurückhaiten.
„Ich leiste Bürgschaft — Kaution für ihn — mir meinem ganzen Vermögen!" rief sie bebend.
„Ich muß mich an meinen Auftrag Hallen," erwiderte der Beamte.
„Es ist nichts — nichts!" ries Buchen, der mit Gewalt sich einige Fassung errungen hatte. — „Ein Jrrthum — es ist nichts!" und er versuchte mit widerlich verzerrtem Gesichts zu lächeln.
„Buchen — Buchen!" rief Frau von Friesen — man mußte sie kalten, da sie in Ohnmacht zu fallen drohte.
„Es ist nichts!" wiederholte Buchen, „ich — ja, ich kehre bald zurück!"
Hastig schritt er der Thür zu. Inder Nähe der Gendarmen blieb er entsetzt — zögernd stehen. Einer derselben erfaßte seinen Arm, um ihn aus dem Saale zu führen.
Buchen riß sich gewaltsam los. „Rühre mich nicht a», oder —!" rief er.
„Keine Widersetzlichkeit, Herr von Buchen! mahnte der Beamte, „oder ich würde mich genöthigl sehen, Sieschließe» zu lassen."
„Mich —mich!" rief Buchen und seine verzweiflungsvolle Ohnmacht drohte in Wildheit überzugehen.
„Ja, Sie!" antwortete der Beamte ruhig, fest.
„Haha! Wagen Sie es — wagen Sie es! Den möchte ich sehen, der es wagte!"
— Buchen nahm eine drohende Stellung ein.
„Fügen Eie sich in Ruhe, Herr von Buchen!" mahnte der Beamte noch einmal.
„Ich will nicht!" rief Buchen trotzig
— wild.
„Dann ergreifen Sie ihn und legen ihm die Handschellen an!"
(Fortsetzung folgt.)
Stuttgart, 13. Jan. Wie wir neulich berietet haben, bat Herr Stadtdireklions- arzt Dr. Gußmann dahier im Gemeinde- rath die Nathschläge über die erste Kinderpflege empfohlen, welche der Verein iür öffentliche Gesundheitspflege in Prenzlau, um der auch dort überaus großen Kindersterblichkeit möglichst entgegenzuwirken, aus gearbeitet hat. Diese Nathschläge lauten wie folgt:
Nathschläge für Eltrrn über dir erste Kinderpflege.
Zum Gedeihen des Kindes ist gute, reine Luft nöthig, man sorge daher für reichliche Lüftung des Zimmers, Halle Staub, Rauch. Dunst fern; trockne, wenn irgend durchführbar, nicht Wäsche oder Betlkissen am Ofen, bedecke nicht Kopf und Gesicht des Kindes während des Schlafes mit Tüchern, Schleiern und dergleichen.
Während der ersten Wochen muß das Licht etwas gemildert sein, nach dem zweiten Monate meide man Dunkelheit und Zwielicht bei Tage und möglichst auch das Brennen eines Nachtlichtes während der Nacht; insbesondere sei mau vorsichtig beim Gebrauch einer Petroleumlampe, die nie herabgeschraubt brennen darf.
Nur in den ersten 8 bis 14 Tagen ist, namentlich bei schwächlichen Kindern, eine etwas größere Erwärmung des Zimmers erforderlich; später entschieden nach theilia, die beste Zimmertemperatur ist 14° L.
Reinlichkeit ist Bedingung der Gesundheit. Kinder müssen im ersten Jahre täg lich einmal gebadet und öfters ordentlich gewaschen werden, namentlich auch die Augen, Ohren, Nase unv der Mund, letzterer nach jedesmaligem Trinken mit kaltem, reinem Wasser. DaS Badewasser sei nicht heiß, höchstens 28° k. oder von der Wärme, welche dem eiugetauchten Ellenbogen zusagt; auch das Waschwasser sei nicht heiß und werde allmählig kühler genommen, so daß bei Kindern von über 3 Monaten nur «»gewärmtes Wasser, welches einige Stunden im Zimmer gestanden hat, benützt wird. Bett- und Leibwäsche muß recht oft gewechselt werden, sie darf ln im Ge brauch nicht feucht sein, aber auch nicht heiß und ausgedörrt, nur leicht ange wärmt.
Das Wickeln der Kinder ist der Ge undheit nicht förderlich, das feste Wickeln entschieden nachtheilig.
Die Kleidung des Kindes sei warm aber nicht dick und erhitzend, insbesondere nie eng und fest anschließend; die Aermel der Hemdchen und Jäckchen sollen nicht zugebunden werden; in der Stube keine Kopfbedeckung, keine Halstücher; man ver meide Stecknadeln; man lege nie ei» Kind angezogen in das Bett. Beim Fahren im Wagen soll das Kind nicht in Betten ge packt, aber angezogen und mit einer Decke zugedeckt werden; man fahre das Kind nicht rückwärts.
Bei gutem Wetter bringe man das Kind viel in freie Lust, meide aber Wind mit nördlicher oder östlicher Richtung, namentlich im Herbst und Frühjahr.
DaS Bett bestehe aus Matratze (Roß haar, Seegras, Stroh) Kopfkissen und leichter Zudecke. Wenn Federbetten benutzt werden.
so dürfen diese nie festgestopft, dick und schwer sein. Anhaltender Gebrauch einer Gummiunterlage ist schädlich.
Nur Krankheit oder Milchmangel können eine Mutter von der Pflicht, >hr Kind selbst zu stillen, entbinden, selbst ein ein- oder zweimonatliches Slill-n neben anderer Kost trägt zum Gedeihen bei. Kann ein I Kind nicht Frauenmilch erbalten, so ist, der beste Ersatz gute Kuhmilch, welche i zuerst nicht aufgekocht mit abgekocht», ^ warmem Wasser verdünnt und mit hartem weißem Zucker oder Milchzucker versüßt gegeben wird. Bei Kindern bis nach dem ersten Monate gebe man halb Milch, halb Wasser, später allmählig weniger Wasser, vom 3. oder 4. Monat an reine Mtlch. Zusatz von Natron geschehe nur »ach ärztlicher Verordnung.
Ein die Milch ersetzendes Nahrungsmittel gibt es nicht; besonders gewarnt wird, ohne den Arzt zu befrage», vor dem Gebrauch der condensirten Schweizermilch, Nestle'schen Kinderpulver, Timpe's Kraft- i gries, Arrovroot, Salep oder dergleichen.! Mehl- oder Griesbrei, Kaffee und Ther-i Abkochungen, Hafergrütze als Nahrungs- ! mittel sind eben so schädlich als Brot und Kartoffeln in den ersten 6 Monat-n.
Die Nahrung muß in regelmäßigen, anfangs zweistündlicher, später größeren! Zwischenräumen gereicht werden. Die ! Flasche ist sofort nach dem Gebrauch zu ^ reinigen und bis znm nächsten Trinken s mit reinem kaltem Wasser gefüllt zu halten, f Das Saug- und Gummihütchen ist sofort f ordentlich auszuwaschen und in reines, ' kaltes Wasser zu legen; nie soll es dem - Kinde als BeruhigungSmittel in den Mund ! gegeben werden. !
Nach dem 6. Monate ist neben reich- - sicher, reiner Milch als Nebenkost zwei- bis dreimal täglich Gries, Zwieback, Maismehl in Wasser, Milch oder fettloser Fleischbrühe gekocht zu geben. Semmel, l Brod, Kartoffeln, Fleisch oder die sonstige Kost der Erwachsenen ist erst im zweiten Lebensjahre gestaltet.
Bei anhaltendem Schreien, Erbrechen, Durchfall, kurzem Alhem, unruhigem oder ganz fehlendem Schlaf, Abmagerung oder anderen Krankheilszcichen begnüge man sich nicht mit dem Rathe der H-bamme oder anderer Personen, sondern suche zeitig , ärztlichen Nach. (Sr.-Anz.)
Zur Warnung. Der 72 Jahre alte Rentner K., früher Inhaber eines ! großen Geschäftes, hatte sich im Sommer ! vorigen Jahres in einer Badeanstalt von dem Badediener ein Hühnerauge verschnei- l den lassen, wobei derselbe verletzt wurde. Die Verletzung zeigte sich bald so gefährlich, daß ihm kurze Zeit nachher zwei Zehen, nach einiger Zeit ein großer Theil der Fußplatte und unlängst, nach fünf Monaten, das Bein bis über das Knie hat abgenommen werden müssen.
Neuer Titel.
Es nennt die Königin der Briten
Sich Indiens Kaiserin; wohlan:
Als Titel wähl' sie noch, als dritten:
Emirie von Afgh anistan.
(B. W.)
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh, Reuenbürg.
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Nr. 14
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