füllt, zu Tage gefördert. Wachtmeister Lindenmaier fragte den, während der ganzen Prozedur sich ruhig Verhallenden, auf welche Weise er zu der ungewöhnlich n Summe Geldes gekommen, worauf der Verhaftete eingestand, daß er Soldat in Ulm sei und heute Nachmittag die ganze Summt der dortigen Artillerie-Depolkasfe in Ulm ent wendet Halle. Der aus Backnang gebürtige Langfinger wird in den nächsten Tagen nach Ulm eingeliefert werden.
Bopfingen, 8. Jan. Letzten Sam stag Abend machte sich ein junger Küfergeselle das Vergnügen, den Klöppel einer Kuhschelle in seine Büchse zu laden und von der Wcrkstätte seines Meisters aus al'zuschießen. Der scharfgeladene Schuß nahm seinen Weg zuerst durch die Läden eines Waschhauses, prallte dann an der Mauer einer Scheuer ab und drang von da aus erst durch die Fenster einer Nachdarswohnung, wo er ein über dem Sopha hängendes Bild zerschmetterte, unter dem der Hausbewohner gerade saß. Der selbe kam zwar mit dem Schrecken davon, wie auch ein anderer hiesiger Bürger, dem, während er seine Kühe zur Tränke führte, das Geschoß in sei, ein Fluge hart am Ohre vorbeiiauste. Der junge Mann wird sich aber bei Gericht über seine Unvorsichtigkeit zu verantworten haken.
Gerabronn, 5. Jan. Auf dem Lande bekommt man die Noch und Armuth der gegenwärtigen Zeitlage verhältiußmäßig mehr zu spüren, als in den Städten. Denn auis Land, wo poli,etliche Kontrole meist aujhört, werfen stch d e arbeitslosen Handwerksburschen und sonstigen vagirenden Bettler in Hellen Hansen. Sie legen uns eine größere Steuer aus, als die Staatssteuer. Um diesem Uebel wenigstens theil- wcise zu steuern, haben sich im diesseitigen Bezirk neuerdings wieder mehrere Vereine gegen den Beitel konstituirt. Man Hot zwar schon gesagt, durch solche Vereine werde der Bettel begünstigt und faule Leute werden durch solche Gaben angelockt. Allein die Erfahrung der Orte, in welchen diese neue Ordnung eingeiübrt ist, lehrt das Gegentheil. Man wird durch das Vereinswesen unter 2 Uebeln jedenfalls das geringere wählen.
Miszrllen.
Ein Verbrecher.
Aus den Aufzeichnunzen eines Lriminalbeamten.
(Fortsetzung.)
In der Dorfschenke saßen mehrere Mäm ner beim Glase Bier oder Branntwein. Es waren Bourni aus dem Dorfe. Auch Heinrich befand sich unter ihnen. Er saß an einem Tische allein, denn er wollte eben allein sein, um seinen Gedanken nachhängen zu können.
Mit welchen Hoffnungen war er in das Dorf zurückgekehrt, und nichts, nichts war geschehen. Der Waldhüter saß noch immer im Gesängniß und der Gutslusitzer war frei und Niemand wagte ihn eines Verbrechens schuldig zu erklären. Freilich Buchen galt für reich, er war angesehen, vom Adel, den Richtern persönlich bekannt und besrenndet! Wer wagte es da, gegen ihn
vorzugchen?
Redaktion, Druck und Vertag vos^Jak.
Ein bitterer Zug zuckte um Heinrichs Mund, so oft er hieran dachie. Heftige Unwillen stieg in ihm auf und ließ ihn die Freude vergessen, die er empfunden hatte, als er heimkehrte und sah, wie seine Mutier in des Waldhüters Hause und unter Mariens Schutz und Pflege sich wohl fühlte. Sie erschien ihm ruhiger, ihr Geist in manchen Augenblicken klarer. Ihm selbst halte sie wohl gehorcht, weil sie ihn fürchtete; jetzt sah er, daß sie sich von dem Mädchen willig leiten ließ. Marie ver- sicherte, ihr nicht ein böses Wort gesagt zu haben.
Die Gäste in dem kleinen Zimmer unter hielte» sich laut. Heinrich kannt-n sie Alle außer einem Fremden, der scheinbar theil nahmslos und ermüdet in einer Ecke saß. Seitdem er Soldat geworden war, waren die Bauern freundlicher gegen ihn. Er konnte indeß nicht veraesse,i, was er früher von ihnen erduldet halte.
Auch jetzt suchten sie ihn in das Ge sprach zu ziehen und »orderten ihn aus, sich zu ihnen an den Tisch zu setzen.
Er lehnte es ab.
„Wenn Du's unter den Soldaten auch so machst" , sprach einer der Bauern , „so wirst Du Dir wenig Freunde erwerben."
„Ein Jeder muß stch seine Freunde da suchen, wo er Lust hat," erwiederte Heinrich, „Freilich, freilich," rief der Bauer. „So magst Du es auch halten." Er wandte ihm den Rucken zu, unv Heinrich konnte nun von Allen ungestört seinen Gedanken uachhängen.
Dos Gespräch der Bauern wandte sich dem Waldhüter zu. der noch immer »u Gesängniß saß und dessenwegen der Schulz am Tage zuvor noch einmal als Zeuge vor Gericht geladen war.
„Ich sage, er hat den Mord nicht be- aangen", rief der Schulz". „Vor dem Gericht lassen sie sich keinen Wind vormachen, ich kenne das, und wenn Stein- gruber schuldig wäre, so hätten sic es dort längst heraus bekommen und er wäre ver- urtheilt. Sie könne» ihm aber nichts Nachweisen — das ist's!"
„Und doch lassen sie ihn nicht frei," warf ein Anderer ein.
Weil sie dem wirklichen Mörder noch nicht auf der Spur sind," nahm der Schulz wieder das Wort. „Ehe sie Den nicht habe», lassen sie auch den Steingruber nicht kaufen. Sie denken: besser Einen als einen."
„Und wer wird ihm dann dafür entschädige». daß er so lange hat unschuldig sitzen muffen?" warf ein anderer Bauer ein.
„Niemand — Niemand, und wenn er noch fünf Jahre sitzt," erwiderte der Schulz. „Das ist einmal so und wer kann es ändern? Hart ist's freilich für Den, den es betrifft."
„Fünf Jahre würde der Waldhüter es nicht mehr aushalten," bemerkte ein Anderer. „Er soll gewaltig nachgelassen haben, seir- vem er sitzt."
Kein Wort dieses Gespräches war Heinrich entgangen. Er mischte sich indeß nicht hinein.
Auch der Fremde mußte genauer zuge bört haben, als es den Anschein hatte, denn er rührte sich in seiner Ecke.
„Ihr sprecht wohl von dem Mörder des Advokaten Fernau ?" fragte er plötzlich.
Die Bauern hatten ihn wohl in der Ecke sitzen sehen, ohne ihn weiter zu beachten. Jetzt richteten sich Aller Blicke auf ihn.
Er trug eine einfache, halb städtische und halb ländliche Kleidung. Die Mütze hatte er auf dem Kopfe behalten, trotzdem war ein wolliges, äußerst Helles Haar da- runter sichtbar. Von derselben auffallend Hellen Farbe waren seine starken, buschigen Augenbraune», die den kleinen grauen Augen oarunter einen eigenthümlichen Ausdruck gaben. Seine Gesichtszüge waren ve» schwömmen, „»'gedunsen. Seine Farbe war grau, fast bleich.
Er wiederholte keine Frage nicht, blickte aber alle Gäste der Reihe nach prütend an.
„Wir sprechen davon", erwiderte der Schul, endlich.
„Und ein Mann hier aus dein Darfe ist als sein Mörder eingezogeu?" fragte ver Fremde weiter.
„So ist es," bestätigte der Schulz.
„Er ist aber unschuldig", fügte ein Anderer hinzu.
„Wißt Ihr das bestimmt?"
Der Gefragte schwieg.
„Sagt mir nur, ob er so aussteht," fuhr der Fremde fort und beschrieb den Waldhüter genau.
„So sieht Steingruber aus", riesen Mehrere zugleich.
Ueber das Gesicht des Fremden zuckte ein Lachrl». „Wie der Mann h-ißt, weiß ich nicht", fuhr er fort, „aber ich weiß, baß er der Mörder ist."
„Ihr wißt es?" riesen Mehrere überrascht.
Mit steigender Spannung halte Heinrich dem Gespräche zugehört. Er halte sich nicht genähert. Jetzt sprang er heftig auf und trat vor den Fremden hin.
„Er lügt!" rief er laut. „Er lügt - Steingruber ist unschuldig."
Auch der Fremde sprang auf. Er schien überrascht und hatte einige Z-it zur Samm- lung »ölhig.
Die Bauern milchten sich dazwischen und forderten Heinrich aus, des Waldhüters Unschuld zu beweisen, wenn er so genau darum wisse.
(Fortsetzung folgt.)
Beschnittene Zwanzigmarkst ücke sind in bcmerkenswertber Zahl auf« netanchl und sogar an öffentlichen Cassen präsentirt worden. Es wurde festgestellt, daß einzelne Stücke durch das Beschneiden um 80 Pfennige an ihrem Werthe verloren hatten. Zu erkennen sind die Stücke sehr leicht; ein Blick auf den Rand genügt, ob letzterer durch Schnitte beschädigt ist oder nicht.
Gotdkurs der Stautökasjcnvrrwaltung
vom 8. Januar 1879. 20-Frankenstücke . . 16 vsL 14 ^
Mit einer Beilage: Ncvierpreisc des Forsts Neuenbürg pro 1879.
Weitere Exemplare, bei sofortiger Bestellung darauf, zu haben in der Expedition des Enzthäler.
Meeh in Neuenbürg.