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Madrid, 4. Jan. Oliva wurde diesen Morgen um 8 Uhr 55 Minuten hingerichtet.
Miszellen.
Ein Verbrecher.
Aus den Aufzeichnungen eines Lriminalbeamten.
(Fortsetzung.)
Dazu war noch gekommen, um seine heilere Slimmung zu erhöhen, daß er aus sicherer Quelle erfahren hatte, die Stadt wolle den Prozeß um den Wald nach dem Tode ihres Anwaltes, der Jahre lang für sie den Prozeß geführt hatte und ganz damit vertraut gewesen war, einstweilen ganz ruhen lasse». Er erblickte darin das sicherste Zeichen, daß außer Fernau Niemand um die Urkunde gewußt hatte — Beide waren zusammen untergegangen.
Um die Untersuchung gegen den Waldhüter kümmerte er sich nicht. Andere Gedanken und Pläne erfüllten ihn.
Frau von Friesen war bei ihm. Schon lange hatte er sie gebeten, ihn zu besuchen, nicht wenn er Gesellschaft gab, sondern allein, um einige neue Anlagen in dem Garten in Augenschein zu nehmen. Er wollte sie damit überraschen, denn in solche» Anlagen besaß er eben so viel Erfin düng wie Geschmack. Selbst seine Feinde mußten ihm dies zugestehen.
An ihrer Seite schritt er durch den Garten hin. Seine Braut schien in der Thal freudig überrascht zu sein, daß sie vom Fenster ihres Zimmers die freundliche Aussicht genoß. Sie lobte die Anlagen und hielt ihm zum Dank offen die Hand hin.-
„Bist Du nun zufrieden ?" fragte Buchen lächelnd.
„Muß ich nicht?" entgegnete die junge Frau scherzend. „Wenn Du als Mann aber je anders sein könntest!"
„Gewiß werde ich noch anders sein!" rief Buchen. „Bist Du erst ganz — ganz mein, Cläre, so muß sich mein Glück bis auf den höchsten Gipfel steigern."
„Zu viel Glück macht leicht über drüisig."
„Wenn es stets dasselbe bleibt," warf Buchen ei», „aber nicht, wenn jeder Tag. jede Stunde neue Seiten desselben zeigt."
Er hatte sie a» einen schattigen, mit von Buschwerk halb umschlossenen Platz geführt und zog sie sanft auf eine Bank zu sich nieder.
„Seit Jahren habe ich Dich geliebt und mich nach Dir gesehnt!" flüsterte er.
„Und doch hat Dir Niemand angesehen, daß Du Dich als Junggesell unglücklich fühltest!"
„Durfte ich zeigen, daß ich Dich liebte — Dich, die Frau eines Anderen ?" Ein Diener nahte sich dem Platze, einen Brief in der Hand.
Unwillig, gerade jetzt gestört zu werden, trat ihm Buchen einige Schritte entgegen.
„Ich will allein sein," herrschte er ihm entgegen, ohne daß feine Braut es hörte.
Ungelesen wollte er den Brief in die Tasche stecken.
„Du liesest ihn nicht?" fragte seine Braut.
Erst jetzt warf er einen näheren Blick aus die Aölcsse und das Siegel.
„Er ist vom Gericht," erwiderte er gleichgültig. Zugleich erbrach er ihn. Seine Stirne zog sich in Falten, als er ihn laS.
„Was hast Du? fragte die junge Frau, welche ihn beobachtete, besorgt.
„Nichts — nichts! Eine Kleinigkeit — aber — sie ist mir doch unangenehm.
„Was ist es?"
„Ich muß morgen in die Stadt — als Zeuge in der unglücklichen Untersuchung wegen des Mordes. Schon zweimal bin ich verhört. Ich habe nichts mehr zu sagen als was ich bereits zu Protokoll gegeben."
„Und der wirkliche Mörder ist immer noch nicht gefunden?"
„Ich hörte, der Waldhüter sei unschuldig.
„Er hat den Mord begangen," erklärte Buchen mit Bestimmtheit.
»Zeuge nicht gegen ihn," bat seine Braut. „Ich denke es mir entsetzlich, wen» Du dazu beitrügest, daß er verurtheilt wird, und er wäre dennoch unschuldig!"
„Ich kann nicht anders. Soll der Mord des Advokaten ungerächt bleiben? Dann gäbe es für Niemand mehr Sicher heit. Das kannst auch Du nicht wünschen."
„Mit einem solche» rohen Mörder werde ich nie Mitleid fühlen, aber seine Schuld muß unzweifelhaft klar bewiesen sein."
„Sie ist bewiesen," erwiderte Buchen und lenkte das Gespräch auf einen anderen Gegenstand.
Seine heitere Laune wollte in dem früheren Maße nicht zurückkehren. Ein aufmerksamer Beobachter hätte sofort wahrnehmen muffen, daß von diesem Augenblicke an sein ganzes Wesen etwas Gezwungenes hatte. —
Rechtzeitig am folgenden Morgen ritt er zur Stadt. Sonst fuhr sein Auge lebhaft und bewegt umher, an diesem Tage laß er halb träumend aus dem Pferde und bemerkte Keinen der ihm Begegnenden. Erst als er sich der Stadt näherte, nahm er sich wieder gewaltsam zusammen. Nun schaute er wieder unbefangen darein und grüßte einige Bekannte mit größter Freundlichkeit.
Mit derselben Unbefangenheit ließ er sich aut dem Gerichte bei dem Untersuchungsrichter anmelden und traf bei ihmein.
Flüchtig fuhr sein Auge durch das Zimmer, über Conradi's Gesicht. Es war außer diesem nur noch ein Referendar da.
Conradi erhob sich und trat ihm entgegen.
„Es thut mir leid, Herr von Buchen, daß ich Sie noch einmal habe bemühen müssen," sprach er.
Buchen zuckte lächelnd mit den Achseln. „Dem Gerichte muß man sich schon fügen," scherzte er. „Angenehm sind solche Wege freilich nie. Und soll ich es offen gestehen, heute kam mir Ihre Vorladung höchst ungelegen."
„Nun, ich hoffe nicht nöthig zu haben, Sie lange auszuhalten," erwiderte Conradi. Er lächelte, dabei ruhten seine Augen in- deß scharf beobachtend auf dem Gutsbesitzer.
„Bitte, wollen Sie nicht Platz nehmen?" — Er schob ihm einen Stuhl zu und Buchen setzte sich.
„Die Untersuchung gegen Steingruber ist noch immer nicht beendet. So oft ich die Akten von Neuem durchlese und jeden einzelnen Umstand noch einmal erwäge, steigen stets mehr und mehr Zweifel in mir auf, ob er wirklich den Mord begangen hat "
«Ich zweifle nicht daran," warf Buchen ein.
„An dem Morgen nach der That sagten Sie selbst, daß Sie den Waldhüter für unschuldig, für unfähig, eine solche That zu begehen, hielten."
Der Gutsbesitzer wurde nach diesem Einwurf nicht im Geringsten in Verlegenheit gesetzt.
„Allerdings," bestätigte er. „Seitdem habe ich indeß meine Ansicht geändert."
Der Richter hatte mehrere Akten zur Hand genommen und bläiterle darin.
„Sie haben in zwei Verhören auSge- sagt und durch einen Eid bekräftigt, daß Sie in der Brieflasche des Ermordelen zwei Zchnlhalerscheinc bem-rkt hätten. Ich muß »och einmal die Frage wiederholen: Sie beharren bei dieser Auslage?„
„Gewiß."
„Sie sind gewiß, daß Sie sich nicht geirrt haben?"
„Sie vergessen, Herr Conradi, daß Sie mir einen Eid äbnahmen, ehe Sie mich zum zweiten Male verhörlen", erwiderte Buchen verletzt. „Ich würde einen Meineid geleistet haben."
„Ich mußte diese Frage noch einmal an Sie richten. Sie ist von größter Wichtigkeit. Der Ermordete hatte einen Schreiber, welcher ihn an jenem Tage bis vor Ihr Dorf begleitete und versichert hat, daß sei» Herr kein Geld in seiner Brieftasche gehabt habe. Dies steht mit Ihrer Aussage im Widerspruche."
Buchen zuckte nur mit den Achseln.
„Darf ich Sie bitten, mir noch einmal zu wiederholen, was Sie außer jenen zwei Geldscheinen noch in der Brieftasche bemerkt habe» ?"
„Ich muß mich aus meine frühere zu Protokoll gegebene Aussage berufen."
„In allen Einzelheiten?"
„Gewiß."
„Ich weiß nicht, ob Ihnen noch Alles so genau im Gedächtniß sein wird. Herr Referendar, wollen Sie die Freundlichkeit haben, dem Herrn von Buchen die betreffende Stelle des Protokolls noch einmal vorzu- lesen."
(Fortsetzung folgt.)
(In eigener Schlinge gefangen). Advokat: „Sie wagen es, Mensch, sich bei mir um die Stelle eines Bedienten zu bewerben, bei mir, der ich Sie wegen Diebstahls ver- theidigt habe?" — Gauner: „Eben deß- wegen, Herr Doktor! Sie haben den Ge« schwornen so viel Gutes von mir erzählt, wie noch kein andererMensch, und da glaubte ich. Sie würden sich nur freuen, wenn ich Ihnen meine Dienste anbiete!" (Fl. Bl.)
GoldturS der Staatökaffciiverwaltung
vom 1. Januar 1879. 20-Frankenstücke . . 16 ^ 14 ^
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meehin Neuenburg.
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