Aus dem Oberamt Münsin gen, 5. Dez.. Die Unvorsichtigkeit in der Behandlung der I Dreschmaschinen hat vor einigen Tagen in! Dapfen einem jungen Frauenzimmer den Tod gebracht. Dieselbe wollte ihr Kleid' von der Maschine losmachen, brachte Hand und Arm in dieselbe, welche schwer verstümmelt wurden und amputirt werden mußten. Der hinzugelretene Brand brachte ihc den Tod unter großen Schmerzen.
Von der Jagst, 8. Dez. Auf der Domäne Diemboth bei Kirchberg brachte ein Knecht seine Hand in eine landwirth- schaftliche Maschine und erlitt an derselben schwere Verletzungen, so daß er 2 Finger einbüßte und die 3 anderen stark verletzt wurden. Aerztliche Hilfe und treue Pflege der Herrschet vermochten den fleißigen Dienstboten nicht zu reiten, er starb nach wenig leidensvollen Tagen.
Aalen, 7. Dez. Auf einem unserer benachbarten Werke ereignete sich in der vorigen Woche ein sehr bedauerlicher Un- glücksfall. Zwei Arbeiter, welche die Reini gung eines Dampfkessels zu besorgen hotten, öffneten in der Meinung, wenn das Manometer keinen Dampfdruck mehr anzeige, sei auch nichts mehr zu besorgen, das Mannloch zu früh und wurden dergestalt von dem immer noch in großer Spannung vorhandenen, plötzlich ausströmenden überhitzte» Dampf und Wasser verbrüht, daß für das Leben des Einen Alles zu befürchten ist.
Neuenbürg, 10. Dez. Die Besitzer von Hauswafferleitungen werden bei gegenwärtig erhöhter Winter-Temperatur so vorsichtig sein, aus dieselben Acht zu haben und sie entsprechend gegen die Einwirkung der Kälte zu verwahren. Eine einzige Nacht kann stärkern Frost bringen und die Leitnnge» leicht Schaden nehmen.
Miszellen.
Ein Verbrecher.
Aus den Aufzeichnungen eines Criminalbeamten.
(Fortsetzung.)
Der Untersuchungsrichter nahm ibn sreunvlich auf und er erzählte ihm Alles, indem er ihm die sorgfältig zusammenge- suchlen und ausbewahrten Sachen von der Brandstätte übergab.
Mit Spannung hing sein Auge an dem Munde des Richters, der Alles auf das Sorgsamste prüfte und untersuchte.
„Es ist außer allem Zweifel", sprach dieser, „daß an jener Stelle die dem Gemordeten geraubte Brieftasche verbrannt ist. Auf derselben hat sich ein kleines Stahlschild befunden, auf welchem die Anfangsbuchstaben des Namens des Todten ein- gravirt waren. Dies ist das Schild. Die Buchstaben sind noch genau zu erkennen: W. F., Wilhelm Fernau. Von den halb- verbrannten Papierbuchstaben tragen zwei Schriftzüge von des Ermordeten Hand.
Und dies-" er betrachtete das Stück
Pergament sorgfältig. „Es scheint ein Theil einer alten Urkunde zu sein", fuhr er mehr zu sich selbst fort und las die einzelnen noch lesbaren Worte: — „Von Waldheim'schen Erben" — „gelegene zu gehörige Waldung" — „sollte beim Ab
sterben oder Verkauf" — „dies scheint ein auf den Prozeß, welchen Fernau gegen Herrn von Buchen führte, bezügliches Schriftstück gewesen zu sein," fuhr er fort. — „Nichtig, Buchen erzählte mir ja, daß Fernau in der Prozeßangelegenheit bei ihm gewesen sei. — Aber diese Schrift ist sehr alt, vielleicht einige Jahrhunderte — und auf Pergament! Seltsam! Die alten Dokumente und Urkunden der Stadt sind sämmtlich verbrannt — der Prozeß ist deß- halb immer für die Stadt verloren gegangen !"
Er blickte zu Heinrich auf, als erwarte er von diesem Aufklärung; dieser war noch weniger dazu im Stand.
„Nicht wahr," fragte er. „diese Sachen führen auf die Spur des Mörders?"
„Auf die Spur?" wiederholte der Richter fragend. „Ganz recht, — doch wie meint Ihr das? — Ihr meint, sie sind ein Beweis mehr gegen den Mörder?"
„Gegen den wirklichen I" erwiderte Heinrich. „Steingruber hat den Mord nicht begangan!"
Der Untersuchungsrichter Conradi horchte auf. „Er hat ihn nicht begangen? — Habt Ihr Beweise, die ihn entlasten? — Wer ist der Mörder?"
„Ich weiß es nicht — ich habe keine Beweise; aber Steingruber ist einer solche» Thal nicht fähig. Er hat das Geld gefunden — er hat es mir beiheuert!"
„Alle Beweise sprechen gegen ihn. Er hat das Geld aus der Brieftasche genommen und sie daraus an jener Stell« verbrannt."
Schweigend, niedergebeugt stand Heinrich da. Mit der freudigen Hoffnung, etwas gefunden zu haben, was vielleicht die Unschuld von Mariens Vater beweisen konnte, war er hierher gekommen; jetzt hatte er nur einen Beweis mehr, der gegen ihn zeugte, gegeben.
Conradi bemerkte sein betrübtes Gesicht. „Seid Ihr mit dem Waldhüter verwandt?" fragte er nicht ohne Theilnahme.
„Nein."
«Ihr zeigt doch viel Tbeilnahme für sein Geschick — habt ihn gestern sogar im Gefängniß besucht?"
»Ich — ich kenne seine Tochter," erwiderte Heinrich verlegen.
„Sie ist Euer Schatz?"
„Ja."
„Die arme Familie dauert mich," fuhr der Richter fort, „das Mädchen vor Allen, es ist noch jung und hübsch. — Nun — ihr Vater ist ja noch nicht verurtheilt; es sprechen allerdings schwere Beweise gegen ihn, aber es ist immer noch die Möglichkeit, daß er den Mord nicht begangen hat. Habt Ihr vielleicht gegen Jemand Verdacht?"
„Nein," eutgegnete Heinrich. „Ich bin nur überzeugt, daß Steingruber das Verbrechen nicht begangen hat."
Der Richter zuckte mit den Achseln. „Von Ueberzeugungen darf sich der Richter nicht bestimmen lassen. Für ihn gelten allein Thatsachen und Beweise."
Mit schwerem Herzen kehrte Heinrich heim. Für Mariens Ruhe war es bester, er verschwieg ihr, daß er die Sachen gesunden , daß er bei dem Richter gewesen
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j war — helfen konnte er ihr ja doch nicht. 1 Entweder war der Richter von vornherein von einem Vorurtheil gegen ihren Vater befangen oder unglückselige Zufälle hatten sich vereint, eine Schuld, ein Verbrechen aus ihn zu wälzen, welches er nicht begangen hatte. (Fortsetzung folgt.)
Unzeitige Hilfe. Zu einem Apotheker kommt ein junger Mann in schwarzem Frack und weißer Halsbinde und stellt in aller Hast die nachstehende Frage: Können Sie mir sofort ein Dosis Nicinusöl solchergestalt präpariren, daß man es weder durch den Geschmack noch durch den Geruch als solches zu erkennen vermag? „Nichts leichter als das, aber nehmen Sie einen Augenblick Platz." — Der Apotheker arbeitet an seinem Tisch und sagt nach wenigen Augenblicken: „Sie scheinen etwas erhitzt zu sein, darf ich Ihnen eine Limonade anbielen?" Der junge Mann trinkt die Limonade und sagt dann: „Beeilen Sie sich ein wenig mit dem NicinuSöl, ich bitte!" Lächelnd erwidert der schlaue Apotheker: „Sie haben die Dosis eben verschluckt, ohne eine Ahnung davon zu haben." „Unglücklicher," schreit der junge Mann und erbleicht, „das Oel war für meine Schwiegermutter bestimmt; und ich stehe eben im Begriff, mich zu verheirathen!"
Da derzeit allenthalben große „Schweinerei", d. h. Schweine-Versolgung herrscht und wir auf der Höhe der „Metzelsuppensaison" stehen, möge hierzu citirt werden Uhl and's
Mctzelsuppenlird.
Wir haben heut nach altem Brauch Ein Schweinchen abgeichlachtet;
Der ist ein jüdisch ekler Gauch;
Wer solch ein Fleisch verachtet.
EL lebe zahm und wildes Schwein!
Sie leben alle, groß und klein.
Die blonde» und die braunen!
So säumet den», ihr Freunde, nicht.
Die Würste zu verspeisen.
Und laßt zum würzigen Gericht Die Becher fleißig kreisen!
Es reimt sich trefflich: Wein u. Schwein, Und patzt sich köstlich: Wurst u. Durst, Bei Würsten gilt's zu bürsten.
Auch unser edles Sauerkraut,
Wir sollen's nicht vergessen;
Ein Deutscher hat's zuerst gebaut,
Drum ist's ein deutsches Essen.
Wenn solch ein Fleischchen, weiß und mild. Im Kraule liegt, das ist ein Bild Wie Venus in den Rosen.
Und wird von schönen Händen dann Das schöne Fleisch zerleget,
Das ist, was einem deutschen Mann Gar süß das Herz beweget.
Gott Amor naht und lächelt still.
Und denkt: nur daß, wer küssen will, Zuvor den Mund sich wische!
Ihr Freunde, tadle Keiner mich.
Daß ich von Schweinen singe!
Es knüpfen Kraftgedanken sich Ost an geringe Dinge.
Ihr kennet jenes alte Wort,
Ihr wißt: es findet hier und dort Ein Schwein auch eine Perle.