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Sonette gedichtet werden, deren Namen viel­leicht morgen schon vergesse» sind, zumal wenn die kalte Erde ihre Ueberreste bedeckt, die aber mehr noch als ein Kriegsheld den Lorbeerkranz sich stündlich verdienen. Aerzte und Geistliche halten sich mit wenigen Aus­nahmen tapfer in der rühmenswerthesten Weise. Rev. Dr. White, ein Greis von 82 Jahren, von schwacher Gesundheit, be­sucht Kranke ununterbrochen. Als Freunde ihn ernstlich ersuchten, sein Leben nicht zu opfern, antwortete er lächelnd:Nun, ihr müßt mir doch zugeben, daß ein Mann in meinem Alter nicht mehr viel zu opfern bat." Diebarmherzigen Schwestern", von denen 21 gestorben sind, machen ihrem Namen alle Ehre, und ebenso die uner schrockenen Telegraphisten, die allein den wichtigsten Berkehr noch aufrecht erhalten und von denen einer nach dem anderen hinweggerafft worden ist. Dr. Hodges in Bicksburg schickte seine Familie hinweg und besuchte täglich an 100 Patienten. An sich selbst mißachtete er die Vorboten des Fiebers und starb in seinem einsamen Hause, ohne daß Jemand ihm die Augen zugedrückt hätte. Eine Frau verließ Gre­nada auf dringendes Bitten ihres Gatten, der erkrankt war; doch kaum hinweg, kehrte sie auch schon zurück unfähig, ihn zu ver­lassen. Der Mann genas, sie erlag der gelben Pest. Der Kapitän des Dampfers John Porter", dessen Mannschaft darnie­derlag, stand, um seine Leute nicht zu ver­lassen,- fast bis zu seiner Todesstunde am Steuerruder.

Solcher Thatsachen könnten gar viele aufgezählt werden.

Neben den rohen ungebildeten Gesellen, welche die allgemeine Verwirrung zu Ge­legenheitsdieben macht, treibenintelligente" Langfinger ihr Wesen in den von der Seuche heimgesuchten Orten. Und weiter: wer ist wohl mehr zu verachten, jener Daniel Suß- man, der sich zum freiwilligen Wärter in Viksburg hergab und die Brieftasche des ihm anvertrauten Patienten stahl, oder jener Apotheker in derselben Stadt, der in Zeiten, wo Armuth und Hunger ihr trau­riges Regiment angetreten, für eine Flasche Äalkwasser, von welchem das Faß ihm 25 Cents kostet, sich 50 Cents bezahlen ließ?

Für die geringste Dienstleistung lassen sich gewisse Klassen von Leuten ganz un. erhörte Preise zahlen, worin besonders Fuhrleute exzelliren, die für Wegschaffung von Möbeln 50 Doll, verlangen. Daß somit Mancher, den die Seuche bisher verschont hat, Geld zusammenhäuft, ist wohl begreiflich. Man bedenke, daß derCounty"- Todtengräber in Memphis, der im Allge­meinen die Begräbnisse besorgt und sich Neger für die Forlschaffung der Leichname hält, die gesetzliche Taxe von 5 Doll, für jede Beerdigung erhält. Durchschnittlich bestattet er an jedem Tage 75 Leichen, welche in einen langen Graben gebettet werden, und kassirt somit tägliche 375 Doll., wovon zum mindesten der dritte Theil reiner Verdienst ist. So zieht, wie gewöhnlich, der Eine Nutzen aus dem Unglück des Anderen.

Es ist nicht abzusehen, wie und wann diese furchtbarste aller Landplagen, die bis hinauf in den Nordosten der Vereinigten

Staaten, wenn auch nur sehr vereinzelt, I dere einen großen Theil des Stickstoffs

ihre Würgengel gesandt hat, ein Ende zerstört, so drängt sich doch mit Recht die

nehmen wird. Es ist unbestritten, daß' Frage auf, ob wir dieselben Resultate nicht nock niemals das gelbe Fieber, welches ja auch auf andere Weise erreichen können,

alljährlich im Süden austaucht, in so grau-^ Wie hinter allen praktischen Fragen der

senerregender Gestalt sich gezeigt hat, und > Landwirthschaft seit einigen Jahrzehnten die sicherlich werden noch ans lange Jahre Wissenschaft, insbesondere die Chemie als hinaus die Schrecken der gelben Pest von Leuchte und Wegweiser steht, so hat sie 1878 der Tradition erhalten bleiben.

Heber Felderbrennen.

(Aus einem Vortrage von E. Horlacher, Sekretär des landw. Vereins in Calw, gehalten in der Wandelversammlung in Zwerenberg am 2S. Juli d. I.)

Das Thema von demFelderbrennen" ist in gewissem Sinne kein populäres; denn wenn gleich diese Methode auf dem Schwarz­wald noch viele Anhänger zählt, so wird doch am Ende ein Jeder, der gelesen oder gehört hat, daß heute über dieses Thema gesprochen werde, die stille Vermuthung gehabt haben, daß die Besprechung dessel­ben nicht zum Zwecke der Aufmunterung, sondern viel eher zum Zwecke der Abma chung auf die Tagesordnung gesetzt worden ist, und wenn ich mich in dieser Annahme nicht täusche, so liegt darin gewiß ein nicht zu unterschätzender Beweis dafür, daß Der­jenige, der Felder brennt, über die absolute Zweckmäßigkeit des Verfahrens mit seinem Gewissen doch nicht ganz im Reinen ist. Sehen wir uns jedoch die Sache einmal etwas näher an.

In seinem Ursprünge ist das Felder­brennen (Motten) nur eine der verschiedenen Methoden, um Haideland oder alles Gras­land möglichst schnell für die Kultur zu gewinnen oder zu derselben zurückzuführen. Das Felderbrennen wird in Württemberg und insbesondere auf dem Schwarzwalde in verhältnißmäßig bescheidenem Umfange betrieben und ist schon an manchen Orten der besseren Einsicht gewichen. Für die­jenigen Gegenden aber, wo es sich noch als alte Gewohnheit und angeblich unentbehr liches Hilismittel der Bodenkultur breit macht, mag, obwohl die Verhältnisse viel bescheidenere sind, doch das Nämliche gelten, was anderswo gegen das Felderbrennen gesagt wird. Der fast einzige Grund für dasselbe ist der Wunsch, altes Haide-oder Grasland, das den gewöhnlichen Acker- werkzcugen allzu großen Widerstand entge­gensetzt, schnell und auf leichte Weise der Kultur zurückzugeben, und es hat die Methode, das Feuer als laudwirthschafilichen Hilfs­arbeiter herbeizuziehcn, einen mächtige» Fürsprecher in der Erfahrung gesunden, daß gebrannte Felder ganz außerordentliche Erträge liefern. Und in der That könnte man auch dieser beiden Gesichtspunkte we­gen dem Brennen das Wort reden; denn es ist richtig, daß die unserer besseren Kul­tur so hinderlichen Wurzelunkräuter und die holzigen, schwer verwesenden Wurzeln des Haidekrauts, sowie eine Menge von Ungeziefer, Schnecken, Larven rc., ebenso eine Unsumme von Unkrautsamen durch das Feuer gründlich zerstört werden. Wenn man aber auf der andern Seite erfährt, daß das Feuer nicht blos diese unbeque­men Feinde der LandwirthsLaft, sondern auch eine Menge von für unsere Kultur­pflanzen unentbehrlichen Stoffen, insbeson-

sich u. A. auch der für manche Gegenden so hochwichtigen Frage vom Felderbrennen angenommen, und der chemische Ackersmann (Prof. Stöckhardt in Tharand) veröffent­licht in seinem Jahrgang 1856 die interes­santen Resultate der darüber angestellten Untersuchungen. Hienach haben 100,000 Theile ungebrannte Erde 311, frisch ge­brannte Erde aber nur noch 176 Theile Stickstoff enthalten und außerdem ist durch das Brennen die wasserhaltende Kraft des Bodens von 122 auf 106 herabgemindert worden. Dagegen muß allerdings zugege­ben werden, daß die gebrannte Erde buch­stäblich mehr lösliche, pflanzennährende Mineralstoffe enthält, als die ungebrannte, nämlich etwa die 2fache Menge xron alka­lischen Erden (Kalkerde und Talkerde), die 2^/s fache von Alkalien (Kali und Natron) und die 3fache von Schwefelsäure. Es ist also immerhin verführerisch, für kalireichs Kulturpflanzen, also für Hackfrüchte, Klee, Tabak, Rüben rc. durch Brennen sich eine an löslichen Alkalien reiche Erde zu ver­schaffen. Aber gerade in der großen Lös­lichkeil dieser Stoffe und in der dadurch herbeigesührten Möglichkeit ihres raschen Verbrauchs liegt die ungeheure Gefahr für unsere Landwirlhschaft und die Berechtigung des Ausdrucks:Raubbau". Denn die Folge wird, wenn auch nicht eine schnell sichtbare, doch eine allmälig mit erschrecken­der Sicherheit eintretende Verarmung un­seres Bodens sein, weil die durch einige gute auf das Brennen folgende Ernten dem Boden in reichstem Maße entzogenen Alka­lien demselben nie mehr in demselben Maße ersetzt werden.

(Schluß folgt.)

Kitte für eiserne Oefen. 4 bis 5 Theile trockenen, gepulverten Lehms werden mit 2 Theilen feinster rostfreier Eisenseilspäne, 1 Theil Braunstein, Vr Theil Kochsalz und */s Theil Borax gemischt, und die möglichst fein gepulverte und innig ge­mengte Masse mit Wasser zu einem dicken Brei angerührt. Der Kitt muß schnell verbrauch! werden; die damit verstrichenen Stellen läßt man erst bei langsam steigen­der Wärme trocknen und erhitzt sie dann bis zur beginnenden Weißgluth. Der so behandelte Kitt ist sehr hart und schlacken­artig zusammengesintert und widersteht vollständig kochendem Wasser wie starker Glühhitze. Ein weiteres Recept ist: Ein Gemisch gleicher Gewichtstheile fein abge­siebten Braunsteinpulvers und fein geriebe- enen Zinkweißes wird mit käuflichem Wasser­glas zu einem dünnflüssigen Brei angerie­ben, der sehr schnell verbraucht, einen eben­falls sehr barten und ebenso widerstands­fähigen Kitt gibt, wie die vorige Methode.

Goldkurs der Staatskaffcnverwaltung

vom 15. Oktober 1878. 20-Frankenstücke . . 16 -46 16

Redaktion, Druck und Verlag von 2 ak. Meeh in Neuenbürg.