vertreten. Viele freilich sterben dahin ohne Signal, ja ohne Pflege. Personen, plötzlich von der Seuche ergriffen, durch Schwäche oder Delirium unfähig gemacht, Hilfe her- beizurufe», fallen nieder, sterben verlassen — und erst die eintreteude Verwesung oder Zufälle führen die Auffindung der Leich, nume herbei. Vagabunden kriechen in verödete Häuser, die sie lebend nimmer verlassen. Andere findet man todt unter freiem Himmel. Selbstverständlich werden die Beerdigungen in größter Hast ausgeführt. Neben einander und aufeinander werden die rohgezimmerte» Särge in die Massengräber gesenkt, indem der Name — wenn bekannt — auf den Sargdeckel geschrieben wird. Selbst Säuglinge verschont die gelbe Pest nickt. Sieben Stunden nach der Geburt starb ein Kind in Memphis am gelben Fieber, während die Mutter bisher verschont blieb, und es ist die Thatsache, daß unmündige Kinder einen Prozentsatz von 25 Prozent in der Statistik der Sterbe- fälle bilden. Und wie ficht's mit der Hülfe aus? Die Aerzte sind nahezu erschöpft, die Mitglieder einer im ersten Feuer gebildeten Hilfsgesellschaft find sämmtlich ausgerissen, das einzige noch offene Hotel ist das Peabody — ein Pesthans, in welchem 17 Gäste aus einmal darniederliegen; von den Zeitungen erscheinen nur noch die „Apveal" und die „Aoalanche", auf halben Bogen, nichts als Todlenregister und Nachrichten über die Seuche enthaltend. Die Stadtverwaltung ist vollständig außer Rand und Band. Neger und Vagabunden treiben sich umher, dem Fieber trotzend, um von der Barmherzigkeit anderer Leute oder dem Diebstahl zu profitiren. Für Dienstleistungen fordern diese Geschöpfe, die man den „Hyänen des Schlachtfeldes" vergleichen möchte, unerhörte Summen.
Durch Zeitungsnachrichten find von den furchtbaren Einzelheiten und Episoden in Memphis bisher nicht viele bekannt geworden, da die Einwohner zu betäubt sind, um ihre Bemerkungen mitzutheilen. Das Meiste erfährt man durch Privatnachrichte». Ein Arzt versichert uns: er sei nahezu erschöpft, seit Sonnenausgang auf den Beinen und habe in der Zeit mehr Schreckliches gesehen, als auf einem Schlachtfelde. Kinder und Weiber umdränaten ihn, während er mit uns sprach, und wollten ihn förmlich zu den Patienten zerren. Ein Augenzeuge erzählte: „Ich trat auf den Ruf eines kleinen Mädchens i» ein Haus auf der Jeffersou Street. In einem Raume befanden sich Vater, Mutter und sechs Kinder, der Vater lag lobt im Bett, der Kopf hing über den Rand desselber hinaus; todt lag die Mutter auf dem Boden und zwei Kinder lagen im Sterben. Niemand hatte sich ihrer angenommen!" Es sind zwar fast 1000 Wärter und Wärterinnen da, aber nur wenige von ihnen verstehen ihr Geschäft, worauf es hier viel ankommt. Denn das Fieber hat eigenthümliche Erscheinungen, die häufig mißverstanden werden und dann zu sicherem Tode führen. Meist tritt, wenn die erste Attaque des Fiebers Überstande» wird, ein scheinbares Gefühl des Wohlbefindens ein, das auch in vielen Fällen zur Genesung führt,, wenn nicht, wie es fast
immer geschieht, wo keine erfahrungsmäßige j Pflege vorhanden ist, der Patient, sich genesen glaubend, das Bett verläßt. Erschöpfung, Rückfall und — Tod find dann die Folgen. (Schluß folgt.)
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(Der letzte Bückeburger Zehnthalerschcin. Der Direktion der „Niedersächsischen Bank" in Bückeburg wurde vor Kurzem ein bereits verfallener Zevntdalerschein mit solgender humoristischer Bittschrift zur Einlösung überreicht:
Ihr Herren Direktoren im lieben Bückeburg Ich Aermster bin verloren, ach, Helsen Sie mir
durch!
Als ich geboren wurde als blanker Kassenschein, Da hört' ich Jud' und Christen verlangend nach mir schrei'n.
In Hütten und Palästen wardich stets hochgeehrt, Wo ich erschien, erkannte man immer meinen
Werth.
Doch wandern mußt' ich immer, ich halt' nicht Ruh' noch Nast;
Ach, heimisch ward' ich nirgend, ich war nur immer Gast.
Oft schlief ich diebessicher in Arnheim's Eisen-
fchrank, .
Auch oft im engen Kasten am Tisch und an der Bank;
Doch, wo es gab zu blechen, da mußte ich an's Licht.
Wofür? — Aus Anstand sagen darf ich ja Manches nicht.
Stets Hab' bei Groß und Kleinen ich meinen Werth gefühlt,
Und Hab' in Nord und Süden die Wanderlust
gekühlt;
Da traf auf meinen Wegen im großen deutschen
Reich
Ich allerhand Kollegen, die mir im Schicksal
gleich-
Da haben wir geplaudert vom Reich so mancherlei,
Und daß mit uns'rer Laufbahn cS bald zu Ende sei. Da packt das Heimweh Jeden nach seinem Vaterland,
Zur Heimath zog's uns Alle, wo uns'rc Wiege
stand.
D'rum nah' ich lebensmüde dem lieben Bückeburg.
Denn nun mit allem Wandern da bin ich dicke
durch.
Doch dort in Bleicherode ein Bäckermeister ist, Der mich in seinem Leben wohl nimmermehr
vergißt.
Doch ist, Ihr Herrn, der Bäcker führwahr kein reicher Mann,
Der nur so aus dem Aermel ein Denkmal schütteln kann:
D'rnm bitt' ich, liebe Herren, klingt es auch etwas stark.
Daß Sie ihm übersenden zum Denkmal dreißig
Mark!
Er halt' mich, als den „Letzten", sehr lange hochgeehrt,
Und eine Lieb' ist doch der andern immer werth. Erfüll'n Sie seine Bitte, dann bin ich dicke
durch,
Auch läßterherzlich grüßendaSganzeBückeburg! Die Direktion in Bückeburg hatte ein Herz für die Leiden „ihres" Scheines und Sinn für den Humor des poetischen Bittstellers, Daniel in Bleicherode, und löste den Verfallenen ein.
(Schmvcksachen) aus reinem „Rinderblut" hergestellt, erregen neuerdings die Aufmerk, samkeit und -Bewunderung der Damenwelt; dieselben sehen täuschend den aus Lava oder Hartgummi gefertigten ähnlich, übertreffen letztere aber noch durch die Pracht der schwarzen Färbung. Ueber die Methode der Hergellung jener Sachen wird Folgendes mitgetheilt: Das Blut wird zuerst durch ein einfaches Sieb getrieben und
daraus getrocknet, bis eS pulverisirt werden kann. Nach dem Pulverisiren wird das Blukpulver zur Erzielung einer ganz gleichmäßigen Feinheit nochmals gesiebt und alsbann ln Forme» gefüllt, die auf 100— 150" C. erhitzt sind, und hier 5 bis 10 Minuten lang einem sehr starken Druck ausgesetzt. Nach dem Kühlen wird das geformte Object abgerieben oder polirt und ist dann zum Gebrauch fertig.
(Möhren als P f e r d e f u t t e r.) Gegenüber dem im Herbste öfteren Vorkommen von Kolikansällen, Bliuddarmsver- stopsung u. s. w. bei Pferden macht ein Laudwirth in der Copenhagener Wochenschrift für Landwirthe wiederholt auf die Nützlichkeit einer Beigabe von Möhren zum Pferdefutter aufmerksam. Derselbe gibt Liese Beigabe zum letzten Abendfutler, da die Pierde bei der kurzen Freßzeit am Tage aus Begierde nach den Möhren oft einen Theil des Körnersntters und des Häcksels liegen lassen. Weiter äußert sich der Einsender wie folgt: „Anfangs nehme ich die Möbre direckt vom Acker und gebe sie den Pferden mit dem Kraute. Werden die Möhren ausgenommen, so lasse ich ein Stück für die Pferde so lange stehen, wie das Kraut grün bleibt. Sie fressen sie so mit Begierde, und man spart das Abschneiden. Seit einer Reihe von Jahren Habs ich auf diese Weise Möhren an die Pferde verfüttert, und seit jener Zeit sind die oben genannten Krankheiten in meinem Stalls nicht wieder ausgetreten.
Neue Niegelwand -Masse. Wenn man durch Plochingen geht, so sieht man an Neubauten und Reparationen dis Riegelwandungen mit einer grauen Maße in Einem Guß ausgesüllt. Bei näherer Besichtigung stellt sich heraus, daß der Guß aus Steinkohlenichlacken und Cement besteht. Es wird hiebei folgendes Verfahren eingeschlagen: Au der Wand werden auf der Außen- oder Innenseite Bretter aufgeschlage»; hierauf wird daneben auf einem Bretterboden, welcher transportabel sein muß, ein Wafferbutten voll Schlacken aufgeschüttet und etwa '/« Cement und Wasser angemacht, wie jede andere Masse auch, schnell zwischen die Breiter eingeschüttet und gestämpfelt, u. s. f. bis oben. Die Masse wird so schnell hart, daß in 1 Stunde die Bretter abgezogen und weiter verwendet werden können. Der Nutzen besteht darin, daß jeder ordentliche Arbeiter dazu gebraucht werden kann, daß von einer Feuchtigkeit durchaus keine Rede ist, und daß bas Verfahren billiger zu stehen kommt, als alle anderen Arten von Ausriegelungen. In einem Neubau wurden auch die Zwischenräume in den Zimmerdecken damit ausgesüllt, wodurch die für's Gypsen sonst erforderliche Vertäfelung, sowie der Bretterboden auf der Bühne erspart wurden.
Frankfurter Course vom 5. Oklbr. 1878.
Geldsorten. --L
2V-Frankenstücke.16 18—22
^ Englische Souvereigns .... 26 35—4g
Ruß. Imperiales.16 65—7<i
: Holland. 10 st.-Stück ..... 16 65 6.
Dukaten. 9 60—65
Dollars in Gold ..4 17--2g
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Pteeh m Neuenbürg.