Flulh unverwandt durch sein kleines Fern­glas beobachtete, mit freudig erregter Stimme:Ein Segel in Sicht!"

Es war in der Thai ein englisches Kaperschiff, das an den Inseln der Nord­see umherkreuzte, um mit den kühnen Strandbewohnern das gefährliche Handwerk des verbotenen Seehandels zu treiben; wie hierzu am liebsten die Nacht benutzt wurde, so war der Helle Mondschein demselben doch ungünstig, und mochte das Kaperschiff heute auf den Sturm bauen, welcher die Küsten­wache an der Ausübung ihres beschwer­lichen Dienstes, wobei Mancher von den verhaßten Douanier's der Rache der Be- wohner zum Opfer fiel, ganz bedeutend hinderte.

Als das Boot dem Kaperschiffe sich näherte, wurde es laut bewillkommt, da man Schmuggler vermuthete, doch zeigte man sich trotz der Enttäuschung nicht im geringsten abgeneigt, den deutschen Flücht­ling aufzunehmen, der sich jetzt in großer Bewegung von dem Fischerkönig verabschie­den mußte.

Dieser versuchte es kaum, einen Blick auf ihn zu werfen, als scheue er sich, sein Antlitz zu sehen.

Vorwärts, Herr!" sprach er rauh, der Sturm ist im Anzuge, wir dürfen nicht länger hier weilen."

So reichen Sie mir wenigstens die Hand, Herr Enno Harms!" versetzte Adal- bsrt mit bebender Stimme,und geben Sie mir die Erlaubniß, daß ich Ihnen später, wenn das Vaterland bessere Tage sieht, meinen Dank abtragen darf. Mein Name ist"

Ich brauche ihn nicht zu wissen", unterbrach ihn Enno fast heftig,danken Sie es Vieser Jungfrau, die sich für einen Fremden opfern wollte, ohne an das Leid ihres alten Vaters dabei zu denken."

Er reichte ihm flüchtig seine Hand und bedeutete ihm dann mit einer gebieterischen Bewegung , die herabgelassene Leiter des Kaperschiffes zu besteigen.

Da beugte sich Adalbert zu Theda nie­der, die, Alles um sich her vergessend, an seine Brust sich warf und ein leidenschaft­liches Lebewohl flüsterte.

Der arme Flüchtling küßte leise ihre Stirn und sprach dann mit einer Stimme, die in Thränen erstickt schien:Lebewohl, Theda! Dir bleibt der Dank des Un­glücklichen, all' seine Liebe und Hoffnung!"

Herr!" fuhr Enno Harms ergrimmt auf, doch schon hatte Adalbert die Schiffs­leiter betreten und nach wenigen Augen blicken das Verdeck erreicht, wo er vor menschlicher Verfolgung sicher war.

Theda lag halbohnmächtig zu den Füßen des Vaters, der finster und schweigend sein Fahrzeug wandte und der nicht weit ent­fernten Insel Wangeroog zusteuerte.

Der Sturm hatte sich am Morgen des folgenden Tages gelegt, als Enno Harms mit seinen beiden Söhnen heimkehrte. Er fand das ganze Dorf in großer Aufregung, die alte Magd des Fischerkönigs harte Theda die ganze Nacht gesucht, dis es durch die Douanier's bekannt wurde, daß sie mit dem Flüchtling sich auf'S Meer hinausgewagt habe. Als nun am Morgen ein leerer

Kahn an den Strand getrieben wurde, da zweifelte Niemand mehr daran, daß die die Unglückliche mit dem Fremden ihren Tod in den Wogen gesunden hatte.

Aber auch das Fahrzeug mit den Ver­folgern war nicht wieder heimgekehrt; erst am dritten Tage erschien plötzlich der Fischer Keno Focke im Dorfe und brachte die Nach richt mit, daß seine Gefährten ertrunken und er selbst sich nur mit genauer Noch an die oldenburgische Küste gerettet habe.

Auf seine Denunciation hin wurde der Pfarrer und Enno Harms gefänglich ein gezogen und ein halbes Jahr lang in strenger Haft gehalten, bis man sie endlich wieder in Freiheit setzen mußte, da kein Beweis ihrer Schuld an der Flucht des Verfolg­ten aufgefunden werden konnte und Nie­mand an dem Untergang desselben mehr zweifelte.

Jede Frage nach seiner Tochter beant­wortete der alte Fischerkönig mit einem düsteren Schweigen und nach Jahresfrist war auch sie bereits zu den Tobten ge­worfen ; Niemand redete mehr von der schönen Theda, die man begraben wähnte auf dem Meeresgründe, während die Arme in Cuxhafen bei einem Verwandter, weilte, wohin der Vater sie selber vor seiner Ver­haftung mit Lebensgefahr in einer mond­hellen Nacht gebracht hatte.

Dort lebte sie wie eine Geächtete, ein­sam und verborgen, von allen Qualen einer hoffnungslosen Liebe gefoltert, von der Sehnsucht nach dem Geliebten wie nach dem alten Vater grausam zerrissen.

(Fortsetzung folgt.)

GoldeneDoppelhochzeit. In Erdmannsdorf (Königreich Sachsen) fand unlängst ein seltenes Fest statt. Zwei Schwestern, Töchter des früheren Pastors zu Erdmannsdorf, feierten am nämlichen Tage ihre goldene Hochzeit und wurden an derselben Stelle wieder eingesegnet, an welcher sie vor fünfzig Jahren durch Vaters­hand mit ihren Gatten verbunden worden waren. Eine gleiche Doppelhochzeit hatte schon vor nunmehr 78 Jahren an dem­selben Tage stattgefunden, als der Vater beider Jubelbräute und der Vater des einen Jubelbräutigams gleichfalls mit zwei Schwe­stern getraut worden waren. Die Merk­würdigkeit des ersterwähnten Festes wurde noch dadurch erhöht, daß zwei Töchter des einen Jubelpaares mit je einem Sohne des andern ehelich verbunden sind, wovon das eine Paar heute vor zwanzig Jahren gleich falls an derselben Kirchenstelle eingesegnet worden ist.

Originell. Auf dem Schilde einer Berliner Friseurin ist wörtlich zu lesen: Hier werden alle Tage die Haare drei Treppen hoch frifirt. Minna L . . . .

Selbstaufopferung eines Gatten. Ein betagter Deutscher namens Karl Lehmann, aus Lahr in Baden gebürtig und zuletzt Nr. 50 Allen Str., New-Dork, wohnhaft, der eines lahmen Beines wegen keine be­ständige Arbeit mehr finden und feine greise

Gattin nicht ernähren konnte, hat sich in der vorigen Woche selbst den Tod gegeben.

Er hoffte, auf diese Weise seiner Lebens­gefährtin Ausnahme in ein Asy! für Grei­sinnen zu sichern und sie gegen fernere Noth zu schützen. Wie er in einem hinler- lassenen Briefe mittheitt, halt« er sich vor« ' her bei der Stisterin jener Anstalt wegen der Aufnahme seiner Frau in das A'yl ! erkundigt und den Bescheid erhalten, daß ^ nur Wiltwen ausgenommen werden könnten, s Um dies Hinderniß zu beseitigen, machte er seinem Leben ein Ende. i

Erhaltung von Eis. Jedermann, l der einen Schwerkranken zur Verpflegung ' hatte, wird sich nach langer Zeit noch erin- >, nern, welch' unsägliche Mühe und Kosten die Erhaltung des Eises zu Umschlägen und zur Frischerbaltung der Getränke für Patienten, insbesondere zur heißen Jahres- - zeit, erfordert. Es ist deshalb unzweifel- - hast von allgemeinem Interesse, ein ganz i einfaches Mittel mitzutheilen, welches nach ! einer neueren Erfindung bereits in mehre- ! ren Krankenhäusern sich eingebürgert hat > und mit Leichtigkeit in jeder Haushaltung ! angewendet werden kan». Der Apparat s dazu besteht in einem gewöhnlichen Topfe ^ oder in einem Glase von entsprechender Größe, über welches mau ein Stück Flanell ! festbindet, das groß genug ist, um eS bis i zur Hälfte des Gefäßes trichterförmig in ^ dasselbe hineindrückeu zu können. Dahinein werden dann die zum Gebrauch verkleiner- ! ten Eisftückchen gelegt und das Gefäß selber ! mit einem Stück Flanell zugcdeckt. Je ! billiger der Flanell ist und je weiter die - Maschen desselben sind, um so besser erfüllt l es seinen Zweck, das entstehende Wasser ! in den unteren Theil des Gefässes abzu- ' leiten und das Eis trocken zu erhalten.

Bei Anwendung von theurcm und dichtem Flanell muffen in denselben mehrere Löcher eingeschnitten werden, um das Wasser ab­fließen zu lassen. Der Erfolg ist ein über­raschender; bei vier gleichzeitig angestelllen Experimenten mit ganz gleichmäßig herge­richteten Eisstückchen schmolz das lose im Glase liegende Eis in 2 Stunden 55 Min., im zweiten Gefäße, das nach der bezeichne- ten Methode mit einein ziemlich festen Flanelltrichter hergerichlet war, nahm die Schmelzung schon 5 Stunden 15 Minuten in Anspruch und zeigte in dem angesam­melten Wasser noch viele kleine EiSstück- chen. Das dritte Gesäß, genau wie das zweite hergerichtet, aber am Boden mit einer Federkiel großen Abflußöffnung ver­sehen, hielt das Eis 8 Stunden 45 Min., und im vierten, mit großmaschigem Flanell ausgestatteten Gefäße dauerte es 10 Stun­den 10 Minuten, bevor das Eis ganz ge­schmolzen war. Auf diese Weise ist es ! möglich, selbst in den heißesten Sommer- § nächten die Kranken stets mit Eis innerlich j und äußerlich zu versehen. Die Experimente waren im Krankenzimmer angestellt; außer­halb desselben wird das Eis in gleicher Weise conservirt, wenn man es in einen ebenso hergerichteten Eimer mit durchlöcher­tem Boden thut und dem entstehenden Wasser seinen freien Abzug gestattet.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Neeh, Neuenbürg.