362

Am 16. Juli ist iu W e i ß e n st e i »jer eine Reichs Telegrapheiianstalt in Bereinig in

gung mit der daselbst bereits bestehenden Postagentur mit beschränktem Tagesdienste eröffnet worden.

Der Friede vom 13. Juli 1878.

Eine weltgeschichtliche Handlung hat sich am 13. Juli in der deutschen Neichshaupt- sladt vollzogen; DerBerliner Friede" ist unterzeichnet worden. In Pcrgament- bänden von je 58 Artikeln wird die Frucht der vicrwöchentlichen diplomatischen Arbeit den Souverainen der sieben europäischen Großmächte zur herkömmlichen Ratification vorgelegt werden. In weiteren vier Wochen denkt man, de» Austausch der Ratifikation vorzuiiehmeii und das weltgeschichtliche Werk, für das Europa nach bangen Jahren der Erschütterung und Gefahr so viel Sehn­sucht empfunden, ist endgültig vollbracht. Um 2'/- Uhr Nachmittags traten die Bevollmächtigten zum letzten Acte im Sitz­ungssaal des Congresses zusammen. Die Mitglieder des Bureaus waren bereits um 1 Uhr erschienen, um ihre Arbeiten abzu- schließen und Alles für die Unterzeichnung der Traciate vorzubereite». Die Mitglie­der des Congresses erschienen vollzählig, weder Gortschakoff noch Beaconsfield fehl­ten diesmal. Die Sitzung selbst währte kaum eine Stunde. Fürst Bismarck eröff riete dieselbe, indem er die Bevollmächtig len aufforderte, nun, da das Friedens werk beendet sei, zur Unterzeichnung des Vertrages zu schreiten; er gab zugleich seiner Freude über das Gelingen des Werkes und der Opferwilligktit Ausdruck, w.lche alle Mächte zur Herbeiführung und Be jestigung setz Friedens an den Tag gelegt. Nachdem die Unterzeichnung eriolgt war, erhob sich Graf Andrassy, um eine Ansprache an die Mitglieder des Congresses zu halten, in welcher er dein Fürste» Bismarck den wärmsten Dank der Mitglieder zum Aus­druck bringt. Abends 6 Uhr, nach Schluß des Kongresses, fand im weißen Saal des k. Sch'offes das Galadiner zu Ehren des Kongresses statt, wobei der Kronprinz den Tcinkspruch ausbrachte. Die Betrach tungeii der Blätter über den Vertrag geben zunächst d.r Befriedigung Ausdruck, daß der Frieden sür eine übersehbare Zeit ge­sichert wurde. Man streitet darüber, wer am meisten gewonnen oder veilo.en hat. Aber auch die Freunde Rußlands gestehe», daß die Karle nach dem gegenwärtigen Vertrage sich ganz anders ausnimmt als die von Jgnalieff der Türkei auferlegte. Die wirtliche Sanktion des Vertrages ist übeidies durch den euglifch-lürkische» Traktat vom 4. Juni gegeben. Die Nordd. A. Z. schreibt, anknüpfend an Bismarcks Schlußworte in der letzten Kongreßsitzung: Bas mehrwöchentliche persönliche Zusam­menwirken der europäische» Staatsmänner, der zwischen ihnen bestandene und den Kon gr,ß überdauernde freundschaftliche Verkehr, gewähren so außerordentliche Bürgschaften, wie sie dem Welriheil in der 2. Hälfte des Jahrhunderts wohl noch nicht geboten worden sind. Der Berliner Vertrag von 1878 gehört von heute ab der Geschichte an; wie alle seine Vorgänger wird auch

es sich gefallen lassen müssen, daß er der verschiedensten Weise interpretiri und je nach den oerschievenen Spezial- interessen umgcmodelt und ausgenutzt wird.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Juli. Gestern tagte im großen Hörsaale der K. Thier- arzneischule die 32. Versammlung des Vereins württb. Thierärzte.

11 l m den 14. Juli. Die gestern Abend von Köln aus hier angekominene» 120 Stück Brieftauben wurden heute früh 7 Uhr 50 Min. in Anwesenheit vieler Zu­schauer beim Güterbahnhof ausgelassen, indem alle 6 Körbe zugleich geöffnet wur­den. Sämmtliche Tauben flogen alsbald zu gleicher Zeit auf und nahmen, nachdem sie hoch oben einige Kreise beschrieben, die Richtung nach Nordwesten. Nach einge troffenem Telegramm kamen die ersten der Tauben Nachmittags 5 Uhr 10 Min. in Köln an; dieselben hatten mit Wind und Regen zu kämpfen. Am 28. d. Mts. werden diejenigen Tauben, welche von den 120 in Köln ankommen, in München auf­gelassen werden und sind weitere Stationen bis Wien vorgesehen.

Göppingen, 14. Juli. Für einen Theil der unt-ren Stadt, die Sanerbrun- nengasse und Umgebung, wird zur Zeit eine Wasserleitung eingerichtet. Die Frage wegen Einführung einer Ko»sum jteuer beginnt sich auch hier zu regen und wird bei der bevorstehenden Berathung des städtischen Eials ernstlich zur Sprache kommen.

Calw, 14. Juli. Letzten Freitag zwi­schen 6 und 7 Uhr Morgens wurde der Vater des jetzigen Besitzers der im Teinach thale auf der Markung Altbulach gelege­nen Walkmüble, ein 75jähriger, wegen seiner Freundlichkeit und Dienstfertigkeit allgemein beliebter Man», in dem Mühl­bach als Leiche gefunden. Abends zuvor hatte er sich wie gewöhnlich zu Belte be­geben, scheint aber am frühen Morgen, durch Schlaflosigkeit veranlaßt, im Freie» Bewegung gesucht zu haben, wobei er, da er schwach auf d-n Füße» war, ohne Zweifel ausglitt und in das dort ziemlich lebhaft fließende Wasser der Teinach ge­rietst. Der Verunglückte und seine Familie werden aufrichtig bedauert.

Her r e n a l b, l 3. Juli. Die heutige 4. Knrlrste bringt einen Zugang von 103 Personen.

W i l d b a d, io. Juli. (Privatmitth.) Stadtschult heißen wähl: Abstim­mende 536. Hiervon Herr Schultheiß Bätzner von Pleidelsheim 401; somit gewählt.

Ausland.

Der Wien - Pariser Knrierzug ist nach einem Telegramm derAllg. Zlg." am 12. Juli Morgens 1 Uhr in Wels ent­gleist. Nähere Nachrichten fehlen, doch scheint der Unfall keine beklagenswerthen Folgen geb.abt zu haben.

Nach Paris reisenden Deutschen kann das Ilotsl äs OoIoMo, rue ^melot Ar. 42 (Inhaber Theodor Wagner aus Frei­burg) als gutes und billiges Äbsteig Quartier oder zu längerem Aufenthalt) Hotel Zarui) bestens empfohlen werden.

I Lech (Tirol), 4. Juli. Es schneit wie zn Weihnachten seit 4 Uhr früh! Es ist 9 Uhr früh und 16 Ccnlimeter Schnee bedecken die Erve unnuttelbar vor dem Wirthsbaus zur Kione, in dem ich schreibe. Wunderschön standen gestern noch die Wiesen. Das schöne, kräftige, milchreiche Gras wird durch diese Witterung außerordentlich lei­den. Die nahen Alpen sind von zahlreichem Vieh befahren. Dieses steht nun im Schnee, weil jede Vorsicht, irgend eine Schirmhülle zu errichten, hier außer Acht gelaffen wurde.

KUsMen.

Berli n. Die Vorliebe unseres Kai­sers für die Kornblumen ist allge­mein bekannt; in fabelhaften Massen wer­den sie deshalb jetzt zu Bouquets und namentlich zu den reizvollen, neuerfunde­nen Blumenkissen verwendet. In dem Monstrekonzert zn Ehren des Kongreffes im Zoologischen Garten waren fast alle Damen mit kleinen Kornblumensträußchen geschmückt, als wollten sie einen Orden dadurch markiren;wie das Veilchen der Napoleon iden, ist die Kornblume die Hohen- zollernblume", meinte damals der Korre­spondent einer französischen Zeitung. Gar Viele hoben schon gefragt, woher des Kai­sers Vorliebe für die zwar anmuthig ge­färbte, aber doch im Ganzen bescheidene Blume komme? Es dürfte daher nicht un­interessant sein, mitzutheilen, daß die hoch­selige Königin Luise dieselbe Vorliebe hatte. Sie schmückte sich oft und gern mit blauen Kornblumenguirlanden, die ihrem Blond­haar prächtig standen und genau die Farbe ihrer schönen, guten Augen batten. Als sie einst zur Zeit der französischen Okku­pation, lieblicher und hoheitsvoller als je, an Friedrich Wilhelms III. Seite, in einem weißen Kleide mit blauen Kornblumen, ohne jegliches Geschmeide, bei einer Fest­lichkeit erschien, wurve der Königin hinler- bracht, daß die französischen Generale es gewagt hätten, sich über die Einfachheit ihrer Toilette zu moqniren, die ohne Brillan­ten, so wenig kostbar sei.Seit französische Pferde unsere Felder zertraten, seit Sie, meine Herren, im Lande sind, gehören Feldblumen auch zu den Seltenheiten und Kostbarkeiten in Preußen", lautete die Antwort der hochherzigen Frau.

Gegen das Gerinnen der Milch em­pfiehlt ein Schweizer Laudmirthschastliches Blatt das höchst einfache Mittel, einen sauberen Nagel in die Milch zu legen, wo­durch das Gerinnen 2436 Stunden lang verhindert und das umständliche Absteden der Milch überflüssig gemacht werde.

Frankfurter Coursr vom 15. Juli 1878.

Geldsorten.

20-Frankenstücke.

. 16

19

23

Englische Souvereigns . . .

. 20

SS

-33

Ruß. Imperiales.

. 16

65-

-07

Holland. 10 fl.-Stück ....

. 16

65

S.

Dukaten.

Ü2

-57

Dollars in Gold.

17-

-20

Redaktion, Druck Vertag von Jak. Meeh i» Reuenbürg.

Anzeige« für de« ßnzthüker vermitteln in Pforzheim r Hr. Htto ZtieLer; in Wikdbad: H r. H. Schobert.

tMit einer Aeikaae.1