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Weiler, 20. Juni. Gestern wurde j schwarzen Laternen und Dir ein Oauäs-
uniere Gemeinde von großem Unglück betroffen. Nachmittags 3 Uhr zog über unsere Fluren von Südosten kommend, ein starkes Gewitter mit Hagel; die Schloffen sielen nußgroß und etwa 30 Minuten lang
umu8 iKitur, weißt Du noch, Bruderberz?"
„Ich weiß, ich weiß", nickte der Doktor, dessen finsteres Antlitz ein Lächeln sonnig erhellte; „Du befreitest mich und gabst Dich für den Thäter aus, als man mich rele- giren wollte, die Sache kam herum, Dein
O.
in solcher Menge, daß 5 Stunden nach dem
traurigen Ereigniß deren noch haufenweise Freundschaftsdienst rettete uns Beide, auf den Feldern anzutreffen waren. Das wie könnte ich solches nur vergessen?" Getreide, Hanf, Kartoffel, Reben, sowie j Der Bürgermeister freute sich innerlich, überhaupt sammtliche Feldfrüchte sind zum daß noch nicht alles todt war in der Brust
Theil vollständig, zum Theil zur Hälfte vernichtet. Auch die Obstbäume gewähren einen traurigen Anblick.
Aus Ellmendigen wird berichtet, daß das Gewitter am 19. ds. durch starken Hagel und wolkenbruchartigen Regen nicht unbedeutenden Schaden verursachte an Obst, Kartoffeln und Sommergetreide, der Hanf sei vollständig zu Grunde gerichtet.
G r ä f e n h a u s e n, 23. Juni. An der Kamerz des Grünhoswirths Lutz begann sich am 17. ds. eine Clevner-Traube zu färben; heute finden sich daran schon mehrere mit gefärbten Beeren gesprenkelt.
Schweiz.
Bern, 15. Juni. Nach einem kürzlich zu Kloten abgehaltenen Sängerfeste erkrankten 150 Personen, sämmtlich Theil- nehmer am Feste. Die Krankheit äußerte sich bei Allen unter dem Bilde einer akuten Magenentzündung mit sehr hohem Fieber, bis 40° und darüber. Die Untersuchung der Massenvergiftung hat jetzt bestimmt herausgestellt, daß der Genuß von verdorbenem Kalbfleisch die Ursache dieses unglücklichen Ereignisses ist. Der Festwirth, und ein Metzger welcher das Fleisch geliefert hat, sind verhaftet.
Miszellen.
Immer zu spat.
Humoreske von E. Heinrichs.
(Fortsetzung.)
Dem Bürgermeister wurde doch ein wenig ängstlich bei dem verrückten Theologen, den das Grübeln zum Narren gemacht.
„Pah", versetzt er wegwerfend, „ist diese Weisheit das ganze Resultat Deines For- schens? — Darum wird Dich kein Fibelschütz beneide». Doch weg damit; daß wir sterben müssen, weiß die ganze Menschheit — laß uns von der Vergangenheit plaudern, von unfern Burscheujahren, wo das Leben uns so sonnig lachte. Weißt Du noch Johannes, wie Du mir diese» „Schmiß" versetztest, quer über den Kopf weg? Es war ein verdammter Hieb, der unsere Freundschaft begründete, noch kannst Du die Narbe fühlen." —
Er ergriff seine Hand und legte sie auf die Stelle, wo sich wirklich eine starke Narbe hinzog/
Der Doktor wurde ruhig, er betastete dieselbe und nickte dann wie träumend vor sich hin.
„Und wie wir dem Rector, der Dich in's Karzer sperren ließ, weil Du seinem Pudel eine Brille aufsetztest mit seinem Namen darüber, ein Pereat
dieses Mannes. Er fuhr fort, die Erinner ung an jene lustige Zeit auszusrischen und war unerschöpflich in der Aufzählung aller tollen und übermüthigen Studentenstreiche, bis der Doktor gänzlich aufthaute und sogar hie und da den Freund berichtigte, ja in dessen lustiges Lachen fröhlich mit einstimmte.
Dem Bürgermeister gewährte es einen ungeheuren Spaß, als er bemerkte, wie der alte Diener geräuschlos die Thür öffnete und mit entsetztem Gesicht hereinstarrte; seinen Doktor lachen zu hören, war ihm seit Menschengedenken nicht vorgekommen.
Plötzlich zog Kleinpaul seine Uhr.
„Herrgott, meine Frau erwartet mich", rief er erschreckt, „wie ist die Zeit vergangen, und was ich auch noch vergessen habe, Dir mitzutheilen, bester Freund! Ich habe Deine Schwester nebst Gemahl auf dem Rheine kennen gelernt —"
„Da hast Du was Recht's kennen gelernt", unterbrach ihn der Doktor verächt lich; „die Frau Geheime Nechnungsräthin — den Mann zähle ich gar nicht mit — darf mir nicht in's Haus kommen; gottlob, daß Du verheirathet, bist, sonst würde sie Dich ohne Gnade an einen ihrer hoffnungsvollen Sprößlinge verkuppeln."
„Mein Gott,.- sie sagte mir doch, daß Du sie vergötterst und ihren Kindern zuliebe unverheirathet geblieben seiest."
„Das sieht ihr ähnlich", murmelte der Doktor, „sie soll es bald erfahren wie ich sie vergöttere. Mensch! Freund!" fuhr er laut und heftig fort, „steh meine Schwester an und dann frage noch, warum mir dieses Geschlecht verhaßt. Eine freilich möchte ich ausnehmen", setzte er leise hinzu, „das
arme Ding hätte ein besseres Loos verdient, was ich ihr auch bereite» will, ivenn's nur nicht zu la>,ge währen sollte; oder ich müßte ihn gewaltsam herbeirufe,i, den besten Freund, der mich Dir gleichmachen soll"
Er richtete bei diesen Worten den düsteren Blick auf das Skelet, was den Bürgermeister aufs Neue beunruhigte.
„Was hältst Du von den Töchtern Deiner Schwester, Freund Johannes?" fragte er deßhalb rasch, um ihn der Erde wieder zuzuführen.
„Unkraut, nichts als Dornen und Disteln", versetzte der Doktor herbe; „nur die Eine, die ihnen als Magd, als Aschenbrödel dienen muß, scheint gut zu sein — scheint, sage ich, Freund! Wer kann be. den Weibern etwas behaupten? Warum fragst Du nach dem Unkraut?"
„Weil ich einen heiraihslustigen Freund mit mir führe, dem ich eine gute Frau wie Sirach sie schildert, verschaffen möchte.' Ich hoffte bei Dir selber auf ein solches töchterliches Pracht-Exemplar, da mein Freund dergleichen verdient."
Der Doktor zog eine spöttische Miene, dann wurde er plötzlich nachdenkend, stand auf und durchmaß mit großen Schritten das Zimmer.
Wieder steckte der alte Diener sein ent-- setztes Gesicht durch die halb geöffnete Thüre..
„Was willst Du, klagender Jeremias?" fuhr sein Herr ihn an.
„Gott sei Euch gnädig, Herr Doktor — Sela!" stöhnte der Alte, sich schnell zurückziehend.
(Fortsetzung folgt.)
Der arme Congreß befindet sich in einem schrecklichen Dilemma: die Rumänen, Serben und die andern Kleinen klagen, daß sie Nichts hineinbringen könne», die Blätter jammern, daß sie Nichts herausbringen können! Wem soll er es nur recht machen?
(Unfreiwilliges Geständniß.) Herr: „Ich wünsche gemahlenen Pfeffer — aber ganz reinen!" Commis: „Den führen wir gar nicht."
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