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von dem auf belletristischem Gebiete mit Auszeichnung genannten Max v. Schlägel. Diesem Roman schließt sich die vorlrcsf tiche größere Nov-lle: „Der Schütz liiig des Marquis" von Georg Haitwig, an, Diese Erzählung ist in dem Bande vollständig enthalte», wie es über Haupt ein Vorzug dieses Unternehmens ist, daß in jedem Bande eine größere Novelle ohne das leidige „Fortsetzung iolgt" komplet g boten wird. Der sernere Inhalt benetzt ans einer Anzahl kleinerer, fesselnd und populär geschriebener Beiträge: „Aus entschwundenen Königreich en".
— „Eine e n g l i s ch e D a in p f s ch i f f
s a h r t s g e s e l l s ch a t l". — „Aus
der Unterwelt Italiens." — „Der Geisterseher von Eiseu- berg." — Aeltere Nordpolfahr- ,en."— „Das A-B-C der Thiere."
— Eine R-ihe interessanter Miscel- l e n schließt den Band.
Kunulr.
Deutschland.
Nachdem das Schicksal des Gesetzentwurfs zur Abwehr socialdemokratischer Ausschreitungen entschieden ist und auch nachgerade Gewißheit darüber besteht, daß die Ablehnung der Vorlage nicht uninitielvar weittragende Folgen baben w rd, blieb blos noch zu wünschen, die Verhandlungen möchten ohne Bitterkeit, mit Mäßigung und Besonnenheit geführt w roen. Soweit sich aus den Berichten über die Sitzung erkennen läßt, ist dies auch geschehen. — Das Ausnahmegesetz wurde vom Reichstag :n t einer Mehrheit von 194 St. abgelehnt.
Berlin, 21. Mai. Es bestätigt sich, daß Sachsen im Bundesralhe das Ausnahmegesetz gegen die Sozialdemokratie am eifrigste» befürwort, l hatte. Demnach muß in den maßgebenden Kreisen zu Dresden wohl ein erheblicher Wandel der Anschau ungen stattgefuuoen haben. Ist es doch notorisch, daß bei den letzten R ichetaas- wählen der Sieg Bebel's gegenüber dem nalionalliberalen Kandidaten Professor May Hofs nur dadurch bcrbeigesührt worden ist. daß bei der Stichwahl die Konservativen, zu welchen die höchsten Hof- und Staatsbeamten gehören, ihre Stimmen dem So zialdemokraten zuwenveten.
Die Wes.Z. spricht ein scharfes Wort mit den Christlich-Sozialen. Sic sagt: Wenn die Sozialdemokratie das Einschreiten der Staatsgewalt herausiordert, dann sollte man denken, müßte die christlich- soziale Bewegung erst recht die Ausmerk samkeit der Behörden auf sich ziehen. Die letztere ist von den beiden Agitationen viel- '. icht die verderblichere und gefährlichere. Durch die ehrwürdigen Symbele, mit denen sie ihre Fahne schmückt, wird die Verwirrung, welche sie in den Gemüthern anrichtet, um so unheilvoller. Ihr wirthschastliches Dogma ist genau so wahnsinnig wie das der Sozialdemokraten, ihre Predigt ist ebenso wie die sozialdemokratische danach ongethan. den Haß, die Habsucht der Masse» anzustacheln, aber durch ihre loyal fromme Phraseologie täuscht sie einfältige Gemüthcr
über die Unsutlichkeit und Unvernunft ibrcs Treibens und erweckt wohl gar den Glauben, als sei es ei» gottgefälliges Werk, mit Gott für König und Plünderung aus zuziehen. Es wäre nicht das erste Mal, daß eine wilde und gottselige Bevölkerung niii biblisicheu Losungsworten über diejenigen hersällt, die man von der Kanzel herab ihnen als Amalekiler und Moabiter denuuzirl Hai. Wenn der Bunv-sralh in den Mo tiven zu dem Abwehrgesetze besonders daraus Nachdruck legt, daß die Agitation neuerdings Kreise erreich: habe, die ihr früher unzugänglich waren, so trifft dieser Vorwurf niemanden so sehr wie die Christ lich-Sozialen. Diese tragen die Fackel der verderblichen Lehre gerade in diejenigen Kreise, zu denen noch kirchlicher Sinn, Pietät od-r naive Genügsamkeit den sozialdemokratischen Aposteln den Zutritt versperrt hatten. K nu man sich wundern, daß arme Taglöhner auf dem flache» Lande, die bisher nie etwas von der sozialen Frage gehört haben, hoch aushorchen und lief aufgeregt werden, wenn der Herr Pastor selbst ihnen auseinandersetzt, daß sie, wenn Gerechtigkeit auf Erden wäre, mit dem Bauern und dem Gutsbesitzer iheilen müßten?
Württemberg.
Bekanntmachung, betreffend die Beförderung von Hunden und anderen Thieren in Käsigen, Körben, Kisten rc. als Reisegepäck. In vorstehender Beziehung sind neuerdings für de» inneren württem belgischen Verkehr und für den direkten Verkehr mit Stationen des süddeutschen und rheinischen Eisenbahverbandes, sowie der Nassauischen Staatsbahn besondere Transportbestimmnngen getroffen worden, worüber bei den diesseitigen Gepäckexve- ditionen nähere Auskunft zu erlangen ist.
DaS Regierungsblatt für das Königreich Württemberg bat in seiner am 22. Mai ausgegebenen Nummer 12 folgenden Inhalt: Verfügung der Ministerien der Justiz, des Innern und der F nanzen, be tr-ffend die Anfertigung der M-ßurku»de» und Handrisse über Veränderungen in der Bodeneiniheilung zum Zwecke der Fortführung der Flurkarlen und Primärkalaster. Vom 16. Mai 1878. — Bekanntmachung der Mtuisteiien des Innern und des Kriegswesens, belr-ffend die Ermächtigung von Acrzten im Auslande zur Ausstellung von Zeugnissen für Militärpflichtige. Vom 8. Mai 1878. — Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend die Maßregeln gegen den Koloradokäfer. Vom I I. Mai 1878. — Bekanntmachung des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betreffend die Pensionen der Hinterbliebenen von Volks- schnllehrern. Vom 14. Mai 1878. — Verfügung des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betreffend die beim Tode von Volksschttllehrern an die Oberschnlbehörden einziisendenden Todesurkunden. Vom 14. Mai 1878
Schwnrgerichtshof Tübinge n. Die ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts im zweiten Quartal 1878 beginnen am Montag den 24. Juni. Znm Vorsitzenden! ist Kreisgenchtsraih Häcker von Stuttgart, i zu dessen Stellvertreter Kreis^erichlsrath I Zeller in Tübingen ernannt. I
Heilbronn, 24. Mai. Ein für den Verkehr auf dem Neckar hochwichtiges Ereigniß vollzog sich gestern, indem das erste Ketienschlepp'lchiff „Nr. I" mit einem großen Anhang von Festschiffen, auf welchen sich ca. 800 Festgäste befanden, die erste Fahrt von Wimpfen nach Heilbronn unternahm. Unter den Gästen befanden sich als Vertreter der württembergifchen Negierung Minister Sick, als Vertreter der badischen Baubehörde Geheimrath Math, Oberbaurath Becker und Baurath Hansell. Die Fahrt ging ausgezeichnet von statten und kann die technische Anlage als eine höchst gelungene bezeichnet werden.
Giengen a. Br., 30. April. Ans Anregung der Herren Schultheiß Fink von Gussei stadt und Schultheiß Schlagen!- meith von Schnaitheim vereinigten sich am 3. Juni vor. Jahres sämmtliche Orte- oorstände des Bezirks in Mergelstetten, um einen Ortsvorsteher-Verein zu gründen, welcher den Zweck haben sollte, in mindestens vierteljährlich einmal statl- findenden Versammlungen alle im Amte vorkommenben wichtigeren Angelegenheiten vertraulich zu besprechen und die in den verschiedenen amtlichen Funktionen gemachten Erfahrungen gegenseitig auszutauschen. Sämmtliche Ortsvorsteher sind dem Vereine beigetreten und hat die zweite Versammlung in Schnaitheim, die dritte in Giengen und die vierte am letzten Sonntag in Ger- stetlen stattgefunden. Vorstand des Vereins ist Herr Schultheiß Fink von Gussenstadt und Schriftführer Herr Schultheiß Schla- geiikmei'h von Schnaitheim. Es war uns gestattet, iämmttichen bis jetzt abgehaltenen Versammlungen der Heren Orlsvorsteher beizuwohiien, und haben wir in jeder derselben den Eindruck bekommen, daß solche Verhandlungen und gegenseitigen Belehrungen nicht nur für die Orlsvorsteher. sondern auch für die Gemeinden selbst von hohem Werlhe sind. An Sloff zur Berat hnng fehlt es bei den vielseiligen Geschäften, womit die Gemeindevorstände seit neuerer Zeit überhäuft werden, selbstverständlich nie, und so wird oer neue Verein auch ferner eine das Wohl der Gemeinden förocrnve, anerkeniiensmerlhe Thäiigkeit zu enlfailen Gelegenheit haben. (Brenzth.B.)
Aus dem Oberaml Hall, 24. Mai. Mit oer Aiuzuchl von Jungvieh hat der Oekonom Karl Schlimm in Reinsberg einen Vorlheil erzielt, wie er gewiß höchst selten vorkommt. Derselbe erhielr von einer und derselben Kuh, Simmentha- ker Kreuzung mit Landrasse, binnen 2 Jahren sieden Kälber, vor 2 Jahren 3 Siierkäiber, vor 1 Jahr und vor 4 Wochen je 2 Kuhkälber. Die 3 Rinder sind jetzt verkauft, sie wogen lebend 36 Clr., Preis IlOO „U, die vier andern Slücke bat der Besitzer noch. Die Nntzkuh stammt aus dem Bezirke Gerabronn, wo schon seit einer Reibe von Jahren Simmenthaler Vieh eingefuhrt miro, und speziell vom Knpferhof bei Gerabroan. Dort trifft mu t Schweizer Vieh seil 30 Jahren.
Zu der Notiz des „N. Tagt", über die Eisenbahn» rblndung Stuttgart - Wildst»-, (i. Nr. 62. d Enzlh.) macht ber „Pforzh. Beob." die richtige Bemerkung, daß drei Stunden in Pforzheim sich besser verbringen