Tübingen. K. Kreisgerichtshof. Unter den für das zweite Quartal 1878 gezogenen Geschworenen sind aus dem Bezirk Neuenbürg folgende bezeichnet: Ahr, Jak., Phil. Sohn, Bauer von Gräfenhau- sen. Bofinger, Gotth., Reviersörster vo» Enzklösterle. Mayer, Basilius, Kfm. von Wildbad. Mönch, Christian, Mühlebesitzer und Gemeinder. von Kapfenhardt. Rentsch- lcr, Friedr. Gemeinder. und Slistungspfle- per von Schömberg. Schuon, Friedr., Holzhäudler und Oekonom von Dobel.
L u d w i g s b u r g, 20. Mai. Seit gestern finden sich am kgl. Schloß dahier blühende Traube», 16 Tage früher als im vorigen Jahre.
Baiersbronn, 19. Mai. Ein Schaden durch Maikäfer ist hier nickt wahrzunehmen, nur in kleiner Zahl sind solche erschienen. Wahrscheinlich ist die Brut in Folge eingedrungenen Wassers im Boden erstickt. Aecker und Wiesen versprechen eine volle Ernte, von Obstbäumen jedoch nur die Apfelbäume.
Bonder badischen Grenze, 22. Mai wird dem N. Tagbl. geschrieben: In Folge der bis jetzt zwischen Stuttgart und Wildbad bestehenden ausgezeichneten Eisenbahnverbindungen haben sämmtliche um 10 Uhr Vormittags von Stuttgart abge- hende Reisende, welche in's Wildbad wollen, das Vergnügen, in Pforzheim drei volle Stunden liegen bleiben zu müssen.
Von der Enz, 18. Mai. De» freundlichen Mittheilungen eines erfahrenen Oe- konomen aus Bietigheim über die derma- ligen landwirthsch. Ausfichten entnehmen wir Folgendes: „Die Aussichten sind durch aus gut. Steinobst, Kirschen und Nüsse gibt es in Masse, nur Zwetschgen fehlen fast ganz. Kernobst, Aepfel versprechen einen reichlichen Ertrag, auch Birnen habe» sich vielfach gut erhalten und stehen, wie der Landwirth sagt, schon gestellt da. Auch gute Hoffnung auf Wein dari man haben, in den besseren Logen hat, wie es scheint, der vorjährige vorzeitige Frost wenig geschadet; Trollmger, weißer R'ßling und die Burgunderarten zeigen viele Traube». Die Hopfen ranken schon ziemlich hoch an Draht und Stange empor, um sich den aromatischen Thau des Himmels zu gewinnen. Winter und Sommersrüchte, wie GraS- und Kleefelder stehen schön, letztere überaus üppig; die Acker und Gartenbohnen. Kartoffel», Zuckerrüben re. haben schon durch die Acke k nme hindurchj das Licht der Welt erblickt." (S. M.)
Ausland.
Zur Orirutkrisis.
Kaum hat Gras Schuwaloff Pe- tcrc-bürg verlassen, so tritt die Kriegsportei dort wieder aus den Plan. Die „Pol Corr." erhält eine Mittheilung an« der russischen Hauptstadt, daß man, falls die günstigen Aussichten bezüglich der Mission des Grafen Schuwaloff an Consistenz gewinnen sollten — ernste Demonstra- l i o n e n Seitens der allrussische n Partei besorgt. Nichtsdestoweniger befestigte sich in den maßgebenden Kreisen immer mehr die Anschauung, daß Graf Schuwa- toff als der Nachfolger Gortschakoff» aaznsehen sei. Letzterer dürfte nach dem
Cong resse, an dessen Zustandekommen geglaubt wird, aus dem Staatsdienste scheiden. In der That signalisiren die eingelaufenen Nachrichten de» Zusammentritt des Cougresses. Wie man sich für den letzteren Fall die Situation in der Zwischenzeit denkt, wäre der Auseinandersetzung wohl werth. Rußland wenigstens wird die Wahl zwischen Krieg und Frieden schwerlich noch aus Monate hinausschieben könne».
Die Piov.Korr. schreibt bezüglich der Orienlknsis: „An S ch u m a l o f f's Reise knüpfen sich fortgesetzt günstige Aussichten für Gewinnung hoffnungsvoller Grundlagen einer Verständigung zwischen Rußland und England. Die neuesten Erklärungen der englischen Minister im Parlamente ebenso wie die Kundgebungen aus Petersburg betonen den Wunsch und die Hoff nung auf neue Sicherung des europäischen Friedens."
MisMen.
Ammer zu spät.
Humoreske von E. Heinrichs.
(Fortsetzung.)
„Ach, das sind Sie?-" rief die corpu- lente Dame jetzt überrascht. „Sie sind sein Kleinpaul? Gott wie oft hat mein guter Bruder, der nur ein wenig wunderlich, nach Stubengelehrten Art, geworden ist. mir von Ihnen erzählt; ich bin nämlich seine einzige Schwester, die er vergöttert, — dieser hier ist mein Mann, der geheime Rechnungsrath Gelbfuß und —"
„Hier habe ich das Vergnügen, Ihnen meine Frau vorzustellen", unterbrach der Bürgermeister ihre Suada, ihr dabei zugleich seine Karte überreichend, „und hier meinen Freund, den Herrn Senator Kühn."
Eine allseitige Verbeugung erfolgte und die Bekanntschaft war geschlossen. Die Bürgermeisterin schien von derselben nicht besonders erbaut zu sein, die redselige Dame gefiel ihr durchaus nicht, und was den geheimen Nechnuiigsralh betrat, so mußte man auf den ersten Blick bemerken, daß er ein armer Pantoffelheld war und eigentlich den Titel Nechnungsrath gar nicht verdiente, da er in dem Exempel seiner Ehe ein so falsches Fazit gezogen hatte. Doch mochte sie ihrem Gatten die Freude nicht verderben, und lebte der Zu verficht, daß der Bruder in Heidelberg, falls er dieser Schwester nur um die Hälfte ähnlich sei, ihn selber schon davon kuriren werde.
„Wenn die Nichten dieser Tante gleichen, mag ich keine davon", entschied Herr Adalbert in seinem Herzen, „lieber als Hagestolz in die Grube fahren!"
„Ja, was ich eigentlich noch sagen wollte," Hub der geheime R-chnungsralh mit einem bedeutungsvollen Lächeln auf's Reue an, „wenn ich vorhin recht hörte, so meinten Sie, mein verehrter Herr Bürgermeister , daß mein Schwager eigentlich schon verheirathet sein müßte."
„Nun, das wäre denn wohl auch die höchste Zeit, rief jener rasch.
„Freilich märe es das", fuhr der Geheime lächelnd fort, „er ist es aber doch
eigentlich noch immer nicht, — und wenn trotz alledem das halbe Dutzend heiraths- fähiger Töchter, —" Seine corpulente Ehehälfte unterbrach ihn bei diesem voreiligen Passus mit einem zärtlichen Rippenstoß, der ihn auch jäh verstummen machte.
„Ach nein", setzte sie die erste Hälfte seiner Rede mit einer zuckersüßen Miene fort, „mein guter Johannes, Sie erinnern sich doch, daß mein Bruder so heißt, Herr Bürgermeister, hat bislang keine passende Frau finden können und sich jetzt entschlossen, unvermählt zu bleiben, obgleich er reich genug ist, einen eigenen Herd gründen zu können. Ich sage Ihnen, er ist sehr reich. Nun, ich darf wohl behaupte», daß er auch mir zu Liebe aus die Ehe verzichtet, die zärtliche Neigung für meine Familie, wir sind mit sieben gute» Kindern gesegnet, sechs Töchtern und einem Sohne, ließ den Guten das eigene Glück vergessen."
„Da haben wir das halbe Dutzend", murmelte Adalbert, mit einem stillen Schauder in den Rhen, hinabblickend.
„Das ist wirklich groß von dem guten Waldner", meinte tnr Bürgermeister, „sein eigenes häusliches Glück der Schwester zu opfern, wirklich, der Johannes ist ein echter Theolog geblieben, — damals freilich war er ein ziemlich flotter Bursche."
Der geheime Nechnungsrath schien mit einem stillen Lächeln nicht übel Lust zu empfinden, etwas auf dieses Lob zu erwidern, wenn ihn nicht wiederum ein heimlicher Rippenstoß seiner Ehehälfte energisch daran verhindert hätte, was ihn doch „eigentlich" ei» wenig zu verdrießen schien.
Unser guter Bürgermeister nahm keinen Anstand, das Anerbieten der „Geheimen", die Reise »ach Heidelberg in ihrer Gesellschaft fortzusetzen, sogleich zu acceptiren, was dem Senator einen gelinden Schrecken einzujagen schien, weshalb er im Stillen seinen Plan sich zurecht machte, da er ernstlich befürchtete, daß sein Dämon „zu spät" ihm auf dieser Reise den fürchterlichsten Schabernack spielen und sein ganzes Lebensglück durch ein „zu früh" ihm hämisch vernichten tonnte.
Diese corpulente Frau mit dem Halbdutzend heirathsfähiger Töchter war ihm fürchterlich, ja unheimlich geworden.
(Fortsetzung folgt.)
Arithmogryph. *
1. 2. 3. 4. 5. 6 7. 8. 9, eine Oberamtsstadt Württembergs,
8. 7. 6 2, eine Frucht.
4. 6. 2. 8, ein wildes Thier,
1. 2. 3 5, ein Zahlwort.
6. 2. 4. 8. 2, eine Fcuchtart.
2. 6. 6. 4, eine Meereserschei-
nu»g.
1. 2. 3. 4. 5. 6. 3. 8. 9. eine Stadt in der Schweiz.
2. 8. 6. 4, Einnehmer cin-r Hinterlassenschaft.
2. 6. 4. 5. 2, Namen für das flache Land.
8. 2. 6. 4, Theil des Weinstocks 6. 2. 8. 9. Namen für die Bodenerhebung.
6. 3. 8. 9. Namen sür einen festen Platz.
V. N. in 0.
Redaktion, Druck Bcrtag von Jak. Meeh in Reuenbürg.
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