erhöht wurden, die er 1831 bei dem Sturm auf die Warschauer Vorstadt Wolja er« halten, am 11. März in Wildbad verschieden.
N e u e n b ü r g , 18. März. Bei dem heute stattgehabten Leichenbegängniß wurde der zur Vergrößerung unseres Friedhofes dienende, im Lauf des verflossenen Jahrs errichtete neue Theil, nach vorangegangener Weihe durch das liturgische Gebet, in erstmaliger Benützung eröffnet. — Möge der. Gesundheitszustand unserer Parochie fortwährend ein günstiger bleiben und die Hoffnungen erfüllen, die sich an diese nun zweite Erweiterung knüpfen: sie werde jetzt ermöglichen, die schuldige Pietät für unsere lieben Theuren, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden und noch finden sollen, längere Perioden hindurch denn bisher, pflegen zu können. Uns Lebende mahnen bei diesem Akte die hieher anwendbaren Worte Schillers:
Heute an dieser Pforte pocht es,
Morgen an jener,
Aber noch Keinen hat eS verschont. Die unerwünschte,
Schmerzliche Botschaft,
Früher oder später,
Bestellt es an jeder
Schwelle, wo ein Lebendiger wohnt.
Neuenbürg, 19. März. Heute Nacht 12 Uhr brach in Dobel ein Brand aus, dem ein Wohnhaus mit Nebengebäude und Streuschuppen zum Opfer fiel. Der Hr. Oberbeamte begab sich heute früh nach der Brandstätte. Die Feuersgesahr konnte ohne auswärtige Hilfe bewältigt werden. Ausland.
Zur Orientkrifis.
Die Ratifikationsurkunden des Friedens von San Stefano sind am l7. März in Petersburg ausgewechselt worden. Damit ist der Friede, so weit er Sache der beiden Krieg- fichtt«den ist. ein vollendetes Ereigniß. Soweit er zugleich Sache der anderen europäischen Mächte ist, werden die Hauptschwierigkeiten jetzt erst beginnen. Zunächst ist die Veröffentlichung des Vertrags abzuwarten.
Seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von San Stefano sind die Russen abermals ein Stück weiter gegen Slambul und den Bosporus vorgedrunge»; sie stehen jetzt vor den Thoren der Hauptstadt. Man vermuthet, daß dies mit Einwilligung der Türkei geschehen ist.
Indessen sind ähnliche kritische Momente schon häufig genug in der letzten Zeit dagewesen, und man wird doch wohl auf eine schließliche Vereinbarung hoffen dürfen. In Berlin scheint man auch die Sache nicht von der pessimistischen Seite aufzusaffen.
In der türkichen Hauptstadt sieht es schlecht aus. Die Unzufriedenheit ist aus den höchsten Grad gestiegen, es fehlt an den uolhwendigsten Lebensmitteln, epidemische Krankheiten, die Folgen des Mangels nnd der Aufstaplung nothleidender Menschen, namentlich Hungertyphus, dezimiren die Bevölkerung. Die Negierung genießt (und verdient auch) kein Vertrauen, Ver schwörungen gegen den Sulian sind an der Tagesordnung; kurz man weiß nicht, wohin das fffhren ioll.
Miszellen.
Ein Rendezvous mit Hindernissen.
Auf dem Perron des Bahnhofes zu N . . . herrschte ein ungemein bewegtes Leben. Der nach der Landes Hauptstadt abzufertigende Zug stand in Bereitschaft: Eisenbahnbeamle, Postbeflissene, Reffende beiderlei Geschlechts nebst Anhang, Freunde des bunten Treibens vermehrten in wirrem Gedränge die planlose Geschäftigkeit. An der Thur eines der eigens für Nichtraucher erbauten Cou- pees saß plastisch dahingegossen eine Dame. Der tückische Schleier vor ihrem Antlitz, das der Bequemlichkeit bedeutende Cvnces- sionen machende Costüm machen jedes weitere Signalement unmöglich. Nur ein geschmackvoll zusammengestelltes Blumenbouquet, von schmalen Fingern ^Hallen, läßt der tröstlichen Vermuthung Raum, daß des Lebens Mai noch nicht verblüht. Ziemlich gleichgültig schaut die Dame in den regen Verkehr, wenn schon dem aufmerksameren Beobachter kaum eine gewisse Unruhe in ihrem ganzen Wesen entgehen dürfte. Es läutete zum zweiten Male, die Conducteure schickten sich an, die Waggons zu schließen ... Da stürzt unter anderen Eilfertigen athemlos ein junger Mann leichtfüßig über den Perron, und als er die oben bezeichnele Dame erblickt, gerade auf sie zu, in d?m Augenblick, als die Wagenthür 'geschloffen wird. Der Athemlose setzt den Fuß auf den Einsteigetritt, während der Dame die mit ziemlicher Genuglhuung gesprochenen Worte „also doch noch — im letzten Augenblicke!" entschlüpften. Der Gruppe ein reicheres Co lorit zu verleihen, trat der auf dem Bahnhofe stationirte Polizeibeamte hinzu: »Ich bitte Sie, mir ohne jedes Aufsehen zu erregen, zu folgen, mein Herr!" Der also Angeredete wagte seinen Ohren »icbt zu trauen und suchte vergebens nach den Worten: „wieso und weshalb?" „Auch Sie, mein Fräulein, werde» die Güte haben, auszusteigen und mir zu folgen!" Die Dame schien beherzter zu sein, sie protestirte gegen diese vormärzliche, längst überwundene Belästigungsmaßregel auf Reisen und versicherte: mit dem Abendzuge unbedingt in der Residenz eintreffen zu muffen. Verlorene Mühe. — Der unerbittliche Cerberus der heiligen Her- mandad öffnete die Wagenthür und war der Aussteigenden galanter Weise bebülflich. Kaum batte er die beide» Schutzbefohlenen
unter seine besondere Obhut genommen, als der Zug aus der Wartehalle in die weite Welt hinausbrauste.
Das junge Paar wurde behufs eines anzustellenden Verhörs nach dem Jnspek- tionsbureau geführt. Da ergab sich allerdings, daß der pflichterpichte Sicherheitsmann etwas zu weit gegangen war. Die junge Dame entpuppte sich als eine dramatische Künstlerin, deren Name selbst dem Justizbefliffenen nicht ganz fremd klang, Halle sie doch in dem Orte ihrer momentanen Jnternirung ein Gastspiel ab- soloirt. Die großen Erfolge und der Andrang zur Kaffe hatten den Theater- Director, einen Mann, welcher seine Zeit und ihre Forderungen begriff, veranlaßt, Unterhandlungen für eine spätere Erneuerung des Gastspiels anzuknüpfen. Diese Unterhandlungen führten indeß zu keinem Resultate; die selbstbewußte Künstlerin war schon im Begriffe abzureisen, als der Director einen herzhaften Entschluß faßte und seinen Sekretair nach dem Bahnhof entsandte, der Kunst uno ihren heiligen Zwecken ein Opfer zu bringen. Die Verlegenheit des Polizeimannes war keine geringe, nachdem er diese Aufklärungen entgegeng'enommen.
(Schluß folgt.)
Bonmot. Baron Karl Rothschild in Frankfurt a. M. erhielt kürzlich vom Kaiser Wilhelm den Kronen-Orden erster Klaffe. Ankuüpfend an diese Auszeichnung erzählt das „Berliner Tageblatt": Baron Rothschild, der als Hofbankier vielfach mit der Besorgung finanzieller Angelegenheiten von unserem Kaiser betraut zu werden pflegt, hatte jüngst eine Audienz bei dem greisen Monarchen, der sich mit dem Baron, welcher sein volles Vertrauen genießt, nicht ungern auch über andere als Geschäftsaugelegenheiten unterhält. Im Laufe des Gespräches erwähnte der Kaiser auch sein s
hohes Alter, indem er meinte, daß dis Last seiner achtzig Jahre sich bei ihm nun '
auch bemerkbar zu machen ansinge, und j
daß er daher -darauf bedacht sein müsse, seine Geschäfte ink rechten Geleise zu erhallen. „Dazu haben Eure Majestät noch mindestens zwanzig Jahre Zeit," entgeg- nete darauf schlagfertig der Finanzmann, „denn unter Pari lassen die Deutschen ihren Kaiser nicht fort."
Goldkurs der Staotskafsrnverwaltung
vom 15. März 1878-
20irrankenstücke. . . 16 l8
Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Getreidegattungrn
nach dem Schrannen-Ergebniß vom 2. März 1878.
Quantum
Gattung
Gewicht per Simri
Preis per Simri
höchstes
mittleres
niederstes
höchster
mittlerer
niederste»
Pfd. !
Pfd.
Pfd-
-Z
1 Simri
Kernen .
31
30
29
3
72
3
67
3
42
Dinkel .
19
18
17'/-
1
68
1
56
1
49
„
Haber
20
19
19
1
51
1
41
1
28
„
Gerste .
—
—
—
—
—
—
—
-'
„
Bohnen .
—
—
—
—
—
—
—
—
Erbsen .
—
—
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—
Linsen
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—
—
—
—
—
—
—
„
Wicken .
—
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Redaktion, Druck und Vertag von Jak. Meeh in Reuenbürg.