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GaS, vom 23. Okl. 1877. Die Verord­nung lautet: § 1. Der Sladtgemeinde Stuttgart wird die Erhebung örtlicher Vor brauchsahgaben von Bier mit 65 ^ für 100 Liter, vom Fleisch mit 6 iür 100 Kilogr., von Gas mit 4 für einen Kubikmeter bis zum 31. Marz 1879 ge» stattet. § 2. Soweit die örtliche Verbrauchs- obgabe von Bier nach Art. 21, Abs. 2 des Gesetzes von dem im Stadldirekttonsbezirk Stuttgart zur Biererzeugung verwendeten Malz zu erheben ist, wird der Betrag der von >00 Kilogr. uugeichrotenen Malzes für die Gemeinde zu erhebenden Steuer auf 2 «/L 50 ^ festgesetzt.

Die landwirthschastlichcn Winterschulen in Hall, Heilbroun, Ulm, Ravensburg und Reutlingen werden, unter der Voraussetzung genügender Betheiliguug, im nächsten Monat ihre Thätigkeit wieder beginnen.

Stuttgart, 24. Okt Am Abend des 20. starb im Tiakonissenhause eine noch bis vor Kurzem rüstige unverheirathete Frauensperson im 99. Lebensjahre ohne Zweifel die älteste Einwohnerin der Re­sidenzstadt.

Stuttgart. 23. Okt. Wilhelms- platz: Obstmarkt. Mostobst 70 Säcke, Luiken, 8 «/L 30 L. Birnen 8lL 50 Hess. Obst 6 «fL bis 6 50 L pr

50 Kilo. Leonhardsplatz K a r t o f f e l markt. 200 Säcke L 3 «M 20 pr. 50 Kilo. Kilverkraut 16 bis 20 pr. 100 Stück.

AuSder S t ein lach, 23. Okt. Auf de» heutigen Markt in Mössingen war sehr viel Vieh zugelrieben, der Han­del ging aber stau bei sinkenden Preisen. Kleinvieh ist am meisten begehrt.

Oesterreich.

Wien, 23, Okt. Es verlautet, die deutsch'ö st reichlichen Ver­tragsverhandlungen seien vor­läufig gescheitert. Oe st reich erachte die letzten Instruktionen Hasselbachs für ungenügend, weshalb weitere Verhand­lungen eingestellt find. Die deutschen Be­vollmächtigten verlassen Wien. Ein defi uiliver Abbruch ist gleichwohl noch unaus­gesprochen.

Ausland,

vom Krieg.

Der Dinterfeldzug ist beschlos­sene Sache. Es werden von russischer Seite jetzt weit größere Anstrengungen als bei Beginn des Krieges gemacht. Ein Tbeil Rumäniens ist in ein Kriegs­lage! verwandelt, die Cbausseen, welche von der Moldau in die Walachei führen, sind mit anrückenden Truppen-Ablheiluugen bedeckt, die Bahnhöfe sind mit Kriegsma­terial und Proviantzügen überfüllt, auf der Bahn selbst passiren täglich Grenadier- Abtheilungen, Ersatzmannschasten, Winter­monturen, Brückenmaterial, Belagerungs- Artillerie u. s. w.

Es sind sechs Monate verflossen, seit Rußland den Krieg an die Türkei erklärt - hat. Die türkische Streitmacht belief sich damals in Europa auf 250,000 Mann, während in Armenien ungefähr 80,000

Mann den Russen gegenüber standen. Seit jener Zeit haben die Türken einen Verlust von mehr als 100,000 Mann gehabt, gleich­wohl sind die Türken gegenwärtig viel stärker als sie im Beginn ves Krieges waren, da im Verlauf des letzteren die gcsaiiimte waffenfähige Mannschaft in den europäischen und asiatischen Gebietslheilen der Türkei unter die Fahnen gerufen und alle HülsSqnellen nahezu erschöpft sind. Nicht weniger als 600,000 Mann stehen heutzutage in Asien und Europa unter Waffen, die türkische Wehrkraft ist somit noch immer inlact und die Türken nehmen bei Plewna und im bulgarische» Festungs viereck vortreffliche Vertheidigungsstellun- gen ein.

Ja Asien fahren die russischen Trup pen fort, Reste der zersprengten Armee Bl u k h t a r Paschas einzu fangen. Das russische Hauptquartier be­findet sich in Groß Tikma.

MisMen.

Jankwart der Sänger.*)

Herr Dankwart war ein Sängerkuab, Manch' Lied macht' ihm gelingen;

Und als er fuhr durch'» Land hinab. Begehrt das Volk sein Singen;

Im Uebermuth der Stolze spricht:

Mein Lied sing' ich den Bauern nicht!" Ec will mit eitlen Sinnen Der Hohen Gunst gewinnen.

Er zieht hinauf zum feste» Stein;

In Schlosses Prnnksaal thronet

Der Graf, der wohl mit güld'nem Schein,

Mit Huld den Sänger lohnet.

Mein Sang ist Hohe» stets geweiht. Zum Herrendienst bin ich bereit; Könnt' ich mit Liedern glänzen,

Mein Glück wär' ohne Grenzen."

Der Graf:Ich muß Euch dankbar sein, Leid ist mir Euretwegen:

Gesponnen ist mein Nerv nicht fein,

Ich bin ein grauer Degen.

In böser Stund ist mir mein Krug,

Der hochgefüllte, Trost genug

Doch mögt Ihr mit Vertrauen Euch nahen meinen Frauen."

Mit Gunst, Frau Gräfin Adelgund, Wie war' ich reich an Ehren,

Möcht' Ihr ein Lied durch meinen Mund, Der Hohes preiset, hören!"

Sie spricht:Jüngst spielt' ein Sängerpaar Nur fern am Thor; seitdem, fürwahr, Fühl' ich nun sei's verschworen! Ein Leiden in den Ohren."

Der Schwester naht er sittiglich:

«Ihr seid von hohem Sinne,

Vernebmt ein holdes Lied durch mich Von Maienlust und Minne!"

Sie zürnt:Habt Ihr für mich nur Hohn; Die Maizeit ist mir längst entfloh'n;

Lieb girrt in jungen Jahren,

Muß oft drum Leid erfahren!"

Aus derSchwäbischen Liederchronik", herausgegeben van G. Jäger. 2. Jahrgang.

Da tritt er zag zum Töchterlein,

Er summt und seufzt nur leise:

O, möchl' es mir vergönnet sein.

Zu singen süße Weise!"

Die aber kehrt sich weg und spricht:

Der rechte Spielmann seid Ihr nicht. Dem ich die Ohren leihe.

Dem meine Huld ich weihe!"

Fort eilt er ohne Lohn und Preis,

Im Herzen schwer verdrossen,

Auf seine Wange» hat sich heiß Der Tbränen Fluth ergossen,

Doch sieh', noch bei dem letzten Thor Die Zofe winkend tritt hervor;

Sie fühlet mit dem Armen Ein menschliches Erbarmen.

Lie spricht:Ich weihe edler Kunst Mein Sinnen all' und Denken;

Wie lohn' ich's reichlich, wögst die GunK Du mir, der Treuen, schenken!"

Er aber grollt:O schwerste Pein,

Sollt' ich nur Zosensänger sein!" Er läßt die stolzen Zinnen Und eilt zum Wald von hinnen.

Im grünen Wald der Vögel drei.

Die sitzen auf den Slangen,

Sie haben Lieder hell und frei Zu singen angefangen:

Pfui Scherwenz, pfui! Hui Zischwiwit! Mit Lust wiwit und anders nit!

Frisch, fröhlich soll's erschallen Und Allen soll's gefallen!"

Wilhelm Kanzhor».

Der Musikus in einer kleinen preußi­schen Stadt hatte ein Conzert angekündigt, von dessen Einnahmen er sich um so mehr versprach, da nach dem Unterzeichneten Cir. cular die Versammlung äußerst zahlreich werden mußte. Wenige Tage vor der Aufführung fiel ein Todesfall bei Hofe vor und alle Musik im ganzen Lande wurde untersagt.In seiner Verzweiflung schrieb der Mnfikus an den Monarchen, und stellte ihm vor, daß von der Einnahme dieses mit vielem Aufwands und Kosten verbun­denen Concertes seine und seiner ganzen Familie Existenz für den nahen Winter abhinge und bat, das Concert, ungeachtet der Landestrauer aufführen zu dürfen. Der große Friedrich schrieb zurück:Da Meine- Wissens der Musikus mit meinem Hause nicht verwandt ist, so kann man nicht verlangen, daß er Roth leiden soll, um seine Trauer zu bezeigen. Er kann sein Concert geben!"

Vertreibung der Kartoffel» käfer.Ide Bextile Urmukaoturer", ein in Manchester erscheinendes Journal, bringt die interessante Mittheilung, daß ein Farmer in Kansas constatirt habe, daß Flachs, in Karloffelland gebaut, sofort den Coloradokäfer verschwinden mache. Es dürft« sich empfehlen, im nächsten Jahre eingehende Verbuche anzustellen, ob dieses einfache Mittel, von dem nicht allein die Landwirth- schaft, sondern auch die Leinenindustrie profitiren würde, sich bewährt.

Goldkurs der StaatSkaffenvrrwaltung

vom 23. Oktober 1877.

20 Frankenstücke , . . 16 20

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.