Ealwer Kolllmblatt.
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Samstag
Keilage M Ur. 92.
5. August 1899.
MsuiLrelorr.
Nachdruck verbot!».
Privat-Anzeigr«.
Zur Erinnerung
an vr. Christian Gottlob Barth.
(Geb. 1799 in Stuttgart, gest. 1862 in Calw.)
(Fortsetzung.)
Von Studiengenossen und Freunden, mit denen l)r. Barth vielfachen Umgang pflegte, nenne ich hier noch den späteren Pfarrer O si and er in Münklingen bei Leonberg, die Theologen Zeller und Widmann in Calw, zu denen noch viele GotteSmänner gehören, mit denen er im Lauf der Jahre näher bekannt wurde. Bemerkenswert ist auch, daß Barth schon in Tübingen für die Sache der Mission nicht wenig begeistert wurde. Er wollte selbst Missionar werden, aber der kindliche Gehorsam gegen seine von ihm sehr verehrte Mutter (der teure Vater war leider schon 1810 gestorben) brachte ihn von diesem Gedanken wieder ab, und dieses Opfer des Gehorsams hat Gott später in auffallender Weise herrlich belohnt, wie uns ja bekannt ist. Das Missionswerk war es eben, dem der Vollendete weitaus den größten Teil seiner Kraft und Zeit gewidmet hat.
Nach beendigter, gut angewandter Studienzeit wurde Barth im Herbst
1821 Vikar in Neckarweihingen bei Ludwigsburg, zu Anfang des JahreS
1822 Pfarrverweser in Dornhan (Sulz), dann in Effringen, auch in Schönbronn (beide bei Nagold) rc. 1824 unternahm er eine größere wissenschaftliche Reise durch Norddeutschland und bald darauf wurde ihm die erledigte Pfarrstelle in Möttlingen bei Calw übertragen.
Dieser altcalwische Ort, in welchem das berühmte Kloster Weißenburg im Elsaß schon im 9. Jahrhundert Besitzungen hatte, liegt 10 Lm nordöstlich von Calw und am sogenannten Hundsrücken. Vielgenannte Geistliche daselbst waren außer vr. Barth, Gottlob Friedrich Machtolff (1763—1800 dort thätig), ein süddeutsches Original, Erbauer des Schulhauses in Unterhaugstett, — und Christof Blumhardt (1838—52). Von dem schon genannten Machtolff wird erzählt, er habe auf seinem Sterbebette beim Andenken an seine teure Gemeinde, welche ihm so schwer am Herzen lag, die Aeußerung gethan, er wolle noch im Himmel für Möttlingenum gute Pfarrer bitten, welche Bitte sich in Männern wie Joseph Friedrich Groß, vr. Barth, Blum Hardt u. s. w. reichlich erfüllte und wohl auch künftighin noch erfüllen wird.
In Möttlingen wurde am 29. Juli 1760 der als Dichter bekannt gewordene Pfarrerssohn Viktor Matthias Bührer geboren. Derselbe studierte von 1779—.84 Theologie im evangelischen Stift zu Tübingen, wurde dann Lehrer zu Waiblingen, sodann 1798 Pfarrer in Zell und Altbach bei Eßlingen, hierauf Pfarrer in Echt erd in gen auf den Fildern i. I. 1819, woselbst er 1828 aus diesem Leben schied.
vr. Barth machte sich in Möttlingen bald als christlicher Volks- nnd Jugendschriftsteller bestens bekannt und wurde die Seele des unterdessen weithin berühmt gewordenen Calwer Verlagsvereins, welcher aus dem von ihm 1829 gegründeten Traktatverein i. I. 1833 hervorging. Derselbe verfolgt den Zweck, durch wohlfeile und faßlich geschriebene Schriften eine entschieden christliche Volks-und Jugendbildung zu fördern. So schrieb vr. Barth für den bewußten Verein eine Menge kleiner Kinderblätter, welche kürzere Erzählungen, daneben auch Gedichte enthalten. Sie wurden gesammelt unter dem Titel: „Kinderblätter von dem Verfasser des armen Heinrich.* Herausgegeben Calw 1836. Der „Arme Heinrich* war der Vorläufer einer Menge größerer Erzählungen für die Jugend, welche Barth der Reihe nach schrieb und von denen eine Gesamtausgabe unter dem Titel: „Christliche Kinderschriften* (4 Bände, Stuttgart 1838—41) erschien. Auch „Biblische Poesieen für Kinder* gab er heraus neben den für die Belehrung der reiferen Jugend ungemein geschätzten „Jugend blättern", die später in monatlichen Heften erschienen. Er selbst erlebte von dieser gediegenen Zeitschrift, di« er teilweise mit Hänel herauSgab, 23 Bände, in denen er sich als vielseitig gebildeter Mann bewies. Ferner erschien von ihm eine „Christliche Kirchengeschichte für Schulen und Familien.* Calw, Verlagsverein 1835; eine „Geschichte von Württemberg.* Calw 1842, und wer kennt nicht seine „Zweimal 52 biblische Geschichten,* die seit ihrem erstmaligen Erschein». '. I. 1832 eine großartige Verbreitung erlangt haben.
Im Jahr 1854 erschien bereits die 100. Auflage dieses so beliebten Schulbuchs; es wurde in 22 Jahren (1832 —54) nicht weniger als eine halbe Million Exemplare desselben gedruckt und in der gleichen Zeit eine besondere Ausgabe für Ungarn, 55000 Exemplare stark, sowie eine solche für Nordamerika, 10000 Büchlein umfassend, hergestellt.
(Schluß folgt.)
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