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dem ebenfalls nur mittelmäßig befahrenen Sch weine markte ging der Handel bei eher steigenden Preisen gut. Das Paar Milchschweine kostete 36—45 Läuferschweine 50—60 «/L
Bö blingen, 16 . Aug. Von heute Abend ist ein UnglücksfalI zu erzählen. der herzzerreißend ist. Ein Güllenfaß war an der Straße nach Sindelfingen ausrecht gestellt. Ein sjähriger Knabe wollte sich darauf setzen, das Faß fiel um und der Knabe wurde mit zerschmettertem Schädel zum großen Jammer der vielgeprüften Eltern todt nach Hause getragen.
Winnenden, 19. Aug. Die hiesige Gegend wurde wiederholt von einem verheerenden Hagelschlag betroffen. Die Kornernte und der gehoffte reiche Weinertrag sind großenlhcils vernichtet. — Vorgestern führte der Knecht des Güterschaffners eine Ladung mit Kolben voll Aether den kurzen Weg von der Fabrik zur Eisenbahn. Einer der Ballons war wahrscheinlich beim Laden beschädigt worden, und eS lief unterwegs Aet her auf die Straße, wie es scheint so stark, daß auf dem Boden eine fortlaufende Linie entstand. Ei» Maurersjunge wollte sehen, ob das Ding auch brenne, und zündele die Spur auf dem Boden an; die Flamme erreichte blitzschnell den Wagen und nur durch rasches Herabwerfen mehrerer bereits angestecktcr Körbe wurde der größere Theil der Ladung gerettet.
Das Publikum hier konnte sich so wenigstens überzeugen, daß der Aether, wenn auch leicht brennbar, nicht wie man so vielfach hier glaubte, sich selbst entzünde, sondern erst dazu einer Flamme bedürfe.
Ausland.
Vom Krieg.
Die Ruhe auf dem Kriegsschauplätze dauert fort. Indessen muß berücksichtigtwerden, daß die Türken allmälig alle disponiblen Kräfte zwischen Donau und Balkan konzentrirt haben und daß eine Entscheidung zu Gunsten der Russen diesen auch den Weg nach Adrianopel frei macht. Wie die Dinge jetzt liegen, kommt es darauf an, welcher von beiden Theilen sich am meisten verstärkt, und dies scheinen die Russen zu sein.
Auf dem bulgarischen Kriegsschauplätze spitzen sich die Dinge zur Entscheidung zu. Die Russen, denen an einer baldigen Offensive nichts gelegen ist, dürften von ihren Gegnern binnen Kurzem zu der entscheidenden Schlacht gezwungen werden. Suleiman Pascha hat, nachdem er Elena und Debrowa in Vertheidigungszu- stand gesetzt, seinen Vormarsch wieder ausgenommen. Zur Verstärkung des von ihm stark bedrohten Centrums der russischen Aufstellung ist eiligst eine Division vorgeschoben worden. Fortwährend finden klei uere Gefechte statt. ^ Fink machte sich
Unter den Maßnahmen, die zur Fort-j Gläser zu füllen, setzung desKrieges beschlossen worden, verdient — wie man aus Konstanti- nopel schreibt — die Einberufung der
Man schätzt die Classe der Mustehafiz au^ 100—140,000 Mann, von denen Asien den größten Theil liefern wird. Die Berufung dieser Mustehafiz bildet die letzte Hülfsquelle der Türkei. Was die Koustan- tinopler Bürgergarde betrifft, so ist es problematisch, ob die Bildung derselben gelingen werde.
Miszellen.
Johannisberger Kabinet.
Humoreske von W. Böh m.
(Schluß.)
„Adieu Grafenkrone!" seufzte Exccllenz, „adieu Adelsbrief!" stöhnte Wehla», „mit dem Orden ist es für immer aus!" hauchte Beulwitz; Schleicher sagte gar nichts, son dern griff nur mit beiden Händen nach seinem Halse, als ob er das Henkerbeil schon daran fühle.
„Ew. Excellenz," sagte der Prinz, „sind allerdings dupirt worden, aber nicht früher, sondern eben jetzt. Wie mir der Diener versichert, und die herrlich duftende Blume ja auch anzeigt, befindet sich der köstlichste Johannisberger in unfern Gläsern und kein Essig. Entschuldigen Hoheit," wandte er sich an seinen Gast, den Prinzen Alexander, „die unwillkommene Störung, und gestatten Sie mir, den seltsamen Anlaß zu einem Toast auf Sie zu benutzen. Auf das Wohl meines besten Freundes, Seiner Hoheit des Prinzen Alexander!"
Alle entfernten sich, der Minister kehrte zu seinen Gästen zurück, wohin der Geheimerath ihm folgte. Beulwitz schlich still und beschämt von dannen. Schleicher aber ballte wüthend die Faust und murmelte ingrimmig in sich hinein: „Also hat mich dieser Schurke, der Bernau, doch überlistet! Hält' ich ihm nur die lügnerische Kehle zugeschnürt! Aber wart', ich vergelte Dir's noch. Jetzt muß ich freilich auf einige Tage verreisen, um einer Untersuchung zu entgehen, die mich und den Jntendan- turrath compromittiren würde. Dann wird die häßliche Geschichte hoffentlich in den Sand verlaufen.
Das Räthselhafte, was für die Betreffenden und vielleicht auch für die Leser dieser harmlosen Geschichte in dem zuletzt erzählten Hergange lag, fand am nächsten Morgen seine Aufklärung in einer stark cursirenden Stadtneuigkeit, die ihren Weg bald auch in die Salons nahm.
In der Wohnung des Commis Fink waren am Abend mehrere junge Leute versammelt, um den Geburtstag des letz teren zu feiern. Zum allgemeinem Gaudium erzählte dieser den Streich, den er seinem Prinzipale gespielt, und machte den Vorschlag, zunächst im edlen Johannisberger ein Pereat auf den Geprellten auszubringen. Jubelnd stimmte alles bei, und eigenhändig daran, die
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Viel Blume hat er nicht," bemerkte einer der Gäste.
„Ach, was Du davon verstehst!" ant- zweiten Classe der Mustehafiz, zumeist wartete der Commis ziemlich geringschätzig.
aus fünfzigjährigen und älteren Männern „Meine Herren! Daß mir keiner einen bestehend, und die Bildung einer Bürger- Tropfen übrig läßt. ! garde in Constantinopel erwähnt zu werden, gilt es: Eins! Zwei! Drei! — Pereat!
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Gleichzeitig fuhren die Gläser zum Munde, — aber eben so schnell wieder auf den Tisch, und ein Räuspern, Spucken, Fluchen und Toben entstand, daß die Hausbewohner einen Augenblick dachten, oben bei Frau Kleffmann ginge Mord und Todtschlag vor.
„Das ist ja Essig!" brachte einer der Gäste hervor.
„Ja, schärfster Weinessig!" rief ein zweuer.
„Wie kann der Schuft von Fink," be» gann ein dritter, „es nur wagen, uns so abscheulich zu foppen! Soll er das ungestraft gethan haben?" — Nein! gewiß nicht! Auf! Haut ihn!"
Bereitwillig wurde der letztere Vorschlag angenommen, und nur mit Mühe gelang es Fink, der zum Glück zunächst der Thür saß, sich nach verschiedentlich erhallenen Püffen zu retiriren, worauf die Gesellschaft lärmend und tobend das Haus verließ.
Auf düse Weise hat das Geschick de» Urheber alles angerichteten Unheils selbst bestraft, und da derselbe Tags darauf wirklich die Stadt verließ, so vermied man es, die Sache noch weiter an die große Glocke zu hängen. Alle Betheiligte» be» ruhigten sich -— nur Schleicher nicht, der erst bei der Rückkehr seiner schnell angetretenen Reise die Sache erfuhr und zugleich, daß Bernau die Lieferung erhalten habe. Ob Bculwitz trotz des passirten Unglücks den ersehnten Orden, der Geheimerath den Adelsbrief und damit den adeligen Schwiegersohn, die lange Excellenz die Grafenkrone erhalten habe, können wir bis zur Stunde leider nicht mittheilen.
Die Verwechslung aber zwischen dem Johannisberger Kabinet und dem Weinessig war offenbar ganz natürlich zugegangen: der von Fink beauftragte Dienstmann hatte die Körbe verwechselt und den Wein beim Jntendanturrath, den Essig beim Commis abgestcllt. (Frauenw.)
Geschichtliche Gedenktage.
August.
Vorpostengefecht bei Stürze!» brunn.
Angriff der Franzosen auf Saarbrücken.
Belfort von den Deutschen geräumt.
Schlacht bei Weißenburg. Erste franz. Kriegsgefang. in Mainz (Turkos.)
Schlachten bei Wörth und Spichern.
Erste franz. Kriegsgef. in Berlin. Rückzugsgefecht der Franzosen bei Niederbronn. Zollinie zwischen Frankreich und Elsaß-Lothringen. Abführung Napoleons nach St. Helena.
Schlacht bei Courcelles. Schlacht bei Mars-la-Tour (Vionville).
Schlacht bei Gravelotte. Pariser Bluthochzeit. 1831 Gneisenan f.
Reitergefecht bei Busancy. Schlacht bei Beaumont. Schlacht bei Noiffeville.
1 .
1870.
3.
1870.
2 .
1873.
4.
1870.
5.
1870.
6.
1870.
7.
1870.
7.
1871.
7.
1815.
14.
1870.
16.
1870.
18.
1870.
24.
1572.
27.
1870.
30.
1870.
31.
1870.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Reuenbürg.