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gen. Der Fremde ergriff nochmals seines Hand und sagte:
„Ihr habt viel an mir gethan, indem ihr mich am Leben erhieltet. Es wäre eine große Schuld ungetilgt geblieben, wenn ich mit den klebrigen umgekommen wäre."
Da Peter Giese nicht verstand, was damit gemeint sei, zuckte er mit den Achseln. Jener sprach weiter:
„Ich werde Euch den Dienst, den Ihr mir geleistet, nicht vergessen. Er wiegt um so schwerer, als man hierorts leicht daS Gegentheit befürchten muß, da bei Euch der Glaube herrscht, daß der Gerettete seinen Netter todlschlägt."
Peter Giese schrak unwillkürlich zurück und Jener fuhr in seiner langsamen Weise fort:
„ . . . und weil ich vernahm, daß dieser Glaube hierorts einmal in trauriger Weise sich erfüllte."
„Woher wißt ihr das?" rief Peter Giese erschreckt und rückte unwillkürlich nach dem äußersten Ende der Bank, worauf sie saßen.
Der Fremde antwortete nicht darauf. Er hatte die Frage wohl kaum gehört, so sehr schien er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Er lehnte den Kopf gegen die Wand und schloß die Augen.
Peter Giese ließ ihn gewähren und ging nicht ohne Herzklopfen an Deck, um nach Wind und Wetter zu sehen.
„Noch eine Stunde", sagte der Knecht, „dann können wir Segel machen."
„Es ist gut", antwortete Peter Giese und sah in die vorüberrauschende Fluth.
(Fortsetzung folgr.)
Ueöer Kadelreisstreu.
(Aus dem Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft.)
Der Ausschuß des landwirthschasilichen Nereins in Ellwangen bat auf ergangene Aufforderung für die XXVIII. Wanderversammlung württembergischer Landwirthe in Calw am 6. und 7. Juni 1876 folgendes Thema zur Berathung vorgeschlagen:
„Im Ellwangischen, Welzheimer Wald im Frankenwald und den meisten Nadelholzgegenden Württembergs wird die sogenannte Nadelstreu (Nadelreisstreu) zur Einstreu sehr gesucht und theuer bezahlt, während andere Surrogate wie Laub, Moos, Heide dürres Waldgras u. s. w. weit weniger gesucht sind und nur in Nothjahren begehrt werden.
Sicherem Vernehmen nach ist dieses Verhältniß im würltcmbergischen Schwarz- wald geradezu umgekehrt, indem die Nadel- streu (Neisstreu) dort verschmäht wird, dagegen die sogenannte Nechstreu, insbesondere Moos, Laub unv sogar die sehr schwer zu gewinnende Heidenstreu um so begehrter sind.
Ist dieser Widerwille durch die dortigen örtlichen Verhältnisse begründet, oder welche Wege sind einzuschlagen, um der Nadelreisstreu auch dort den Angesichts der Laubstreu-Ablösung so wünschenswerthen Eingang zu verschaffen?
Diese Frage stand zwar als Punkt I I (vorletzter) auf der Tagesordnung in Calw,
kam aber angeblich wegen Mangel aul Zeit nicht zur Berathung. In der Annabme, daß dieselbe auch für Oberschwaben Interesse habe, wurde das vorgelragens Thema »un auch für die heurige Wanderversammlung in Ulm vorgeschlagen und von derselben angenommen, und zu dessen Einleitung von dem Unterzeichneten folgendes kurze Referat geschrieben:
Düngerbeschaffung ist die Lebensfrage der Landwirthschaft, besonders in rauhen: Klima, wo man dergleichen niemals zu viel haben kann, in der Regel aber zu wenig hat. Außer dem treibenden und belebenden Stickstoff müssen dem Ackerbau die mineralischen Bestandtheile, welche ihm durch die geernteten Kulturpflanzen entzogen wurden, also die Aschenbestandtheile der letzteren, wieder zurückgegeben werden, wenn er nicht verarmen soll. Um den von Jahr zu Jabr sich steigernden Ansprüchen an die landwirtbschastliche Produktion gerecht werden zu können, trachtet deßhalb heut zu Tage jeder vernünftige Landwirth unter Zuhilfenahme der importirten und künstlichen Duugmittel, oie Stalldüiigererzcugung fort und fort wenigstens quantitativ zu steigern. Soll aber mehr Stalldünger erzeugt werden, so bedarf man größerer Futterstoffmengen und reichlicher Einstreu. Wo es an Heu, Klee u. s. w. gebricht, da muß das Siroh der Sommersrüchlc und endlich .auch jenes der Winterfrüchte zur Fütterung aushelfen. Wo bleibt aber dann das Streumaterial, das für das Stallvieh durchaus nothwendig ist, schon um ihm ein trockenes Lager zu bereiten, nicht weniger aber auch zur Aufnahme der trockenen und flüssigen Exkremente? Wo das Stroh hiezu fehlt, da greift man nach dem, was der Wald zu bieten vermag, dem Laub- und Nadelabfall, dem Moose, dem Unkrauiwuchie und den Aesten und Zweigen der Nadelhölzer. Ja es gibt gegenwärtig sehr viele Wirthschaften, wo alles Stroh veriütlert, oder selbst verkauft und nur Waldstreu eingestreut wird. Dieses trifft mehr oder weniger zu in allen Keupergegenden des Landes, auf den armen Sand- oder* Lettenböden des Ellwanger, Welzheimer und Mainhardter Waldes, dem Schurwald, Stromberg, im eigentlichen Schwarzwald, vielleicht auch in einigen Theilen Oberschwabens, wie in den Holzstöcken u. s. w.
(Fortsetzung folgt.)
Apf e l s i ii e n - L i qu e u r wie er sein soll. Man schält Orangen, trennt das rein ausgelöste Fleisch und preßt dieses in einem reinen Tuche aus; davon wiegt man 1 Kilo ab. Die gelbe Schale von diesen ca. 10 Orangen schält man recht fein von der dicken weißen Haut ab und zieht sämmtliche so erhaltene Schasin in 1 Kilo feinst rectifizirtem Alkohol über Nacht ab; zu dem erhaltenen 1 Kilo Orangensaft setzt man ebenfalls 1 Kilo feinsten Alkohol zu, um ihn vor Gährung zu schützen. Nachdem dies geschehen, setzt man zu beiden erhaltenen Flüssigkeiten 2Vs Kilo weißen Zuckersyrup (aus iVs Kilo Zucker uüd 1 Kilo Wasser bereitet) zu, schüttelt gut und läßt ruhig setzen.
Erdbeeren-Liqueur. Hiezu nimmt man 6 Kilo Erdbeeren, 60 Gramm Veil- chenwurielpulver, 4 Kilo feinsten Alkohol, läßt diese Ingredienzien 48 Stunden lang auf einander wirken und preßt ab, setzt daun 2Vs Kilo Zuckersyrup, wie oben bereits angegeben, zu.
Bei H i m b e e r e n, Quitten, Kir- i ch e n nimmt man 4 Kilo abgepreßlen Saft dieser Früchte, kocht denselben einmal auf und setzt zu dem klaren abge- schäumten Obstsaft 4 Kilo feinsten, nur 60 bis 65 Grad starken Alkohol und 6 Kilo Zuckersyrup zu.
Ledum P a l u st r e > E s s e u z gegen den Stich von Schnacken und anderen Insekten. Dr. Teste jagt in seiner Llataria inecliea über dieses Mittel: eine seine merkwürdigsten Eigenschaften besteht darin, daß es die Kraft besitzt, die giftigen Wirkungen und das unausstehliche Jucken von Mosquito- und anderen Insektenstichen fast augenblicklich zu heben. Stiche von Bienen, Hornissen, Wespen und Schnacken werden rasch durch den äußeren Gebrauch geheilt. Dian hat sogar Versuche gemacht, um zu erproben, ob diese Essenz auch gegen den Biß giftiger Reptile wirksam sein möchte, und hat zu diesem Zimck davon jungen Katzen Angegeben, die man dann von giftigen Nattern in den Fuß beißen ließ: es erfolgte nur eine leichte Anschwellung des verletzten Gliedes.
GoldkurS der Staatskafscnverwaltung
vom 8. Juni 1877.
20 Frankenstücke ... 16 ^ 26 L
W i l d b a d.
Klrchen-Kau-Akkord.
Die Correktionsarbelten an der Enz- Murgthalstraße in der Markung Wildbad von der Rückenwiese bis zum Christophshof, welche überschläglich berechnet sind: Erdarbciten .... 4071 vsL9lL
Chaussirunggarbeiten . 5397 50
Dohlen u. Stützmaue rn 3246 67 L
zusammen zu 12716 8^Z
sollen im Submissionsweg vergeben werden.
Kostenvoranschlag, Bedingungen und Pläne liegen von
Donn.erstag, den 14. l. Mts. an, auf dem 'Rathhaus in Wildbad zur Einsicht auf.
Angebote in Procenten ausgedrückt, sind mit amtlich beglaubigten Vermögens- und Fähigkeitszeugnissen belegt und versiegelt bis Montag, den 18. l. Mts., Nachmittags 2 Uhr,
Unterzeichneter Stelle auf dem Rathhause in Wildbad zu übergeben, um welche Zeit die Offerteröffnung stattfindet, bei welcher die Submittenten anwohnen können.
Hirsau, den 10. Juni 1877.
K. Straßenbau-Inspektion Calw.
Feldweg.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Reuenbürg.