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Köhler hieß und der fertig französisch sprach, treu unterstützte.'

Nach Empfang der Pässe für August und Kühler und einer bedeutenden Geld­summe verließen die Beiden, begleitet von de-n Hunde, in den ersten Tagen des Ok­tobermonats in einem Planwagen das ein- s same Haus bei Moabit und erreichten schon am Abend des andern Tags Leipzig, wo der Alte die Post nach Frankfurt a. M. benutzte, während August in Begleitung seines Hundes den Weg dorthin zu Fuß zurllcklegte, wo ihn jener erwartete und Beide vereint ihre Reise forlsetzten. Bei Forbach passirlen sie unangefochten die französische Grenze, und in Metz waren sie so glücklich, eine teere Equipage zu finden, welche eine Herrschaft nach Metz gebracht hatte und nun nach Paris zurückkehrte. Bei ihren verhältnißmäßig bedeutenden Mitteln hätten die beiden Reisenden sich zwar immer der Post bedienen können, allein der große Hund war hierbei ein Hemmschuh, da ihn mitzuführen verboten war und das Mitlaufen dem schweren Hunde auf die Dauer unmöglich wurde.

Noch ein anderer Nutzen sollte ihnen aus der Fahrgelegenheit werden: der Kut­scher kannte den Besitzer eines kleinen aber anständigen Hotels in Paris, wohin er sie bringen wollte, und stellte ihnen außerdem den herrschaftlichen Wagen gegen ein kleines Entgelt» zu jeder beliebigen Zeit zur Ver fügung, da die Herrschaft desselben, welche er eben nach Metz gefahren, erst im März des nächsten Jahres von einer größern Reise zurückkebrte.. -

Gesegnet sei die Erfindung der Dampf­kraft und ihre Anwendung; zu einem Wege, den wir heute in 25 Stunden zurücklegen, brauchte inan zu jener Zeit einen Monat. In den ersten Tagen des Novembers erreichten sie Paris mit all seinen außer­deutschen Eindrücken. Das von dem Kutscher empfohlene Hotel lag in der Rue sin ll'kinplo, also beinahe im Herzen der Stadt. Der Wirth war zwar ein Pariser Kind, aber seine ickcht längst verstorbenen Ellern waren Lothringer, welche nach Paris gezogen waren, ireßhalb der Sohn noch ein er­trägliches Deutsch sprach und die Fremden wie Stammverivaiidte ausnahm. Köhler war schon früher und mehrere Male mit seinem Herrn in Paris gewesen, er wußte einigermaßen in dieser Weltstadt Bescheid.

Die Hauptaufgabe war für August, in die Nähe Oskar's zu kommen, dessen Woh­nung ihm von Rosa genau angegeben worden war, sie lag in der ruo Riekslieu 26. Als August am Tage nach seinem Eintreffen in Paris diese Straße passirte, sah er über der Thür des Hauses 26. einen Zettel, der Zimmer zum Vermiethen ausbot; sofort ging er zu dem Portier des Hauses, von dem er im Laute des Gesprächs erfuhr, daß ein kckonLiaur^Veick- uer äe Lerlin die xröwier etaga ganz allein inne hätte, d. h. für sich und seine Schwester, die er aus Berlin milgebracht hätte. Das zu vermiethende Zimmer befand sich in der 3. Etage; es war nur klein und kostete eine monatliche Miethe von 30 Fr. Gustav bezahlte den Monat voraus rmd versprach, seine Sachen noch im Laufe

des Tages herzusenden; am Abend bezog er denn auch mit seinem nichts enthalten­den Koffer und in Begleitung Nino's seine neue Wohnung; natürlich mußte der von Oscar gekannte Köhler im Hotel der ruo äu Lemple wohnen bleibe», wo sich Au­gust tagtäglich in vorsichtigster Weise ein­fand, um mit dem Alten das Weitere zu besprechen.

Wir müssen hier noch einmal erwähnen, daß unser junger Held, abgesehen von sei nem Mutterwitz und selbstcrworbenen Be­fähigung, ein körperlich wohlausgestatteter Mann war, der, wohin er kam, die Augen der jungen und alten Damen ans sieb lenkte; so war er denn noch keine 8 Tage in seiner neuen Wohnung, als seine Wir lkiin, ein echtes Pariser Kind, ihm nimm wunden erklärte: er sei ein Glückspilz, dem, alle Dame» und Nichldamen des Hauses hätten sie um den jungen und schönen Miether beneidet, den barbarischen Deut­schen, der mit so gefälligen Manieren sich die Herzen der Frauen zu erobern wisse; von Allen aber wäre die Schwester eines deutschen Kaufmanns, der hier unten die I. Etage bewohne, seines Lobes voll. Au­gust zuckte die Achseln wie Jemand, der an dergleichen Triumphe schon längst ge» wöhnt sei, ging aber jetzt öfter vor der Thür auf der gegenüber liegenden Seite aus und ab und erstieg auch seine 3 Trep­pen minder schnell als früher. Er erreichte hiermit seinen Zweck vollkommen, denn wenige Tage nach der ersten Beichte der Wlrthiir trat diese mit der offenen Erklä­rung an ihn heran, sie wäre von dem jungen Mädchen beauftragt, ihm ein Rendez­vous in deren Wohnung unten anzudieten, doch müsse man der Abwesenheit des Bru­ders gewiß sein, welche ihm dann unge­säumt mitgetheilt werden sollte. Anfangs stellte sich August, als sträube er sich gegen solche Aufforderung, doch endlich gab er den vielfachen Vorstellungen und den Zu­reden der Wirthin nach und sagte zu.

Schon am nächsten Morgen brachte die kluge Zwischenträgerin dem jungen Miether die Nachricht, daß Fräulein Therese so war der Name der Schwester ihn ge gen 4 Uhr erwarte, da ihr Bruder mit einigen Freunden einen Ausflug auf's Land machen würde.

(Fortsetzung folgt.)

Jim 18 . Mioöer.

Wenn heut ein Geist herniederstiege. Zugleich ein Sänger und ein Held,

Ein solcher, der im heil'gen Kriege Gefallen auf dem Siegesfeld

Nicht mehr von Dentschland's Schmach und Säug' er den alten Trauersang, sSchande Nein, vom erwachten Vaterlande Das hohe Lied voll Jubelklang.

Nicht schelten mehr und nicht verdammen, Rein preisen würd' er allerwärts;

Denn jedes Auge säh' er flammen,

Und klopfen hört er jedes Herz.

Und eine Kunde würd' er melden Vom Kriegsrnf, der vom Rhein erklang. Auf den ein ganz Geschlecht von Helden Gewappnet ans der Erde sprang.

Von lang' getrennten Bruderstämmen,

An einem Tag zu fester Wehr Geeint, die Sündfluth einzudämmen.

Die sie bedräut vom Westen her.

Vom Siege der gerechten Sache,

Der den vermess'nen Feind zerbrach.

Von einem Tag der heil'gen Rache Für allzu lang' gelrag'ne Schmach.

Von einem Volke, das gerüstet.

Von einem schneidigen Geschlecht,

Zu strafen Jeden, den's gelüstet Zu tasten an fein gutes Recht

Das, sonst des Friedens stille Werke ^ Betriebsam schaffend früh und spät.

In ine geahnter Niesenstärke Jetzt einer Welt von Feinden steht.

Von Strömen Blutes, das vergossen Im fremden Land, der Heimat fern!

Von Thränen, die daheim geflossen Aus manches treuen Auges Stern.

Von einem Preise, werlh der schweren Und blut'gen Opier, die gebracht:

Von Dentschland's neiierstrilt'nen Ehren Und Dentschland's neu erstand'ner Macht.

So säug er heut, und in der Harfe Geweihte Saiten griff er ein;

Sein altes treues Schwert, das scharfe Und blanke, klirrte lustig drein.

Und Deutschland hört des Geistes Mahnen Und spürt sein Wehen fern und nah Hurrah! hoch flattern deine Fahnen!

Mit dir der Sieg, Germania!

(Kadderadatsch v. 4, Sept. 1670.)

Auf dem Markt einer westli­che^ Stadt Amerikas fragte eine erst seit Kurzem ^eingewanderte Sächsin nach dem Preis von ein Paar Hühnern. Man forderte 5 Schillinge.I, Herr Jeses! Bei uns in Sachsen kaufen wir ja so'n Hühnchen vor zehn Neikroichen!"-Ja, liebe Frau? Ei, warum sind Sie denn nicht in Sachsen geblieben ?" fragte der Ver­käufer.I, mein kutestes Männchen, weil wir da keene zehn Neikroschen »ich hatten!" _

sHühneraugenbürste.j Wir machen un­sere Leser, die etwa an den so äußerst unangenehmen Hühneraugen leiden sollten, ans eine neue Erfindung aufmerksam, die soviel wir hören, in der Praxis sich schon auf trefflichste bewährt hat, nämlich die von Cornasier erfundene Hühneraugenbürste. Dieselbe in der Art einer Feile, ist so be­schaffen , daß sie harte Haut in wenigen Sekunden schmerz- und gefahrlos entfernt, wogegen sie weiche Haut gar nicht anqreift. Preis 75 L. (N.T.)

(Ganz nach Belieben.) General Ben­jamin Butler empfiehlt sich seinen Mitbür­gern zur Wiedererivählung in den Kongreß folgendermaßen:Wenn ihr mich »ach Washington schickt, koste ich euch nur 5000 Dollars per Jahr. Behaltet ihr mich aber hier, so ziehe ich euch als Advokat das zehnfache aus der Tasche. Was wollt ihr lieber?"

Goldkurs der k. Staatskassen-Verwaltung

vom 15. Oktober 1876. SO-Frankenstücke . . . 16 ^ 20

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)