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Diese Meinen braven Truppen ans dem Munde des kaiserlichen ruhmgekrönte» Feldherr» gewordene Beurteilung gereicht Mir zu besonderer Befriedigung.

Mit Freude und Genunthuung entbiete Ich Euch Allen meinen Königlichen Dank, insbesondere den Offizieren sür die uner­müdliche Hingabe und treue Pflichterfüllung, welche sie auch bei den schwierigen Aufga­ben der letzten Jahre in so hohem Maaße bethätigt haben.

Ich habe die feste Ueberzeugung, daß Mein Armeekorps stets ein ebenbürtiges Glied der großen Deutschen Armee bleiben wird.

Stuttgart, den 24. Sept. 1876.

Karl.

Stuttgart, 27. Sept. Se. Mas. der Kaiser und König, Allerhöchst welcher an die soeben in Stuttgart erlebten Tage mit großer Freude zurückvenkt, hat mich zu beauftragen geruht, Ew. Hochwohlge­boren, den städtischen Behörden und allen denen, welche sich bei den Vorbereitungen des Empfanges Seiner Majestät und bei den Allerhöchst Ihm an den darausfolgen den Tagen dargebrachten Beweisen treuer AuhängUchkcit betheiligt haben, den wärm sten Dank Seiner Majestät auszusprechen. Ew. Hochwohlgeboren ersuche ich ergebenst, den Ausdruck des Allerhöchsten Dankes gefälligst zur Kenntniß der Betheiligten bringen zu wollen. Gleichzeitig benütze ich diesen Anlaß, um Ew. Hochwohlgeboren die Versicherung meiner vorzüglichen Hoch achtung zu erneuern. Der königlich preuß. Gesandte A. Frhr. von Magnus. Sr. Hochwohlgeboren dem Oberbürgermeister von Stuttgart, Ritter Hoher Orden, Hrn. Dr. v. Hack hier.

Stuttgart, 28. Sept. Nach Be endigung des Festes in Cannstatt begaben sich Seine Majestät der Kaiser und Seine Majestät der König, ebenso wie die aller höchsten Damen zu Wagen nach Stuttgart zurück während die übrigen fürstlichen Per sonen und das Gefolge zu Pferde dahin zurückkehrlen.

Um drei Uhr fand für die allerhöchsten Herrschaften bei II. Maj. Familiendiner, für das Gefolge Marschallstafel in den unteren Freskozimmern des Schlosses statt.

Die Abreise der fremden Fürstlichkeiten erfolgte Abends um 5 Uhr mittelst Extra- Zugs. II. MM. der König und die Königin geleiteten Ihre hohen Besuche auf den Bahnhof, wo sich die sämmtlicben hier anwesenden Mitglieder der König!. Familie, der Staatsminister von Mittnacht, der K. preuß. Gesandte Frhr. v. Magnus, der kommandirende General v. Schwarzkoppe», der Stadldirektor und der Oberbürgermeister sowie die Angehörigen der höchsten Hof­staaten eingejunden hatten.

Die allerhöchsten Herrschaften unterhiel­ten Sich bis zur Abfahrt i» freundlicher Weise mit den Anwesenden. Der Abschied von Ihren Majestäten und den übrigen Mitgliedern der König!. Familie war ein überaus herzlicher. Es kann schließlich mit Genugthuung hervorgehoben werden, daß unsere schwäbische Residenz in diesen Tagen die große Ehre hatte, die ganze kaiserliche Familie in ihren Mauern zu be­

grüßen, das Kaiserpaar, den Kronprinzen und die Grobherzogin von Baden.

Heilbronn, 28. Sept. fObst- und Kartoffelmarkt j Auf dem heutigen Markte Preise bei Kartoffel» 2^6 40 bis 3«^, beim Obst 4 50 L bis 7 gebro

chenes Obst in schöner Waare 8 bis 10 ^ per Ztr.

Neuenbürg, 2. Okt. Gestern Nacht gegen 10 Uhr kam in Kapfenhardt in gefahrdrohender Weise Feuer aus. Die Feuerwehr wurde alarmirt und es rückte d e entsprechende Mannschaft mit Spritze rc. ab, gelangte aber nur zum einen Theil bis Salmbach, zum andern bis Engelsbrand wo die Nachricht entgegenkam, daß die Gefahr beseitigt sei. Ein grüß-res Doppel- wohnhans ist vollständig abgebrannt, U - sache noch unbekannt. Wie schon einige mal trat auch hier dem rascheren Abrück-n der zeitig versammelten Feuerwehr die Calamität ent egen, daß die Pierdebesitzer nicht denselben Eifer entwickelten, sondern die Geduld der waltenden Feuerwehr auf die Probe setzten.

Aus l a n d.

Paris, 30. Septbr. Wiener Mel düngen versichern, der eigenhändige Brief des Zaren an den Kaiser von Oesterreich bestehe aus dem Waffenstillstand und ersuche Oesterreich, dem Vorschlag auf eine Con- serenz beizutreten, die Rußland in Gemäß heit der Bestimmungen des Friedensver- trages von 1856 verlange. Es heißt, Oesterreich sei geneigt, den Wünschen Nuß lands beizutreie».

Miszellen.

Abenteuer eines Berliner Bürgers.

(Fortsetzung.)

Als ich in bas Zimmer meines Vaters trat, fand ich Oskar schon dort und mit ihm einen andern jungen Mann des Bu­reaus, den er in dem Augenblicke nach einem Arzte schickte. Ich stürtzte mich über den geliebten leblos Scheinenden, mit heißen Thränen sein Gesicht benetzend, bis ich sanft von dem Arzte, der sofort erschien, zurückgezogen wurde; er fühlte den Puls meines Vaters und schüttelte bedenklich den Kopf--- meine Augen hingen anseinen L-ppen, sein Ausspruch war für mich Leben oder Tod. Endlich sagte er zu mir :Mein Fräulein! wir stehen Alle in Gottes Hand

ich werde nach meinem besten Wissen meine Schuldigkeit thun!" Er zog eine Lanzette aus seinem Besteck und öffnete meinem Vater eine Ader, er mußte dies öfters wiederholen che Blut kam; endlich

mein Vater öffnete matt die Augen, fein Blick suchte mich, ich werde dielen Blick nie vergessen; aus ihm sprach:ich habe nur noch eine Pflicht, nämlich die, Dich zu versorgen." Er flüsterte dem Doc- tor mehrere Mal Etwas zu, ehe ihn dieser verstand; doch als er es endlich faßte, wandte er sich an Oskar etwas Teuf­lisches flog über dessen Gesicht, er verließ das Zimmer, kam aber sofort wieder zu­rück Man hatte meinen Vater auf sein Bett, welches in dem Arbeitszimmer stand, getragen, er erholte sich so weit, daß er zu mir sagen konnte:Rosa! mir ist ein wenig wohler !" Nach einer Viertelstunde

kamen zwei Herren; während der Doctor blieb, mußten wir das Zimmer verlassen wir gingen über den Flur in eine R-mise, wo das ganze Hauspersonal zu- samnnnstand ich lehnte mich an Ern­stine (mein Dienstmädchen) und weinte, in einer andern Ecke stand Oskar, er hatte ein seidenes Taschentuch vor die Augen gedrückt und schien ebenfalls zu weinen. Nach einer halben Stunde wurden wir wieder in das Krankenzimmer gerufeü; ich stürtzte ans Bette meines Vaters, seine Augenlieder waren gesenkt, der Arzt hatte den Puls in der Hand; er beugte sich zu mir mit den Worten:Mein gutes Fräu­lein, ich darf es Ihnen nicht verhehlen, es geht mit Ihrem Vater zu Ende!" Ich wollte schreie», der Schmerz krampfte mir den Hals zusammen da mit einem Male öffnete er die Augen, er sah mich, ich er­griff seine Hand ich sah nur ihn, plötz­lich lag meine Hand in der feuchten und lebcnswarmen eines andern Menschen ich wollte sie zurückziehen, doch ich hatte keine Zeit der Kopf meines Vaters fiel in die Kissen ein kurzes Röcheln - - Allmächtiger Gott! ich war eine Waise! Ich hörte nicht, daß in dem nämlichen AugenblickeFeuer!" gerufen wurde, sah die Menschen nicht die durch das Z mmer liefen, um zu löschen eine wohllhätige Ohnmacht umnachtete mein Auge."

Erschöpft hielt Rosa hier einen Augen­blick inne.

Sie haben erst selbst den Schmerz um geliebte Eltern kennen gelernt", fuhr sie nach einer Pause fortSie können sich in meine Lage versetzen, muffen aber dennoch den Unterschied ermessen zwischen einem Manne und einem plötzlich allein dastehenden Mädchen.

Ich übergehe alle die schmerzlichen und aufregenden Scenen der nächsten Zeit nach dem pötzlichen Tode meines theurcn Vaters, die Feuersbrunst, hervorgerufen durch jene glühende Plätte, die ich, als mir die Nachricht von dem plötzlichen Un­wohlsein meines Vaters wurde, in die Wäsche stellte ein Hintergebäude wurde ei» Raub der Flammen die Vorberei­tung zur Beerdigung und diese selbst. Alles überwand ich als es aber überwunden war, brach ich zusammen; mein Körper erlag; ein vierzehnwöchiges Ncrvenfieber brachte mich dem Tode nahe.

Als ich soweit hergestellt worden war, um ungefährdet äußere Eindrücke aufneh­men zu können, wurde ich davon in Kenntniß gesetzt, daß mein Vater in jener letzten Stunde seines Lebens ein Testament ge­macht hätte und daß in den nächsten Tagen die Eröffnung desselben stattsinden würde. Wozu ein Testament nöthig war, war mir nicht einleuchtend, mar ich doch die einzige Tochter, das einzige Kind meiner Eltern; doch hatte ich früher einmal gelesen: es sei eine Grille, die besonders reichen Leuten anzukleben scheint, daß sie über das Schick­sal und die Handlungsweise ihrer Hinter- lassenen noch auf Jahre hinaus bestimmen wollen, ich faßte das auf: Väterliche Für­sorge mag sich oft mit dem Glücke der Angehörigen auch für die Zukunft beschäf­tigen. (Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag von Ink. Meeh in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)