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und soweit thunlich dem Ausbau entgegen­geführt werden, nämlich:

1) von Balingen über Edingen nach Sigmaringen,

2) von Waiblingen über Winnenden nach Backnang,

3) von Hessenthal ü»er Gaildorf, Murr­hardt, Backnang und Marbach nach Bietigheim,

4) von Stuttgart über Böblingen, Her­renberg u. Eutingennach Freudenstadt.

Neu in Angriff zu nehmen ist der Ban folgender Bahnen:

1) von Heilbronn nach Eppingen,

2) von Kißlegg nach Wangen.

Urach, 22. Juni. Ein entsetzliches Unglück hat eine hiesige Familie betroffen. Ein Knabe'von ll Jahren wurde gestern Nacht vermißt und vergeblich überall in der Stadt und Umgebung gesucht. Als die Mutter heute früh 4 Uhr in den Holz­stall kam, um Holz zu holen, wurde sie beim Ausrichten von einem Gegenstand be­rührt und welches Entsetzen! es waren die Füße ihres vermißten Sohnes. Der­selbe hatte mit anderen KindernHenker­les" gespielt, es aber auch allein probirt, und zu dem Ende den Sägebock so hin­gestellt, daß er sich durch diesen wieder Hülfe zu schaffen hoffte, derselbe fiel aber um, und der Knabe fand hiedurch seinen Tod. (S. M.)

Biberach, 22. Juni. Der gestrige Viehmarkt war ziemlich stark befahren; der Handel ging bei steigenden Preisen lebhaft. Deßgleichen auf dem Schweinemarkt, auf welchem übrigens eine erhebliche Preisver- änderung nicht eintrat. Gestern wurden aüch Kälber ans der Schweiz hierherge bracht und solche zu 110120-^.per Stck. angeboten, kamen jedoch nicht zum Verkaufe. Kartoffeln wurden auch gestern wieder zu Markt gebracht und der Ztr. mit 4 bis 4 cM 60 L bezahlt.

Kriegervereinswesen.

Wie bekannt, haben seit 1871 in Würt­temberg die in den Zivilstand zurückgekehr- teu Krieger größtentheils sich zusammen- gethan, um Vereine zu bilden, welche, unter Ausschluß von Politik zum Zweck haben: in erster Linie ihren Mitgliedern in Noth und Aller mit Nath und That hilfreich zur Seite zu stehen, sodann das Band der Kameradschaft auch im Zivilstande unter ihren Mitgliedern zu erhalten und zu pfle­gen, das Nationalbewußtsein des deutschen Volkes zu beleben und zu stärken und die Liebe zum eigenen Vaterland, im Anschluß der Vereine unter sich zu einem Gesammt- bund, zu pflegen und zu bethätigen. In Verfolgung des Humanitären Zweckes soll vermieden werden, durch öffentliche Bitten um milde Beiträge dem Publikum zur Last zu fallen, indem jeder Verein es sich zur Aufgabe macht, seine Mitglieder aus eigenen Mitteln zu unterstützen, resp. in Todesfällen, die Beerdigung des verstorbenen Mitglieds mit Mitteln aus der Vereinskaffe zu be­streiten. Um zu ermöglichen, auch außerhalb der eigenen Vereinsgrenze gegenseitig unter­stützend zu wirken, ist die Vereinigung sämmtlicher würltemb. Vereine (ca. 600) in einen Gesammtbund vom Kriegerverein

I Stuttgart angeregt worden. Diesem künf­tigen mürtt. Bund haben die 80 Vereine (ca. 4500 Mitglieder) desSchwab. Bun­des" auf dem Delegirtentag in Ellwangen bereits zugestimint (ek. Schwäb. Kronik vom 6. Juni), 63 Vereine des Verbands Deuticher Kriegerbund" mit ca. 3500 Mitglieder thun bei der guten Sache mit, und von den seicher ohne Anschluß a» einen größeren Verband stehenden ca. 400 haben bereits 100 Vereine der Einigung ihre Zusage ertheilt und steht zu hoffen, daß die übrigen Landesvereine im Laufe der kommenden WochcN ihre Zustimmungs erklärungen abgeben werden. In Folge dieser allgemeinen Betheiligung könnte» Württembergs Kriegervereine binnen Kur­zem geeinigt dastehen. Das so"schens- werthe Protektorat unseres erha­benen Landessürsten dürfte diesem württemb. Kriegerbunde sicher sein, und steht wohl zu hoffen, daß diesem Bunde iu der Folge auch von Seiten der Mit bürger manch hochherzige Zuwendung zu Theil werden wird. Zuuächst soll nun ans Delegirten der würltemb. Vereine ein Lan desausschuß zusammengesetzt werden, der für die sämmtlichen Vereine eine Verfas­sung auSarbeitet, welche allen Interessen, den idealen wie den materiellen, gleicher­maßen gerecht würde. (Vorschläge siehe Annoncentheil in Nr. 75.s Es ist zu wün­schen, daß bei dem schönen Zweck, den das Kriegervereinswesen- verfolgt, die Anschluß­betheiligung aller Vereine eine ungetheilte sein wird und daß, eingedenk der Tage von 70/71, in denen unsere, meist in das Zivilleben zurückgekehrten tapferen Krieger, wie die theueren Gefallenen, ihr Leben für König und Vaterland opferwillig einsetzten, die Mitbürger des württemb. Landes nicht unterlassen werden, in Wort und That zu Hebung dieses Vereinswesens (das allent­halben auch alte Krieger von 1813/15 in sich schließt) beizutragen.

Schweiz.

Zürich, >7. Juni. Die Negenmes- sungen der meteorologischen Station auf der Sternwarte Zürich zeigen für die Zeit vom 8. Juni Abends bis 14. Vormittags eine gefallene Regenmenge von 314 inin. Diese Summe ist während eines ganzen Monats nie in den letzten zwölf Jahren erreicht worden. Das Jahr 1876 kann als ein gewaltiges Negenjahr bezeichnet werden, da am 12. Juni Mittags 12 Uhr die mittlere jährliche Regenhöhe von 1101mm. schon erreicht mar und bis zum 14. hatten wir schon 1100 mm., während z. B. das Jahr 1865 im Ganzen nur 725 mm. auf- wcist. Van den 314 mm. der letzten Tage fielen auf die 24 Stunden vom Sonntag bis Montag Mittag 12 Uhr allein 171 mim. weitaus der' größte Betrag in den letzten 12 Jabren für Zürich.

Ausland.

Brüssel, 22. Juni. Das Journal Nord" bespricht in einem Leitartikel die Richtintervenlion in der Türkei, wovon man jetzt in England rede und schreibt: Von Beginn des Ausstandes in der Her­zegowina, intervenirte Europa zu Gunsten

der Türkei, indem es dieselben davor be­hütete, daß alle Christen die Waffen ergrif­fen. Dieser Einwirkung auf die Christen hätte als Ergänzung die gleiche Einwirkug auf die Türkei zur Seite stehen müssen, was auch der Zweck der Berliner Ab­machungen gewesen. Jetzt von Nichtinter- veniren reden heißt nichts anderes, als Intervention zu alleiniger Gunst der Tür­ken verlange», was schließlich die Bertigung der Christen im Orient zur Folge haben müßte. Das B'att fordert die Engländer auf, diese gehässige Perspektive im Äuge zu behalten und schließt, England könne sich das Ueber- gewicht im Orient sichern, wenn es die Christen daselbst vcrtheidige und dadurch das Land statt zum Untergänge zu ver- urtheilen, zum Gedeihen und Wohlstand führe.

Miszellen.

Weiser Lebensspruch.

Wenn du früh aufstehst und bist un- verheirathet, bitte zu dem lieben Gott um ein gutes Weib, denn ein gutes Weib ist wohl einer täglichen Bitte werth, da sie selten sind. Bist du verheirathet, bitte um einen guten Tag, denn selbst die besten Weiber haben böse Tage.

Der Pr. Minister des Innern hat kürzlich sämmtlichen Regierungsbehörden einen Er­laß mitgetheilt, nach welchem die öffentlichen Säilangensütternngen unbedingt verboten sind. Eine Ausnahme wird indeß nach wie vor den Jesuiten gegenüber gemacht, da deren öffentliche Fütterung mit lebenden Peterspfennigen auch in Zukunft wird statlfinden dürfen. (B.W.)

Wie alljährlich, so hat auch die Hitze jetzt wieder ein Wunder gefordert. In Saint Palais am Fuße der Pyrenäen ist nämlich die Jungfrau einem 12jährigen Jungen erschienen, hat ihm befohlen, sich in einem Bach zu waschen, vier Kieselsteine zu verschlucken, dann von dem Wasser zu trinken und zu beten. Der Junge hat zwar Niemand gebissen, dennoch eilen Hun­derte aus der Umgegend herbei, um gleich­falls von dem betreffenden Wasser zu trinken. (B.W.)

(Zuckerwasser gegen ätzende Wirkung von Kalk im Auge.s Jeder der mit Bauen zu thun hat, weiß wie gefährlich der Kalk ist, wenn er durch Zufall oder Unvorsich­tigkeit ins Auge gelangt. Die Anwendung des kalten Zuckerwassers neulralisirt die ätzende Wirkung des Kalkes in der Art, daß der Kalk mit dem Zucker eine Verbin­dung eingeht, welche das Auge nicht an­greift.

MitAblauf Juni verliert folgendes längst aufgerufene Tbalerpapiergeld seinen Werth: Altenburger Thalerscheine.

Braunschweigcr Banknoten ä 10 Thlr. Bückeuburger (niederst) Bank», in Thlr. W. Gothaer Privatbank u 10, 20, 100 Thlr. Mitteldeutsche (Mein.) Creditb. ü 10 Thlr. Thüringer Banknoten in Thlr.-Währg. Weimarer Cassenanweisgn. ä 1 n. 5 Thlr. Schwarzburg-Sondershausen in Thlr.-W.

Redaktion. Dru<k und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg, (Markt- und Thalstr.)