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sofort dahin geleitet. In den ausgedehnten Magazins- und Versandt-Lokalen trafen sie eine von sachkundiger Hand systematisch- übersichtlich geordnete Ausstellung der Fabrikate, vom Block steyrischen Rohstahls und dem Raffinirstahtan in allenManipulationen theoretisch veranschaulicht, wie ein Stäbchen durch Breiten, Zainen, Rucknen und wie die technischen Benennungen alle heißen mögen, sich zur vollendeten Sense entwickelt; nun die Ordnung der Fabrikate nach den Gebräuchen und Bedürfnissen der einzelnen Länder: Deutsches Reich, worunter besondere Arten nach Baden, Westphalen, Sachsen, Thüringen, Oberhessen re. dann Holland, Schweiz, Italien, Rußland, Nordamerika, Frankreich; bei beiden letzteren kam ein Landwirth zu dem staunenden Ausruf: „ordentliche Säbel das. mit denen läßt sich was ausrichken." Am Schluß der Ab- theilung war in dem vollendeten Fabrikat von 1875 neben dem ersten Exemplar der bei Errichtung des Etablissements 1803 gefertigten Sense der höchst interessante Fortschritt ersichtlich und zu erfahren, daß der neueste Hammer 1874 erbaut und das durchschnittliche Jahres-Erzcugniß 350,000 Stück beziffert. Aehnlich war die etwas später eingeführte Sichelfabrikation vcran schaulicht, am Schluß dieser die aufgestapelten des Versandts harrenden Vorräthe ersichtlich.
Von der Theorie zur Praxis übergeleitet, betraten die Besucher die verschiedenen Werkstätten, sämmtlich in gewohnter voller Thätigkeit. Der Landwirth überzeugte sich hier, daß nicht er allein „im Schweiß des Angesichts sein Vrod ißt", auch bei der verwandte» Industrie die Worte des Dichters sich bewahrheiten:
„Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben" und besonders da, wo es sich darum handelt, dem Landman» sein unentbehrlichstes Werkzeug zu liefern.
Nun war die gastfreundliche Erinnerung zu einem erfrischenden Morgen-Imbiß eine Wohlthat; die geräumige Zimmerwerkstätte in freundliche Wirthschast umgewandelt, lud zu behaglichem Niederlassen ein, wo eine stattliche Büffetdame mit 6 hübschen Credenzerinnen, dem Schwarzwald alle Ehre machend, die leiblichen Bedürfnisse flink befriedigten. Einer der Vorstände der Versammlung, Hr. Oekonomierath Schosser von Kirchberg „konnte nicht umhin" der splendiden Gastfreundschaft für das gelungene Arrangement zu danken. Er erinnerte dabei an die Erfolge, deren sich das so intelligent und sachkundig geleitete Etablissement, nicht allein aus dem europäischen Festlande, sondern auch in überseeischen Ländern rühmen dürfe, und legt der Landwirthschaft als nachahmenswerthes Vorbild an's Herz, wie nur eine hier eben gesehene sinnreiche Theilung der Arbeit so schöne Erfolge möglich mache. Frhr. v. Ow dankt dem Ausschuß und Vorstand des landwirthschastlichen Vereins für den so herzl. und collegialischen Willkomm, was den letzteren zu einer sinnigen Erwiederung veranlaßt. Nun war die Zeit des Abschieds gekommen und weiter gicngs nach dem
großen Sägewerk in Rothenbachs unsagbaren Inhalt eines Kuttcrfasses durch-
wo Besitzer und Vermaltungspersonal die Gäste begrüßend zu den ausgedehnten Werkstätten geleiteten, in welchen mit Dienstbar- machung der Wasser-, Dampf- u. Maschinenkraft die verschiedenartigen Manipulationen in merkwürdiger Ausnützung des Rohprodukts für künstlerische Zwecke sich entwicke t -n; auch hier reges Leben, ameiscnartige Thätigkeit, welche die Aufmerksamkeit concentrirte durch die kolossalen Wirkungen des Dampftener- löschapparates, der als schließlicheS Tableau über die Scene gieng.
Wieder flog die gemessene Zeit rasch vorüber, des Sehenswertsten war beute in Fülle genossen, die Natur trat in ih:e Rechte ein und es mußte wenn auch ungern auf die Besichtigung der naheliegenden Holzstoffsabrik und der forstlichen Wässerungsanlagen für heute verzichtet werden um in Wildbad, wo noch das Mittagsmahl zu nehmen war, das Programm zum Schluffe zu bringen. Mögen die Gäste unser schönes Enzthal bald wieder besuchen, immer sind sie uns willkommen.
Miszellen.
Der allgemeine Maulkorlftwang.
(Von Prof. D. G. Jäger.)
(Schluß.)
Eine weitere Annehmlichkeit deS Maulkorbzwanges für den Besitzer ist die daraus hervorgehende größere Anhänglichkeit des Hundes an seinen Herrn und an das HauS. Trotzdem daß der Hund, besonders wenn er von Jugend auf den Maulkorb trägt, an dieses Möbel völlig gewöhnt wird, ist cs ihm angenehmer, wenn er ihn nicht anhat. Da er nun weiß, daß er ihn auf der Straße unbedingt tragen muß, so bleibt er l i e b e r z u Ha u s e, erspart mithin dem Herrn alle die mannigfaltigen Verlegenheiten, welche aus dem Vagabundiren entspringen, und entwickelt in viel höherem Grade alle die liebenswürdigen Eigenschaften, die aus dem innigeren Verkehr des Hundes mit dem Menschen hervorgehen. Solche Hunde sind nicht blos zu Hause heiterer, folgsamer, gutmüthiger, menschenfreundlicher, weniger widerwärtig gegen eintretende Fremde, sondern benehmen sich auch auf der Straße völlig anders. Einmal sind sie viel anhänglicher an ihre Herren; statt umherzuvagiren, alle Ecksteine zu beriechen, alle begegnenden Hunde zu stellen, den Herrn, ost genug bellend, zu umkreisen, trollt der Maulkorbhund in aller Ruhe und Ordnung neben seinem Herrn, wie ein wohlgezogener Jagd- oder Schäferhund.
Man unterscheidet hier zwischen bissige» und nicht bissigen Hunden und die elfteren bringen ihre Herren in die größten Fatalitäten. Dieser Unterschied fällt mit dein Maulkorbzwang völlig weg, es giebt keine bissigen Hunde mebr. Denn wie und wo soll der Hund den Gebrauch seiner Zähne zum Kampf lernen? Zu Hause nicht, weis er dort blos von Freunden umgeben ist, auf der Straße nicht, weil ihn hier der Maulkorb hindert.
Ich kann mir nicht denken, daß es für den Hundebesitzer ein angenehmes Gefühl sein kann, zu sehen, wie sein Hund den
stöbert, und daran zu denke», daß er vielleicht eine Stunde darnach ihm oder seiner Frau oder seinen Kindern däs Gesicht ableckt. Dergleichen Unflätherei ist in d.r Ausdehnung wie hier nur möglich, wo kein Maulkorbzwang existirt. Zudem bedenke man, daß die verfaulten Neste der Kulter- fässer völlig geeignet sind, die Hunde krank zu machen und den Menschen anznstecken.
Auch der Bosheit der Leute ist der Hundebesitzer bei Maulkorbzwang weit weniger ausgesetzt. Daß es Leute gibt, welche sich aut den Hundesang (theils zum Wiederverkauf, theils znm Verspeisen) legen, daß Fälle von Vergiftung der Hunde aus Bosheit oder Rache Vorkommen, ist nur denkbar, wo kein Maulkorbzwang besteht, die Hunde frei auf der Straße lausen und so die Habsucht reizen, oder durch Unfug, den sie anstelle», die Rachsucht herausfordcrn.
Als letzten Vortheil nenne ich den Wegfall solcher Ausnahmsmaßregeln, wie wir sie unter dem Titel Hundesperre jüngst kennen gelernt haben. Mir wurde zwar vielfach entgegen gehalten: „Sie werden sehen, die Behörde wiro den Maulkorbzwang mit Vergnügen acceptiren und trotzdem an den drakonischen Maaßregeln der Hundesperre bei WuthfäUen sesshaften." In dieser Beziehung verweise ich ans die Notiz in Nr. 109 des „N. Tagblatts". Der §. 7 des von den hervorragendsten Sachverständigen Preußens berathenen Wuthgesetzes lautet wörtlich:
„Ist ein wuthkrankcr oder der Tollwuth verdächtiger Hund frei (ohne mit einem sichern Maulkorb versehen zu sein) umhergelaufen, so muß sofort die Festlegung aller in dem gefährdeten Bezirke vc»handelten Hunde polizeilich angeordnet werden.
„Erweist sich der Verdacht der Tollwuth als unbegründet, so ist die angeordnete Festlegung sofort wieder auszubeben; wird dagegen die Tollwuth des Hundes festgestellt, so muß sich die angeordnete Festlegung auf einen Zeitraum von mindestens drei Monaten erstrecken. Wenn Hnnde dieser Vorschrift zuwider frei umherlausen, so kann deren sofortige Tödtung polizeilich angeordnet werden.
„Auf Orte, in welchen das Tragen von Maulkörben für Hunde allgemein vorgeschrie- ben ist, findet die Vorschrift dieses Paragraphen keine An- m endun g."
Für solche Orte gilt dann nur noch Z. 6, welcher folgendermaßen lautet:
„Hunde bei welchen die Tollwuth fest- geflellt ist, müssen sofort getödet werden. Auch hat die OrtSpolizei die Tödtung aller derjenigen Hunde anzuordnen, rücksichtlich welcher die begründete Besorgniß vorliegt, daß sie von einem wuthkranken Thiere gebissen oder mit demselben in solche Berührung gekommen sind, welche den Verdacht der Ansteckung begründen."
Goldkurs der k. Staatskofsrn-Verwaltuns
vom 8. Juni 1876.
20-Frankenstücke . . . 16 ^6. 16 ^
Anzeigen für de« KnztHLker »ermitteln in Pforzheim: Hr. Glto Itiecker; in Witdöad : Hr. H. Schobert._
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. M e e h in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)