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den" war allgemein bekannt. Es wurden namentlich im Mittelalter norddeutscher Wein mit französischem verschnitten.

Hand in Hand mit der durch die nörd­lichere Lage eines Landes bedingten Kalte geht auch die Leistungsfähigkeit im Trinken Im Süden dagegen wird nur mäßig ge­trunken und selten artet das Trinken aus in Trinkereien und Saufereien, was wir in unseren Gegenden leider nur zu häufig zu eonstatiren haben. Wenn wir auf das griechische Alterthum zurück geben, so finden wir auch dort eine gewisse Liebe zum Trin­ken und zwar auch zum stark Trinken. Dergleichen Mahle jedoch waren immer gewürzt mit geistreichen philosophischen Ge­sprächen und wunderbar dünkt es uns, wenn wir in alten Schriftstellern lesen, daß Socrates z. B. einer der stärksten Zecher war, den nicht einmal Alcibiades, der doch nach der Ueberliescrung in ma­teriellen Genüssen ganz Bedeutendes zu leisten im Stande war, unter den Tisch zu trinken vermochte. Viel wurde demnach auch bei den Griechen getrunken, sie wußten aber auch es anständig zu vertragen und wer nicht mehr trinkt, als er vertragen kann, bleibt immerhin ein mäßiger Mensch Jede Mahlzeit wurde bei den Griechen mit einem Opfer für die Götter begonnen, in­dem unter seierlichenFonueln einige Tropsen zur Erde gegossen wurden, woraus sodann der erste Becher Wein am Tische dieNunde ging. Das Trinken war damals ein ganz comment-müßigeS, ein Präses wurde ge­wählt, der die Leitung übernahm, ähnlich wie dies noch in gewissen Kreisen auch bei uns gehandhabt wird. Während bei den Griechen, in deren bessere» Periode wenig­stens, anders schon unter Alexander, geist­reiche Gespräche die Trinkgelage würzten, arteten dergleichen Zusammenkünfte bei den Römern, namentlich in der Kaiserzeit in gemeinen Orgien aus, wobei der Sinnen­kitzel aus alle nnerdenkliche Weise rege ge­halten wurde; kurz die römische Völlerei in jener Zeit, war ganz un Gegensätze zu der streng sittlichen Königs- und republi­kanischen Zeit, wo das Weintrinken Leuten unter 35 Jahren überhaupt verboten war, so großartig und so schändlich, wie sie wohl sonst niemals in der Welt vorgekom­men ist.

(Schluß folgt.)

Ueber das Tödte» der Fische.

Nach dem illomlle äs Lulkivutsur sol­len die Reisenden in Holland durchgängig die Erfahrung machen, daß die dortigen Fluß- und Seefische ungleich schmackhafter seien, auch viel festeres Fleisch haben, als die in andern Ländern auf den Tisch ge­brachten. Diese Vorzüglichkeit soll aber lediglich die Folge davon sein, daß dort die Fische in dem Augenblick, während dessen sie aus dem Wasser gezogen werden, sogleich getödtet werden, während es bei uns Gewohnheit ist, dieselben oft noch Tage lang, nachdem sie aus dem Wasser genommen sind, in einem langsamen Todes- kampse schwebend zu erhalten und crst un­mittelbar vor der Zubereitung vollständig zu tödten. Diese Gewohnheit ist um so

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ausfallender, weil es bei uns Niemand n den Sinn kommt, das Fleisch von Säuge- tbieren, die in Folge von Krankheit zu Grunde gegangen sind oder abgeschlachtct werden mußten, zu genießen; ja es ist der Verkauf des Fleisches von kranken Thieren strenge verboten, da der Genuß desselben unzweifelhaft schädliche Folgen sür die Ge­sundheit nach sich zieht. Nun wird es aber Niemand einfallcn zu bestreiten, daß Fische, denen man eine verhältnißmäßig lange Zeit die nothweudigste Lebensbedingung (irisches Wasser) entzogen hat, krank werden müssen, oder daß der Genuß des Fleisches kranker Fische minder gesundheitsgefährlich sei, als desjenigen von kranken Säugcthie- ren. Also auch ganz abgesehen von der Erfahrung, daß das Fleisch von Fischen, die sogleich beim Heransnchmen aus dem Wasser getödtet werden, viel s ch m a ck - Hafter ist. als das von solchen, denen man noch Stunden oder Tage lang ein ebenso unnatürliches als qualvolles Leben läßt, muß schon im Interesse der Gesund­heit des Fische consumirenden Publikums darauf gedrungen werden, daß die Fische sogleich beim Herausnehmen aus dem Wasser getödtet werden. Dieses Tödten selber geschieht übrigens gemeiniglich auf eine außerordentlich rohe Weise, von der wir uns schon oftmals zu unserem großen Leidwesen überzeugen mußten; man schlägt nämlich die Fische so lange mit dem Kopfe gegen einen harten Gegenstand, bis sie das Leben verloren haben, während es doch viel zweckmäßiger wäre, ihnen dasselbe durch Trennung des Gehirns vom Rückenmarks, also durch einen hinter dem Kopf beizn- bringenden Schnitt mit einem Male zu nehmen. Ein Grund sür die grausame Gewohnheit, die Fische nicht sogleich zu tödten, wenn sie aus dem Wasser kommen, mag in dem Glauben zu suchen sein, daß das Fleisch der getödteten Fische zu schnell in Verwesung übergehe, daß man also die Fische erst unmittelbar vor der Zubereitung tödten dürfe. Diese Ansicht ist aber ganz unrichtig, denn das Fleisch eines getödteten Fisches Frhält sich, an einem kühlen Orte anfbewahrt, mindestens 48 Stunden voll­kommen frisch, während es eine noch nicht gehörig gewürdigte Thalsacke ist, daß das Fleisch aller Tbiere, welche in aufge­regtem Zustande getödtet worden sind, wie z. B. das der Rehe oder gerade der nach der üblicken Weise getödteten Fische, aus­fallend schnell der Verwesung anheim fällt.

In derN. fr. Pr." schreibt Hr. Schneckenburger über die großen Vortheile, welche die Landbewohner mit der Geflügel­zucht erzielen könnten, folgendes: ihnen kommt das Futter fast auf nichts zu stehen, die Thiere haben hinlänglichen Auslauf; Gras, Würmer, Insekten finden sie überall und im Winter einen warmen Aufenthalts­ort im Kuh- oder Pferdestall. Unsere Land­leute haben aber leider nicht das geringste Verständniß, die mindeste Lust und Liebe zur Sache. Welche vorzügliche Legehühner ständen ihnen an den Houdan-Hühnern zu Gebote, die wie geschaffen sind für den Landmann, nicht heiklich im Futter, weni­

ge »Krankheiten unterworfen, fest und aus­dauernd; wie fleißig legt diese Nace, und welche große Eier gegenüber den Lilipu­taner-Eiern unserer degenerirten Inzucht! Was sür ausgezeichnete Masthühner stän­den ihnen zu Gebote an den Crsvecoeurs; wie dankbar lohnt sich diele Race bei guter Fütterung; welch vorzügliches, delikates Fleisch haben diese Thiere, das von dem keines andern Huhnes überlroffcn wird. AuS diesen beiden Nacen könnte jeder Züchter das doppelte Erträguiß erzielen irr den Verkauf von Eiern und Mastlhieren um einen geringen Mehrbedarf an Futter; weitere Ausgaben gibt es ja nicht, da besonders bei den Laudleuten das Dienst­personal, welches ohnedies zur Landwirth- schafl gebraucht wird, auch die Fütterung und Wartung des Geflügels nebenbei recht gut besorgen könnte.

(Eine Friedenskarte ansgehoben zum Kriegsdienst.) Als die Franzosen die pfälzi­schen Grenzdörfer bis Gernsheim und Be­belsheim beseht hatten, erschienen am 2. August 1870 in letzterem Orte zwei Offiziere bei dem dortigen'Schnllehrer und verlang­ten von demselben eine Spezialkarte der Pfalz, (französisch: ?alatinat.) Um die Herren, wie dieKreuzztg." sagt, vollstän­dig zu befriedigen, führte sie der Lehrer in die Schnlstube, wo die verschiedenen Karten an der Wand hingen.' Eifrig bedie­nen die Kundschafter sich selbst, suchen die Urrlatinat" heraus und nehmen sie mit sich. Es gab aber ein Ergötzen am nächsten Schultage, als der Lehrer seinen Schülern mittheilen konnte, daß die fürsorglichen Herren die Karle der Pfalz zurückgelassen und dagegen die Karte von Palästina mit­genommen hätten.

Um gute Schinken zu erzie­len, giebt es keine einfachere, noch bessere Methode, als jene, nach welcher die Ham­burger Schinken bereitet werden, welche sich bekanntlich eines Weltrufes erfreuen. Schon seil alter Zeit verfährt man dort auf folgende Art: Der Schinken und über­haupt Rauchfleisch wird sofort blutarm i» einem Gemenge von 32 Theilen Kochsalz und einem Theile Salpeter (wohlgemerkt!) tüchtig cingerieben, hierauf gehörig mit Noggenkleie überstreut (kann auch Weizen­kleie sein). Hängt recht viel daran, so um­wickelt man das Stück mit Druckpapier und hängt es in den Rauch. Durch dieses Verfahren werden die unangenehmen brenz­lichen Naucheinwirkungen abgehalten und das Fleisch vor allzugroßer Austrocknung bewahrt. Wenn man bedenkt, wie oft mau gutes Geld für schlechte Schinken bezahlen muß und wie viel Rauchfleisch von unge­schickter Hand in wahres unkaubares und üngenießbarcs Holz umgewandelt wird, so dürfte jeder Haushaltung dieses Necept willkommen f in.

. it einer Beilage:

Revierprerff des Forsts Neuenbürg pr. 1876.

Weitere Excmpl. sind beider Expedition des Enzlbälcr zu baden.

nd Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg. (Markt- und Thaigr.)