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K vom Ir.

Deutschland.

Köln, II. Mürz. Stolz und maje­stätisch walzt der Nheinstrom seine noch von Stunde zu Stunde höher steigenden Wogen einher, den Bewohnern der an seinen Ufern liegenden Orte vielfach Noth und Verderben dringend.

Der Ort Ast he im bei Trebur (2Vr Stunden oberhalb Mainz am rechten Nhein- ufer) hat Ende voriger Woche wegen Ueberschwemmung größtentheils verlassen werden müssen. Die Bewohner sind in den weiter zurück liegenden Orten untergebracht.

Mannheim, 14. März. Ein furcht­barer Sturm, welcher gestern Abend hier wüthete, richtete die größten Verheerungen an. Abgesehen von den Beschädigungen an Schornsteinen, Dächern, Fensterscheiben rc., welche nach Tausenden zählen, wurden im Schloßgarten 74 Bäume umgerissen, beim Schwetzinger Uebergang ein einstöckiges Haus zertrümmert und verschiedene Mauern eingestürzt.

Pforzheim, 12. März. Der Ge- meinniizige Verein hat die Gründung einer Mädchenherberge, welche auch durch den Dortrag der Frau Laddey sehr empfohlen wurde, nun ernstlich in die Hand genommen.

Württemberg.

Ulm, 12. März. Seit einigen Tagen treffen hier täglich 1214 östr. Waggons ein, beladen mit ungarischen Pferden, nach Frankreich bestimmt. Die eine Hälfte dieses Transports geht dann über Mengen und Basel, die andere über Mühlacker und Avricourt weiter.

Frendenstadt, 11. März. Ein gräßlicher Fall, der sich vorgestern hier zutrug, erregt viel Aufsehen und Teil­nahme. Das blühende einjährige Töchterlein des Wundarztes B. wurde im eigenen Hause von einem hiesigen Schäferhund, den es streicheln wollte, so wüthend an­gefallen, daß ihm die eine Wange nebst einem Stück der Nase vollständig hcraus- gerissen wurde. Sofort stürzte sich der Hund auch dem daneben stehende» 9jährigen Schwesterlein in den Rücken und zerfleischte denselben noch. Der Hund ist natürlich der Wuth dringend verdächtig und sind die Folgen unabsehbar. Die warme Frühlingswilterung der letzten Woche mußte schon wieder rauhen Schneestürmen weichen, und seit gestern haben wir aus's Neue eine vollendete Winterlandschaft.

Kniebis, 11. März. Bei heftigem Schneesturm, welcher wieder eine ordentliche Schlittenbahn zu Stande brachte, so daß der Bahnschlitten in Bewegung gesetzt werden mußte, stellte sich heute Nachmittag IV» Uhr noch Blitz und Donner ein bei einer Temperatur von 0° R.

Die Aushebung im Oberamtsbezirk Calw findet für 1876 an folgenden Tagen statt:

Donnerstag, den 23. März die Mu­sterung in Liebenzell, Freitag den 24. März die Musterung in Gechingen, Sam­stag den 25. März die Musterung in Neuweiler, Montag den 27. März Musterung in Calw, Dienstag den März die Loosziehung in Calw.

' Calw, 13. März. Das über alle Maßen trostlose Wetter der vorigen Woche batte wieder ein Unglück im Gefolge. In dem zum sog. Steiuhause gehörigen Garten ist am Freitag Abend nach 8 Uhr eine Gartenmauer, die auf Fels aufgebaut war, auf eine Länge von ca. 40' und 1012' doch eingestürzl und hat ein unten stehendes Gartenhaus zertrümmert und begraben. Die nur wenige Fuß hinter dem Rutsche vorüberführende Piorzheimer Linie ist je­doch nicht gefährdet, da sie auf lauter Felsen ruht. Nach solchen Vorgängen ist es nicht zu verwundern, wenn manchen Be­wohnern der an die Berge gebauten Häuser etwas ängstlich zu Muthe wird, zumal da gestern die Schleusten des Himmels wieder unerschöpflich schienen und uns unter star­kem Föhnslnrme, der Abends nach 8 Uhr am stärksten durch das Thal heulte, heute eine kleine Ueberschwemmung gebracht haben. Die beiden Straßen aus dem rechten und linken Nagoldufer standen heute früh unter Wasser, das jedoch bereits wieder im Rückgang begriffen ist.

Neuenbürg, 14. März. Gestern Abend kurz nach 10 Uhr meldete ein Reitender den Ausbruch eines Feuers in Engelsbrand , ein Haus mit Scheuer stand in Flammen, doch scheint größere Gefahr nicht befürchtet worden zu sein, weßhalb die Feuerwehr nicht alarmirt wurde. Heute hören wir, daß fragliche Gebäude gänzlich abgebrannt sind, und das Feuer sich so schnell verbreitet habe, daß nur wenige Fahrniß zu retten war, eine Kuh aber mitverbranute. Glücklicher­weise habe der vorher herrschende starke Wind sich gelegtgehabt und sei damit weiterer Gefahr vorgebeugt gewesen.Tie Witte­rung, seither ununterbrochen regnerisch, ist in den letzten Tagen namentlich auf den Höhen von starkem Sturm begleitet und gibt den ernstlichsten Besorgnissen Raum; mit bänglicher Hoffnung beobachtet man ein seit gestern beginnendes Nachlassen des Regens bei allmäligem Steigen des Baro­meters.

Bekanntmachung in Telegraphensachen.

Vom 1. März d. I. ab treten fol­gende Abänderungen und Ergänzungen der Telegraphenordnung für das Deutsche Reich vom 21. Juni 1872 in Wirksamkeit:

6 .

Empfangs-Anzeigen.

Für die Empfangs-Anzeige ist dieselbe Gebühr wie für ein gewöhnliches Tele­gramm von 10 Worten zu entrichten.

Durch die Empfangs-Anzeige wird dem Aufgeber eines Telegramms die Zeit, zu melcher sein Telegramm seinem Correspon­denten zugestellt worden ist, unmittelbar nach der Bestellung telegraphisch mitgetheilk. 7.

Vervielfältigung der Tele­gramme.

Für jede Vervielfältigung eines Tele­gramms, welches von einer Telegraphen­station an mehrere Adressaten oder an den nämlichen Adressaten nach verschiedenen die! Wohnungen in demselben Orte bestellt 28., werden soll, sind bei Telegrammen bis zu > 50 Worten 40 Pfennige und bei längeren

> Telegrammen für jede Reihe von 50 Wor­ten oder einen Theil derselben mehr fer­nere 40 Pfennige zu entrichten.

8 .

Weiterbeförderungs-Gebühren.

Für die Weiterbeförderung eines Tele­gramms über den Ortsbestellbczirk einer Telegraphen-Statiou ist zu entrichten:

u) bei Postbeförderung:

das Porto für einen eingeschriebenen Brief mit Eilbestellung;

b) bei Benutzung anderer Beförderungs­mittel:

die der Telegraphen Station erwach­senden Auslagen.

Bei Benutzung von Eilboten ist der Regel nach die bei Eilbestellung von Post­sendungen gültige Taxe in Anwendung zu bringen.

Fürpostlagernde" Telegramme, des­gleichen fürbahnhoflagernde" Telegramme ist je ein Zusülag von 20 Pfennigen zu der Telegraphir-Gebühr zu entrichten.

9.

Die Gebühr für Telegramme, welche durch Vermittelung einer See-Telegraphen- Station mit Schiffen in See ausgewechselt werden, beträgt 5 Pfennige für jedes Wort. Dieselbe wird den nach den vor­angegangenen Bestimmungen zu erhebenden Gebühren hinzugerechnet.

10 .

Für die Nachsendung eines Telegramms auf telegraphischem Wege von dem ur­sprünglichen an einen neuen Adreßort wird die volle tarifmäßige Gebühr erhoben. (Fortsetzung folgt.)

Miszellen.

Der

Apftlblüthenstechcr

(Kaiwurm).

(Fortsetzung.)

Ob diese Kaiwürmer, die Larven des Apfelblüthenstechers, nur geringen oder einen sehr großen Schaden anrichten, hängt von der Witterung während der Entfaltung der Knospen und Blüthen ab. Ist nämlich reicher Blüthenansatz vorhanden und geht die Entfaltung bei warmer Witterung rasch vor sich, so kommen die meisten Blüthen ohne Schaden über die gefährliche Zeit hinüber; denn sind einmal die Blumen­blätter auseinander gegangen, so liegt die Larve bloß und geht zn Grunde. Verläuft dagegen bei naßkalter Witterung die Ent­wicklung der Blüthen langsam (was die LandleuteSaftstockung" nennen), so hat die Larve Zeit, ihr Zerstörungswerk zu vollenden, und dann wird die auf den Stand der Blüthen gegründete Hoffnung auf Obstertrag, oft zum größten Theil, oft ganz vernichtet.

Sachverständige, welche dieses schädliche Insekt und dessen Lebensweise kennen, em­pfehlen vor Allem eine sorgfältige Baum­pflege, kräftige Düngung, Nindenpflege, da kräftige und gesunde Bänme durch raschere Blüthenknospenentwicklung und schnelleres Verblühen der Beschädigung durch den Kaiwurm schneller entwachsen.

(Schluß folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag von 3«k- Meeh in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)