zum Botschafter in Petersburg das russische Klima wirkt ja nervenstärkend, und um derKreuzztg" die ja Herr Schröder verbreiten helieu will einen größeren Lesekreis zu verschaffen, dürsten die des- fallsigen Bemühungen nirgends von solchem Erfolge gekrönt werden, als im Lande der Moskowiter. Nach gerade viermonat- langer Unterbrechung hat sich am Montag der bayerische Landtag in München zur Fortsetzung seiner kaum begonnenen Thä- ligkeit wieder zusammengefunden. Am 21. Oktober v. I. wurde den klerikalenPa­trioten" der bekannte allerhöchste Denkzettel ertheilt und darauf die Session, die sich nur mit der ebenso ungeschickten, wie un­gehobelten Jörg'schen Adresse und einigen Vorlagen über die neue Münzwährung beschäftigt hatte, vertagt. In der Zwischen­zeit hat sich an der Physiognomie der Kam­mern nichts Wesentliches verändert, nur hat der seitherige Präsident derselben, Frei­herr von Ow, Tect genug gezeigt, in Folge des an ihn gerichteten königlichen Hand­schreibens, in dem der Monarch sein Be­fremden über denangeschlagenen Ton" der Debatten ausdrückte, die Wiederwahl zum Vorsitzenden abzulehnen. Ob der zweite Theil der Verhandlungen für das Wohl und die Bedürfnisse des Landes fruchtbarer sein wird, als der erste, ist nicht ,u er­messen. Das Wiener Abg.-Haus hat das Klostergesetz in der vom Herrenhaus ihm gegebenen radikaleren Form genehmigt. Minister Stremayer hat freilich bereits erklärt, daß er dasselbe so dem Kaiser zur Sanktion nicht unterbreiten könne. Die österreich. Bischöfe haben diese Situation benutzt und einen entschiedene» Protest ge­gen dieses Gesetz erlaffen, was in parla­mentarischen Kreisen sehr böses Blut ge­macht hat.

Das Ergebnis der am 20. Febr. in Frankreich stallgehabten Wahlen für die 2. Kammer ist nunmehr bekannt geworden. Die Republikaner haben glänzend gesiegt. Die größte Partei im neue» Parlamente bilden die entschiedenen Republikaner L In Gambetta, Grevy und Favre. Das End­resultat ist genau noch nicht anzugcben, da noch 94 Stichwahlen erforderlich sind. Aber so viel steht schon fest, daß die 3 republi­kanischen Parteien zusammengenommen von 533 wohl über 800 Stimmen haben wer­den. Nächst den entschiedenen Republikanern (Gambettisten) bilden die konservative» Re­publikaner die größte Partei in der Kam­mer, dann kommen die Bonapartisten (60 und einige). Die Legitimisten, Orleanisten und specifischen Conservativen werden zu fammen wohl nur 70 Stimmen ausmachen. Dieses Ergebniß beweist, daß die Masse der Franzosen die Nepublick erhalten und fortgebildet wissen will und daß sie anti­klerikal gesinnt ist, Gegnerin der bisherigen Politik Mac Mahon's und Buffet's.

Die bei der Eröffnung der span. Cor­tes in der Thronrede aufgestellte Behaup tung, daß es mit dem Karlismus nun zu Ende gehe, hat sich rasch erfüllt. Das Ende ist vielleicht schon da, wenn diese Zeilen gedruckt sein werden. Alle Forts von Navarra sind in die Hände der Re-

gierungslruppen gefallen, ebenso die Nesi-jsches und e^m. kath. Pfarrhaus) wird es denz von Don Carlos, Estella, wo man Ernst. Bereits werden die den Umbau in viel Artilleriematcrial erbeutete. Am 20. ein städtisches Kanzleigebäude einleitenden schon rückte König Alsonso in Tolosa ein. Vorbereitungen getroffen.

Der carlist. General Dorregaray soll am Blaubeuren, 20. Febr. Ein hier

selben Tage nach Frankreich geflohen sein.

Dresden, 22. Febr. Die Riesaer Elbbrücke ist in Folge des Hochwassers heule Nachmittag 4 Uhr vollständig einge- stürtzt. Ein Pionierdetachement geht nach Riesa ab. Vom Sonntag wird darüber berichtet: Die Riesaer Elbeisenbahnbrücke bietet einen trübseligen Anblick; der dritte Pfeiler vom linken User ist gestern Abend 9 Uhr zum großen Theile eingestürzl und dadurch derjenige Theil der Eisen gitter­brücke, welcher dem Fuß- und Wagenver­kehr diente, aus 96 Meter Ausdehnung in den Strom binabgestürzt. Die mächliaen Eisentheile ragen zum Theile aus dem Wasser heraus, dazwischen hat sich das Eis festgesetzt, welches stark gegen den Rest des Pfeilers drückt, so daß man dessen völligen Einsturz befürchtet. In diesem Falle würde auch die Eisenbahngitterbrücke selbst, die natürlich,nicht mehr passirbar ist, sehr gefährdet sein. Die Wassermassen sind zu gewaltig, als daß sich zum Schüz der Brücke etwas thun ließe.

Frankfurt, 23. Febr. Die Höhe, welche die Überschwemmung des Mains dieß Jahr bei unserer Stadt erreichte, war die drittgrößte seit einem Jahrhundert und stand nur den von 1784 und 1845 nach. Der Schaden, welchen das Wasser an Häusern und Straßen ongericbtet, läßt sich noch nicht übersehen; eiüige Menschenleben sind zu beklagen und der neue Hochquai in Sachsenhausen hat stellenweise sehr ge­litten Große Mengen Bretter und Floß­holz sind vorbeigelrieben.

Pforzheim. Wie uns mitgetheilt wird, soll für das zu errichtende Postge­bäude von dem erst projektirten Ankauf eines Hauses abgesehen und ein Neubau in Aussicht genommen sein. General Post­meister Stephan, der gestern Vormittag unsere Stadt wieder verließ, soll sich dahin geäußert haben, daß ein geräumiges und zugleich schönes Postgebäude innerhalb 2 Jahren fertig gestellt sein würde. (Ps. Bl) Pforzheim, 23. Febr. Der hiesige landwirthschaftliche Bezirksverein hat be­schlossen, auf nächstes Spätjahr in hiesiger Stadt als dem Vororte eines größeren Distriktes eine sogen. Gauausstellung von landwirthschaftlichen Thieren. Produkten und Geräthschaften zu veranstalten, und damit auch eine Preisvertheilunz und Aus­lassung zu verbinden. Auch gedenkt der Verein im Lause des Sommers eine Rosen- ausstellung zu bewerkstelligen.

Württemberg.

Stuttgart, 21. Febr. Wegen Ab­lebens Ihrer Kais. Hoheit der Großfükstin Marie von Rußland ist von heute an Hof­trauer auf 6 Wochen, und zwar die ersten Wochen »ach der dritten, die 3 folg. Wochen nach der vierten Abstufung der Trauerordnung, angeordnet worden.

S t u t t g a r t, 23. Febr. Mildem Abbruch der ständischen Gebäude, Ecke der Kanzlei-und Kronprinzstraße (Dannenhauer'-

allgemein geachteter Greis kehrte letzten Mittwoch mit dem Abendzug von Ulm zurück und wandelte bei rabenschwarzer Nacht auf dem schmalen mit Eis bedeckten Fußpfad längs des Bleichkanals seiner Wohnung zu. Unglücklicherweise strauchelte er und stürtzte in den Kanal. Zum Glück gelang es ihm jedoch, in seine nahe Woh­nung zu entkommen, aber Hut, Stock und eine Schachtel mit einer kostbaren goldenen Dameunhr nahmen die Wellen, wie man vermuthen sollte, aus Nimmerwiedersehen mit sich fort. Nachdem das Hochwasser sich verlausen hatte, begab es sich, -daß einige Knaben in dem von hier zwei Stunden entfernten Arnegg in einem Busche das Schächtelchen mit seinem werthvollen In­halt nebst nebst Brief und Rechnung mit dem Namen der Besitzerin fanden.. Heute Nachmittag überbrachle der Vater jener Knaben den kostbaren Fund dem eben so erstaunten uls erfreuten Träger und der nicht minder überraschten Besitzerin.

Freud-enstadt, 21. Febr. .Die Regengüsse in den letzten Wochen haben den massenhaft gefallenen Schnee fast plötz­lich von unseren Höhen verschwinden lassen. Obwohl dadurch auch der Vorbach an manchen Stellen sein Bett verließ und die bangen Tage von 1862 in's Gedächtniß zurückrief, so brachte er doch wenig Schaden. Dagegen ist die Witterung für den Holz­verkehr und den Bahnbau sehr ungünstig. Wie verlautet, soll nächster Tage unsere längst schwebende Nealschulfrage in öffent­licher Gemeinderathssitzung zur Erledigung gebracht werden.

Calw, 23. Februar. Gestern Mittag wurde in einem hiesigen Privathause von einem bettelnden Handwerksburschen die auf dem Tische liegende goldene Nhr und Kette der Tochter gestohlen. Der Verdacht lenkte sich sofort aus einen Burschen, der thalwärts wandelnd gesehen wurde, und gelang es wirklich der raschen Thätigkeit des Polizeiwachtmeisters Schaaf, denselben Nachts halb 41 Uhr im Adler in Denn­jächt zu verhaften, wo er bereits im Bette lag und Uhr und Kette unter dem Kopf­kissen verborgen hatte. Bei dem äußerer- ordentlichen Andrang von bedürftigen und unbedürfligen Bettlern, unter dem das Pub­likum gegenwärtig zu leiden hat, möge dieser Fall eine Warnung sein, Werthsachen sorgfältig zu verwahren und den unbeachtet Eintretenden dadurch schon die Versuchung zum Diebstahl zu nehmen.

Für den Monat März nehmen sämmtliche Postäm­ter, sowie auch die Post­boten, Bestellungen auf den

Ewzt Haler" zu Vs des Quartalpreises an.

Anzeige« für den Hnzthäler vermitteln in Pforzheim: Hr. Hlto Itiecker; in WildSad: Hr. tz. Schoöert.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)

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