Innen herzustellen; falls der Eisenbahntarif für Holz berabgesetzt und damit die wün- schenswerthe Aushebung der Flößerei in Verbindung gesetzt würde, müßte die Fortsetzung der Eisenbahn von Nagold nach Altensteig zur unaufschieblichen Nothwendig- keit werden. Ein solches Unternehmen wäre so rentabel, daß auch eine Privatgesellschaft leicht dazu gesunden werden könnte. Der Herr Redner betonte übrigens, daß für das obere Nagoldthal die Erbauung einer Hauptlinie von Nagold in's Murglhal zum Anschluß an die künftige Freudenstadt- Gernsbacher Bahn anzustrebeii sein werde. Die zahlreiche Zuhörerschaft aus Stadt und Land stimmte freudig in den Dank ein, welchen der Gewerbevereinsvorstand, Schullehrer Krieser hier, dem Redner aus- drückle. Wir zweifeln nicht daran, daß auch uns einmal dos Wort des Dichters gilt: „Spät kommt ihr, doch ihr kommt."
(St. Anz.)
Vaihingen a. d. Enz.. 11. Jan. Am letzten Freitag wollte in eurer der hiesigen Schleifmühlen, in welcher der frühere Besitzer vor ca. 15 Jahren durch das Zerspringen eines Schleifsteins um'ö Leben kam, ein dort beschäftigter Zimmermann seine Axt auf einem im Betrieb befindlichen Schleifstein scharf machen, kam aber durch ein Unschick der Welle des Schleifsteins zu nahe und wurde von demselben aus die jammervollste Weise zerquetscht und zerrissen, so daß er augenblicklich den Geist anfgab.
Dr. Erwin Balz, Sohn des Abgeordneten von Besigheim, derzeit erster Assistenzarzt an der medizinischen Klinik der Universität Leipzig, hat einen Ruf als Profesior der Medizin an die Universität Jeddo angenommen. (St. A.)
Miszellen.
Lebenskämpfe.
Ein Bild aus der Wirklichkeit von
Hmikle Keknrichs.
(Fortsetzung.)
„Ach gnädiger Herr, das geht nicht," rief die Frau bestürzt, „wir haben außer der Kaufsumme noch 2000 Thaler darin verbaut."
Der Freiherr zuckle ungeduldig die Achsel und sagte: „Ich gebe 7000 Thaler, keinen Pfennig mehr, die Mühle ist jetzt keine 2000 werth, doch will ich ein klebriges thun, und die Kaufsumme zahlen; mehr kann ich nicht thun, nun Adieu, gute Frau."
Diese wandte sich schweigend und trostloser. als sie gekommen, zum Fortgehen. Noch einen letzten Blick warf sie auf das Bild des Erlösers, daS hier, wo man weder Liebe noch Erbarmen kannte, sicherlich nicht hingehörte und verließ dann in trüber Hoffnungslosigkeit das Haus des reichen Aristokraten."
„Quälgeister!" murmelte dieser un- muthig, „man hat in der Thal seine liebe Noth mit dem Volke. Schon um des Prinzips willen darf man nicht nachgeben, man würde in seinen Forderungen immer unverschämter werden. Und dann könnte
ich die Muhle schon ohne Wasser gebrauchen, die Gelegenheit würde sich mir so bald nickt wieder bieten — Diese Bauern hängen mit einer verzweifelten Zähigkeit an ihrem Grundbesitz. 7000 Thaler sind ein hübsches Stück Geld und der Kerl wäre ein reiner Narr, wenn er die Summe ausschlüae — man kann wirklich nicht mehr thnn."
Und mit dieser Entschuldigung suchte der vornehme Aristokrat sein Gewissen zu beschwichtigen, was ihm auch bald gelang.—
Fünftes Capitel.
Es war eine finstere und stürmische Nacht, der Berg- und Mühlbach rauschte und braußte und trieb seinen Strom in tanzenden Wellen der Untermühle zu. Dort oben, wo er eilig, als schäme er sich der harten, boshaften Menschheit, au der seitwärts liegenden Obermühle vorüberglitt, schien es, als jchafsten in dieser Nacht stille Geister ein geheimnißvolles Werk.
Die Leuchte des Himmels war erloschen, aber hier unten glimmten wunderliche Sterne und leuchteten fleißigen Händen, welche es ja stets gewohnt waren, lies unten in Nacht und Grauen beim Scheine des stillen Lämpchens zu schaffen und zu wirken, um die unansehnliche und doch in ihrer Schövfungskraft so gewaltige Kohle au's Tageslicht zu fördern.
Die Männer, welche mit dem Berggeist um seine Schätze ringen — wir sehen sie hier im Dunkel der Nacht, Alt und Jung, ihre bedeckten Grubenlichtcr neben sick, in stiller, emsiger Arbeit. — Auf der Obcr- niühle ist Alles todtenstill und öde, was soll der Müller noch wachen, ihm fehlt ja sein Lebens-Element, so sucht er im Schlafe Vergessenheit und Frieden.
Ob er eine Ahnung davon hat, was dort in seiner Nähe, vom Dunkel der Nacht verhüllt, wieder um seinetwillen geschieht?"
Nein, er hatte keine Atmung davon, wie hätte er sonst ruhig schlafen oder auch nur ruhig in der Mühle bleiben können. Sie brachten ihm ja keine Rettung mit ihrer rührenden Aufopferung, sonder» neues Leid und neuen Schaden. —
Die Männer mit dem ledernen Schurze gruben emsig weiter an ihrem Werke, kein Wörtchen wurde dabei gesprochen, und die Lichter vorsichtig gestellt, damit die seltenen Sterne keinen Verräther herbeilockten.
Plötzlich tönten die Schritte eines einzelnen Mannes durch die eisigkalte, stürmische Nacht. Die Männer hielten inne und horchten. Es war ja doch trotz alledem ein ungesetzliches Werk, das sie nun bald vollendet hatten.
„Noch ein Stündchen und eS wäre wieder einmal vollbracht," flüsterte der trotzige Bergmann Frieder, „muß uns da am Ende gar noch so ein Spürhund in den Weg rennen."
Die Schritte näherten sich langsam, endlich war ein Mann hei ihnen und schaute einen Augenblick stumm und unbeweglich zu.
„Nun was soll's?" brummte Frieder, mit einem raschen Entschluß sein Licht emporhaltend, „habt Ihr k in „Glück aus" für uns, dann zieht Eure Straße. — Herr
gott," setzte er hastig hinzu, „seid Jhr's, Vater Jean?"
„Glaub's wohl, daß ich's selber bin,"' versetzte der Alte mit tiefer Stimme, „es ließ mich nicht schlafen diese Nacht, wo Euch sammt und sonders der böse Geist wieder beim Schopf packt. Wie sollte ich ein Glückauf für Euch haben?"
Vater Jean war der Nestor kur Bergleute, man wagte nicht, ihm zu widersprechen.
„Ihr Thoren," fuhr der Greis fort, „was nützt Euch Eure Arbeit? Seht Jhr's denn noch immer nicht ein, daß der Anton durch Eurevoreilige unv zudringlicheFreund- fchaft desto schneller zum Bettler wird? — fluchen muß Euch der Arme und er wird'S thun, wenn er sein Letztes als Strafgeld dem Amte hintragen muß. Oder könnt Ihr die Strafe für ihn zahlen?"
Die Bergleute schwiegen jetzt betroffen
— Vater Jean hatte wohl recht — aber
— sollten sie jetzt, wo sie die halbe Nacht gearbeitet mit übermenschlicher Anstrengung, davonlause»? - Der hitzige Frieder war der Erste, der das Wort und einen festen Entschluß wiederfand.
(Fortsetzung folgt.)
sGegen Waldzcrstörung.j Alexander v. Humboldt spricht sich über den leider zehntausendjährigen Krieg gegen den Wald mit den Worten aus: „Durch Fällung brr Bäume, welche die Berggipfel und Bergabbänge decken, bereiten die Mensche» unter allen Himmelsstrichen den kommende» Geschlechtern eine doppelte Plage: Mangel an Brennstoff und Wassermangel. Für die Wahrheit seiner Worte tritt die Geschichte Spaniens, Persiens, Palästinas, Griechenlands, des Kaukasus und besonders 'Italiens ein. Alle diese Länder leiden an vertrockneten Flußbetten, die vom Staube des Sommers erfüllt, tief ausgetretenen Heerstraße» gleichen. Sie leiden zu Zeiten großer Regengüsse an den wildesten deftigsten Überschwemmungen, die von Jahr zu Jahr mehr Land verwüsten. Kein tieswurzelnder Wald mit der schützenden Moosdecke hält die Gewässer auf, um sich nach und nach dem Lande nutzbar zu machen. Heute Fülle, morgen Dürre. Weil aber das Uebel durch die Jahrhunderte zu langsam vorschreitet, bleibt es unbekannt in seinen Ursachen. Das Naturgesetz gebietet, daß die Freiheit des Einzelnen über sein Eigen- thum beschränkt werde zum Nutzen der Staaten und Völker."
(Medizin alisches.) Nach einem Berichte des Stabsarztes Dr. Stricker wurden in der Traube'schen Klinik in Berlin alle seit mehreren Monaten vorgekommenen akuten Gelenkrheumatismen mit Salicyl- säure behandelt und damit die glänzendsten Resultate erzielt. Sämmtliche Kranke seien nach Ablauf von 48 Stunden vollständig von den lokalen Krankheitserscheinungen, Anschwellung. Nötkmng und schmerzhaftig- keit der Gelenke, befreit gewesen, so daß Salpcilsäure für das wirksamste, vielleicht für ein radikales Heilmittel des akuten Gelenkrheumatismus angesehen werden könne.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. M eeh in Neuenbürg. (Martt- und Thalstr.)