und Alles an Deck befindliche war von der haushoch gehenden Fluth hinweggespült worden. Die brave Rettungsmannschaft Duhnen hat auf der Neltungsfahrt fast 30 Stunden zugehracht.
Pforzheim, 11. Jan. Unsere treuliche Nachricht, es befänden sich hier 10,000 Würltembergcr als Einwohner, ist dahin zu ergänzen, daß nach genauer Ermittlung deren Zahl auf 10,770 sich erhöht. (Pf.V.)
Württemberg.
Blaubeuren, 8. Jan. Abermals erfüllen wir die traurige Pflicht, den Hingang eines geachteten und geliebten Lehrers miltheile» zu müssen. Soeben wurde Hr. Schullehrer Keck, Lehrer an der oberen Mädcheuklasse, nach nur 2jähriger, pflicht- getreuer Wirksamkeit dahier unter zahlreicher Begleitung der hiesigen Einwohnerschaft - und seiner Kollegen zur Erde bestattet. Der Münnerliederkranz, dessen unermüdlicher Gesangsdirektor der Verewigte war, sowie seine Schülerinnen legten dankerfüllt Lorbeerkränze am Grabe nieder, während seine früheren Schülerinnen das Grab schmücken ließen. Seine Lehrerlaufbahn hat der Verblichene in Neuenbürg begonnen und war später in Zavelstein und Altensteig angestellt, von wo er im November 1873 hieher befördert wurde. Im kräftigsten Mannesolter erlag er einem langwie rigen und schmerzhaften Leberleiden. (S. M.)
Vaihingen a. E., 9. Jan. Vom 7. auf den 8. ds. staute sich das Grnnd- eis unserer Enz derart, daß zu beiden Seiten des Flusses das Thal bis zu 2 und 3 Fuß Höhe überschwemmt wurde, und nun eine Eisfläche, glatt wie ein Spiegel, auf eine Entfernung bis zu Stunden bildet.
Biberach, 10. Jan. Die seitherige und schau so lange andauernde strenge Wintcrwitterung lichtet die Holz- undFutter- vorräthe sehr und es ist gut, daß man voriges Jahr viel Futter bekam. Die Holzpreise stellen sich bei den gegenwärtigen Versteigerungen wieder ungemein hoch, indem das Tannenholz mit 8—10 c,U. per Raummeter bezahlt wird. — Auf hiesiger Schranne ist seit letzterer Zeit ein Sinken des Kornpreises bemerklich, worüber unsere Landwirthe gerade nicht besonders erquickt sind, um so weniger, als .dieselben eher ein Steigen derselben hofften. Die Gerste dagegen behält bisher ihren hohen Preis; deßzleichen der Haber.
N e u e n b ü r g, 10. Jan. Das Resultat der Abstimmung in der heutigen öffeutl. Gemeinderatbs-Sitzung über den Schulhaus-Neubau ist folgendes:
1. Neubau auf der Großwiese, verneint im Gemeinderath mit 11 gegen 1 Stimme, im Bürgerausschuß durchaus;
2. auf dem Karcher'schen ganzen Anwesen mit Zuziehung des angrenzenden Geußle'schen Grundstücks, verneint im Gemeinderath mit 8 gegen 4, im Bürgerausschuß einschl. des Obmanns mit 8 gegen 4;
3. auf demselben Plaze ohne Miterwerbung des Wirthschaftsgartens, verneint im Gemcinderath mit 7 gegen 5, im Bürger- Ausschuß mit 8 gegen 4;
Redaktion, Druck:
4. aus dem Karcher'schen Gemüsegarten und Geußle'schen Grundstück, verneint im Gemeiuderath mit 8 gegen 4, Bürger- Ausschuß 8 gegen 4;
5. auf dem Geußle'schen Grundstück allein, durchaus verneint.
Nun beantragt ein Gemeinderaths-Mit- glied: Abbruch des alten Schulgebäudes, Neubau auf demselben Plaze und Erwerbung des Sackeschcn Hauses. Dieser Antrag erhält nur die Stimme des Antrag» stellcrs.
Ein Antrag aus dem Bürger-Ausschuß: Erwerbung des Sackeschen Hauses Behufs Einrichtung zu einem Schulgebäude, Beibehaltung und Reparatur des alten zu gleichen Zwecken erhielt im Gemeinderath 7 gegen 5, im Bürgerausschuß, wieder einschl. des Obmanns, 8 gegen 4 Stimmen und ist somit zum Beschluß erhoben.
Außer der sachl. Rekapitulation, dem ausführlichen Vortrag und daraus resul- tirenden Anträgen des Vorsitzenden, sowie dem Berichte des Technikers und deraus Fach- kenntniß begründeten Befürwortung eines Neubaues Seitens des Hrn. Dekan, ist wenig Positives zu erwähnen, es stehen sich lediglich das „Ich glaube" dem „Ich glaube", und Meinung der Meinung gegenüber; wir wollen deßhalb mit Rücksicht auf den auswärtigen Leserkreis für heute schließen. Weiteres dem leidenschaftslosen vorurtheilsfreien, von Sonderinteressen nicht befangenen Nachdenken überlassend, was bei dem Wirrwarr des Parteigezänks im Augenblick doch nicht zu Wort zu kommen vermöchte. Dagegen laden wir zunächst Fachmänner und Techniker zur objektiven Besprechung des Für und Wider, wie schon früher ein.
Miszellen.
Lebenskämpfe.
Ein Bild aus der Wirklichkeit von Gmitte Keinrichs.
(Fortsetzung.)
Der aristokratische Hochmuth war jedoch stärker, als die Scham, er runzelte die Stirn und sprach nach einer kurzen Pause fast strenge: „Lassen Sie diese einstudirten Redensarten, gute Frau, Sie erreichen damit nichts, es gebt nicht und damit Punktum."
Er wandte sich von ibr ab und setzte sich an seinen Schreibtisch.
Die Frau des Obermüllers stand einen Augenblick wie betäubt. Ihr von Angst ^und Thränen umflorter Blick flog wie hilfesuchend in dem großen Zimmer umher ! und haftete an den prächtigen Dingen, mit ! denen dasselbe angefüllt war. Dort in ! dem großen, kostbaren Spiegel sah sie ihr ^ Bild, ihr bleiches, abgehärmtes, kummervolles Gesicht: — es erschien der Armen ' wie Spott und Hohn und ein bitterer Groll stieg in ihrer Seele aus. l Und in dieser gequälten Seele tönte ! es unaufhörlich: Alles, Alles, gehört aus Erden dem Reichen, der Arme soll nichts haben, nicht einmal das Wasser, das dem Reichen wie dem Armen umsonst von Gott gegeben wird. Gott kümmert sich nickt
nd Verlag von Jak. Ai eeh in Neuenbürg. E-l
um die Armen und Elenden auf seiner Erde!
Es war eine Gotteslästerung — wehe dem reichen Manne, der diese fromme Seele so weit gebracht.
Aber wie ihr Auge so angstvoll und hülfesuchend an den kostbaren Gegenständen umherirrte, wie es Nacht wurde in ihrer Brust, da wurzelte ihr Blick plötzlich an dem göttlich schönen Blick des Erlösers. O, Christi Bilo in dem Zimmer dieses reiche» Mannes! — Es war seltsam, daß der bittere Groll urplötzlich in der Seele der Armen erlosch beim Anblick des Erlösers.
Still und demuthig sprach sie ein leises Gebet, und als der Freiherr, wölcher nicht ahnen mochte, welche Gedanken die Brust der Frau durchwogten, sich umwandte und sie befremdet und mit unwilligem Staunen anblickte, da nahte sie sich ihm noch einr -l und hob die Hände flehend empor.
Er schüttelte den Kopf uud wandte sich der Thüre eines Nebengemachs zu.
Die Frau stürzte auf die Kniee und sprach mit dem Tone des herzzei reißenden Jammers: „Erbarmen, gnädiger Herr, lassen Sie mich nicht so heimkehren. Jch arbeite Tag und Nacht für meine Kinder, damit sie nicht hungern. Sehen Sie diese Hände, gnädiger Herr Baron, ich spinne mit allen Beiden, sie sind mir fast erlahmt — und doch können sie nicht so viel erwerben , um das Brod herbeizuschaffen, das Brod, gnäoiger Herr, welches wir mit dem Bergwasser, das Sie uns genommen, so reichlich haben könnten."
Der Freiherr blickte sie zornig an und wollte ihr harte Worte crwiedern, doch besann er sich und sagte etwas freundlicher: „Stehen Sie auf, ich will Ihnen einmal einen Vorschlag machen."
Die Frau erhob sich und jener fuhr fort: „Mit dem Wasser geht's nicht, das ist eine ausgemachte Sache, sonst müßte die Untermühle still stehen. Ich weiß das besser," fuhr er rascher fort, als die Frau Einwendung machen wollte, „darum kein Wort mehr davon. — Ich will Ihnen jedoch einen Vorschlag machen, verkaufen Sie die Obermühle."
„Wer wird eine Mühle ohne Wasser verkaufen?" versetzte die Frau bitter lächelnd.
„Nun die Mühle würde ich allenfalls kaufen, um Ihnen zu zeigen, daß ich Ihr Unglück nicht will," sagte der Freiherr, theilen Sie dieses Ihrem Manne mit. Man hat mir gesagt, die Mühle koste Ihnen 7000 Thaler, gut, ich gebe die Summe dafür, um nur die unglückliche Geschichte einmal zum Abschluß zu bringen."
(Fortsetzung folgt.)
Frankfurter Coursc vom 8.
Jan.
1876.
Geldsorten.
Doppelte Pistolen.
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50-
Pistolen.. .
. 16
40—
Holland, io fl.-Stück ....
. 16
65-
Dukaten..
. 9
46—51
s.1 ws-rlco.
. 9
52—57
2V-Frankenstücke.
. 16
15-19
do. in V- . - .
. 16
15-19
Englische Souvercigns . . .
. 20
28-33
Ruß. Imperiales .....
. 16
61—66
Dollars in Gold.
. 4
16- 19
iarkt- und- Thalstr.)