in'Z Wasser oder sonstwo geschleudert wur-zerrissen wurden; er erhielt nur eine Be­den. Die beiden Schiffe waren nach der j schädigung am Trommelfell, dem andern

Explosion mit Blut und Körpertheilen be­deckt. Der Anblick der Verletzten und Todten mar schrecklich. Das Bedauern ist allgemein, daß dem Nordd. Lloyd, nachdem er soeben einen schmerzlichen Verlust erlitten (Dampf, r Deutschland), durch nichtswürdi- gen Leichtsinn in verschuldeter Weise eine jo schwere neue Prüfung anferlegt ist.

(Die Explosion im Bremerhaven.fi Die Wes.Ztg. erhält folgenden näheren Bericht vom 11.: Der Lloyddampier Mosel holte heute Morgen gegen 11 Uhr aus dem neuen Hafen in den Vorhafen, um dort die noch fehlenden Passagiere und Passagier- güter an Bord zu nehmen. Vor deni Buge der Mosel lag der Schleppdampfer Simsvn, der den Vorhafen ouseisen und die Mosel auf den Strom schleppen sollte. Auf dem Deck des Simson befanden sich außer dem Kapitän Bieseweg der Hafenmeister Misegäs und Kapitän Ladewigs. Schon waren fast sämmkliche Arbeiten vollendet und bereits den Passagieren das Zeichen mit der Glocke gegeben, an Bord zurückzukehren, als im letzten Augenblicke zwei Waggons vor der Lloydhalle ankamen, von denen der eine Eilgut, der zweite Passagiergut enthielt, das noch mit verladen werden sollte. Die Sachen wurden mit Wagen nach dem Schiffe geschafft und als der letzte derselben, auf dem sich 4 Kisten und ein Faß befanden, vor der Mosel abgeladen wurde, erfolgte um 11 Ubr 20 Minuten plötzlich eine furchtbare Explosion. Die Wirkung war eine entsetzliche. Die Kaimauer stand ge­drängt voll von Menschen, die theilweise zur Mannschaft des Dampfers gehörten und mit dem Einnehmen der Kolli beschäf­tigt, oder Schauerleute waren, theils zu den Passagieren gehörten, die von ihren Freunden einen letzten Abschied nehmen wollten. Wie ein Augenzeuge, der sich zur Zeit auf der Mosel unter der Kommando brücke befand, erzählt, sah er fast gleich­zeitig mit dem furchtbaren Knall eine große Anzahl schwarzer Klumpen in der Luft umherstiegen, während von den am Lande befindlich gewesenen Personen wenig mehr zu gewahren war. Im ersten Augenblicke eine Kefselexplosion fürchtend, warf er sich auf das Deck, wo er von einem Hagel von Sand, Glas, Fleischstücken u. s. w. über­schüttet wurde. Die Verheerung am Bord des Dampfers spottet jeder Beschreibung. In den Skylights auf dem Deck war kein Fenster heil geblieben, die Backbordskam­mern im Vordertheil der Mosel waren ein­gedrückt und zerschmettert, Schosse und Kojen zertrümmert, selbst auf der Steuer­bordseite waren die Kabinen durch den ge­waltigen Luftdruck auseinander gepreßt. Im Raum und in allen Theilen des Schif­fes fanden sich Arme, Beine und sonstige Theile menschlicher Leiber, so lagen z. B. im Unterraum mehrere menschliche Glied­massen, die durch die offenen Luken gefallen waren. Kapitän Leist, hatte mit einem anderen Herrn kurz vor der Katastrophe auf der Kommandobrücke gestanden, war aber, einen Befehl gebend, die Treppe hinab und in den Schutz eines Bootes getreten, als ihm plötzlich die Kleider auf dem Leibe

Herrn wurde nur das Pincenez zerbrochen. Schlimmer erging es den Offizieren und der Mannschaft. Von ersteren ist der erste Offizier sehr schwer, der dritte und der vierte kaum weniger schwer verwundet. Zwei Qnariermaster sind todt, von der Mannschaft werden viele vermißt. Auf dem Lande war an der Stelle, wo die Kiste ab­geladen worden mar, ein 67 Fuß tiefes Loch entstanden, welches den Eindruck macht als sei das Erdreich nach unten gedrängt der ganze Platz war mit Gliedmaßen, zer rissenen Kleidern wie übersaet. In großen Blutlache» lag hier ein Arm, dort ein Bein, Eingeweide, verstümmelte Körper. Der Dampfer Simson ist verhältnißmäßig besser davon gekommen, da derselbe niedri­ger als,die Kaimauer lag und also den starken Druck nicht auszuhalten hatte. Zwar ist das ganze Deck zertrümmert und an den oberen Theilen des Schiffes fast kein Brett ganz geblieben, der Schaden dürste sich jedocki leicht repariren lassen. Auch die Mannschaft ist mit dem Schrecken davon gekommen, nur die Maschinisten und Fuhrleute haben leichte Verletzungen davon getragen und klagen über Brustbeschwerden. Sofort nach der Explosion war eine Ab­theilung Militär, die gerade vom Exerzier­platz eingerückt war, sowie die Bremer havencr Polizei am Platze, um die Ver­wundeten und Todten, sowie Diejeni­gen, welche, weil weiter entfernt, nur be­täubt waren, aufzunehmen und in einem am Teiche stehenden Schuppen niederzulegen, von wo die Verwundeten und später auch die Todten nach den außerhalb der Stadt stehenden Baracken geschafft wurden. Dir Weg dorthin war durch Blutspuren leicht erkenntlich. Der Anblick, welcher sich dort bot, war entsetzlich. Die verstümmelten Körper, dazu das Wimmern und Aechzen der Sterbenden, es war schrecklich. Die Bremenhavener Aerzte hatten bereits die erste Hilfe geleistet, als gegen 2'/i> Uhr von Bremen ein Extrazug mit 20 Aerzten eintraf. Die Herren fanden leider nur schwere Arbeit. Wie Augenzeugen erzäh­len, sollen die Menschen 4050 Fuß in die Höhe geschleudert sein, einige wollen auch eine starke einem Springbrunnen gleichende Säule haben aufsteigen sehen. Der Lloydinspektor Poppe wurde erst im Laufe des Nachmittags ohne Kopf und gräßlich verstümmelt wiedergefnnden und konnte nur an seinem Trauring indentifizirt werden. Kapitän Wencke, der die Aufsicht über die Stauung der Dampfer führt, wird bis jetzt noch vermißt. Nachmittags waren sämmtliche bis dahin ausgeiundene Leichen nach den Baracken geschafft und man ging nun daran, die Gliedmaßen in Körbe zu packen und ebenfalls dorthin zu bringen. Die Leichen sind in den Baracken behufs Jdentifizirung ausgelcgt, viele sind jedoch dermaßen verstümmelt, daß dieselbe kaum möglich sein wird. Die mit den übrigen Effekten zur Mosel beförderte Kiste, durch welche die Explosion entstanden ist, mar von dem Spediteur Westermann in Bremerhaven verladen und wurde von Herrn Tumförde nach dem Schiffe begleitet.

Letzterer soll bis jetzt nicht aufgefunden sein, die Splitter des Wagens sind nach allen Himmelsrichtungen verurcut, das Pferd ist auf die Seile geschleudert, hat alle 4 Beine oberhalb der Hufen gebrochen und verloren und liegt noch auf der Kai­mauer. Die ganze Mannschaft der Mosel soll durch den Knall schwerhörig geworden sein. Schließlich wollen wir noch eines Gerüchtes erwähnen, das allerdings der weiteren Bestätigung bedarf. Wie man sich erzählt, soll ein Passagier der 1. Ka­jüte der Eigenthümer der fürchterlichen Kiste gewesen sein; derselbe habe sich nach der Explosion in seine Kabine zurückgezogen und mit einem Revolver, der theilweise noch geladen bei ihm vorgesunden worden sei, sich eine'Kugel durch den Kops gejagt. Thatsache ist, daß der Man» sich in seine Kammer eingeschlossen hatte, wo er nach gewaltsamer Oeffnung der Thüre, mit einer argen Wunde vor der Stirn aufgefunden wurde. Derselbe ist ebenfalls ins Hospital geschafft worden. Die allgemeine An­nahme geht dahin, daß der Sprengstoff, welcher durch seine Explosion das Unglück in Bremerhafen hervorgebracht hat, Dyna­mit gewesen sei, das eben durch das Stoßen beim Abladen zum Explodiren gebracht sei. Dieser Annahme steht aber entgegen, daß Dynamit, ein poröser Körper in Pulver­form , z. B. Holzkohle, Kieselguhr mit Sprcngöl (im Vcrhältniß von 75 Th. Nitroglycerin und 25 Th. Kieselerde) ge­mischt durch Stoßen nicht zum Explodiren gebracht wird ; Dynamit bedarf daher einer künstlichen Zündung. Es verbrennt im offenen Raume und in gewöhnlicher Ver­packung ohne Explosion, in geschlossenem Raume mit sehr starker Widerstandsfähigkeit explodirt es allerdings durch Funken. Nitro­glycerin dagegen kann, wenn es in fest­verschlossenen Flaschen in freiwillige Zer­setzung übergegangen ist, durch einen leich­ten Stoß zur Explosion gebracht werden. Die durch die Zersetzung entwickelte» Gase üben einen starken Druck auf das Oel aus,' wenn sie nicht entweichen können, und dann genügt oft die leiseste Erschütterung, um die Detonation hervorzubringen. Reine Pikrinsäure, die vielfach zum Färben tech­nisch auch in Amerika gebraucht und dort­hin versandt wird, ist nicht explofionsfähig» dagegen hat eine Natriumverbindung der­selben, die unter dem Namen Pikrinsäure und Anilingelb in den Handel gebracht worden ist, durch ihre explodirenden Eigen­schaften zu großen Unglücksfällen Veran­lassung gegeben. Unter den Verwunde­ten befinden sich die Württemberger Adelb. Zink aus Freudenstadt und Wilh. Schmidt.

Pforzheim. 14. Dez. Heute um die Mittagsstunde fiel in der Karl-Friedrich- Straße eine etwa 60jährige Frau, angeb- ich Namens Oelschläger aus Obernhausen, vom Schlage getroffen, zu Boden. In ein benachbartes Haus gebracht, verstarb die­selbe nach wenig Augenblicken. (Pf. B.)

Württemberg.

Die Schulstelle in Ottenhausen st dem Schulmeister Brücker in Vreiten- berg übertragen.

Hiezu der General-Anzeiger Nr. 43.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)