616

aus dem Strenablösnngskapital allein nach j obdachloser Personen zum Zwecke der VolkS-

Proportion des Viehstandes des Aktiv Bürgers ans.ietbeilt werde. Eine solche Art der Verlheilung wäre sowohl eine ungesetzliche, als unbillige, und wie dem Beschlüsse des BiirgerauSschuffes sozial demokratische Gesinnungen zu Grunde liegen, so l egen jener eigennützige Gesinnungen zu Grunde. Bei der soeben angedeuteten Art der Vertbcilung des Streuziuses waren alle diejenigen vom Genüsse ausgeschlossen, die weder Rindvieh noch Pferde haben, wahrend dieselben doch noch liegende Gründe habe» könnten, und also Dung vonnöthen hatte». Auch in gewissen Zeiten, z. B. bei Krieg, verbeerenden Viehseuchen» lange stockendem Verdienst, wo der Arme seines Viehstandes auf Jahre hinein beraubt sein kann, wäb rend der Vermögliche immer eher im Stand ist, seinen Viehstand wieder anzuschaffen, würde diese Art Vertheilung für den ein­zelnen Bürger theils zu allzu großem Vor- lheil, theils zum gänzlichen Nachtbeil aus- schlagen, was bei Abgabe der Streu in natura sich niemals so gestalten könnte. In letzterem Falle wäre bei sehr verringer­tem Viehstande ein höchst kleiner Bedarf au Streu vonnöthen. Jetzt aber, wo für die Streu ei» Kapital angewiesen ist, dessen Ertrag alljährlich gleich groß ist und zur Vertbcilung kommt, würde der Bürger, der noch Vieh hätte, in solchen Zeiten be­deutend darunter gewinnen. Dem Gemeinde­rath mußte eine solche Art der Vertheilung des Strcu-Kapital-Zinses selbst verwerflieb geschienen haben, denn derselbe lehnte ab, denselben zu befürworten, als früher schon einmal von etlichen Bürgern darauf anne- spielt wurde. Weil demselben aber eine solche Art der Vertheilung. wie der Beschluß des Bürgerausschuffes sie enthält, auch nicht recht dünkte, so schlug derselbe eine Art Mitlelstraße ein, und machte den am ZN. Nov. 1874 von sämnttlichen 5 Klosterge meindeu zu Herrenalb unter Vorsitz des Herrn Oberamtmanu Gaupp provisorisch gefaßten Beschluß zu dem seinigeu. Ter- selbe lautet, wie im Eingänge dieses ge­meldet. Diesem Beschlüsse muß man aber auch in jeder Beziehung das Wort reden. Im Vergleich, wie früher vor der Ablösung jeder Bürger im Genuß seines Streurechtes gestanden ist, bat sich keiner, zum wenigsten der fast Güterlose zu beschweren. Aber auch der große Grundbesitzer käme dadurch noch nicht in Nachtheil, denn an eine Ver­größerung des Viehstandes über die Nor­malzahl zur Zeit der Ablösung ans die Streu, ist gar nicht za denken, wohl aber ist der Viehstand in stetem Abnebmen be­griffen, mithin verringern sich die Portionen an Geld nicht, die es auf das Stück Vsih trifft, sondern vergrößern sich.

Möchte doch Vorstehendes den Bürger- ausschnß in Dobel dahin vermögen, daß derselbe dem Beschlüsse des Gemeiittera'hs daselbst seine Zustimmung gäbe und damit dieser Streit ans eine friedliche W. ise bei gelegt werde, im Interesse aller uneigen­nützig denkenden Bürger!

Ein D . . . . . B . . g . . .

zähluag wurde in der Nackt zum I. d. M., eine allgemeine Razzia innerhalb der Stadt abgchalten. Hierbei wurde ein Mensck aufgefunden, der -wiraren war. Ein ande­rer, ein Schlossergeselle, batte sich aufs Dürftigste gekleidet, ein Nachtlager in der Säulenhalle am sranzösischen Tburm auf dem Schillerplatz gesackt, wo er noch recht zeitig, obwohl bereits ganz ersta rt, anfge fanden wurde. Aus der Polizeiwache mußte er erst durch Neide» und andere zweckent- fpreckende Mittel wieder zum Bewußtsein gebracht werden.

Von der deutschen Gesillsckaft zur Rettung Schiffbrüchiger licat wieder eine Anzabl Nettunaeberickte vor, welche eben- ivviele Beweise iür das woh'tbätige Wirken der Gesellschaft sind. So berichtet der Ortsausschuß zu Spiekerog vom 20. Nov.: Gegen 9 llbr Morgens wurde von einem beim Bubnenbau beschäftigten Ar beiter dem Vormann hiesiger Rettungs­station, N. O. Janssen, die Nackr-cht ge bracht, daß an der Nordseite der Insel ein Schiff anscheinend in Geiabr sei, aus den Riffen festzngeralben. Der genannte Vor mann, sowie der Fährschiffen G E. Gerde- machten sich in Folge dessen so»ort ans den Weg nach dem Strande, um sich von der Nichtigkeit dieser Angabe -zu überzeugen und bemerkten, daß ein Knffschfff auf der längs des Strandes sich hinziebenden Sand­bank auf Grund geratben war, sowie, daß die Mannschaft desselben, um von den über das Fahrzeug mit Macht sich hinwälzenden Brandungen nicht fo^tgerissen z» werden, ihre Zuflucht in den Wanten gesucht batte. Im Augenblick wurden nun Anstalten ge­troffen, das Rettungsboot nach dem Strande zu schaffen, was aber, da den Insulanern nur 3 Pferde zur Verfügung stände», nur dadurch möglich war, daß die bei den Buhnen beschäftigten Leute mit anzuer­kennender Bereitwilligkeit noch zwei Ge- svaniie hergabcn. Schwer genug war die Arbeit auch jetzt noch weil der das Boot kragende sehr massiv gebaute Wagen über 3 Buhnen gezogen werden mußte und überdies der Strand ganz weich war. Jndeß mit Aufgebot aller Kräfte wurden die entgegenstehenden Schwierigkeiten über wunden. Es war ccker auch hohe Zeit, die Stätte der Gefahr zu erreichen, den» die Mannschaft des Schiffes, welche, nach­dem ihr Boot von den Brandungen zer­schellt und weggespült war, nicht mehr daran denken konnte, sich selbst zu helfen, schrie bereits aus Leibeskräften um Hilfe, und aus den Trümmern, mit welchen der Strand wie besäet war, konnte man schlie­ßen, daß daS Schiff noch schwerlich lange dein immer stärker werdenden Andrang der Wogen werde Widerstand leisten können. So schnell als möglich wurde darum das Boot mit Zuhilfenahme mehrerer zum Strande hinausgeeilten Fremden zu Wasser gelassen, und die aus 10 Personen bestehende Mannschaft sprang beherzt hinein, um den armen Schiffbrüchigen die ersehnte Hülfe zu bringe». Anfangs schien es freilich, als wäre es auch beim besten Willen unmöglich, zu ihnen hineinzugelangen, denn der Sturm und die wütbeuden Brandungen warseii das Boot, nachdem es schon eine

Kronik.

Deutschland.

Ber lin, 3 . De;. Behufs Er--ft'l»

Nsdaü on, . ri ck un>> Verlag von 3ak. Meeh in Neuenbürg.

ziemliche Strecke zurückgelegt, an den Strand zurück. Allein es galt Menschen zu retten, und dieser Gedanke genügte, um die Kräfte der wacker» Mannschaft auf's Höchste an« zuspannen. Und so gelang es endlich mit unsäglicher Mühe an das gefährdete Schiff hinanzurudern und die Besatzung desselben in Sicherheit zu bringen. Das gestrandete Fahrzeug war das KuffichiffMaria", von Rhauderfehn, Kapitän H. Schulte, mit Steinkohlen belade» und von Born Island (Schottland) nach Brake bestimmt. Die Mannschaft bestand ans 4 Mann, dem ge­nannten Kapitän, dem Steuermann, einem Matrosen und einem Koch.

M ü blhausen, 30. Nov. Die

Wiedereinbürgerung der in Folge Option ausgeivaiiderten Elsaßer vollzieht sich weni­ger geräuschvoll als die Ausbürgerung, nimmt aber nichtsdestoweniger ansehiiliäe Proportionen an. Dem hiesigen Gemeiudc» lalb sind in seiner letzten Sitzung 89 Na- iurallsntionsgesuche von Ausgewanderten vorgelegk worden. Da all.n diesen Ge­suchen der nämliche Beweggrund unterlag, >o wurde ouch allen bereitwillig entsprochen.

Die Direktion der Bank für Süd- tuuischlaud in Darmstadt fordert nnt-r Bezngnabme auf ihre Bekanntmachung vom 10. Mai 1875 die Inhaber der von ihr ausgegebenen Bankuoten iu alter Wah­rung (ä fl. 10, fl. 25, fl. 50, fl. 100, Thlr. 10, THIr. 50 und Thlr. 100) wiederholt auf, dieselben längstens am 31. Dezember 1875 zur Einlösung zu br ugen, da nach ß 12 des Statuts die nicht innerhalb der obigen Frist eingeliefer- lcn Banknoten alter Währung werthloS und annullirt sind. ,

Württemberg.

Stuttgart, 3. Dez. In der gestrigen Sitzung des Gemeinderaths wurde ein interessanter Vortraa über die Slerb- licbftilsverhältiiisse von Stuttgart und den Vorstädte» und Weilern erstattet. Es er­gibt sich daraus leider, daß noch immer die schon so oft besprochene Kindersterblichkeit im Lause des ersten Lebensjabres eine ganz abnorme ist und 65, 74 und sogar 76°/« beträgt, was von der fehlerhaften Ernäh­rung und Pflege der Kinder herrührt. Dagegen hat das Verhältniß der Sterb­lichkeit in einigen Krankheiten eine wesent­liche Aenderung erfahren. Die Zahl der dem Typhus Erlieaenden ist bedeutend kleiner, die an der Lungenschwindsucht Ge­storbenen bedeutend größer geworden, was von den Wohiiungsverhältuissen und der Lebensweise vieler Arbeiter herrührt.

Nottweil, 3. Dez. Der Schaden, welcher durch die Novembcrstürme in den Waldungen verursach! wurde, wird von Sachverständigen in de» Forsten des Staats auf 4000 Festmcter, bei denen der Stadt auf 7000, bei den StistuiigSwaldungen auf 20,000 angeschlagen; es können jedoch viele Slämme als Langholz verkauft werden.

Die Umlage' des Gibäude-Brand- schadens für das Jahr 1876 ist auf 8 L Beitrag von Einhundert Mark Brandver- sicheruiigscmschlag festgesetzt morden.

(Markt- und Thalstr.)