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Virkenfeld.

Haus-Verkauf.

Ich Unterzeichneter verkaufe am

Montag, den 1. November Morgens 8 Uhr

auf hiesigem Rathhaus im öffentlichen Auf- streich mein vor 5 Jahren ganz erbautes 2-stöckiges Wohnhaus 5N5»nebst Scheune, wobei sich letztere sehr gut zu Wohnungen einrichten laßt, wenn dieselbe nicht vom Käufer ge­braucht oder als Scheune vermiethet wer­den will. Das Wohnhaus ist ganz massiv von Steinen gebaut und eignet sich zu jedem Geschäft da es sich in sehr freund­licher Lage, zumal an der Hauptstraße und auf der Sommerscite befindet. Be­merkt wird noch, daß bei annehmbarem Preis der Kauf sogleich fest abgeschlossen wird. Kaufsliebhaber können jeden Tag die Gebäulichkeiten einsehen, ausgenommen am Sonntag nicht und werden Liebhaber sreundlichst eingeladen.

Johannes Förschler, Kettenfabrikant.

Verloren.

In einer von nachstehenden Ortschaften Ottenhausen, Feldrennoch, Conweiler, Schwann oder Dennach, ging ein weiß- seidenes kL mit

mehrfarbigem Kranz, in blaues Papier ge­wickelt, verloren. Der redliche Finder wird gebeten, solches gegen gute Belohnung im Gasthause zur Sonne in Schwann gefl. abgeben zu wollen.

Miszellen.

Ueform der

kaufmännischen ZahL'ungsweise.

Die Handelsbeilage der A. A. Z. hat vor Kurzem eine Reform der Zahlungs­weise vorgeschlagen, die in der Hauptsache auf Folgendes hinansläuft.

Der deutsche Kaufmann sollte die wirth- schaftliche Umwandlung, welche mit der Aendernng des Bank- und Münzmesens vor sich geht, zu einer Aendernng in der Zahlungsweise benutzen, er sollte seine Waare nur gegen Accepte seines Käusers abgeben und sich nicht mehr begnügen, seine Abnehmer in den Büchern zube­lasten". Es handelt sich für den Geschäfts­mann darum seine eigenen Mittel richtig auszubenten. Wie oft ist der deutsche Ge­schäftsmann genöthigt, fremde theureKredite in Anspruch zu nehmen, um seinen laufen­den Verbindlichkeiten gerecht zu werden. Zn neuen Geschäften fehlt ihm das Geld, während man ihm gleichzeitig große Sum­men schuldet, die nicht füssig gemacht werden können. Sobald er aher gegen Accept verkaufen würde, müßte sich die Lage ändern, er hätte seine eigenen Mittel zur Verfügung, er könnte sich mit jenen Wechseln im Falle des Bedarfs Geld machen und dabei würde ihm die Reichs­bank gut zu statten kommen. Es käme durch dieses Verfahren ein großes verfüg­bares Kapital in den Handel, welches heute

in den Büchern schläft. Es wird kaum nöthig sein, darznlcgen, welche wohlthäti- gen Folgen eine derartige Aendernng der herkömmlichen Zahlungsweise haben müßte. Bisher konnte der Verkäufer nie genau auf den Eingang seiner Ausstände zählen, er mußte sich ans die Loyalität und Pünkt­lichkeit des Käufers verlassen, der nur zu häufig seine Lage ausbeutete. Ist es ja nichts Seltenes, daß der Käufer nach Empfang der Waare noch einmal um den Preis zu handeln beginnt. Noch häufiger ist es, daß die Schuldner vier, sechs Monate, ja Jahre lang aus Bezahlung warten lassen. Inzwischen ober kann der Verkäufer mit diesem Kapital nichts be­ginnen, er ist seines Geldes beraubt und dadurch in seinen kaufmännischen Unter­nehmungen gehemmt. Wer zahlt aber schließlich diese unvorhergesehenen Verluste? Niemand anders als der Konsument, denn aller Aufwand auf die Waare findet in den Preisen der Waare seinen Ausdruck.

Ganz abgesehen von den vielen Vor- Ihcilen, die dem Handel durch das alte Verfahren entgehen, möchten wir besonders hcrvorheben, daß der Reichthum des Lan­des, die Verkehrsmittel um Milliarden zu­nehmen würden, wenn wir alle diese Sum­men zur Verfügung hätten, die heute in den Büchern ruhen; letztere bilden be­kanntlich kein verfügbares Kapital für den Fordernngsberechligten und sind deßhalb bis zur wirklichen Tilgung dem Verkehr entzogen, volkswirthschastlich nicht nutz­bringend, während Accepte vom Zeitpunkte des Geschäftsabschlusses an bis zur Til­gung der dadurch kontrahirten Schuld dem Gläubiger ein baar Geld ersetzendes llm- laufsmittel gewähren, das in seinem Kreis dieselbe Wirkung ausübt, wie die Bank­noten in ausgedehnterem Maßstabe. Dies alles wäre nun mit Leichtigkeit zn erreichen, wenn die deutschen Kausleute sich das Wort geben würden, zu kaufen oder zn verkaufen entweder gegen Baarzahlung oder gegen Accepte.

Der Käufer sowohl wie der Verkäufer würden bald die günstigen Folgen ihres Entschlusses verspüren ; ja wir gehen soweit daß wir behaupten, der Handel würde dann erst blühen, da ihm unter solchen Verhältnissen seine eigenen Mittel voll- ständig zur Verfügung stünden. Ein an­derer wesentlicher Vortheil dieser Zahlungs­weise wäre, daß jedes Geschäft einen sichern Abschluß fände, ein Zeitpunkt gesteckt, an welchem es regulirt werden muß. Jetzt hören wir leider noch zu häufig sagen: Ich acccptire prinzipiell nicht." Dies sagt mit andern Worten:ich will wohl kaufen, aber ich will keine Verbindlichkeit übernehmen, pünktlich nach Vereinbarung zn bezahlen." Wir fragen uns, ob eine solche Sprache sich mit dem kaufmännischen Ehrgefühl vereinbaren läßt? Was sind die Folgen? Der Verkäufer muß seine Waare theucr ansetzen für den Ausfall von unvorhergesehenem Zinsenvcrlust, für die Entbehrung des Kapitals und für die Chancen, welche er läuft für die längere Zeit des Borgens. Der Käufer läßt sich verführen, Waaren zn nehmen, die er nicht unumgänglich nöthig braucht, häuft

oft bei fallenden Preisen sein Lager über Kräfte, er hat ja nicht zu fürchten, daß Wechsel fällig werden, er lebt in den Tag hinein, hofft auf alle möglichen Umstände, bis endlich die Macht der Dings ihn zum Verkaufen drängt, und dann ist es oft schon zu spät sein Kredit, sein Kapital sind geschmälert, er ist ein Opfer der Nachsicht seiner Verkäufer, welche oft selbst die Folgen der falschen Spekulation zu tragen haben. Wäre gleich bei der An­bahnung des Geschäfts resp. der Verbin­dung gegen Accept verkauft worden, so hätte der Verkäufer bei Bedarf die Tratten in Umlauf gesetzt, sogleich ein anderes Geschäft mit demselben Gelds einleiten tonnen, er hätte das Geld vielleicht zehn­mal umgcschlagen, sich mit kleinem Nutzen jedesmal begnügen und dadurch leicht jede Konkurrenz aus dem Felde schlagen können. Der Käufer wäre ebenfalls nicht verführt, sich auf die Waaren zu setzen, Ladenhüter zu erziehen, er würde sich entschlossen haben, zeitig loszuschlagen, sich thätig um den Verkauf seiner Waare anzunehmen, denn er hat Verbindlichkeiten eingegaugen, er muß zur festgesetzten Zeit zahlen. Mit einem Wort: die Gemüthlichkeit nimmt ein Ende, es tritt Pünktlichkeit an ihre Stelle, und Pünktlichkeit im Handel erzeugt Ehr­lichkeit und Vertrauen.

Alan wende uns nicht ein, daß damit die allgemeine Wechselstrenge an die Stelle des gewöhnlichen Vertrauen gesetzt werde, denn vor einer laxen und gemüthlichen Schulexckution haben von jeher nur die unreellen Borger Vortheil gezogen. In der Unerbittlichkeit der wechselrechtlichen Verpflichtungen liegt eine Schule der Pünktlichkeit und Solidität im Verkehr, die nicht genug zn schätzen ist. Der all­gemeinen Gewöhnung z. B. des französi­schen Handelsstandes an die bedingungs­lose Erfüllung eiugcgangener Verpflich­tungen halten wir zum großen Theil als eine Hauptursache einer HanvelSblüte, die uns oft genug zu neidischem Erstaunen Anlaß gibt. Wer nicht acccptircn will, verdient keinen Kredit; er soll baar unter Abzug von Diskonto zahlen, oder den Betrag der Fakturen bei seinem-Banquier anweisen. Dieses Prinzip sollte endlich allgemein beherzigt werden, es sollten die Handels- und Gewcrbevcreine sich angele­gen sein lassen, diese national-ökonomische Frage zn beleuchten, zu besprechen und zu befürworten; jeder denkende Kaufmann sollte mit dem guten Beispiel vorangehen, damit das Trattenfystcm in Fleisch und Blut des Handels übergeht; die gesetzgebenden Fak­toren sollten diese wichtige Frage gleichfalls erörtern, damit auf diese Weise auf eine etwas schroffere Handhabung der Handels­gesetze bingearbeitet werde. Nur Gewohn­heitsmenschen können sich gegen diese Re­form anssprecheu, ihre Bequemlichkeit macht sie blind, den Gewohnheitsmenschen aber hat zu jeder Zeit jenes patriotische Gefühl gefehlt, welches eine Befriedrignng im Fortschritt findet: wir möchten den deut­schen Handel auf der Höhe sehen, daß derselbe mit der allgemeinen Entwickelung des Landes gleichen Schritt hält.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Mceh in Neuenbürg.