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noch 5 Thlr. Classcnsteuer für dieselbe Zeit, dabei 7'/r Sgr. für das Pfund Rindfleisch wie früher. Das verstehe ich nicht? Aha Nein cs ist wahr, daS zu verstehen must ich den Volksbeglnckcrn überlassen, oder wie nennt ihr euch! den Volkswirihen den Nationalökonomen; die müssen allerdings klüger sei» als ich, euer Löwe-Calbe mir seinem größeren Fleischkonsum voran. Ich weiß bloS, daß die neue Steuer uns den Prodkorb ganz gehörig höher hängt, als früher. Ich sage dir, mit dem scrophu- lösen Menschengeschlecht wird es schlimmer."
„Ach Weib du schwatzest Unsinn."
„Unsinn? Ach großer Lolsmirth, sage mir doch was besser ist. Wird das Fleisch durch die Schlachisteuer verlheuert, so ißt man so viel weniger, man legt sich frei willig ein Opfer aus, oder wenn man nicht soviel weniger ißt, so gibt man freiwillig mehr Geld ans. Aber sage mal dem Lleuerexekntor, du wollest dich einmal für einige Zeit enischränken und keine Steuern zahlen .... Ihr klugen Politiker! Geht doch bei Bismark in die Schule, der weiß wo das Volk der Schuh drückt, wenn er von der „brutalen Eckigkeit" der direkten Steuern spricht."
Der Geh. Registrator halte inzwischen 'eine 50 Gramm Fleisch zu sich genommen, gerade so viel, als die Nation der Pariser »n dritten Stadium der Belagerung betrug. Darauf erhob er sich vom Stuhle, wünschte gesegnete Mahlzeit und sagte zu Mrs. Caudle: „Du wirst mich doch wohl ein Stündchen ruhig schlafen lassen?"
Die Gardinenpredigt halte einen tiefen Schatten zurückgelassen, der über des Geh. Registrators Familie bis zur Abendzeit gelagert blieb. Ta aber zerriß auf einmal ein Sonnenstrahl das trübe Gewölk. Mr Caudle kam zum Abendbrode aus seiner Stammkneipe so freudestrahlend, so angeheitert zurück, wie die Familie ihn lange nicht gesthen hatte. „Mütterchen, Mütterchen, riet er hcrzcusmrgnügl aus, Heinr:ch IV. hat doch recht, Löwe-Calde auch, und du bist im Unrecht. Ich habe einen Slchzehnpsünder gekauft, mit der Niere, das Pfund fünf Sillnrgroschen, zum Sonntage ist er hier. Nun rede nicht mehr bismarckisch."
„Was, fiel die Frau Geh. Registratorin ein, was! Einen Kalbsbraten von sechzehn Pfund, einen Nierenbralen, das Pfund fünf Silbergroschen!"
Das war ein ganz anderes Gesicht, das die Frau Geh. Registratorin fitzt machte, als vorhin. Amalie die zweite Tochter, die Söhne Karl, Eduard u. s. w. stimmten alle in den Jubel ein. Eduard fragte: „Mutter, wie lange müssen die sechszchn Pfund reichen?" Karl fragte: Bekomme ich auch ein Stück. Niere?"
Die Frau Geh. Registratorin war so zärtlich um ihren Alaun herum wie selten. Sie half ihm den Pelz auSzichen, belegte ihm das Butterbrod, woraus bas frugale Abendessen bestand, noch einmal so dick mit Limburger als sonst, goß ihm die doppelte Ration Rum in den Thee und dann ging es an's Fragen, wo der billige Kalbsbraten aufgetrieben wäre, ob denn die ganze Sache wirklich Ernst wäre, ob
man auch bestimmt Sonntag darauf rechnen dürfe, wie der französische Bauer auf sein Huhn. Der Geh. Registrator hielt erst eine Lobrede auf die Aufhebung der Schlachtsteuer, worin die Frau Geh. Registrator mit ganzer Seele einstimmte, daun erzählte er: „In der Potsdamerstraße Nr. so und so, da ist ein Weinkeller, da kömmt alle Sonnabend Morgen ein Eisenbahnbeamter und bringt einen großen Sack mit lauter Kalbsbraten in allen Größen, die er im Magdeburgischen billig aufgekauft hat, und dort, in dem Weinkeller, da kommt die ganze Nachbarschaft alle Sonnabend Morgen zusammen und ver- theilt unter sich die Kalbskeulen, daS Pfund 5 Sgr., der Kanzleirath H. holt sich da schon seit vier Wochen seinen Braten, de. hat es schon so weit gebracht, wie der französische Bauer mit seinem Huhn unter Heinrich IV. Mütterchen, um Sonnabend trinke ich einmal statt meiner Frnhweiße einen Schnitt Madeira bei Engels in der Potsdamerstraße, und da hole ich mir den Sechszehnpfünder, den der Kanzleirath für mich schon bestellt hat.
(Schluß folgt.)
Berlin. Das Sprechzimmer eines Arztes war in diesen Tagen zum Schauplatz eines Schwindels auserjehen, der jedoch, so raffinirt er auch angelegt war, mißglückt ist. Zu einem sehr bekannten Arzt, der sich vorzugsweise mit Geisteskranken beschäftigt, kam kürzlich eine elgante Dame und klagte über ihren Ehemann, einen Kaufmann, der geschäftlich zurückgekommen sei und nach Aufgabe das Geschäfts von nichts weiter spreche, als von ausgehenden Forderungen, auch mit nichts sich beschäftige, als mit dem Ausschreiben von Rechnungen. Sie fürchte sehr für dessen Verstand. Der Arzt erklärte, daß er den Fremden scheu müsse, unv es wurde Tag und Stunde einer Consulation verabredet, in welcher der Arzt indessen mit dem Patienten allein zu sein verlangte. Die Dame erschien auch pünktlich zu der verV abredeten Zeit in Begleitung eines Herrm im Vorzimmer des Arztes, und es fiel
dem dort befindlichen Diener nicht weiter auf, daß der Letztere ein ziemlich umfangreiches Pocket bei sich trug. Der Diener meldete sofort den Besuch an und öffnete sogleich wieder die Thür des Sprechzimmers. Der Herr trat, von der Dame bis zur Thür gefolgt, ein und nachdem diese mit einer Haiidbewegung und den Worten : „Mein Mann," die beiden Herren einander vorgestellt, schloß die Thür sich hinter dem Fremden. Dieser wurde sofort genöthigt, Platz zu nehmen, und während nun der Arzt ein Examen mit ihm begann, fing stets der Fremde von dem Geschäfte an zu sprechen und versuchte dabei, das bei sich führende Paket zu öffnen. Nach beinahe einstundiger Unterhaltung klärte sich die Sache dahin aufi daß beide Männer von einer Gaunerin beschwindelt waren. Die Dame hatte nämlich in einem hiestgen Mauufaktnrwaaren - Geschält für mehrere Hundert Thaler Seidenwaaren unter dem Vorgeben ansgemählt, sie sei die Gattin des Arztes, ihr Mann wolle die von ihr ansgewählten Gegenwände einer engeren Wahl unterwerfen und demnächst auch bezahlen: es müsse Jemand mitgeschickt werden, der die nicht konvenirenden Sachen und das Geld für die ausgkwählten in Empfang nehmen sollte. Die Dame bestieg nun in Begleitung eines Commis eine Droschke. Dieser hatte indessen, vielleicht von einer unbestimmten Vorahnung erfaßt, das Packet nicht aus der Hand gegeben und mit in das Sprechzimmer genommen. Seins Begleiterin hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als sofort zu verschwinden, denn der Schwindel war dadurch, daß das Packet nicht im Vorzimmer gelassen worden war, vereitelt worden. Die beiden Männer waren der Meinung acmesen, daß die Schwindlerin durch die Aeußernng: „Mein Mann!" diesen wirklich präsenlire; der Arzt glaubte, der Commis sei ihr Gatte, ebenso der Commis, daß sie ihm als ihren Gatten den Arzt vorgestellt habe, bis sich endlich das Räthfel zur Heiterkeit der beiden Dnpirten auflöste, glücklicherweise ohne daß ihnen ein Nachtheil zugefüat worden ist.
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Mit einer Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag von Pak. Meeh in Neuenbürg. (Markt- und Thalstr.)