1554 aber trat Georg gegen ein Leibgeding diese Besitzung wieder an Christoph ab.

Durch den fürstbrüderliche» Vergleich vom 28. Mai 16l7 wurde das Schloß dem jüngsten Sohne Friedrichs, Prinz Magnus angewiesen, der in der Schlacht von Wimpfen am 6. Mai 1622 als Unter- seldherr des Markgrafen Georg Friedrich von Baden gegen Tillys Schaaren an der Spitze eines Reiterregiments, das er für den Markgrafen angeworbe» hatte, im 28. Lebensjahre den Heldentod starb. Während Prinz Magnus das Schloß bewohnte, würbe der laufende Brunnen im Schloß- bof errichtet und zu diesem Zweck der Gemeinde Waldrennach ein Theil der Quelle von welcher der Brunnen gespeist wird, von der Stadt Neuenbürg, welche in der Frohn das Schloß mit Master zu versorgen hatte, für 1600 fl. abgekauft. Die Ur­kunde über diesen Kauf befindet sich in der Waldrennachcr Ortsregistratur, und ist, wenn ich nicht irre, von Magnus eigen­händig unierschrieben. Im 30jährigen Kriege wurde das Schloß größtentheils zerstört, von Prinz Ulrich, dem jüngsten Sohne des Herzogs Johann Friedrich aber, wiewohl nicht so stattlich, als vorher, wie­der hergestellt. Es war dem Prinzen Ul­rich von seinem Bruder Eberhard III. durch Vertrag vom 7. April 1651 zur Wohnung überlassen. Wie uns Schiller in seiner Geschichte von Württemberg, wel­che er noch als Carlsakademieschüler für die Herzogin Franziska nach seinem Col- legienheft bearbeitet hat, berichtet, war Prinz Ulrich Reichsgsneral und starb 1671 in Stuttgart, ohne männliche Descendenz zu Hinterlasten.

Im Anfänge des 18. Jahrhunderts hielt sich die Landbofmeisterin Wilhelmine v. Würden, geb o. Geävenitz vorübergehend auf dem Schloß auf und im Anfänge des 19. Jahrhunderts wurde es der Sitz der Forstmeister, welchen früher Wildbad als solcher diente. Kurze Zeit befand sich auch das Oberamtsgericht auf demselben und seit den 1820er Jahren ist die Wohnung und die Canziei des Cameralamts gleich falls auf dem Schloß.

vr. 4<ut».

Der Ummeister von Slraßburg.

Historische Novelle von Emilie Heinrichs.

(Fortsetzung).

Auf solchen Beweis wäre ich denn doch sehr neugierig/ bemerkte Günzer mit einem kurzen verächtlichen Lachen.

Ihr sollt ihn haben, daß der König dem alten Fuchse nicht traut, vielmehr, wie ich Euch vorhin merken ließ, bei mir heimlich hat anfragen lasten."

Und Ihr habt schon geantwortet?"

Fch bin nicht sehr begierig darauf, der Nachfolger meines Vaters zu werden, man würde es ebenso eilig damit haben, mir den Kops abichlagen zu lasten, als vor neun Jahren meinem Vater: der junge Wolf ist lästig, man fürchtet sein scharfes Gebiß."

Günzer saß einige Minuten sinnend finster da ; Eifersucht, Haß und Rache tobten in seiner Brust, der Versucher hatte

leichtes Spiel mit ihm, zumal die Geldgier keine der geringsten Leidenschaften des Stadtschreibers war.

Plötzlich fuhr er aus seinem Sinnen empor nnd heftete den Blick fest auf Ulrich Obrecht.

Wenn Ihr mich haben wollt," sprach er leise,dann laßt die Maske fallen, Obrecht! Ich bin kein Kind das sich gängeln und allerlei weißmachen läßt. Die Geschichte mit dem Ammeister ist eitel Wind, ich kenne Herrn Dominicus Dietrich bester und weiß, daß er lieber stürbe als die Stadt verriethe. Schenkt mir klaren Wein. Euer blindes Werkzug mag ich nicht wer­de» ; von meinem Haste seid Ihr überzeugt, ich zweifle nicht mehr daran, daß der Am meister mich nur hat sich vom Halse schaf­fen wollen, da der Stadtschreiber, so ge­wogen er ihm auch zu sein scheint, kein Eidam für ihn ist. Was zögert Ihr also noch, mir Vertrauen zu schenken?"

Ulrich Obrecht leerte bedächtig sein Glas und schaute den Stadtschreiber prü­fend an.

Hm, die Sache hat zwei Seiten," meinte er dann achselzuckend,Euer Haß ist Wahrheit, davon bin ich überzeugt. Wie aber, mein wackrer Günzer. wenn Ihr im Besitze eines wichtigen Geheimnisses, zu dem Ammeister ginget und ihm dasselbe um einen gewissen Preis verriethet?"

Wie wenig kennt Ihr Dominicus Dietrich!" lachte Günzer,er würde mir schlechte» Lohn dafür zahlen, am aller­wenigsten aber den gewünschten. Nein, Obrecht! für ss einfältig dürft Ihr mich nicht halten, es wäre eine Dummheit, die mich selber an's Messer liefern und meinen Durst nach Rache nimmer stillen würde. Ganzes Vertrauen oder keins, das ist mein letztes Wort; nicht Eurer Rache allein ich diene», sondern mit den» Bewußtsein han­deln und den Preis kennen "

Einen Augenblick besann sich Ulrich Obrechl noch, dann blickte er vorsichtig um­her, der neugierige Wirth hatte sich ent­fernt, sie waren gänzlich uubelauscht.

So hört denn, Günzer, aber scdwört mir."

«Ich schwöre nichtsunterbrach ihn dieser rauh,wo ein deutsches Mannes­wort nichts mehr gilt, sind auch Eidschwüre überflüssig, Ihr habt »nein Wort."

Gut, ich bin damit zufrieden. König Ludwig von Frankreich kann das schmähliche Ende meines Vaters nicht ver­gessen. er hat geschworen, das Krämervolk von Straßburg, welches dergleichen gewagt."

O. wozu die närrischen Anfschneide- reien," unterbrach ihn der Stadlschreiber wieder spöttisch,Ludwig der Vierzehnte wird sich den Kukuk um den Tod eines .Straßburger Doktors scheren, wenn dieser auch in seinem Solde gestanden. Bleibt bei der Sache und sagt einfach, wie die­selbe ist, daß der französische König Straß- burg um jede» Preis sein nennen und nun den Verrath nnd die List benützen, sich in den Besitz der deutschen Stadt zu setzten, die ihrer Haut sich so wacker wehrt, daß eine offene Belagerung doch am Ende drüben im Reich die Schlasmützen aufwecken könnte."

Run, meinetwegen, nennen wir es so,"

flüsterte Obrecht ungeduldig,Ihr seit ein seltsamer Mensch und macht unnützes Auf­hebens um ein Wort, das nicht der vielen Rede werth. König Ludivig rechnet nicht ohne Grund auf menen Haß und hat mir eine hohe Summe geboten, um einige zu­verlässige Männer anzuwerben, welche ihn bei der Einnahine der Stadt unterstützen."

(Fortsetzung folgt.)

Berlin. Von einem schrecklichen Schicksal ist ein Bauerssohn aus unserer nächsten Umgebung betroffen morden. Der junge Mann fährt seit Jahren täglich mit der Eisenbahn nach Berlin und wieder zurück. Das letzte Mal vor einigen Tagen ist er indessen nicht in daS Elternhaus zurückgekehrt, befindet sich viel­mehr seit dieser Zeit in einer hiesigen Heilanstalt, da ihn das Unglück getroffen bat, plötzlich auf der Herreise zu erblinden. Der Ausspruch der Aerzte über diesen Fall ist für alle Eisenbahnreisenden von großer Wichtigkeit. Der unglückliche junge Mann hat die kurze Reise stets so gemacht, daß er, um die Zeit zu kürzen, permanent aus dem Coupefenster gesehen hat, und in dieser Angewohnheit erblicken die Aerzte die ein­zige Ursache zu der eingetretenen Erblin­dung. Ueberhaupt soll es nichts Schäd­licheres für die Augen geben, als den durch die rapide Geschwindigkeit der Eisen­bahn eutstehenden Zug.

(Die Nähmaschine vom Stand­punkt der Hygieine aus betrachtet.) Immer mehr und mehr bürgert sich die Nähmaschine, dieses mächtige und nun zu so billigem Preise zu erwerbende Förderungsmittel der Nadelarbeit, mit Recht im Arbeitszimmer unserer emsigen Hausfrauen ein. Was speziell die Fuß- Nähmaschine betrifft, ss ist indeß vorzugs­weise sie vom gesundheitlichen Standpunkt aus nicht ohne vielfache Anfechtung ge­blieben. Nach dem Ausspruch eines Sach­verständigen, der hierüber ein Schriftchen geschrieben, kann nämlich zwar die Näh­maschine von einer gesunden Arbeiterin 34 Stunden des Tags ohne Nachthell, ja ohne besondere Ermüdung benützt werden. Die Krankheiten aber zu welchen die Näh-, bez. insbesondere die Fuß-Nähmaschinen empfänglich machen, sind folgende: I) Ver- dauunqs -- Unregelmäßigkeiten, veranlaßt durch d»e ungesunde Luft im Arbeitsgemach, durch die sitzende Lebensweise und den Mangel der Bewegung im Freien; 2) Muskelschmerzen in den Beinen und im Rumpf durch den anhaltenden Gebrauch einer und derselben Muskelpartie; 3) allge­meine Schwäche nach langer Ueberarbeitung. Außerdem treten ein: 4) Verschlimmerung spezieller Frauenleiden durch die stete Er­schütterung der Beckenorgane; 5) in sel­teneren Fällen Fuß-Neuralgien und Nerven­leiden. Aus gesundheitlichen Gründen wünscht der betr. Sachverständige die Er­setzung der Füße durch eine andere Trieb­kraft, bei besserer Ventilation der Arbeits­räume, zum Mindesten die Anwendung eines besseren Tritts an der Fuß-Näb- maichine. Wir glauben, daß diese Ver­besserung nicht lange ausbleiben wird.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.