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lichen Gewinnern werden die fehlenden Becher nachgesandt werden.
Beim gestrigen Bankett war der erste Redner der Verfasser des Prologs zu dem ersten lebenden Bild, zu „Barbarossa". Herr Prof. Dr. I. G. Fischer brachte einen Toast aus ans die deutsche Idee, deren segensreichen Wirkung er nachwies. Nachdem noch die Erinnerung an die Tage von Wörth und Weißenburg von Herrn Adolph Wio mann gefeiert war, theilte Herr Schützenmeister Fohr mit, daß die Brüder aus Oesterreich mit ihren Fahne» abzuziehen im Begr ff seien.
Jean Nötzli, der Korresp. der Schweiz. Grenzpost über das 5. deutsche Bundes schießen, macht der Feststavt Stuttgart große Lobeserhöhungen. „Vergnügen," schreibt er, „bietet die Feststadt, wie mans nicht besser verlangen kann; poesiedurchweht oder weinüberschwemmt, bildend oder unterhaltend, ganz dem augenblicklichen Stand des Seelentherometers angemessen. Das aufgeräumte Schwabengemüth hascht nach Beidem in gleich seinschmeckerischer Weise und besonders geht die Vorliebe für den Gang durch das Erste zum Zweiten, wobei Herz und Gemüth, Seele und Verstand gleich gut wegkommen. Man braucht sich beim strengen Beobachten dieses Lebens durchaus nicht zu wundern, wenn das kleine Ländchen die gefühlstiefsten und bedeutendsten Männer in den Ruhmestempel der Kunst stellte, „s'hat Alles seine Ursach'" und hier wie dort bleibt der geistige Werth des Menschen stets das getreue Abbild der Verhältnisse, in denen er aufwächsl. . . Tage lang wandert man hier von Platz zu Platz, von Anlage zu Anlage, von Garten zu Garten, und iiiuner tritt der Aufruf auf die Lippe: Wie schön! Sogar das neue Straßennetz trägt die verborgene Absicht der Seelenwärmung; beinahe alle öffnen den Ausblick ins Grüne und das Auge weidet sich daran und die Hüte werden nicht zerquetscht in den engen Häuserreihen. Die Kunst, die herrliche Goitesnatur als Dekoration zu benützen, sollte mehr gelernt werden, das begreift man hier sehr rasch."
Ausland.
In Amerika scheint die Haftpflicht der Eisenbahngesellschatlen für die auf ihren Bahnen verloren gegangenen oder geraubten Dinge doch bedeutend weiter ausgedehnt zu sein, als bei uns. Ein liebebedürfliger Conductcur der Chicago- pnd Northwestern-Bahn küßte eine Dame auf seinem Zuge; die beleidigte Schöne verklagte jedoch die Compagnie und erhielt gm 14. Juli vom Gericht 1000 Dollars als Schadenersatz für den geraubten Kuß zugesprochen.
Miszellen.
Der Ammeister von Straßburg.
Historische Novelle von Emilie Heinrichs. (Fortsetzung).
„Katharina!" rief Armgard mit sanftem Vorwurf, „womit habe ich ein solches Wort verdient?"
„O, Ihr macht mich allesammt noch wahnwitzig," erwiderte Jene mit einem unsäglich düster» Ausdruck, „ich paffe nicht mehr in meines Vaters Haus, das ist mein ganzes Unglück!"
„So möchtest Du fort von uns?" fragte Armgard traurig.
„Was ich möchte? — ich will es Dir sagen, — katholisch möchte ich werden, um den > illen Frieden eines Klosters aufzusuchen."
Die Schwester starrte tödtlich erschreckt in ihr flammendes Auge.
„Du scherzest grausam, ja gotteslästerlich, Katharina ! Ich will das Wort nicht gehört haben, doch sprich es auch nicht weiter aus, es könnte den Vater tödten!"
„Nun so laßt mich Alle in Frieden, was ängstigt sich der Vater um ein Schattenbild , — zumal ich ihm fest erklärt, keines Mannes Weib zu werden? Gesetzt, ich trüge irgend eine geheime Liebe im Herzen, was lummert's Euch, leidet Ihr darunter?"
„O, Schwester! wie soll das enden?" klagte Armgard.
„In einem allgemeinen Verderben!" lächelte Katharina bitter, „was will so kleines Leid bedeuten gegen dos große Eleno, dem wir Alle unrettbar entgehen. Doch warum so grausam sein nnd den Sohn des Vaters Schicksal entgelten lassen?"
„Du meinst damit den Sohn des Ver- räthers Obrecht; — o Katharina, wäre es doch war» sollte Ulrich Obrecht, der vem Vater Rache und Verderben zugeschworen — ?"
„Es giebt auch eine Rache, welche nach den Worten der heiligen Schrift feurige Kohlen auf das Haupt des Feindes sammelt !" unterbrach Katharina sie mit einem seltsamen Lächeln.
Armgard war todtenbleich geworden und schüttelte heftig den Kopf.
„Mir graut vor diesem Menschen!" sprach sie tief athmend, „'ein Blick erinnert mich an den des Basilisken, der auf dem allen Bilde in des Vaters Zimmer sich befindet', ^welche schlimmere Rache könnte er an unserem Hause üben. — als demselben sein schönstes Kleinod rauben?"
„Still, Du bist ein thörichtes Kind," gebot Katharina hart, „Ihr Alle solltet mir Dank wissen, daß ich den Fluch des unschuldig Hingerichteten von unserem Hause wende. — Was blickst Du mich so starr und versteinert an? — Ich wiederhole es, Georg Obrecht starb unschuldig und sein Fluch wird diese Stadt furchtbar treffen im Strafgericht Gottes!"
„Unglückliche!" rief Armgard außer sich, „so weit ist es mit Dir gekommen, daß Du Partei ergreifst für die Verräther und den eigenen Vater schwer beschuldigst? Jener Brief an den französischen Minister — "
„War nicht von ihm, sondern von einem seiner Feinde geschrieben, um ihn zu verderben ," fiel Katharina kalt ein, „oder hältst Du es für wahrscheinlich, daß Georg Qbrechi eimällig genug war, einen solchen wichtigen Brief, der ihn mit sonnenklaren Beweisen dem Henkerbeil überliefern mußte, zu schreiben, geschweige denn ihn zu ver
lieren ? ,!Jch meinestheils bin vom Gegen- theil fest überzeugt."
„So halst Du also den Vater für den Schuldigen?" zitterte es leise von Armgards Lippen.
„Das verhüte Gott, Schwester!" Der Vater war getäuscht und glaubte recht zu handeln."
„Ulrich Obrecht, der Sohn des gerichteten Verräthers, spricht aus Dir," sprach Armgarv traurig, „ihm glaubst Du, Schwester; — ihm, dem zu mißtrauen Du in dieser Sache alle Ursache hättest. O, ist denn alle Liebe zu den Deinen in Dir geschwunden? — Fühlst Du, die stolze Katharina, nicht die Erniedrigung, welche eine solche Liebe Dir bereitet, nicht den Triumph, den jener Mann durch Dich über den Vater erringt. Hast Du all' die Liebe und Zärtlichkeit vergessen, welche unser herrlicher Vater, den selbst der mächtige König von Frankreich fürchtet und ob seiner deutschen unbestechlichen Redlichkeit haßt. Dir immer so überreich bewiesen hat» Du, sein Liebling, das Kleinod seines Herzens?"
„Still, still davon," flüsterte Katharina erschüttert, ich weiß ihm keinen Dank für seine Schwäche. — Spare die Worte," fuhr sie nach einer kleinen Pause stolz fort, „für mich hat diese spießbürgerliche deutsche Redlichkeit keinen Werth. — Schau hinüber nach dem deutschen Reich, ist es ein Glück, dieser zersplitterten Nation anzugehören? Sind die Fürsten und Großen nicht ave schon französisch, schämen sie sich nicht ihrer Sprache und ahmen Alles nach, was aus Frankreich kommt? — Will nicht jeder Fürst einen kleinen Ludwig den Vierzehnten spielen? Kein Jahrzehnt wird vergehen und das halbe deutsche Reich gehört zu Frankreich, für dessen Sprocke, Sitten, Moden und Poesien auch ich schwärme. — Ach, wie sich die kleine Armgard vor solchem kühnen Wort entsetzt!" lachte sie verächtlich auf. „Ich aber sage Dir, Schwester, daß der Vater mit seiner deutschen Redlichkeit und Treue lhöricht gegen sich und sein Haus handelt, daß er sich vergebens gegen die Macht und den Willen des großen Ludwig stemmt und Straßourg wie das übrige Elsaß über Nacht französisch wird. Würde der Vater dies vernünftig erwägen, dann wäre ihm der königliche Dank gewiß und unsere Familie der höchsten Ehre theilhofkig."
Sie schwieg jetzt und blickte die Schwester herausfordernd an.
(Fortsetzung folgt.)
Geographische Räthsel für die Jugend.
1 .
Eine bedeutende Stadt in Spanien, die 3 ersten Zeichen hinweg — ein Nebenfluß der Donau im östlichen Europa.
2 .
Zweisilbig. Vorwärts gelesen ein kleines Insekt, rückwärts gelesen eine Stadt in de» Niederlanden, durch ibre Käse berühmt.
3.
Die erste Silbe drückt den Namen eines Buchstaben ans, die zweite und dritte .sind ein bekanntes Umstandswort des Orts; >daS Ganze eine Residenstadt in Asien.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meehln Neuenbürg.