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Württemdcrg.

In theiliveiffr Abänderung der Vor-- schritten zu Z. II Ziff. 2 und zu ß. 14 Ziff. 5 und 6 dcr seit 1. Juni 1874 gellenden wnrtt. Spezialbestinimungen zum deutschen BeiriebSreglement snr die Be- sördernng von Personen rc. bringen nur biit höherer Genehmigung zur allgemeinen Kennluiß, daß fernerhin Reisende, die in Schnell^ (Kurier- oder Eil-) Zügen mit, für diese ZugSgattnng, oder die betreffende Wagenklusse ungenügenden Fahrkarlen be­troffen nnrden, die dreifache Taxe des Zuschlags bezw. Er.,üuznngsbillets, minde­stens alur den Benag von 50 -H zu ent­richten haben.

Die Strecke, für welche diese Nach­zahlung zu leisten ist, bestimmt sich nach den in ß. 14 Ziff. 5 und 6 der ermähn­ten Spezialbestimmungen gegebenen Vor­schriften.

Dabei wird darauf an'merksam gemacht, daß die Lösung von ZuschlugSbikleten be­hufs der Benützung von Fahrkarten für gewöhnliche Persouenzüge in Schnellzügen nicht allein auf den Schncllzugsanhalte- stariouen, sondern auch schon auf einer größeren Anzahl von Stationen der Seiten- badnen für die frequenteren Strecken der Schnellzüge erfolgen kann.

Stuttgart, 26. Juli. Der deutsche Kronprinz wird erst bis 30. August zur Jnspicirurig des württembergischen Armee­corps hieher komiuen und nicht bis 30. Juli, wie es anfangs berichtet worden war. Die Hieherkunst der- Königs zum Schützen­fest ist vorläufig auf Donnerstag, den 4. August, bestimmt, doch kann darin noch eine Aenderuilg eintreten.

Stuttgart, 30. Juli. Die ersten Festgäste zum V. deutschen Buudesschießen treffen heute um I Uhr 25. Min. hier­ein. Es sind 4 Repräsentanten der Schützen- gefellichait von Baltimore, die von Hrn. W. Wiedkmann, dem Vorstand des Empfangs jomilvs, werden begrüßt werden. Schon von heute Rächt an wird das Empfangs- komitö seine Thätigkeit beginnen.

Stuttgart. DasN. Tagbl." bringt eine Warnung und Belehrung vor Gaunern, Glücksspielern. (ssven. Bauern- jangeru» Tafcheudieben, Dirnen und ihren Begleitern den geführt, sogeu. Louis, welche voraussichtlich zum Schützenfest aus allen H wmelsgegenden sich einsinden werden und den Fremden leicht gefährlich werden können.

Stuttgart. Ein Beweis, wie för­derlich die feuchlwarme Witterung dieses Sommers der Vegetation war, ist der Umstand, datz feit einigen Tagen auch außerhalb unserer Südfrüchtehandlungen, wo sie längst zu haben sind aus dem hiesigen Markte und bei sog. Händlern bereits reife Trauben feilgeboten werden. - - Mit dem Umschlag des Windes und. des steigenden Barometers steigen die gefunkenen Hoffnungen auf einen guten Ertrag an Korn-, Obst und Wein. Gott «ende noch Alles z.um Besten.

Hei-lbronn, LL Juli, Im-Kaufe dieser Woche wird die definitive lieber rahme des Wasserwerks durch die Stadt-!

gemeinde unter Leitung des Herr» Ober­bauraths v. Ehmaiin stattfindeil.

Wildbad. Die Frequenz beziffert sich bis zum 28. auf 5375 Personen. Auf Donnerstag wollen die größer» Hotelbesitzer Klumpp, Bellevue und Badhotel wieder eineFloßpartie" veranstalten, die in Höfe» landen soll und wie ihre Vorgängerinnen durch zahlreiche Bethciligung zu einer solennen sich entwickeln wird. Man sieht, wie man hier bemüht ist, den Fremden i» verschiedenen Nuancen noble Unterhaltung zu bielen.

DerSchw. Merk." schreibt von Lie- benzell, 28. Juli. Nach vielen trost­losen Regentagen leuchtete der blaue Him­mel auch über unser liebliches Thal »nd mit den sonnigen Tagen kommen die sehn­lich erwarteten B a d g ä st e, zu deren Aufnahme sich die sehr erweiterten Bad­hotel, sowie Prioathäuser vorbereitet haben. Gegen früher hat die Phristgnomie des hies. Badoites auch in so fern gewonnen, als die Herren nicht mehr ephemere Er­scheinungen sind, sondern ganze Familien hier Sommerfrische genießen. Am untern Bad nimmt sogleich ein schattiger Park und anschließender Wald den Wanderer auf und bleibt ihm bis auf das Kaffeehaus treu, wo die Aussicht auf eine prächtige Gebirgslandschaft jeden Nachmittag eine auserlesene Gesellschaft anzieht. Die zahl, reichen Schluchten bilden eben so viele ivteressante Spaziergänge, welche schattige Pfade auf die Höhen bilden, deren Erstei­gung stets mit ausgezeichneten Aussichten lohnen. Hiebei ist besonders die Thättg- keit des kunstsinnigen Revierförsters Heigelin anzuerkennen, welche sich durch treffliche Wege und zahlreiche Ruheplätze dem Wanderer angenehm bemerklich macht.

Miszellen.

Der Ummeister von Straßburg.

Historische Novelle von Emilie Heinrichs.

(Fortsetzung).

Es ist fürchterlich, mir sind also ganz von der übrigen Wett abgeschieden und der Willkür eines frechen Feindes schonungs­los preis egeben. O Deutschland!. Deutsch­land! klage dich selber an, wenn veine Herrlichkeit in Trümmer sinkt, wir thnn sicherlich mehr als unsere Pflicht, in der Geduld und in treuem Aushalten, um bei Dir bleiben zu können, bei Dir, der un­dankbaren Stiefmutler!"

Der wackre deutsche Mann verhüllte sich das Gesicht und saß einige Minuten regungslos im tiefsten Schmerz versunken.

Dann ließ er langsam die Hände sin­ken und fuhr mit wieder gewonnener Fas­sung fori rEs war ein Jahr später, Anno 1673, als der König von Frankreich die Sladt Colmar, deren Privilegien er bis jetzt noch geschont hatte, plötzlich mit 5000 Mann überfallen ließ. Die Ueberraschnng -lüchiule jeden Widerstand, Niemand hatte sich dessen im volle« Frieden versehen. Die Bürger wurden entwaffnet, die Posten an den Thoren und ans den Wällen mit Franzosen besetzt, alles Geschütz, Kriegs- mnnition uud Mnndvorrath der Stadt

nach Breisach gebracht. Die armen Bürger mußten froh sein, einer allgemeinen Plünde­rung zu entgehen und die Räuber zu sechs bis zehn Mann zu beherbergen.

Ja, sie mußten ruhig Zusehen, wie dieselben ihre Kanonen, neunzig an der Zahl, wegführteu, ibre Thore sprengten, die Walle »iedcrrissen und die Gräben aussüllten. Colmar ist eine wehrlose Stadt in ein Dorf verwandelt."

Adrian sprang a»f und durchmaß mit hastigen Schritten das Zimmer.

Fluch diesen Räubern !" murmelte er, die Hände im ohnmächtigen Grimm ballend, und Fluch doch nein," setzte er laut in tiefer Wehmuth hinzu,der Mutter flucht man mau nicht, selbst wenn sie Ehre und Pflicht vergißt und ihr eigen Kind schmachvoll verläßt! Fahrt in Eurer Erzählung fort, Herr Ammeister, ich möchte ei» ganzes Bild dieses unglücklichen Landes haben und Ihr schildert zum Entsetzen lebendig, Herr Dvminiens!"

Wie kann ich die grausame Wirklich­keit mit all' ihrem Elend lebendig schildern, wie Dir ein volles Bild unseres unglück­lichen Landes geben, mein Sohn? Ist es doch allen Reichsstädten dcS Elsaß außer Mühlhausen und Slraßburg, die bis jetzt noch erfolgreichen Widerstand geleistet, so ergangen wie Colmar. Gehe hin nach Weißenbnrg und Hagenau, dort laß Dir erzählen, wie vor vier Jahren die Fran­zosen unter einem Unmenschen, Namens Labrosse, dort gehaust haben. Er hat die beiden blühenden Städte rein ausplündern und dann an allen Ecken anzünden lassen. Auf dem Sulzer-Wörth hat er den armen Bauern ihre wenige noch gerettete Habe vollends geraubt, viele ermordet, ihre Hüt­ten verbrannt und nicht einmal geduldet, daß die unschuldigen Kindlein aus den Flammen gerettet wurden. Mir erzählte es ein Bürger Hageuau'S, daß er selber mit angchört, wie dieses Ungeheuer, dieser Lalnoffe, gesagt:Es könne ihm nichts so großes Vergnügen machen, als das Prasseln der Flammen und das Gerassel emstürzender Häuser und Gebäude."

Es wäre mir lieb, diesem Franzosen einmal zu begegnen," sagte Adrian mit dumpfer Stimme.

Gottes Gericht ereilte ihn noch im selben Jahre er wurde bei St. Leon­hardt mit fünf Schüssen getödtet. Und so hoffe ich auch, wird es früher oder später alle diese wälschen Räuber ereilen und sie züchtigen für alle Sünden, die sie an der Menschheit schon begangen doch sollte» wir urttergehen, sollte auch Straßbnrg das Schicksal der elsäßischen Schwesterstädte theilen müssen, so mögen unsere Nachkom­men es dereinst lesen, wie tapfer wir um unsere deutsche Freiheit gekämpft und den Math daraus schöpfen, trotz der wälschen Ketten deutsch zu bleiben und- die Hoffnung sestzuhalten. noch einst wieder mit der Mutter vereinigt zu werden, denn nicht möchte ich den Gedanken mit in's Gral» nehmen, daß.Straßöurg,, die uralte deutsche Staat, dereist so serwälscht würde, daß ihr ehrliches deutsches Antlitz nicht mehr zu erkennen wäre."

(Fortsetzung folgt.)

LedaktiE, Druck und Verlag, von Jpk. Mreh in Neuenbürg,