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Inspektionen im hiesigen Bezirk bildete, nahm Herr Oberamtmann Anlaß zu weiterem gegenseitigen Meinungs Austausch mit dem Herrn Inspektor, die fach- und sachkundigen Erörterungen resnmirend, was für die bezügl. Einrichtungen im Bezirk von ersprießlichen Folgen zu werden verspricht. Dieser erfreulichen Aussicht gab deßhalb auch einer der HH. Werkbesitzer in allgemeinen und be'ondern Dankesworten gebührenden Ausdruck. — Wer die Größe des Eapitals. Wohl und Wehe des Einzelnen wie des Ganzen ins Auge faßt, welche in Unglückssällen dem Schutze der Feuerwehren anveriraul sind, der wird den Werth solcher Inspektionen, die in erster Linie oie Bcrathung der Gemeinden z»m Zwecke, sodann aus Erfahrungen und systematische Behandlung gegründete Belehrung im Gefolge haben, nicht unterschätzen.
W ildbad. Das Befinden des Prinzen von Oldenburg, scheint eiiieWeutung zum Besseren genommen zu haben. — Die Frequenz unseres Kurortes ist bis heute 3842 Personen.
Stuttgart, 9. Juli. Gestern um die Mittagsstunde erhoben sich schwere Gewitter aus Westen und Norden. Die Markung Stuttgart scheint verhällnißmäßig wenig betroffen worden zu sein. Je medr man sich aber Cannstatt näherte, um so deutlicher wurden die Spuren des Hagelwetters. Die K. Wiihelma hat dem Vernehmen nach eine» erheblichen Schaden zu beklagen; der Schaden an eingeschlagenen Oberlichtern, an zerbrochener Bedachung der Gewächshäuser soll auf 1000 si. angerschlagen werden. Auch viele und seltene Pflanzen wurden zu Grunde gerichtet.
Calw, 9. Juli. Auch unsere Gegend sollte nicht frei ausgchen bei der allgemeinen Gewitterkalamität. Gestern Vor- msttag sammelten sich am nördlichen Horizont schwere Gewitterwolken an. Bon 10 Uhr an iviithete in Ernstmühl und Hirsau ein furchtbares Gewitter mit Hagel, welcher Alles zusammenschlug, was auf Wiesen und Feldern stand. In Ernstmühl ergoß sich -uff beiden Seiten der Berge ein Wolkenbruch, welcher fürchterliche Verheerungen anrichtete. Aus der rechten Nagoldseite ergoß sich der Strom aus einer engen und tiefen Schlucht, führte die größten Felsen und Steine, sowie ausgerissene Baumstämme mit und beschädigte 3 Häuser in der Art, daß ein Theil derselben weggerissen wurde und die Bewohner mit knapper Noth sich und ihr Vieh reiten konnten. Einem anderen neugebauten Hause wurden vom Strome die Grundmauern wcggerisscn und durch Felsen und Steine ersetzt, aus dem Keller wurden volle Weinfässer weggeschwcmmt. Die schönsten Wiesen sind ein Stein- und Schlammplatz geworden. Aus dem linke» Nagoldufer riß ebenfalls ein vom Berg herabkommender Strom eine Masse Steine mit, welche jetzt in großen Hausen aus der vom Wasser verwählten und verlöcherien Chaussee herumliegen, so daß die Passage für Fuhrwerke vollständig gesperrt ist. Dazu kam noch, daß auch der Bahnbetrieb gestört war; unterhalb Ernstmnhl ergoß sich durch eine Schlucht eeutall? ein Berastrom. der Bäume und
Felsen mitführte und die Bahn mit Schutt überdeckte, so daß der um 11'/» Uhr von hier nach Pforzheim gehende Zug in Hirsau wieder umkehren mußte. Doch konnte gestern Abend die Verbindung wieder ausgenommen werden. Der daselbst stationirte Bahnwärter beging in Folge des starken Regens seine Bahnlinie, und fand bei seiner Rückkunft sein HauS »litten in den Fluthen, Weib und Kinder händeringend am Fenster um Hülfe rufend, und nur mit größter Lebensgefahr gelang es ihm, sie zu retten. Bei Hirsau wurden ganze Wiesen und Aecker den Verg herabgeschwemmt und liegen jetzt im Thale, wo sie natürlich auch wieder Schabe» verursacht baden. Auch in Liebenzcll verschiedener Schaden und auf dem Lntzcnhardter Hof auf der Hochebene oberhalb Ernstmühl die Ernte verhagelt.
Conweiler, 10. Juli. Auch die hiesige Gemeinde wurde letzten Donnerstag den 8 . Bk. Mittags von einem starken Hagclschlag betroffen. Der Schaden des Ernteausfulls läßt sich bis heule noch nicht genau ermitteln,, jedoch kann wenigstens 2/3 als Verlust geschätzt werde». Der Verlust an Kern- und Steinobst beträgt wenigstens 3000 Siiuri.
Unsere MittHeilung über das Gewitter in Gru.nbach in Nr. 81 d. Blattes wird uns dahin berichtigt, daß bei dem todt Gefundenen der Tod nicht durch Blitzschlag, sondern in Folge eines Herz- schlags cingetreten sei.
eusaz, am 8 . Juli, Nachmittags 'zwischen 2—3 Uhr siel ein schweres Hagelgewitter über die hiesige Gemeinde das die heurige Ernte, welche in schönster Pracht dagestanden ist, zu "tttheil vernichtete. Eisstücke fielen in der Größe wie Hühnereier und unsere im schönsten Flor prangenden Felder sind in einer halben Stunde in wüster Land verwandelt, und wir in ein trauriges Schicksal versetzt worden. Der Herr behüte uns fernerhin vor solchem Ungewitter.
Tischardt. Ein Kirschenbaum'oes Philipp Lutz dahier lieferte beim Ablesen seiner Frucht 900 Pfund Kirschen. Es dürfte dies den Beweis liefern, wie reich der Kirschensegen immerhin noch im Neuf- fencr Thale trotz des theilweisen Ausfalles ist.
Schweiz.
Genf, 8 . Jnli. In der letzten Nacht wüthete ein furchtbarer Orkan über den ganzen Kanton Geui und Savoyen. Die Feld- und Garteufriichle sind durch den Hagel, von welchem das Unwetter begleitet war, überall zerstört. In der Stadt sind über 10,000 Fensterscheiben zertrümmert.
(S. M.)
Miszellen.
Die Rache des Sandbläsers.
(Fortsetzung.)
Jobn Brown, der Sanvbläser wüthete — soweit die ruhige Natur des Insulaners das Wüthen zuließ — als Eliza ihm ihre Schande entdeckte und gleichzeitig dem Vater jammernd klagte, daß ihr Führer sie schändlich verlassen. Sie umklamerte die Knie'
des Vaters, ihn in den Tönen des Elendes und der Zerknirschung um Verzeihung bittend — der Vater hob die geballten Hände gen Himmel, dem Verräther seines einzigen Kindes, seiner angebetelen Eliza, dem Ebenbilds seiner leider zu früh dahin- geschiedenen Gattin , schreckliche Rache schwörend. Während er nach der einen Seite hin verzieh, schwor er nach der andern grausame Rache, während die Tochter seine Füße mit Thränen des Jammers netzte. — Es war ein schauerliches Bild!
Victor hatte in einer zärtlichen Stunde seiner angebeteten Eliza einst seine Photographie geschenkt. Aus der Rückseite des Bildes stand der Name des Photographen deutlich zu lesen. John Brown halte einen Anhaltspunkt, den Frevler an seinem Familieuglück zu entdecken. Und er entdeckte ihn!!
Der Photograph war indiskret genug, aus Eitelkeit den Namen seines vornehmen Clienten zu verralhen. Jetzt ging John Brown daran, sein Vorhaben nach und nach ins Werk zu setzen, um seine Rache die er geschworen, aus das Gräßlichste zu vollenden.
Zunächst ließ er Eliza «ine« Brief an Victor schreiben, in dem sie ihn dat, noch einmal zu ihr zu kommen, da sie nach England abzureisen gedächte, vor der Abreise ihn aber zum letzten Male sprechen wolle. Würde er nicht komme», so schloß der Brief, so würde sie sich vor seiner Thüre das Leben nehmen.
Victor, der im Begriff stand, sich mit einer der reichsten Erbinnen zu verloben, die eine wöchentliche Rente von 300,000 Francs Einkommen hatte, suchte jeden Eclat zu vermeide» und schrieb wieder, daß er kommen werde.
Jotm Brown lächelte satanisch, als seine Tochter ihm diesen Brief übergab. Er ließ die Sandblasemaschine in seine Pohüuiig schaffen, füllte sie jedoch statt des Sandes mit dem scharfen Pulver von zerstoßenen unechten Granaten. Durch eins leicht drehbare Kurbel konnte der Luftzug hervorgebracht werden, welcher den scharfen Staub mitHestigkeit derartherausschleuderte, daß er selbst den härtesten Stahl anzu- greifcn vermochte. Eine Binde aus Gummi, in welche das Wort „traitre" eingeschnitlm war, lag neben der Maschine.
John Brown und einige handfeste Freunde v/rbargen sich im Nebenzimmer um die Stunde, zu welcher Victor seine Ankunft gemeldet. Victor kam.
Eliza empfing ihn mit bebender Stimme und zitternden Händen. Ehe jedoch Victor einige Worte an die von ihm Betrogene richten konnte, trat John Brown mit seinen Freunden in das Gemach.
„Ist das Dein Verführerrief er mit einer schrecklichen Stimme.
„Er ist es," antwortete Eliza.
Kaum war dies Wort gesprochen, als Victor sich überwältigt fühlte. Eine Binde deckle seine Augen, ein Knebel verhinderte ihn am Rufen nach Hülse.
(Schluß folgt.)
Mit einer Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. M ech in Neuenbürg.