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Die nach dem Erlaß des K. OberamIS vom 27. Mai, Enzthäler Nro. 63 erfor­derlichen

Formulare

sind in Kurzem zu haben bei

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Kronik.

Deutschland.

Aus der Provinz Nassau den 36. Mai. Bestem Vernebmen nach wird S. M. der König von Württemberg am 3. Juni zum Besuch des Kaisers von Rußland in Ems eintreffen. Ebenso verlautet, daß I. M. die Königin Olga zur Badekur dahin kommen werde.

Einem Privatbriefe des Hrn. v. Bändel, des an seiner Kolossalarbeit ergrauten Schöpfers des Her m a n n-D enkmals entnimmt die B.B.-Z. nachfolgende inte­ressante Stelle:Am 1. Mai, Samstag Nachmittags, ist das Schwert in Armins Faust eingelassen worden. Dieb ist eine sehr gefahrvolle und schwierige Arbeit gewesen; ich konnte nicht oben aus dem das Denkmal umgebenden Holzgerüste bei meinen Arbeitern sein des zu engen Raumes wegen; unten im Walde liegend, mußte ich die Arbeiten anordnen und' die Ausführung als unthä- thiger Zuschauer überwachen. Die Leute denen man sonst immer das Mitreden verbieten muß, wirthschaflcten diesmal ganz stille; endlich aber jubelten sie laut: das Schwert stand fest, und nun sangen sechs Männer da oben: Nun danket alle Gott! Meine Sorge war abgeschüttelt und ich dankte bewegten Herzens dem Allmächtigen, der das kühne Werk so gut gelingen ließ. Die Ausrichtung des Schwertes währte vom Freitag Mittag bis Samstag Mittag. Das Schwert wiegt llOO Pfund."

Württemberg.

Heilbronn, 28. Mai. In der heutigen Gemeinderathssitzunq wurden die Stellen der städtischen Straßen- und Wasserwerks-Beamten besetzt; in Bezug aus die Zuführung der Wasserleitung in die Privathäuser wurde schon früher be­stimmt, daß die Hauseigenthümer einen Theil der Kosten für die Abzweigung von der Straße bis ins Haus zu tragen hätte.

Ab 1 sgmünd, 25. Mai. Durch den Untergang desSchiller" hat eine Familie in hiesiger Gemeinde (Jlg in Leinrodcn) eine Tochter mit ihren 2 Kindern und einen Sohn verloren.

Weinsberg den 28. Mai. Vor­gestern ließ sich ein junger Mensch von Löwenstein von einem Quacksalber in Saldbach ein Gewächs am Hals weg- schneiden; die Operation fiel aber so un glücklich aus, daß der Patient nach weni­gen Stunden in Folge eingetrelener Verblutung starb. Untersuchung gegen denHerrn Doktor" ist bereits eingelettel. Der Stand unserer Weinberge ist prächtig, eine Menge Trauben sind an jedem Stocke zu finden, dagegen verspre­che» die Obstbäume bei uns einen geringen Ertrag, während die Saatfelder zu den schönsten Hoffnungen berechtigen.

Reutlingen den 28. Mai. Unsere Tri n km asserfrage geht nun rasch ihrer definitiven Erledigung entgegen. Am letzten Dienstag war Herr Oberbaurath v. Ehmaun hier und wurde in gemein­schaftlicher Sitzung beider bürgerlichen Kollegien der Beschluß gefaßt: das längst vorgelegte Projekt des Herrn Oberbauraths zur Ausführung zu bringen. Vorerst handelt es sich uni zweckmäßige Fassung unserer reichen Quellen aus der Brunnen- wieie und der Legung eines ausgedehnten Netzes von Brunuenteicheln durch die ganze Stadt. Die Ausführung des eisernen Brunnenteichelnetzes ist mit einem Kosten­aufwand von 70,100 fl. in Rechnung ge­nommen und wurde die Lieferung und Legung desselben den Herren Gebrüder Bencktser in Pforzheim übertragen, deren Offert billiger war, als das zweier würtemd. Geschäfte, wovon eines um 1300 fl., das andere um 4000 fl. höher sich stellte, als das der Herren Benckiser.

Miszellen.

Me kleine Schwarze.

Soldaten-Humvreske von A. v. Winterfeld.

(Fortsetzung.)

Endlich, als die Bowle ausgetrunken war und die Gäste schon alle dicke Köpfe hatten, machte der Apotheker mit seinen Damen den Anfang zum Aufbruch, und die Anderen benutzten diese günstige Ge­legenheit und folgten ihrem Beispiel.

Siehst Du wohl, Auguste!" sagte der Oberst triumphirend zu seiner Frau, als Alle fort waren.

Wie meinst Du, Philippchen?"

War die Idee nicht ganz gut?"

Der Thee war nicht gut? Aber, Alterchen, es hat ja gar keinen gegeben. Ich glaube beinahe. Du hast einen kleinen Schwipps . . wegen des Glückes, das unsere. . . ."

Was für ein Glück denn!" fragten die vier Mädchen, neugierig hinzutretend.

Ach! was geht das Euch an!" ent­gegnet« die Mama, einen barschen Ton fingirend. Dann konnte sie aber doch die plötzlich wieder auflodernde Freude nicht unterdrücken und gab ihrer Johanna wie­derum einen langen, herzlichen Kuß.

, Tie anderen Schwestern machten oer, wunderte Gesichter.

Gehl zu Bett, Kinder; geht zu Bett!" mahnte die Mutter aus Furcht, sich zu vcrralhen; Alles zu wissen macht Kopf­schmerzen . . . morgen ist auch noch ein Tag . . . Leontine, sage der Hanne, daß sie Kuchen zum Kaffee holt!"

Die München standen noch immer durch die Neugier wie gebannt.

Escadron . . . kehrt!" commandirte der Oberst.

Die vier Töchter machten die Wendung, daß die Röcke nur so flogen.

Rirechts ... um! Vorwärts . . . marsch! Die Tete halb rechts . . . marsch! die Matbilde hat wieder falschen Tritt. Donnerwetter!"

Gieb mir 'n Kuß, Alte!" sagte der Oberst, als die Mädchen abmarschirt waren.

Wie meinst Du, Philippchen?"

Einen Kuß sollst Du mir geben!"

Ja! Nun wollen wir recht vergnügt leben!"

Und dann sprang sie, obgleich sie falsch verstanden, dennoch das Nichtige beabsichti­gend, ihrem Galten mit der Stirn gegen die Nase, daß diesem die Hellen Feuerfunken aus den Augen sprühten.

Gott, der alte, gute Mann weint", sagt sie, ebenfalls gerührt, als sie ihm in's Anblitz blickte.Komm. Philipp, ich muß Dir noch einen Kuß geben!"

Nein, nein, laß nur gut sein! ent- gegneie dieser, sie mit einer Hand ad- wehrend und mit der anderen die schmer­zende Na'e befühlend;gute Nacht; schlafe wohl!"

Gute Nacht, gute Nacht, einziger alter Mensch!"

Tann nickten beide noch einander zu und begaben sich ein Jegliches in sein Kämmerlein.

Am nächsten Morgen war die Mama ganz ungewöhnlich früh auf den Beinen und begab sich gegen ihre Gewohnheit in das Schlafzimmer der Töchter, die in Folge der gestrigen Anstrengung noch alle vier im sanften Schlummer lagen.

Die Mutter betrachtete sie mit innigstem Wohlgefallen; am Längsten und am Lieblichsten verweilten ihre Blicke aber auf Johanna, deren Haupt sanft auf die Seite geneigt war, und deren langes, schwarzes Haar über das weiße Kissen bis auf die Brust herabströmte.

Die Frau Obristin schlich sich behutsam näher, beugte sich zu dem schlafenden Kinde nieder und hauchte einen leisen Kuß auf die halbgeöffneten rosigen Lippen.

Diese erwiederle den Kuß und dann murmelte das träumende Mädchen, indem sich ein seliges Lächeln über ihre Züge stahl.

O, Du lieber, lieber.

Die Mutter halte die Worte nicht vernommen, aber ihre Augen hatten sie von den Lippen gelesen, und sie waren ihr direkt ins Herz gegangen, das vor Freude laut zu klopfen begann.

(Fortsetzung folgt.)