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Stuttgart, 15. Jan. Es ist hier ein Bazar in der Bildung begriffen, mit welchem später eine Lotterie verbunden werden soll und welche dazu bestimmt ist mehreren wohlthätigen Anstalten, die theils neu gegründet, theils erweitert werden sollen, die nöthigen '.Gründungsmittel zu schaffen. Die erste hiebei ins Auge ge­faßte Anstalt ist ein Bruderhaus nach dem Vorbild der im Rauhen Hause bei Ham­burg bestehenden Anstalt zur Heranbildung für Arbeiter im Dienste der inneren Mis­sion. Wer weiß, wie schwer es hetuzutage fällt, Hausväter an Rettungsaustallen, Aufseher nnd Diaconen für Krankenhäuser, Gefängnisse und Strafanstalten, gebildete Colporteure und Stadtmissionare zu finden, wird das Anftauchen des Gedankens an eine solche Bildungsanstalt als sehr zeit­gemäß und höchst wichtig begrüßen.

Maulbronn, 17. Jan. Die Zög­linge des Seminars wurden auf kurze Zeit in die Heimath entlassen, weil ein bösar­tiges Scharlachfieber den Tod eines der­selben herbeigeführt hat. Sehr wün- schenswerlh ist, daß die Telegraphenleitung von dem 3 Kilometer entfernten Bahnhofe bald hieher geführt werde; die Gemeinde­behörden haben schon vor Monaten ihre Bereitwilligkeit erklärt, einen angemessenen Beitrag zu leisten. (S. M.)

F r e u d e n st a d t, 14. Januar. Es ist in Folge der angestellten polizeilichen Nachforschungen ermittelt, daß ein neun­jähriger Knabe den vorgestrigen Brand dadurch veranlaßt hat, daß er Morgens vor Tag, um Holz zum Einheizen zu ho­len, ein bloßes Licht einem mit Holz und Stroh gefüllten Schopf nahm, beim Hi­nausgehen das Licht stehen ließ und die­ses die umhergelegenen brennbaren Stoffe entzündete.

Ausland.

Paris, 17. Jan. Der Agence Havas wird aus Bayonne von heute gemeldet: Die Gerüchte von der Ausschif­fung deutscher Marinetruppen bei Zarauz sind bis zetzt noch unbe­stätigt.

Miszellen.

in dem dunkelsten Winkel der Halle waren die einzigen vorhandenen Gcräthschaften. Es war einer jener Orte, in welchem man seine Blicke instinktmäßig nicht zurückmen- det und wo der Ton der eigenen Fuß­tritte dumpf und furchterregend klingt. Andrea und seine Tochter hörten die schwere Thür hinter ihnen schließen, und waren allein. Das kleine Mädchen führte ihren Vater zu der Bank neben dem Kamin und setzte sich alsdann zu seinen Füßen, ihre Hände fest mit den seinigen vereinend. Das hellleuchtende Feuer und ihres Va­ters Antlitz waren die einzigen Punkte, welche sie ins Auge zu fassen wagte, denn selbst die Schatten, welche die Flammen an die Decke warfen, ließen sie zuweilen ängstlich zusammenschrecken. Gertrud war an den Kerker gewöhnt, denn sie hatte den Vater seit seiner Gesangennehmung nicht verlassen, ausgenommen wenn sie des Abends nach Hause gebracht wurde, um jedoch den andern Morgen wiederzukehren dieser Ort war aber schrecklicher noch als das Gefäugniß.

Andrea hatte jede Hoffnung, seine Un­schuld bewiesen zu scheu, ausgegeben. Wirk­licher Schmerz und Kummer waren seinem Leben so lange ferne geblieben, daß die ersten schweren Schläge des Schicksals ihn vollständig überwältigten. Sein einziger Wunsch war nun, den kurzen Rest seines Daseins der Ausführung eines Denkmals seines Talents zu widmen, damit dereinst, wenn die Zeit den Makel von seinem Na­men genommen haben würde, seine Kinder keine Ursache hätten, für ihren Vater zu erröthen. So kehrte er denn zu der ihm so theuren Beschäftigung zurück. Für eine Zeit lang erweckte dieselbe beinahe freu­dige Empfindungen in ihm; sein Schritt wurde leichter und seine Züge verloren etwas von ihrem schwermühigcu Ausdruck. Fast schien es, als vermöchte er seinen Kummer, seinen entehrten Namen und seine Verurtheilung in der Ausübung seiner geliebten Kunst zu vergessen. Manchmal unterbrach er seine Arbeit, um die herr­lichen Gestalten zu betrachten, welche un­ter seiner Hand Leben gewannen, wobei er leise zu sich selbst sprach:Wer möchte noch glauben, daß ein solches Werk aus der Hand eines Mörders hervorgegangen? daß die Phantasie, in welcher solch hehre. Schönheit lebt, einen Mord ersinnen konnte?"

Das kummervolle Gemüth des schwer­geprüften Mannes begann allmälig den besänftigenden Einfluß seiner Kunst zu

empfinden. Anmuihige Gestalten, die Ge­schöpfe seines nnermüdeten Fleißes, belebten sein düsteres Gefäugniß, und unter ihnen bewegte sich Gertrud gleich einem freund­lichen Geiste. Nur sie nährten noch die schwache Hoffnung und die Liebe seines Daseins.

Endlich nahte sich das Werk des Mei­sters seiner Vollendung. Mit derselben schwand aber auch die Begeisterung, welche ihn ausrecht erhalten hatte, und des Künst­lers Seele sank kraftlos zusammen. Er legte die letzte Hand an sein schönes Werk - mehr, das war er sich bewußt, konnte er nicht thun dann setzte er sich nie­der und überließ sich einem betäubenden Gefühl von Schmerz und Verzweiflung. Gertrud schmiegte sich zärtlich an ihn, er hatte jedoch kein freundliches Wort, keine Umarmung für sie.

Vater, liebster Vater, bist Du müde? Du bist doch nicht böse aus dein Töchter- chen?" Und das Kind stellte sich auf die Zehen, indeni es sich bemühte, des Vaters Hände von seinem Antlitz zu entfernen.

Andrea schien es kaum zu bemerken; er rührte sich nicht und fuhr fort, von Zeit zu Zeit mit leiser Stimme die Worte zu wiederholen:Meine Aufgabe ist ge­löst ich habe keine Hoffnung nun laßt mich sterben!"

Das erschrockene Kind, welches mau bisher in Unwissenheit über ihres Vaters Urtheil gelassen hatte, begann zu weinen aber auch ihre Thränen blieben unbeachtet.

(Forts, folgt.)

Charade.

Auf dem Kopf der Ersten Seh ich hinab in's Thal,

Ich seh zu meinen Füßen Der Mädchen viel zumal,

Sie scherzen und sie kosen Kommt ihnen das Zweite nah. Doch ach was sind die losen Sind schon versehen? ja!

Rathe was ich meine Was ist das Ganze hör?

Es ist doch einzig und alleine Gebildet zu Schutz und Wehr?

Orostor.

Anzeigen für den Knzthäler vermitteln: in Pforzheim: Hr. Htto Ziiecker; in Wildöad: Hr. ß. Schovcrt.

Der Bildschnitzer von Brügge.

Uebersicht über den Verkehr aus dem Calwer Fruchtmarkt

Nach dem Englischen von v. ^V. (Fortsetzung.)

im Jahr

Gemickit.

e I87L.

Erlös.

Jahresmittelpreis.

ES war ein großes, düsteres Gemach,

Kernen

Ctr.

Ps-

fl.

kr.

fl.

kr.

von außen spärlich beleuchtet, daß selbst

3813

74

28,260

43

7

24

um Mittag die hintersten Räume in Nacht

Waizen

10

87

71

45

6

28

gehüllt schienen. Ein ungeheures Kamin,

Dinkel

7664

73

39,217

12

5

auf welchem einige Reisigbüschel brannten,

Haber

5210

56

26,679

54

5

7

war der einzige Lichtpunkt, und selbst die

Gerste

109

79

779

36

7

10

von demselben ausgehende Helle und Wärme

Gemasch

85

571

6

42

erstreckte sich nicht über die unmittelbare

Bohnen

165

74

901

26

5

24

Nähe des Feuers. Ein kleiner Tisch in

Wicken

65

46

278

4

16

der Mitte, eine Bank und ein Strohlager

Summe

17,125

89

96,759

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.