Die einheimischen ininer-üischeil Brennstoffe, ihre Herkunft und ihre Zukunft!
(Fortsetzung.)
Fragen mir zunächst nach der Herkunft dieser Stoffe. Tie brenndaren Schiefer Württembergs gehören der unteren Abthei- lung der Jurascbichtenreihe, dem nach der vorherrschenden schwärzlichen Schieferfarbe sogenannten schwarzen Zura oder dem Lias an. Dwser ist eigentlich durch und durch mit brennbarem Stoffe, sog. Bitumen getränkt, jedoch besonders reichlich in gewissen Abtheilungen (Horizonten), die Qucnstedt seit mehr als drei Jahrzehnten als „Oel- schieser" bezeichnet. In merkwürdiger Allgemeinheit und wenig wechselnder Mächtigkeit erstrecken sich diese Lagen, längs dem Fuge der Rauhen Alb zu Tage gehend und unl-r die Berge derselben einfallend, viele Meilen weit durch das Land. Qneu- stedt hat schon vor vielen Jahren berechnet, daß auf jede Gcvicrlmeile reichlich 200 Millionen Centner des edlen Bitumens geschätzt werden können. Dasselbe ist der selt- artige Rückstand der Vermoderung der unzähligen Thiere, welche einst die Gewässer im Lause unermeßlicher Zeitsolgen belebten , aus deren Grunde jene Schieferlagen als Bodensätze sich uiederschlngen. Ja, die steinigen Bestandthcile der Schiefer selber sind großenthcils kalkige Hülsen von krebsartigen Thieren, Muschelschalen von Weich- thiercu, Gehäuse von Schnecken, sogen. Albschosse oder Donnerkeile (Belemniten) von Tintenfischen u. s. w. Von letzteren enthält eine mehrzöllige Schicht eine wahre Zusammendrängung, Milliarden kreuz und quer neben- und übereinander gelagert. Die Schuppen, ja wahre Schuppenpanzer von Fischen, endlich Wirbel und einzelne Knochen, aber auch ganze Gerippe von Fischeidechsen (Jchthposame») bilden die selteneren, aber zugleich besonders überraschenden Vorkommnisse. Da liegen ganze Vorweltcu begraben und gleichsam eiuge- sotlen in ihrem eigenen Fett.
Nun aber die Zukunft dieser minera- lichen Brennstoffe! In den Gebieten, woselbst der Erdboden die bituminösen Schiefer enthält, können fortan Fabriken aller Art auf ganz anderer Grundlage, als bisher betrieben werden. Ein württemb. Morgen liefert etwa eine halbe Million Centner brennbaren Schiefers und somit den Ersatz von allermindestens 50,000 Centner Steinkohlen. Wo man eine Fabrik errichten will, da wird man damit beginnen, einen Schieferbruch anzulegen, welchen mau mit den ausgebrannten Rückständen allmählich wieder verfällt, um den vorher schlechten Acker (denn aus dem Bitumen will nichts gedeihen) in einen solchen von vorzüglicher Güte umznmaudeln. Aber auch da, wo dis Oel- schieser nicht unmittelbar im Ackerboden liegen, sondern wo sie von anderen Gesteinsschichten bedeckt in den Bergen stecken, wird man dieselben gewinnen, da der Bergbau zu diesem Zwecke wenig kostbar und äußerst einfach und gefahrlos zu betreiben ist. Ja, Tr. Dorn schlägt geradezu vor, die Destillation-- und Vergasungsöfeu im Innern der Grubenbaue selbst zu etabli- rcn, wo man dann die Rückstände unmittel
bar wieder als Bergversatz in den ausgehauenen Ränmen verwenden kann. Entweder gewinnt man nun die Oele, zunächst als Rohöl — oder man benutzt die Oel- gase sofort zur Unterhaltung von Flamm- feuer, sei es zur Dampfkesselheizung, sei es für Brenn- oder Schmelzöfen u. s. w. Jedoch ist es durchaus nicht erforderlich, die Verbrennung der Heizgase unmittelbar in der nächsten Nähe ihrer Erzeugung zu verwenden , sondern dieselben können durch natürlichen Zug oder durch Gebläse in Rohrleitungen nach mehr oder minder entfernten Consumtwnsorten geleitet werden. Aus dem Innern der Schieferberge wird man demnächst nicht die Fabriken allein, sondern auch die Wohnungen der beuach- barlen Orte mit den nölhigen Heizgasen versorgen. So in den mit Oelschiefern gesegneten Landschaften selbst. Die Schiefer vertragen eine Versendung in die Ferne durchaus nicht. Würden sie doch die zehnfachen Frachtkosten, gegenüber Steinkohlen, bedingen. Dagegen die Rohöle und vollends die rafsinirten Oele brauchen die Fracht nicht zu fürchten. Es darf wohl mit Gewißheit erwartet werden, daß die Benutzung der Rohöle zur Leuchtgasbereitung bald eine allgemeine Anwendung finden wird. Aber der Preis dieser Oele empfiehlt dieselben auch als Heizmaterial. Wie mau schon jetzt aufängt, mittelst eigenthümlich konstruirter Herde das Petroleum zum Kochen und bei der Reinlichkeit dieser Verbrennung derartige Kochherde zugleich als Zimmeröfen zu benutzen, so wird unausbleiblich die Heizung der Küchenherde, aber auch die Heizung der Wohnränme mittelst des Schieferöles eine ausgedehnte Anwendung finden. (Schluß folgt.)
Ein Kaffee-Abschlag in Aussicht. Unsere Hausfrauen wird es interes- siren, über die bevorstehende Kaffee-Ernte unterrichtet zu werden, Die vorjährige Mißernte und die hierdurch hervorgerufeue Theuerung zwang zu Einschränkungen beim Kaffeeverbrauch in vielen Haushaltungen. Das wird jetzt nicht mehr nölhig sein, da die Berichte aus Rio de Janeiro, Java und den holländischen Besitzungen über die diesjährige Ernte sehr günstig lauten. Namentlich schmeichelt sich Brasilien mit Erträgen, wie solche noch nie erzielt worden sind. Dies Land hofft allein 5 Millionen Centner dem Markte zuzuführen, während die ganze übrige Produktion ein gleiches Quantum zu liefern in der Lage sein wird. Zn dieser enormen Menge treten außerdem die Vorräthe, die sich noch großer, als die der Vorjahre Herausstellen. Es müssen mithin in Bälde wieder ganz normale Verhältnisse eintreten und in wesentlich billigeren Preisen zum Ausdruck gelangen.
Eine Warnung an unsere Hausfrauen. Die Schwägerin des Kaufmanns K. in A. war vor einigen Wochen damit beschäftigt, Fett in einer Pfanne auszubraten. Bekanntlich spritzen bei dieser Procedur siedende Tropfen in Menge nach allen Seiten und es empfiehlt sich, das Gesicht möglichst entfernt zu halten. die genannte Dame halte das Unglück,
einen heißen Tropfen in das Auge zu bekommen und hat wie jetzt feststeht, das Licht auf demselben für immer verloren.
Man hatte auf die vor ein paar Tagen vorgenommene Operation große Hoffnungen gesetzt — leiver haben sich dieselben nicht erfüllt, und theilen wir im Interesse unserer weiblichen Leser ihnen diesen Fall zur Nachachlung mit.
Bekanntmachung, brtr. direkten Personeu- und Gepäckverkchr mit der badischen Bahn.
Mit dem 1. September trat für den direkten Personen- und Gepückverkehr zwischen diesseitigen und Badischen Stationen, sowie für den über die großh. badische Bahnstrecke Pforzheim—Mühlacker sich bewegenden direkten Personen- w.-Verkehr zwi- deu Euzthalbahnstationeu (Strecke Brötzingen—Wildbad) und Stationen der übrigen württembergischen Linien ein neuer Tarif in Wirksamkeit. Demselben sind diejenigen erhöhten Taxen zu Grunde gelegt, welche nach unserer Bekanntmachung vom 19 Mai d. I. (Staats-Anzeiger S. 784) im internen württ. Verkehr seit 1. Juni d. I. gelten. Neu ausgenommen sind in den Tarif die Stationen Calw, Hirsau, Horb, Liebenzell, Nagold, Reutlingen, Nott- weil, Teinach uird Tübingen für den Verkehr mit badischen Stationen via Pforzheim und bezw. Bilfingen; ferner ist die Ausgabe direkter Netourbillete erheblich eriv'eitert.
Aus den maßgebenden Transportvorschriften , welche den bisher giltigen Bestimmungen im Wesentlichen entsprechen, heben wir die folgenden hervor:
a) die Giltigkeitsdauer der einfachen Billete beträgt durchaus 2 Tage; diejenige der Netourbillete bis zu 74 Km. entfernten Stationen ebenfalls 2 Tage, bei mehr als 74 Km. Entfernung 3 Tage.
Verlängert wird die Giltigkeitsdauer der Nücksahrtsbillcte durch Sonntage und die Festtage Neujahr, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, !
Pfingstmontag, Christfest und Stephanstag. Tie im internen württemb. !
Verkehr gleichfalls bezeichueten Fest- ^
tage: Erscheinungsfest und Charsrei- tag bewirken also im direkten Vcr- !
kehre keine Verlängerung. !
b) Tie Netourbillete sind nur für ge- !
wohnliche Züge giltig; bei Benützung i
des Schnellzugs ist für die betreffende >
Strecke ein Zuschlagsbillet, und zwar
für die Hin- und Rückreise je besonders, zuzukausen.
e) Im Verkehr via Friedrichshofen— :
Konstanz berechtigen die Billete erster und zweiter Klasse zur Benützung !
des ersten Schiffsplatzes, die Fahr- !
karten dritter Klasse zur Benützung i
des zweiten Schiffsplatzes. !
ck) Freigepäck wird nicht gewährt. Im !
klebrigen, namentlich hinsichtlich der j
Fahrpreise, der Taxermäßigungcn s
für Kinder re. ist nähere Auskunft j
bei den Billetkassen und Gepückexpe- -
ditiouen der diesseitigen Verbands- ^
stationeu zu erlangen. -
Redaction, Druck und Verlas van Jak-Meeh in Neuenbürg!