in Jerusalem, bestellend in acht 12 — 14 Hektoliter hallenden Ovalfässern per Bahn an ihren Bestimmungsort ab' gehen. Dieselben wurden, nachdem die einzelnen Daube» gezeichnet waren, zerlegt und jedes Faß in zwei Pakete n 3 Clr. mit Stroh und Packtuch verpackt. Bon Triest gelangen sie zu Schiff nach Jaffa, von wo sie aut Kameelen (je zwei solcher Pakete ist eine Kameelslast) nach Jerusalem gebracht werden. Dieser Auftrag der deutschen Kolonie ist ein Beweis von der 'Anhänglichkeit der Schwaben au rhre Heimat und dürste auch für weitere Kreise Interesse haben.
Lieben zell, 29. Juli. Die Saison hat in unserem Badeort den Höhepunkt erreicht; iämmtliche Wohnungen in den Hotels und Privathäusern sind beseht; allenthalben i» den reizenden Scilenthälern, in d,n hochgelegenen benachbarten Doriern mit den prächtigen Aussichtspunkten über den Schwarzwald hin, wie in den Trümmern der malerisch gelegenen Burg treffen wir Badgäste und ist besonders auch das stärk, re Geschlecht mehr wie früher vertreten. Dieser größere Andrang in unserem Badeort ermöglicht auch den Besuch von Künstlern, deren Produktionen sich besonders der Besitzer des unteren Bades, Herr Purste, angelegen sein läßt. (S. M.)
Urach, 26. Juli. Die Ernte beginnt morgen und sehen wir einem großen Segen entgegen, uno da mich die F-eischprcise ziemlich gewichen sind, athmet der Familien varer n weder leichter aus. — Aus dem gest eigen Markte war ziemlich viel Vieh, doch fand mir Schlachtvieh Liebhaber, die Preise stunden um etwa '/« der früheren höchsten Preise niederer. — Kirschen kommen viel zu Markt, man kaust das Kilo um 6 tr.
Im „Äuzeigehlatt von und für Ulm" Nr. 173 (vom Dienstag den 28. Juli) lestn wir: „Bon heute an Bier zu 8 kr. L. Ertle znm Anker." Ferner: 12 kr. feiles Nindsl.isch wird heute früh im Haigeles- hos bei den Wengen ausgehauen von Stutzer und Baier." — 12 kr. gutes Rindfleisch empfiehlt G. Widmapcr, Radgasse." — „10 kr. das Pl. Kalbfleisch henke Dienstag. Ecke fiele, Thcalergasse."—Solche Anzeigen sind i» Ulm seit Monalen Tag für Tag im „Anzeigeblat!" ' zu lesen. — Bei dieser Gelegenheit sei auch noch die That- sache verzeichnet, daß in Ravensburg das Pfund ,K a l b f l e i s ch 8 kr. kostet.
O e st e r r e i ch.
Ein von Sieghardlskirchen nach Wien verkehrender Omnibus hatte am Donnerstag bei icimr Rückkehr unter anderm auch d.n Viehhändler Peter Trauthahn und dessen achtzehnjährigen Sohn im Nauch- coupe ausgenommen. Bor der« Gasthanse „zur Brche" in Hüttendors stiegen noch zwei Passagiere in das Coups, das nun d:e Weitersahrt antrat. Aber schon nächst Neckawink. l verließen die zuletzt eingestiege- iwnen Passagiere den Wagen, und entfernten sich eiligen Schrittes. Trauthahn sollte ia Tmln absteigen, meßhalb das Fahrzeug st Heu blieb. Da aber derselbe mit seinem Sohn nicyt den Wagen verließ, so forschte der Kitts Uer nach der Uhrsache und fand
die beiden Passagiere mit erdfahlen Gesichtern und leblos vor. Schleunigst wurden beide aus dem Wagen gehören, ein Arzt gerufen, dem es nach angestrengten Wiederbelebungsversuchen glückte, beide ans ihrer Ohnmacht ins Leben zuruckzurufin. Ru» gab der Arzt die Erklärung ab, daß hier Chlorosormvergislung stattgefunden, und bald tand mau den Schlüssel zur Lösung des Räthsels. Die beiden elegant gekleideten Passagiere halten dem Viehhändler und seinem Sohne die Uhren und elfterem eine Brieftasche mit 900 fl. gestohlen.
Ausland.
Paris gehört bekanntlich nicht den Parisern. Die letzte Volkszählung hat es wieder deutlich bewiesen. Aut 1,851,195 Einwohner kommen nur 642,718 wahr, Pariser, also ungefähr der dritte Theil. Unterthanen des Deutschen Reiches sind nicht weniger als 47,354 hier etabiin.
St. Louis, 5. Juli. Gestern, als am 4. Juli, wurde die große Missistppi- Brücke, ein Werk, weiches iu seiner Art seinesgleichen nicht hat, dem öffentlichen Verkehre übergeben. Der Bau, ein Werk des amerikanischen Ingenieurs James B. Eads und von ihm unler Beihilfe seines deutschen Assistenten, des Henry Fiad, ge- plant und ausgetührt, hat sieben Jahre zu seiner Vollendung bedurft. Seine Kosten haben sich auf 9'/L Millionen Dollars belaufen, und es überlriffl sowohl au Großartigkeit wie iu Beziehung aus diemanmg- sacheii Neuerungen, welche die Ingenieur- kunst dabei zur Anwendung brachie, selvst die größten der bekannten Brnckenbauteu der alten Welt. Das ganze ist eine Psei- lerbrücke, die mit den Zufahrten nahezu eine engliche Meile lang ist. Die Bogen, welche in Spannungen von 497 und 527 Fuß die eigenllichen Strom- und Uier- pfeiler verbind,!,, sind von Gußstahl. Die beiden Slrompfeiler wurzeln ui einer Tiefe von 78 und 112 Fuß unter dem mittleren Wasserstande in dem Feksengrunde, der sich 60—90 Fuß lies unter dein schlam irrigen Strombette dahinbrcitet. Die B,r seukung der Pieiler geschah mit Hilfe riesiger Cisen-Caisions, und ihr Gelingen bezeichnen: einen Triumph drr Technik, wie er bisher nicht für möglich gehalten morden. Das gesammte Stein- und Mauerwerk hack 103.000 Kubikmeter (jenes der berühmten Brücke über die Meuaistraße umfaßt deren nur 63,000), während die Stahl- und Eisenmassen des Oberbaues ein Gewicht von 5600 Tons repräsentiren. Die Brücke, von deren Lange etwas üb,r 1600 Fuß auf die eigentliche Stromüberbrückung entfallen, hat zwei Etagen. In der untern führen die Schiencngeteise für die Eisenbahnlinien hin, welche von Osten her in St. Louis münden. Die obere gehört dem übrigen Verkehie.
Mizellen.
Uebrr die deutschen, l-czw. württember gische» Ansiedelungen in Palästina.
(Schlup.)
Im Jahre 1872 gründeten die Kolonisten von Jaffa die freundliche Niederlassung Sarona, genannt »ach der weinbe
rühmten Ebene, und sie bauen in der That vortrefflichen Wein, das Liter zu >/» Fr. 4>,au kann ihnen nur rachen, ihn unter mm Namen Saronawein in d-n Handel zu bringen. Sie haben in Jerusalem eine recht gewerbige Mühle errichtet und haben Sattler und andere Gewerbsgenossen unter ich. Im Anosche-Thal machen sie Heu, und die Mohameoaner verüben dabei rechtzeitig eine Naubernle, wie überall, wo sie nicht gesaet, nichts gearbeitet haben. Man sollte meinen, das Meer mit seiner Kühle biete den Kolonisten Vorlheil genug; jedenfalls besteht durch die Lloydichisfe und französische wie russische Dampfer, die hier landen, ein regelmäßiger Verkehr mit Eu- r pa. A.s eine Seltsamkeit winde mir vom vorigen Präceptor in Sarona mit- gethcilt: 1872 habe ein Hai hi r eine» Knaben verschlungen. Daß dieser Raubfisch, welcher einst das Sladtwahrzeichen vou Foppe bildete, bis der Aedil Aemiliuü . Lcaurus das Niesengerippe von 40 Fuß Länge nach Rom bringen ließ, einst im Mittelmecr häufig war, erweist der Fund zahlreicher Haifischknochen bei den Ausgra- bungen von Troja; mil G und spielt hier die Mythe von Andromeda und Jonas. Aus einem Spazierweg eine Stunde nach der Südseite von Jaffa verliefen sich die deutschen Schüler jungst seitwärts und entdeckten in den Sandweüen auf einer Fläche von l'/s Morgen eine solche Menge von Schädeln und Nippeuknochcn von Menschen und Thieren, daß sie, bibelbclesen wie sic sind, nur an eine Philisterschlacht denken konnten. Der Sand erhält das Gebein wunderbar, doch dürfen wir eher a» eine in der Nähe von Joppe vorgefallene Schlacht der Kreuzritter mit dem ägyptischen Heere deuten. Es ist immerhin angenehm, aus Landsleute in der Fremde zu stoßen und Erlebnisse im Gespräch auszulauschen. Sichtlich ist das deutsche Element im weiten Umkreise des Mittelmeers in der Zunahme begriffen, selbst in der Mannschatt auf den. Schissen, während ich nuch entsinne, noch als der einzige Deutsche die Fahrt von Malta nach Syra gemacht zu haben. Wohl d>r vierte Theil von Jerusalem spricht heut unsere Sprache, wenn wir die polnische Judenbevölkerung mitzählen, und ein nam- hacker Ab- und Zugang erfolgt mit den Dampfbolen alle 14 Tage.
Der K a n i n ch e n h a n d e l, namentlich in Flandern, ist ein kolossaler geworden, wöchentlich werden 50,000, mithin jährlich mehr als 2'/s Millionen Bälge aus den Haupt-Zuchtgegeuden nach England geschickt und der Balg mit FrcS.
bezahlt. Die Zubereitung und das Färben der Bälge bei häitigt in Gent wehr als 2000 Arbeiter. Manche Dame, die glaubt einen echten Hermelin oder Zobelpelz zu, besitzen, trägt einen sehr theucr bezahlten Kniiinchenpclz. In Noltugham werden, wöchentlich über 3000 Kaninchen, in Birmingham über 10,000 Kaninchen, von den Arbeitern allein verzehrt; London verbraucht Unmassen. Die Einfuhr von Ostende-aus beläuft sich, wie angenommen wird, auf wöchentlich gegen I'/r Millionen, Stück, Ueber 30,000,000 Kmiinchenseüe vcrarbeitenLondoner Kürschner alleinjährlich.
Kedaction. Druck
und Vertag van Jak. Mceh in Neuenburg.