Oberurbacb, 19. Juni. Am 18. Ju'si starb hier ein 2 'ms Zjäbriges Kind in Folge des Genusses von Same» der Herbstzeitlose. Es war im Heuet mit auf's Feld aenommen worden. Die Angehörigen bemerkten erst als es zu spät war, das; es von dem gistigen Samen. Ein neuer Beweis davon, wie nolbwendig die für die Schulen längst vorgeschriebencii Belehrunacn über Giftvflanzen sind und wie wichtig es ist, das; sie in einaeliender und eindring­licher Weise geneben werden, damit die Warnungen immer auf's Neue von der Schule auch in die Familie dringen.

(S. M.)

Bracken heim, 19. Juni. Kaum ist die Liste der Unglücksfälle letzter Zeit geflossen, so kommt schon wieder ein neuer dazu. Gestern Abend nach 9 Ubr entfernte sich ein wohlanaeschener Steinhancrmeister von Dürrenzimmern, der, nebenbei gesagt, mit seiner Frau und etwa l'/i Jahre al­len Kinde in glücklichster Ehe lebte, von Hans mit der ausgesprochenen Absicht, sich seinen Tod im Feuersce zu Brackenbeim zu holen. Der Mann selbst war ein Muster von Sparsamkeit und Nüchternheit, desbalb glaubten leine Angehörigen diese Drohung durchaus nicht als eine ernstbafte anfsassen zu müssen. Als er dennoch nach Mitter­nacht nicht nach Hanse kam, suchten ihn sämmtliche Perwandte und Freunde in be­nachbarten Ortschaften, jedoch vergebens. Als beute Vormittag auf Antrag der Per wandten der diesige Feuersee zum Tbeil abgclassen wurde, fand man den Leichnam des Unglücklichen mit dem Kopf im Schlam­me steckend einen Strick um den Hals. Und dieser Strick war festgebunden an einen ungefähr über einen Zentner wieaenden Bau­stein in der Art, dass der Stein die Schlinge um den Hals unmittelbar zu siebe» mußte. Veranlassung zu diesem gräßlichen Selbst­mord bat neben Neigung zu Schwermuth besonders eine Zigeunerin ans Markgrö­ningen gegeben, welche diesen überaus bravtN Familienvater zu beschwindeln wußte natürlich um baares Geld (vor 3 Taaen noch gab er für eine Prophezeihung 6 fl.), indem sie dessen Seelenheil von ihrer un­mittelbaren Einwirkung bei höheren Gewal­ten abhängig zu machen suchte. Gibt es denn kein Mittel und kein Gesetz, um diesem Unfug endlich einmal ein Ende zu machen? (N. T.)

Ausland.

Amerika. Die Kreuzzüge der Wei­ber gegen die vom Gesetz gestatteten Trink­lokale erreichte im Westen, wo sie ihre Haupttbätigkeit entwickelten und monatelang eine allgemeine Aufregung im Gange er­hielten , ihren Endpunkt. Der Major von Cincinnati schritt zum Theil unter persön­licher Gefährdung gegen die fortgesetzte Agitation mit der Strenge des Gesetzes die Uebertreterinnen wurden verhaftet und unter Anklage gestellt ein.

DerFigaro" macht den Franzosen das Compliment, daß ihnen Himmel und Erde Alles aufs beste gegeben hätten, ein schönes, gesegnetes Land, eine fleißige und sparsame Bevölkerung: leider sei dieses sonst so wohl ausgestattcte Volk verrückt, leider leide eS

an einer iutermitlirenden Verrücktheit. So­bald der Franzoie auf die Politik komme, zeige er sich fürs Narrenhaus reis. Der Figa ro belegt diese Vernckiheil aus d»r G> schich­te der letzten hundeil Javre, besonows aber aus der der letzte» Tage. Dann setzt aber getrostFigaro" hinzu:Da Frank­reich trotz all-r Tollheuen, Narrheiten und Verbrechen noch lebt, seinen Weg verfolgt und beule vernichtet, was es gestern eifrig geschaffen hat, so muß doch wohl in ihren dunklen Wegen die Vorsehung es noch zu großen Zielen Vorbehalten haben. Beugen wir uns und warien wir die Zeit ab!"

MisMen.

Nur einmal ausgetreten!

(Novelle von G. v. Sepfried.)

(Fortsetzung.)

O seien Sie darüber außer Sor­gen," irwiederte der getäuschte Komponist kleinlaut und kaute an den Nägeln;das Publikum ist immer das Publikum!"

Allerdings, aber für men mühen und placken wir uns alsdann beide? für wen soll ich spielen und singen? Wer soll mir einen Stand, eine Lebensstellung sichern Helsen?" Damit ging sie von ihm hinweg ohne eine Antwort abzuwarten. Dies; war himmelweit verschieden von der Schmeiche­lei, w-lche unsergenialer Komponist" sonst von dem schönen Geschlecht hinzuneh men grwohnt war, und doch erneuerte er bei jeder Gelegenheit seine Huldigungen gegen die Sängerin, von der ihm doch nichts zu Theil ward als Kälte, ja soaar Geringschätzung. Es blieb ihm jedoch E>n großer Trost: niemand hatte bei ihr größe­ren Erfolg als er; war er auch nicht glück­lich , so brauchte er doch nicht eifersüchtig zu werden. Nur der arme Kräh drängle sich in Clara's Nähe, ward non ihr gedul­det, durste ihr aus der Bühne verschiedene kleine Dienste leisten, und schien nach jeder Probe noch blödsinniger als je, besonders wenn er, was bisweilen geschah, von dem glänzenden Gestirn ei» freundliches Wort oder einen dankbaren Blick erhalten hatte.

Endlich kam der lanast erwartete Abend der ersten Ausfübrnna. Der kleine Direktor machte sich vielerlei auf der Bühne zu schaffen, und rannte in einer unbeschreib­lichen , aus Unruhe, Freude, Bangigkeit, Erwartung und Zweifel gemischten Auf­regung hinter den Coulissen bernni. Der Komponist, der sich für diese Gelegenheit so genial-romantisch wie möglich herauS- geputzt hatte, bemühte sich vergebens, seine Gemüihsbewegung und innere Unruhe zu verbergen und nicht aus der Nolle der poe- ti'chen Zerstreutheit und Träumerei zu fal­len , worin er zu leben sich den Anschein gab, scheinbar unbekümmert um Lob und Tadel der Außenwelt.

Das Haus ist zum Brechen voll, Mül­lerche»! Wir haben eine kapitale Einnabme," flüsterte ihm Nosselli zu, der durch daß Guckloch im Vorhang geblickt hatte.Die Logen sind schon alle voll, das Parterre bis auf die Stehplätze besetzt. An der Treppe für die dritte Galerie war das Gedränge so stark, daß drei Damen ohn­mächtig wurden und ein Mann den Arm brach . . . Der Abend übertriffi alle Er­wartungen , meine kühnsten Hoffnungen! Aber, Müllerchen, es ist noch nicht aller Tage Abend! ich zittere vor dem ersten Akt. Wenn unsere Johanna das Lamven- fiebcr bekommt, so sind wir verloren ! Heda, meine Herren, sanft doch nickt schon vor­her die Weinkannen aus! Bassam! könnt ihr denn nicht warten, bis der Vorhang ausgeht?" rief er einigen Choristen z», die als cngliche Soldaten unter der alten Linde saßen, wo sie hernach zecken sollten. Achtung! Die Bühne geräumt! Die Ou­vertüre wird sogleich anfangen. He, wo ist Dunois! wo Talbot? Auf Ihre Posten, meine Herren und Damen: Flnsterlinq," wandte er sich an den Souffleur;geben Sie nun das Zeichen! Und Sie, Müller­chen ! rasch hinunter an's Pult und lassen Sie die Ouvertüre beginnen! Die Kerle da draußen klappern schon mit den Stö­cken! Ah, wie sie lärmen! Das Haus ist zum Erdrücken voll!"

(Fortsetzung folgt.)

für das dritte K» vierte Quartal 187L.

Die geehrten auswärtigen A onnenten sind freundlichst gebeten, ihre Be­stellungen bei den ihnen nächst liegenden Postämtern zeitig aufzugeben, damit Unter­brechungen möglichst vermieden werden können.

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