und so setzte ich, nur mit meinem Messer bewaffnet, denn meine Pistolen waren in den Saltekbakstern zurückgeblieben, in halber Verzweiflung meinen Weg fort, entschlossen nicht eher Halt zu machen, bis ich zu einer Ansiedelung gelangte, und sollte ich bis zu Tagesanbruch gehen müssen.
So lange es noch einigermaßen hell blieb, gieng eS ziemlich gut, als eS aber vollständig finster geworden war, hatte ich auf einmal den schmalen Reitpfad verloren, und alle Versuche, ihn wiederzufinden, blieben erfolglos, so daß ich zuletzt gar nicht mehr wußte, wo ich mich befand uud ob ich mich rechts oder links wenden sollte. Ich mußte mich deßhalb wohl oder übel dazu bequemen, mit durchnäßten Kleidern und obne die Mittel ein Feuer anzumachen, die Nacht an Ort und Stelle zuznbringen. Da cS in dieser einsamen Gegend nicht an wilden Thieren fehlte, so suchte ich mir zum Lager einen Baum aus, in dessen untern Äcsten ich mich zurecht setzte, um hier die langen Stunden der Nacht zu durchwachen und das neue Tageslicht abzuwartcn.
In dieser unangenehmen und langweiligen Lage hatte ich etwa eine Stunde zugebracht, als ich eben so erstaunt als erfreut ans der Ferne Pferdegetrapp vernahm , das immer näher herkam, bis ich zuletzt auch den Ton menschlicher Stimmen unterscheiden konnte, welche anscheinend in friedlicher Unterhaltung begriffen waren. Gleich mir schienen die Herankommenden Reisende zu sein. ES läßt sich denken, wie angenehm mir diese Entdeckung war. Wenn ich sie bei ihrem Vorüberkommen anrief, so konnte ich nicht allein wieder auf den rechten Weg, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auch zur nächsten Niederlassung gelangen.
Da sie mit jedem Augenblicke näher kamen, woraus hervorging, daß der Noß- pfad nur wenige Schritte entfernt war, so beschloß ich, sie nicht früher anzurufen, als bis sie gerade au mir vorüberkamen. Während ich aber so in ängstlichem Schweigen verharrte, wurde ich plötzlich durch einen Pistolenschuß, auf den der Ton eines fallenden Körpers und ein tiefes Röcheln folgte, erschreckt. Dann hielten die Pferde, dem Anschein nach etwa fünfzig Schritte von mir entfernt, an und ich Hörle eine Stimme in gedämpftem und erregtem Tone sage»:
„Weg mit dem Messer! Ich glaube, daß ihm meine Kugel den Garaus gemacht hat. Darum nimm dich in Acht, daß wir kein Blut an unsere Kleider bringen."
„Gut," sagte eine andere Stimme, „aber nun laß uns nach dem Gelde sehen. Wo hast du die Laterne? Sieh', daß du sie anzündest."
Es folgte nun ein Rasseln in den Büschen und dann wurde der Schimmer eines Lichtes sichtbar, worauf die erste Stimme den Ausruf vernehmen ließ:
„Ah, da ist es, Joe! Ich denke, wir haben dießmal einen guten Fang gemacht."
„Da ist auch seine Uhr," erwiederte der Andere, denn es schienen nur zwei Sprecher zu sein.
Daun sah ich wieder den Lichtschimmer, der mir von einer schwarzen Laterne aus- zugchen schien. Auch konnte ich durch die Zweige zuweilen einen Blick von den beiden Mördern erhaschen, wie sie ihre Pferde anbanden und dabei in so leisem Tone mit einander sprachen, daß ich nichts davon verstehen konnte. Ich war, wie man sich denken kann, in höchstem Grade aufgeregt und wußte nicht, ob ich in meinem Verstecke verbleiben, oder ob ich heruntcrstei- gen, mich davonschleichen, die nächste Niederlassung aufsuchen und Lärm schlagen sollte. Während ich so unentschlossen meinen Platz auf dem Baum behauptete uud lauschte, sagte einer der Schurken in etwas lauterem Tone:
„Nun, da wir Alles haben, was wir brauchen, wollen wir zum Begräbnis; schreiten."
„Ja. Wir müssen ihn aber tief genug legen, daß ihn weder Thier noch Mensch entdecken kann. Gehe voraus mit der Laterne. Ich will den Körper nachschleiseu. Dort in dem hohlen Baum ist der Spaten. Suche aber einen weichen Platz aus, denn ich habe keine Lust, die ganze Nacht zu graben. Das bezahlt sich auch nicht."
„Warum nicht? Ich will dir Tausend für deinen Antheil geben."
„Dummkopf, das war für's Umbringen; für's Begraben haben wir nichts."
„Still!" rief der erste Sprecher, der sich Joe nannte, „ich habe ein Geräusch gehört. Wenn Jemand kommen sollte —"
„So müssen wir ihn auch abthun," sagte der Andere. „Doch beeile dich und zeige nickt mehr Licht, als nölhig ist."
Die beiden Schurken kamen gerade auf den Baum zu, wo ich Platz genommen hatte. Der eine trug den Spaten und die Laterne, der andere zog den Leichnam des Ermordeten hinter sich her. Kaum zehn Schritte von mir machten sie Halt, so daß ich mehr als einmal, wenn das Licht der Laterne auf ihre Person fiel, ihre Züge ganz genau unterscheiden konnte. Sie hatten glücklicherweise keine Ahnung davon, daß ein menschliches Auge ihr verbreche- riches Treiben mitansah.
Sie sprachen jetzt nur wenig, arbeiteten dabei aber desto eifriger, indem sie sich von Zeit zu Zeit im Graben ablösten. Nach einer halben Stunde halten sie in dem weichen Moorboden eine ziemlich tiefe Grube gemacht, den Ermordeten wie einen Hund hineingeworfen, ihn mit Erde bedeckt und diese festgetreten.
„Das wäre gethan," sagte der Eine. „Nimm jetzt das Pferd, führe es zu Vogler) und sage ihm, er solle eS unten an der Bucht verkaufen; die Hülste des Erlöses gehöre ihm."
„Gut aber der Sattel und der Zaum?" fragte der Andere.
„O, die können mit dem Pferde verkauft weiden. Der Mann war ein Fremder in Texas, und es ist nicht wahrscheinlich, daß sic Jemand erkennen wird. Ich will einstweilen das Geld zählen und thei- len."
cn aber protestirte der Andere
es denn zwischen den Spießgesellen fast zum Streit gekommen.
„Was? rief der Eine, indem er ein Pistol spannte, hältst du mich für einen Dieb?"
„O, ich habe nur Spaß gemacht, Bill." „Wahrscheinlich bildest du dir etwas daraus ein, daß dein Name Joe King (König) ist," sagte der Andere besänftigt. „Jetzt mache aber, daß du weiter kommst, und hüte dich, daß du von Niemand gesehen wirst."
Die beiden Männer kehrten jetzt auf den Weg zurück, wo sie sich nach verschiedenen Richtungen trennten.
Ich hatte keine Lust, länger ans dem Baume über dem Grabe des ermordeten Reisenden zu verweilen, sondern stieg, so schnell ich konnte, herab, suchte den Roßpfad auf und schlug zitternd vor Frost und Entsetzen den Weg nach Westen ein. Dießmal gelang es mir, mich auf dem Pfad zu halten, und nachdem ich etwa eine Stunde gegangen war, kam ich zu einer Klärung und erblickte in geringer Entfernung den Schimmer eines Lichtes, das offenbar aus der Wohnung eines Ansiedlers kam. Unter anderen Umständen würde ich es als eine höchst willkommene Erscheinung begrüßt habe», aberdas schreckliche Verbrechen, dessen Zeuge ich gewesen, hatte mich vorsichtig und mißtrauisch gemacht. So beschloß ich, die Nacht im Freien zuzubringen und selbst am andern Morgen jedem Fremde» auszuweicheu, bis ich eine hinlänglich starke Niederlassung erreicht hätte, wo ich ohne Gefahr mein schreckliches Geheimmß offenbaren konnte.
(Schluß folgt.)
(Streit um des Kanzlers Bart.) Mehr als ein Dutzend industriöser Photographen sind bei», Fürsten Reichskanzler mit der Bitte vorstellig geworden, gerade jedem einzelnen von ihnen und keinem anderen Concurrenten, dis Erlaubniß zu gewähren, das neue BiSmarkbild mit Perrücke und weißem Vollbart abnehmeu zu dürfen. Tie Herren sind gar nicht so dumm, da bekannllich die Bismarkbilder ein Wclt- haudelsarlikel geworden sind und ihre sicheren Abnehmer in allen Weltheilen finden. Der ausschließliche Debit derselben könnte den Einzelnen steinreich machen. Doch soll der Fürst bisher alle abgewiesen haben, unter dem Vorwände, daß cr sich noch nicht genug bei gesunder Laune fühle, um sich portraitiren zu lassen.
Gegen Schnupfen. Mau wasche und reibe die Nase täglich zu wiederholten Malen mit recht kaltem Wasser und trockne sie daraus gut wieder ab. Bei Stockschnupfen dient es, recht stark an Salmiak oder englisches Nlechsalz zu riechen. Bei andauerndem Katarrh gießt man 4 Tassen kocheud heiße Milch über Fliederblüthen, läßt sie etwas ziehen, versüßt sie daun mit Zucker, trinkt sie möglichst heiß und legt sich dann zu Belt, um den Sckweiß, der bald ein- treten wird, gut abzuwartcn.
Eriuncrungstage.
und verlangte, daß die Thcilung sogleich! 1871. 1t. Mai. Abschluß des Friedens
Dentschloud und Frankreich.
vorgenommen werden solle. Darüber wäre' zwischen Nedaction, Druck und Vertag Son JakFUeeh kn Neueübürgj