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Miszellen.

Ein Oberamtmann aus dem vorigen Jahrhundert.

(Bon Louise Pichler.) (Fortsetzung.)

Bisher hatte der Oberamtmann den Aktuarius stets mit dem höflichen Sie an- geredet, das unter Glcichgebildeten jetzt allgemein gebraucht zu werden pflegte. Nun hatte er ihn durch die Anrede Er dem ge­ringsten Schreiber gleichgestellt. Doch nicht dies allein, sondern noch mehr die in sei­nen Worten enthaltene kränkende Beschul digung, reizte den jungen Mann zu einer Erwiederung in nicht weniger heftigem Tone.

Ich mutz den Herrn Oberamtmann erinnern, daß nicht ich es bin, der jene Vorschläge gemacht hat, daß ich im Gegen- theile soeben gebeten habe mich jeden An- theils an den zu nehmenden Maßregeln zu entheben. Im Uebrigen erwarte ich, daß Sie mir des Näheren erklären, welche mei­ner Handlungen je die Bezeichnung einer ehr- und pflichtvergessenen verdient hat, oder aber daß Sie diese Worte zurückneh­men !"

Ich nehme meine Worte nie zurück, Herr Aktuarius," sagte mürrisch der Ober­amtmann, der kaum mehr wußte, in wel­chen Worten sich überhaupt sein Zorn über die erhaltene Ordre Lust gemacht hatte Ich überlasse es ihm, sich dieselben zu erklären, wie Er will!"

Run denn," erwiederte der Aktuarius, glühend roth vor Unwillen, denn er hörte das leise Kichern der Schreiber, die Alles mit ongehört hatten,io bitte ich.

Sie mein Gesuch um Versetzung bei Regierung unterstützen. Es muß Ihnen selbst natürlich erscheinen, daß ich nach diesem Vorgänge nicht mehr in dieser Stel­lung mit Ihnen verkehren kann!"

Jetzt erst besann sich der Oberamtmann, wie weit ihn sein Aerger geführt habe. Nichts konnte ihm weniger erwünscht sein, als seinen brauchbaren und geschätzten jun­gen Amtsgehülfen gegen ein Subjekt, von dem sich nicht voraussehcn ließ, wie es geartet sei, gegen einen aufgeblasenen eitlen Menschen oder einen unwissenden Anfänger zu vertauschen.

Jndeß antwortete er stolz:Möge es der Herr Aktuarius ganz nach Belieben halten es gibt der Schreiber genug im gesegneten Württemberg." Und ohne wei­ter ein Wort darüber zu verlieren, ergriff er die Feder, um eine Erwiederung an den Obersten Rieger ebzusassen. Die Bit­terkeit seiner Stimmung machte sich in der Schärfe der Sprache Luft, wobei er, ver­gessend der Stellung, die der Allgewaltige einnahm, die Ausdrücke keineswegs ängst­lich abwog. Er verwies den Obersten auf die Angelegenheiten seines Regiments und versicherte, daß er die Pflichten seines Am­tes jederzeit ohne Einmischung fremder, Angehöriger Personen erfüllt habe und ge­wöhnt sei. Befehle nur von seinen Vorge­setzten zu erhalten und anzunehmen. Die Aushebung der zur Relrutirung vorge- merkten jungen Bauernsöhne habe er nach Kräften betrieben und werde auch ihre

vollständige Einlieferung betreiben, soweit es sich mit seinem Gewissen und seiner Amtsehre vertrage. Zu so gesetzwidrigen, unmenschlischen und empörenden Maßre­geln aber zu greifen, wie sie in der An­ordnung des Obersten enthalten seien, üer- bieten ihm Ehre und Gewissen.

hasten Beamten hervorgerufcn hatte, wie heftig es in seinem Jnnnern hin und her­wogte, bis der Entschluß gereift war, fest innerhalb der Grenzen seiner Amtspflicht zu verharren und sich entschieden jedem Uebergriffe entgegenzustellen, durch welchen : der allmächtige Günstling wider Recht und

Er versiegelte den Brief und beförderte Gesetz das Volk mit Füßen trat um ihn sogleich zur Post. Nun erst fühlte er einem ausschweifenden Hofe die Mittel zu sich erleichtert. Jetzt schaute er sich nach neuer, fortgesetzter Verschwendung herbei- dem Aktuarius um und hätte dem jungen! zuschaffen.

Mann, wenn derselbe einen Schritt zur'

Versöhnung hätte thun wollen, gerne auf halbem Wege entgegenkommen mögen. Die­ser aber ahnte die versöhnliche Stimmung des Oberamtmanns nicht, wie er ja über­haupt nicht wußte, auch aus dem bisheri­gen Benehmen seines Vorgesetzten nicht schließen konnte, daß seine Verstimmung in einer im Grunde höchst ehrenwertsten Regung wurzle, in der Empörung über die tyrannischen Maßregeln, die ein Günst­ling gesetzwidrigerweise den Beamten auf­zuerlegen sich erlaube. Er hatte nicht ah­nen können, welche Betrachtungen der Be­such in der Residenz mit dem, was er dort sah und hörte, im Innern des strengen, oft willkürlichen, aber doch immer ehren-

(Fortsetzung folgt.)

Geographische Räthsel für die Jugend

1.

Streiche aus einem württembergischen Flusse den zweiten und dritten Buchstaben hinweg, und es entsteht eine sehr bekannte Stadt in Palästina.

2 .

Zweisitzig. Mit H der Name eines be­kannten Werkzeugs, mit D eines Dorfes und einer hohen Gebirgsgegend in Würt­temberg.

3.

Welches ist die stärkste Milch?

Calw. Frucht-Preise am 28. März 1874.

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für das zweite Quartal 187».

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