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sten Tage sein Name in den Blättern, nebst der Schilderung des Elends in sei­nem Hause u. s. w. Der Wirth, der nach­gibt, erhält eine gewisse Entschädigung. Dieser Kreuzzug hatte bereits das Ergeb­nis datz im südlichen Ohio fast sämmtliche Kneipen verschwunden sind. Der Kreuzzug gegen den Alkohol hat nicht nur in den kleineren Orten Ohio's um sich gegriffen, sondern sich auch in der Hauptstadt des Staates, Kolumbus, zu organisiren ange­fangen, sowie nach dem Staate Indiana u. a. ausgedehnt. Auch in Long Island bei Newport werden Einleitungen getroffen, um dem Treiben zu steuern. (Die Agi­tation artet aber meistens in lächerliche Uebertreibung aus und wird wie alle epi­demischen Seuchen ihr Ende nehmen.)

Miszellen.

Ein Oberamtmann aus dem vorigen

Jahrhundert.

(Von Louise Pichler.)

(Fortsetzung.)

Der Oberamtmann verbeugte sich, kaum vermochte er, seinen Aerger zu verbergen. Er fühlte sich durch den gebieterischen Ton des Rathes gedemüthigt und zugleich kei­neswegs geschmeichelt durch das Vertrauen da» in solchem Falle in ihn gesetzt worden war. Ec stand dem Volke näher als die Herren am Hofe und empfand bei all' sei­ner Härte das Unmenschliche in den Wor­ten des Rathes. Aber noch Anderes war ihm aufgefallen.

Erlauben der Herr Rath," begann er endlich, nachdem er sich etwas gefaßt hatte, daß ich um nähere Erklärung von Dero Worten bitte. Sie sprachen von franzö- schen Kommissären, die die Truppen über­nehmen wollten. Ich gestehe, daß ich der­gleichen auf dem Lande draußen habe mun­keln hören, es aber für müßiges Gerede gehalten habe. Sollte dennoch etwas da­ran sein?"

Allerdings, man esier!" versetzte der Rath,Seine Majestät der König von Frankreich nimmt die Truppen in seinen Sold, um Seine Majestät den König von Preußen damit zu bekriegen. Aber sieblei­ben unter dem Befehle Serenissimi, der als Verbündeter der französischen Krone, gewissermaßen als deren General die in französischem Sold stehenden Truppen ge­gen die Preußen führt. Auf diese Weise kommt Serenissimus zu Truppen, die ihm keinen Sold kosten, und überdies, was die Hauptsache ist, zu einer schönen Summe Geldes, die ihm als Kaufsumme für die Truppen ausbezahlt wird. Diese goldenen Louis füllen die Hoskasse zu rechter Zeit, denn in welcher Verlegenheit Serenissimi getreue Diener bei den in allen Kassen ob­waltenden Defekten sind, davon haben die Herren auf dem Lande freilich keine Vor­stellung."

In der That, Serenissimo werden die Truppen von Frankreich bezahlt? Und er führt sie als französischer Feldherr?" fragte der Oberamtmauu überrascht.

To ist es," lautete die Antwort.Ist das nicht fein, wahrhaft deliciös ausgeson­nen? Es war auch ein schlauer Kopf, der

den sinnreichen Plan ausgedacht hat. Oberst Nieger, von dessen Genie wohl auch schon auf dem Lande verlautet haben muß?"

Warum nicht? Wir haben den Namen schon gehört," versetzte der Oberamtmann trocken.

Ein genialischer Mann!" fuhr der Rath fort; unbezahlbar! aber auch die rechte Hand des durchlauchtigen Herrn, und, im Vertrauen gesagt, nicht weniger gefürchtet als bewundert. Es fehlt nicht an Jndieien, welche es wahrscheinlich ma­chen, daß die mangelhafte Einlieferung der befohlenen Rekruten den hohen Rathgeber Serenissimi gar übel afficiren werde. Da­rum möchte es Ihnen konvenabel sein, durch eine rasche und entschiedene Aktion sich aus der schlimmen Affaire zu ziehen, die noch rückständige Mannschaft zu komplettiren und unter sicherer Bedeckung sofort anher zu eskortiren."

Werde in aller Devotion überlegen, was zu thun sei und was die Pflichten des Amtes gestatten!" sprach der Oberamt- mann, indem er sich in förmlicher Külte empfahl. Er hatte noch mehrere Gänge und Besuche zu machen. Was er schon gehört hatte, wurde ihm auch dort wieder­holt. Klagen über den Geldmangel am Hofe und über den lässigen Eifer der Be­amten auf dem Lande, den Anordnungen der Regierung, welche die Kassen füllen sollten, nachzukommen. Allenthalben hörte er den Oberst Nieger und den Grafen von Montmartin als die Gewaltigen am Hose nennen, die gewohnt seien, ihre Befehle ohne Widerspruch in schweigender rascher Dienstbeflissenheit erfüllt zu sehen.

Ganz neue, ungewohnte Betrachtungen drängten sich dem Oberamtmann auf, wäh­rend er in das Haus seiner Schwägerin zurückkehrte.

Er war ein strenger Beamter, der keine höhere Ehre kannte, als eifrig im Dienste des Herzogs zu sein, ja sein Stolz hatte ihn gewaltthätig, sein Eifer hart gemacht aber gleichwohl besaß er Gewissen und männliches Ehr- und Pflichtgefühl, das von dem, was er heute vernommen, em­

pört war. Warum hörte er jetzt auf's Neue den Jammer der Eltern und Bräute, de­ren Söhne und Verlobte er als Rekruten zur Residenz gebracht hatte? Verkauft um französisches Geld, mit dem die allzeit leere Hofkasse sich füllen sollte, mußten sie ge­gen den großen Friedrich ausziehen, der doch das württembergische Land nie bedroht hatte, um von seinen kriegsgeübten Trup­pen zusammengeschossen zu werden, statt daß sie zu Hause den Acker bebauten, der hoch genug besteuert war, und den er­grauenden Vätern in der schwersten Arbeit unter die Arme griffen.

Weder die Schwägerin noch seine Toch­ter fanden Zeit, seine mehr als gewöhn­liche Schweigsamkeit zu beachten. Sie klei­deten sich soeben für die Oper an, als er von dem letzten Besuche zurückkehr.'e. In aller Eile wurde noch ein Abendbrot) ein­genommen, dann fuhr der Wagen vor, denn es war Zeit, sich in's Schauspielhaus zu begeben.

(Fortsetzung folgt.)

Fern an den Ufern des Ganges!"

Ein Student der hiesigen Universität war von seinem Decan zu einer Audienz befoh­len. Es war dies unmittelbar nach gewissen, auch ihn sehr nahe angehenden unliebsa­men Vorgängen. Ta er also wohl mit Recht voraussetzte, daß bei dem löta-u- teta für ihn nicht viel Ersprießliches abfallen würde, so zog er es vor, dieser Citation nicht Folge zu leisten. Nach einigen Tagen begegnete er dem gestrengen Herrn Decan. Sie sind nicht zu mir gekommen?"Herr Professor, ich habe gelesen. Sie seien ver­reist. Verreist? Wohin sollte ich wohl jetzt gewesen sein?"Nach Indien! Nach Indien? Und wo haben Sie das, wenn ich fragen darf, erfahren?" Durch einen Anschlag in ihrer Wohnung, Herr Professor; denn dort steht an der Thür: Ich bin jenseits des Ganges zu sprechen."

Mf öett LsMMx

für das zweite Quartal 1874 .

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