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Die Art der Ausführung der Bestellung selbst bleibt aber dem Berleger überlassen.
Stuttgart, den 5. Februar 1874.
K. Pvstdirektiou.
H o f a ck e r.
Lchrkurs sur Obstbaumwiirtcr in Hohenheim.
In Nr. 6 des StaalSanzeigers wurden diejenige» zu einem pomologischen Lehr- lurS in Hohenheim eingeladen, welche sich für ihre eigenen Zwecke oder für Rechnung, von Korporationen, Gemeinden und Vereinen zu Obstbanmwürtern auszubilden geneigt wären. ES sind zu diesem Zweck auch 2.5 Meldungen eingckommen, welche Zähl siber nur etwa die Hälfte der früheren alljährlichen Bewerber beträgt und dem nothwendigen Bedürfnis; au Baumwärlern mcilaus.. sticht genügt. Indem wir hienach weitere Dheilnehnier einiadenj kann die Meldüngssrist noch um 8 Tage erstreckt werden und sind die Bedingungen aus der früheren Publikation zn ersehen. Je nützlicher der ' Besitz eines -Obstbaumwärters für den Obstbau jeder Gemeinde wirkt, um so dringender sollte man sich bestreben, dieses nothwendigen Förderungsmittels sich cheilhaftig zu machen und ist der Weg hiezu durch.obgsen Lehrkurs gebahnt.
Stuttgart, den 9. Februar 1874.
K. Centralstelle für die Laudwirthschaft.
O p p e l.
Der Zahlungssatz sür Pferde bei Extraposten und Estatetten ist vom 1. März d. I. an bis auf weiteres ans 8 kr. pro Pferd und Kilometer festgesetzt worden.
Ans den; Oberamt Tettna » g den
9. Febr. Im Orte Haslach ereignete sich -letzten Sonntag durch Unbesonnenheit zweier Knaben von 10 und 12 Jahren ein bedauerliches Uuglück. Dieselben machten ein Spiel, wobei der ältere die Rolle eines Fuhrmanns, der jüngere die des Pferdes übernahm; letzterer hatte einen Strick um den Leib geschlungen. Unglücklicherweise wählten sie einen Theil des in.der Nähe befindlichen stillstehcnden Triebrades einer Säge zum fingirten Stalle ans. Der sog. Fuhrmann band den andern Knaben mit dem Stricke an das Rad. Durch die Schwere und Bewegung der Knaben kam das Rad in Lauf und zerriß dem Angebundenen die- Arme der Art, daß beide amputirt werden mußten, was ihn wahrscheinlich das Leben kosten wird. Der andere , wohl aus Furcht vor der Strafe, entfloh und ist bis heute noch nicht aufgesunden. Der Verunglückte ist das einzige Kind seiner Eltern. Der Jammer der beiderseitigen Eltern ist begreiflich. (S. M.)
Aus dem Oberamt Freuden st a d t,
10. Febr. Endlich hat sich der längst ersehnte Winter doch noch ernstlich eingestellt, und für unsere zahlreichen Waldarbeiter! die so förderliche Schneebahn gebracht. — Trotz der ungewöhnlich hohen Preise sämmtlicher Lebensbedürfnisse ist bei uns von wirklicher Noch unter der ärmeren Klaffe nur wenig zn sagen, wie denn auch an die Ortsarmenbehörden nur selten außerordentliche Unterstützungsgesuche gelangen. Namentlich ist cs die Holzindustrie,
die säst allen Klassen der Bevölkerung ununterbrochene Arbeit und Nahrung gewährt.
* Nenenbürg, 9. Februar. Nachdem die angesochtene Bürgerausschnßwahl durch Neknrsenlscheiduna der K. Kreisre- gierung für gültig erklärt worden war, konnte heute erstmals in diesem Jahre eine gemeinschaftliche Sitzung des Gemeinderaihs und Bürgerausschusscs abgchalten werde», in welcher mit großer Bereitwilligkeit nicht nur die der Gemeinde angcsoimenen Gehaltserhöhungen des Präzeptors und Ne- allehrerS, sondern auch die den 4 Lehrern an der Volksschule gesetzlich zukom- menden Aufbesserungen über das absolute Erfordernis; hinaus auf die Stadtkaffe übernommen und sofort vom 1. Juli 1873 an bis zum Neujahr angewiesen wurden.
Ausland.
In Hi) eres ist der Pfarrer Cook, einer der Ueberlebenden von dem Sch'ff- bruch der Ville du Havre, gestorben. Es ist schon der 6. von den 85 Schiffbrüchigen , der seit der Landung in Frankreich den Nachwirkungen jener Schreckensnacht unterlegen ist.
Miszellen.
* Nikolaus Gerbrl aus Pforzheim.
(Fortsetzung.)
Schon früher war er mit Ulrich von Hutten in literarische Verbindung getreten, welcher ihn zu den hauptsächlichsten Beförderern der klassischen Studien zählt, ferner mit seinen Jugendfreunden Philipp Me- lanchlon und mit Erasmus von Rotterdam, der sich in einem Brief also über Gerbel ansspricht: „Seit manchem Jahre habe ich an keinem Umgang mehr Freude gehabt, als an seinem, und von keinem Menschen verspreche ich mir Größeres, als von „Beatus Rbenanns und von Gerbel."
In Straßburg entwickelte er neben den Geschäften, welche sein Beruf mit sich brachte, und zu denen auch die Lösung der Nechts- streitigkeiten des dortigen Domstiftes gehörte, eine erstaunliche wissenschaftliche Thä- tigkeit, namentlich auf den Gebieten der alten klassischen Literatur und der Geschichte, und gehörte schon 1518 zu den berühmtesten Männern seiner Zeit. So gab er in den Jahren 1515 und 1516 unter Anderem Ovids Metamorphosen und den Ferenz heraus.
Als Luther das Werk der Reformation j
gewinnen. Dies geschah vorzüglich dadurch, daß alle Schriften Luthers, um die große Nachfrage zu befriedigen, uachgedruckt wurden , und zwar oft wenige Wochen nach dem Erscheinen des Originals. Mit den Straßburger Geistlichen, mit Ausnahme des erwähnten Matth. Zell, war übrigens Gerbel nicht zufrieden; er schreibt darüber an Johannes Schwebet, gleichfalls ein Pforzhermer, der in Zweibrücken von dem dortigen Pfalzgrasen zum Superintendent ernannt und mit Durchführung der Reformation betraut wurde: „Hier in Strnßburg sind wir in zwei sich hassende Parleien ge- theilt. Straßbnrg ist mein Tod; nur wenige haben Christum lieb, nur e i n Prediger (Zell) predigt das Evangelium, die anderen sind kalt."
An Luther schreibt Gerbel (18. Mai 1521) als jener aus dem Reichstag in Worms war, einen Brief voller Liebe und Theilnahme; aber derselbe scheint Luther,r erst aus der Wartburg zu Händen gekommen zu sein. Mit dessen übrigen Freunden war Gerbel übrigens in größter Angst über Luthers plötzliches Verschwinden bei der Rückreise von Worms, wurde jedoch von Luther in einem Briefe, den er unterm 1. November von der Wartburg aus au Gerbel schrieb, beruhigt. Er versprach darin , ihm seine neuesten Schriften durch Spalatin zu schicken und wünschte ihm Glück zu seiner neulich vollzogenen Herrath. Luther wurde später auch Palhe seines erstgeborenen Sohnes. Noch im Jahre 1521 besorgte Gerbel eine Ausgabe des neuen Testamentes im Urtexte, da die Nachfragen nach diesem Buche kaum zu befriedigen waren. Ein abermaliges Schreiben Luthers an Gerbel ist vom 29. Mürz 1522 datirt. „Ohne Zweifel" heißt es darin, „ist mein Brief ans der Wüste (Wartburg) Dir durch Phil. Melänchthon zugeschickt worden " Luther erzählt in diesem Briefe unter Anderem, daß er in Wittenberg habe Ruhe stiften müssen.
(Schluß folgt.)
Erdbeben in Aussicht. Die
„N. Fr. Pr." schreibt: „Nach der Theorie des Hr. R. Falb stehen für die nächsten Monate zahlreiche und bedeutende Erdbeben bevor; namentlich dürften sich die Tage um den 13. März durch heftige Pa- roxismen bemerkbar machen. Außerdem wären noch die Tage um den 4. und 18. Febrnar, den 3., 13. und 31. März, so-
. ... , ^ , .... iUue den 13. April bedenklich. Die Thä-
beganrr, gehörte Gerbel zu deuMigen Man-des Vesuvs tritt in der Regel einen »ern, welche sich alsbald mit großer Ent- sväter ein
schiedenheit aus die Seite des kühnen Mön-' ches in Wittenberg stellten und überhaupt au den Neligionsangelegenheiteu jener Zeit den eifrigsten Antherl nahmen. Aus diesem Grunde lag er mit Ausdauer dem Studium des neuen Testamentes, der Kirchenväter und der neuen theologischen Schriften ob. Noch mehr als die Straßburger Theologen setzte er sich mit den Wittenberger Reformatoren in engste Verbindung, und er war es hauptsächlich, der durch die Verbreitung der Schriften Luthers gemeinschaftlich mit Matth. Zell in Slraßburg am meisten dazu beitrug, am Oberrhein die Gemüther für die Lehren Luthers zu
Der Panischer.
Wirth: „Heute kann ich Ihnen keinen Auftrag geben — ich Hab' ja den Wein, den ich Ihnen neulich bestellte, noch nicht einmal erhalten!"
Weinreisender: nach Hause schreiben,
„Ich werde sofort jedenfalls ist aber
Ihr Wein noch nicht fertig!" (Fl. Bl.)
Nedaction, Druck und Verlag »orr Jak. Meeh in Neuenbürg.
Für die Monate Februar und März nehmen sämmt- liche Poststellen, im Bezirk auch die Postboten, Bestellungen auf den „G n z t h ä l e r" zu 2/z des Quartalpreiscs an.